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Breite:
44° 50.5' N
Länge:
13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15 UTC+2
Wettermeldung:
vom
13.08.2019 11:45 UTC+2
31 °C
Schwache Brise aus Nordwest

Logbucheinträge zu Passatsegeln

01.04.2019 - Irgendwo im Golf von Aden

Tag 18: Ungeplanter Abstecher nach Aden

Moya flog auch heute den gesamten Tag über die Wellen, der starke Wind hielt an. Um den starken Winddruck in unserem Rigg zu reduzieren, holten wir das Grosssegel ein und änderten unsere Segelkonfiguration. Zur ausgebaumten Genua setzten wir nur noch unsere kleine Fock dazu und verzichteten komplett auf unser Grosssegel. Es wurde deutlich komfortabler an Bord, Moya rollte nicht mehr so sehr von einer auf die andere Seite und segelte dennoch fast ungebremst Richtung Westsüdwesten. Auch mit den beiden Vorsegeln sind wir mit unserer Navigation eingeschränkt, da wir nur direkt vor dem Wind laufen können.

Kurz nach Sonnenuntergang drehte dann der Wind unerwartet auf Südost. Wir überlegten kurz, ob wir eine Turnstunde auf dem Vordeck einlegen sollten, entschieden uns aber dagegen. Es war schon dunkel, die Wellen immer noch hoch und der Wind pfiff. Statt dessen wollten wir die Schifffahrtsstrasse kurzfristig verlassen, um sie später wieder zu treffen. Da die Straße hier weiterhin in WSW Richtung verläuft, später aber nach Nordwesten abknickt, würden wir ein bisschen abkürzen können, wenn wir direkt nach Westen segeln, bei gleichzeitig besseren Windwinkel. Wir warteten also eine Lücke in der Schlange der Cargo Schiffe ab und mogelten uns nördlich aus der Schifffahrtstrasse. Unsere AIS Übertragung schalteten wir zur Sicherheit lieber mal aus. Christian legte sich hin, ich stellte den Timer für die Nachtwache auf 15 Minuten und gab mir 5 Minuten mehr zwischen den Rundumblicken als in der Schifffahrtstrasse, Verkehr war ja nicht zu erwarten.

Der Schlafmangel der letzten Tage schien mir doch mehr zugesetzt zu haben als ich dachte, schon nach den ersten Kontrollblicken muss ich eingeschlafen sein. So tief, dass ich den klingelnden Timer nicht wahrnahm. Normalerweise wecke ich Christian zum Ende meiner Wache, heute nicht. Als ich aufwachte war es noch dunkel, der Timer klingelte (immer noch) und ich stolperte nach draußen für den Rundumblick. Draußen war alles in Ordnung, die Segel standen, kein Lämpchen zu sehen. Erst der Blick auf unser GPS rüttelte mich wach. Kurs 303° und 4:31 Uhr stand dort. „Das kann nicht sein“ dachte ich und tippte auf den Bordcomputer, um ihn aus dem Standby Modus zu holen. Mit Entsetzen stellte ich fest, dass es wirklich schon fast Morgen war und ich die ganze Nacht verschlafen haben muss. Inzwischen waren wir nicht wie geplant nach Westen gesegelt, sondern nach Nordwesten und waren nun kaum mehr 10 Meilen vom jemenitischen Festland entfernt. Aden musste direkt vor uns liegen. Mit weichen Knien weckte ich den Capitano.

Christian konnte meine Aufregung nicht so recht nachvollziehen. Er hatte gut geschlafen und schließlich war ja nichts passiert. „Wenn wir schon mal da sind, können wir doch auch gleich einen Tag bleiben und uns die Stadt anschauen“ meinte er. Ich bin mir zwar nicht so sicher, ob das wirklich eine gute Idee ist, ließ mich aber davon überzeugen, dass wir eine kleine Pause bitter nötig haben, die Kinder Auslauf brauchen und die leeren Gemüsenetze wieder aufgefüllt werden müssen. Wir liegen also inzwischen im Hafen von Aden vor Anker und warten auf die Behörden. An Land sieht alles ruhig aus.

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01.04.2019:
Kommentar from Flo
Sollen dort schöne Kirchen haben...
31.03.2019 - Irgendwo im Golf von Aden

Tag 17: Geisterfahrer

Erst gar kein Wind und jetzt über 25 Knoten. Das entspricht Windstärke 6, starker Wind. An Land bewegen sich bei diesem Wind auch dicke Äste und man hört ein Pfeifen. 20 Knoten hätten mir eigentlich auch gereicht. Ja, ja, ich weiß, irgendwas ist immer. Aber heute Nacht ging es ganz schön zur Sache.

Die inzwischen ordentlichen Wellen rollten unter dem Schiff durch und hoben es an, bevor es wieder hinunter ging, dabei wurde Moya jedesmal leicht nach rechts oder nach links gedrückt. Quer zur Fahrtrichtung sitzend fühlte man sich als würde man ununterbrochen wippen. Moya segelte zwischen den Tankern und Containerschiffen, die noch immer wie auf zwei Perlenschnüren aufgereiht an uns vorbei zogen. Moya machte richtig Fahrt Richtung Westen, wurde jedoch ganz allmählich, über Stunden hinweg nach Süden aus dem Mittelstreifen auf die ostwärts gerichtete Fahrbahn gedrückt. Der Wind kam direkt von achtern, eigentlich sogar schon leicht aus der falschen Seite in das Grosssegels. Wir konnten unter keinen Umständen weiter abfallen (für Nichtsegler: den Wind weiter von hinten nehmen), da wir sonst eine Patenthalse (wenn der Baum unkontrolliert vom Wind von einer auf die andere Seite gedrückt wird) riskieren würden. Das Segel ist zwar mit einer nach vorne ziehenden Leine gesichert, so dass eigentlich der Baum bleiben sollte wo er ist, selbst mit Wind von der falschen Seite im Segel, aber das darf dann auch nicht schiefgehen, da sonst unser Rigg schwere Schäden nehmen würde. Abfallen war somit keine gute Idee, aber nachts als Geisterfahrer unterwegs sein eben auch nicht. Ein noch Norden gerichteter Strom sollte einsetzte und unseren Kurs wieder verbessern. Aber er tat uns den Gefallen nicht.

Um 3 Uhr heute Morgen waren wir dann schon fast eine halbe Meile auf der Gegenfahrbahn und wir mussten was tun. Wir holten das Gross dicht, fuhren eine Halse und nun quer zur Schifffahrtsstrasse. Unser Ziel war, den Mittelstreifen einmal zu queren, um uns dann ganz langsam nach einer erneuten Halse wieder nach Süden drücken zu lassen. Mit dieser Aktion wollten wir ein nächtliches Umbauen unserer Segelkonfiguration verhindern. Das wäre bei diesen Bedingungen nicht so lustig geworden. Unsere Idee funktionierte, nur Murphy schlug mal wieder zu und schickte uns einen koreanischen Tanker genau dorthin wo wir die zweite Halse fahren wollten. Am Morgen hat der Strom dann endlich eingesetzt, so dass wir, trotz des starken Windes, wieder genau auf Kurs unterwegs sind. Viel Wind und Welle haben aber auch was Gutes, wir sind flott unterwegs und Piraten kommen ganz sicher keine vorbei. Mit ihren offenen kleinen Booten wäre das vermutlich ein Selbstmordkomando.

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21.11.2018 - Kupang, Timor, Indonesien

Abschied vom Passatsegeln

Gegen den Wind nach Indonesien

Wir waren ja vorgewarnt. Die Pilotcharts geben klar und deutlich an, dass der Südostpassat westlich der Torresstraße bis Anfang November weht, es danach eine Übergangsphase mit wechselnden Winden gibt und ab Dezember dann der Nordwest Monsun einsetzt, mit viel Regen und Gegenwind für uns. Wir werden also die Regenzeit in Indonesien mitmachen.

Auch die Wettervorhersage sagte nichts Gutes voraus, Flaute oder Leichtwind aus Westen, Bedingungen bei denen ein Segelboot besser bleibt wo es ist, im Hafen. Wir wollten aber trotzdem los, denn wir waren in Kupang verabredet und ohnehin schon spät dran. Um gleich los zu kommen, hatten wir am Morgen schon ausklariert, noch einmal eingekauft und konnten dann direkt Anker auf gehen, nachdem endlich die verflixten Visa für Indonesien abgeholt waren. Nachdem wir das Eisen aus dem Wasser gezogen hatten, konnten wir sogar gleich die Segel setzten. Der Wind kam aus Südwesten, also nicht mehr wie seit Langem von achtern, sondern direkt auf die Nase.

Ab jetzt ging munteres Segel setzten, bergen, kreuzen, wenden, halsen los. Die prinzipiell schwachen Winde hier, drehten sich im Kreis, erst kam der Wind von vorne, dann vom Land, dann aus Norden und war zwischen durch immer auch mal ganz weg. Wir waren also immer mit den Segeln am Arbeiten und der Wind nahm auch auf unsere Nachtruhe keine Rücksicht. Gestern legt der Wind dann richtig zu, 25 Knoten direkt gegenan. Moya legte sich auf die Seite und wir segelten so hart am Wind wie möglich, trotzdem konnten wir den Kurs nicht anhalten, sondern kreuzten langsam Richtung Südwesten bis dann wieder völlige Flaute herrschte.

Heute Morgen bei meiner Morgenwache wollte der Wind dann ein Spielchen mit mir treiben. In 3 Stunden habe ich 3 Mal gewendet, 2 Mal gehalst, 2 Mal Segel geborgen und wieder gesetzt - die Segelmanöver sitzen jetzt jedenfalls wieder. Unser Anker fiel dann vor Teddies Bar in Kupang, in 7 Meter tiefen Wasser und üblen Schwell. Die Wellen kamen vom indischen Ozean herein und rollten, kurz und steil unter Moya hindurch. Die Badeplattform hob sich einen Meter aus dem Wasser bevor sie dann wieder hinein platschte und sogar unter Wasser kam. Das Übersteigen mit den Kindern war ein Abenteuer und anlanden am Strand in den Brechern noch mehr. Aber es ist ja auch kein Wunder, denn wir erwarten mal wieder Besuch. Schließlich können wir ja mit unserer Tradition, Neuankömmlinge erst mal ordentlich an Bord einzuweihen, nicht brechen...

Einreise nach Indonesien in Kupang

Juhu! Am Strand wartete Frank schon auf uns. Die Kinder feierten, endlich mal wieder ein neues Gesicht und auch noch eins das deutsch spricht. Auf der Überfahrt hatten sie schon Bilder gemalt um Frank willkommen zu heißen und jetzt, da es endlich soweit war, waren sie völlig außer Rand und Band. Bevor es aber richtig los gehen konnte, mussten wir erst mal unseren Papierkrieg durchziehen. Erst zum ATM Geld holen: „Super, der ist gleich um die Ecke“ freute ich mich und hob umgerechnet 80 Euros ab, das Maximum, das der Automat mir gab. Dann marschierten die Kinder und ich in das Telefongeschäft nebenan. Unser Ziel war eine SIM Karte zu erstehen. Allerdings scheiterte ich damit zum ersten Mal. Zum einen war ich nicht ganz sicher, ob die Verkäuferinnen wirklich verstanden hatten, was ich wollte. Die Englischkenntnisse waren rudimentär und meine Bahasa Indonesien Kenntnisse noch Null. Aber noch einigem erklären mit Händen und Füßen und Google Translator meinte ich verstanden zu haben, dass der Kauf der SIM Karte an meinem ausländischen Pass scheiterte. Eine nationale ID Karte wurde gebraucht. Wir gingen also wieder unverrichteter Dinge und vertagten unser Problemchen auf später.

Am Strand gab es viele kleine Stände und viele richtig nette Indonesier, die uns gegen eine kleine Gebühr helfen wollten. Die Angebote reichten von aufs Dingi aufpassen, über den Papierkrieg für uns machen und Diesel für uns organisieren bis zur SIM Karte. Das letzte nahmen wir gerne an, genauso wie den Taxiservice (150000 Rupien oder 9 Euro, hin und zurück mit Warten) zur 8km entfernten Immigrationsbehörde (Imigrasi) in der Nähe des Flughafens, mit den einheimischen Minibussen, die hier Bemos heißen, wäre das eine Odyssee geworden. Unterwegs hielten wir noch beim Copy Shop an, denn ab jetzt wird es bürokratisch, alle Papier werden in multiplen Kopien gebraucht: Crewlisten, Schiffsregistrierung, die Voranmeldung der Einreise, die wir online auf der Yachters Website beantragt hatten, unsere Pässe und auch die indonesischen Visa, denn jede Behörde möchte hier gerne ihre Papierberge vergrößern. Mit unseren 60 Tage Visa wurden uns ohne Probleme 60 Tage Aufenthalt im Land gewährt, die Immigrationsbeamten waren schnell, effizient, sehr nett und sprachen Englisch. Genauso war das dann am Hafen Tenau, am anderen Ende der Stadt, bei Zoll, Quarantäne und dem Hafenmeister. Dorthin nahmen wir auch Frank mit und fuhren mit dem Bemo (alle zusammen für 10000 Rupien). Um 16 Uhr stellte sich der Capitano beim Zoll (Bea Cukai) vor, während ich das kleine Krankenhaus für die Quarantäne besuchte. In beiden Behörden wurde viel zusätzliches Papier produziert und noch mehr gestempelt. Ich bekam ein Buch extra für Moya von den Quarantäne Damen, das jetzt auch auf den anderen Inseln weiter geführt werden muss. Der Zollbeamte wollte gerne eine Inspektion auf Moya vornehmen, so dass er und Christian mit dem Motorrad zu Teddies Bar rasten, um dann an Bord unsere Fächer zu kontrollieren und die Motornummer zu fotografieren. Das alles lief so professionell, dass wir um 17:30 Uhr bei Sonnenuntergang beim Hafenmeister standen, der die Papiere von allen Behörden brauchte, um Moyas Einreise abzuschließen. Für die Einreise zahlten wir 110000 Rupien bei der Quarantäne, alles andere kostete nichts.

Vor dem Haus des Hafenmeisters stand ein großer Baum, auf dem eine ganze Familie von Affen wohnten, einfach so mitten in der Stadt. Die Jungs fanden es total spannend zu sehen, wie sie sich von Ast zu Ast schwangen, in den Nestern auf den Ästen saßen und zwischendurch herunter geklettert waren. Danach feierten wir Franks Ankunft und den erfolgreichen Tag in der Bar 999 am Strand, bevor wir uns in der Dunkelheit in die Wellen wagten, um zu Moya überzusetzen.

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06.10.2018 - Pazifischer Ozean - 12°54' S / 161°06' O

Unter Drohnenbeobachtung durchs Korallenmeer

Seit knapp drei Tagen sind wir nun auf See und haben Moyas Segel seit dem Auslaufen in Torres nicht angerührt. Sie stehen immer noch beide auf der Steuerbordseite und drücken unsere Lady ganz leicht nach Lee. Eine leichte Brise aus Süden weht konstant und zieht uns ganz gemächlich Richtung Westen. Die See ist fast glatt, nur kleine Wellen plätschern gegen Moyas Rumpf. So konstant gemütlich waren wir bisher selten unterwegs und das obwohl diese Breiten für Flaute berüchtigt sind. Der Wind und die See zeigen sich momentan von ihrer besten Seite, tagsüber mit lockerer Bewölkung und Sonne, nachts mit atemberaubenden Sternenhimmel, der Milchstraße und leuchtendem Plankton ringsum Moya im Wasser.

Wir gehen unseren alltäglichen Beschäftigungen nach, die Kinder spielen und ich habe sogar einen Modus gefunden vorzulesen ohne dass mir übel wird. Das geht nur im Liegen mit dem eBook reader - das weiß ich aber erst seit vorgestern. Die neu gewonnene Freiheit genießen die Kinder in vollen Zügen, so dass wir schon Michel aus Lönneberga fertig und Ronja Räubertochter und Warum gibt es alles oder nichts? halbfertig gelesen haben. Ansonsten hadern die Jungs momentan etwas mit unseren Regeln an Bord, so dass wir mehrmals täglich trotzig weinende Kinder zur Beruhigung in ihre Koje schicken müssen. Es ist nur schwer zu begreifen warum der Würfel eine Sekunde nach dem Satz “wenn Du ihn wieder mit Absicht runterwirfst, hören wir auf zu spielen”, wieder auf den Boden gepfeffert wird. Wir führen also neben dem Segelboot ganz normale Erziehungsgrabenkämpfe. Manchmal wüsste ich gerne, wie andere Eltern diese Phasen ihrer kleinen Tyrannen in geregelte Bahnen lenken, hier bekommt man leider eher wenig externe Impulse und schlägt sich so durch - hoffentlich ohne den Kurzen zu schaden, auch wenn die Stimmung an Bord manchmal etwas leidet.

Das Aufregendste der letzten beiden Tage waren aber tatsächlich nicht unsere Kinder, sondern eine riesige, weiße Drohne. Die ist mit ihren etwa 10-15 Meter Flügelspannweite im Tiefflug nur knapp über Moyas Mast hinweg gedonnert und war in Sekunden mit ihrem Düsentrieb am Horizont verschwunden. Wir rätseln immer noch wo die hergekommen sein mag. Von Vanuatu wohl eher nicht, denn dort hängen selbst die Patrouillenschiffe im Hafen fest, da kein Geld für den Diesel da ist. Auch von den Salomonen und Papua-Neuguinea ist es schwer vorstellbar, dass so ein Gerät kommt, beide Länder sind sogar noch ärmer als Vanuatu. Wer sonst noch Interesse an diesem Seegebiet haben könnte wissen wir nicht so recht, am ehesten vielleicht noch Australien, aber von dort sind wir immerhin noch 1000 Meilen weit weg und die Flüchtlinge bis in ihre Ursprungsländer zurückzuverfolgen, werden wohl selbst die Aussies nicht.

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23.07.2018 - Pazifik 14°13.7’ S / 158°43.4’ W

Ein Tag auf See auf dem Weg nach Suwarrow

1:30 Uhr: Ich sehe ein rotes Licht am Horizont. Es ist die Patience. Offensichtlich fährt der schwäbische Wahlkanadier, den wir schon von Tahiti und Bora Bora kennen auch nach Suwarrow. Das wird sicher eine nette Truppe dort. Die angesagte Brise lässt noch auf sich warten. Mit ausgebaumter Genua und leicht gerefften Gross machen wir 3 Knoten Richtung Suwarrow, wenn das so weiter geht brauchen doch noch einen Tag länger.

5:00 Uhr: Christian hat mich gerade zur Morgenwache geweckt. Der Himmel ist noch finster, ohne Mond, der ist schon gegen 1 Uhr untergegangen, aber mit einigen Sternchen und dem roten Licht 3 Meilen hinter uns.

6:30 Uhr: Joni kommt schlaftrunken aus der Koje geklettert. Er ist heute spät dran und legt sich zu mir auf die Sitzkissen, die Christian gestern Abend auf dem Boden im Salon ausgebreitet hat. Alle 15 Minuten klingelt der Timer für den Rundumblick, die Sonne ist noch nicht da aber am Himmel hinter uns dämmert es. Dunkle Wolken kündigen Regen an.

7:30 Uhr: Joshua ist mittlerweile auch wach, genauso wie die Sonne. Geregnet hat es nicht wirklich. Der Wind ist immer noch lau. Wir bereiten das Frühstück vor.

8:00 Uhr: Patience ist immer noch da. Christian steht auf und ruft sie mit dem Funkgerät. Ja genau, nach Suwarrow soll es gehn. Dann frühstücken wir.

9:00 Uhr: Segelumbau an Deck. Die Genua muss rein, unser Leichtwindsegel dafür rauf. Wir setzen es bei stehendem Grosssegel und stellen überrascht fest, dass das Segel immer wieder einfällt - genauso wie beim letzten und vorletzten Mal. Christian zieht das Grosssegel an den Reffleinen nach unten, wir können also auf Kurs bleiben, nur für das letzte Stück arbeiten wir zu zweit, nachlassen und Segel einsammeln - dann ist es drin und der Blister steht 1a am Himmel. Trotzdem nicht mal 4 Knoten Fahrt, da muss die Genua eben nochmal mit helfen. Jetzt sind es 4, bei 8 Knoten Wind - immerhin.

9:30 Uhr: Wir sind mit den Segeln fertig. Moya ist auf Kurs, zumindest fast 300° statt 285° damit können wir leben. Die Kinder legen gerade ihren Zwist bei, wer das blau Legoteil haben darf, als wir ins Cockpit klettern. Ich räume die Pantry auf.

10:00 Uhr: Mit Lego werden jetzt Brötchen gebacken, Pizza gemacht, Suppe und Lasagne hergestellt und zu Unsummen an mich verkauft. Ich esse so ein mindestens 20 gängiges Menü von den beiden Köchen, die mit immer wieder anderen Köstlichkeiten ins Cockpit kommen. „1000 für den Fisch“ „So viel habe ich nicht, ich geb Dir 10“ „Ok, 3 Euros Wechselgeld zurück“

11:25 Uhr: Ich lese mit Joni die Bootsfahrt von Kunibert, danach Rapunzel. Christian berechnet unser Etmal 82 Meilen, das war aber auch schon besser.

12:30 Uhr: Es gibt Suppe und Brotcroutons aus dem letzten Baguette - Frankreich ade. Schade, das Essen werden wir auch vermissen.

14:00 Uhr: Wir basteln ein Booklet, um auf Suwarrow einen Geo Cache zu hinterlassen. Die Kinderboote, mit denen wir im Pazifik unterwegs waren, wollen auch dorthin und freuen sich bestimmt über eine Schatzsuche.

16:15 Uhr: Es wird Zeit für den Brot- und Pizzateig. Die Jungs hören Bibi Blocksberg.

17:30 Uhr: Christian ist am Kurzwellenfunkgerät mit Nick von der Mango, so wie die letzten 8 Tage immer zu dieser Zeit. Heute steht die Verbindung. Die ganze Familie lauscht, was die Kids schon auf Suwarrow erlebt haben und ob sie noch da sein werden, wenn wir kommen. Sie werden - juhuu!

18:00 Uhr: Das Brot wandert in den Backofen und Christian und ich an Deck, um mit dem letzten Licht des Tages, den Blister vom Himmel zu holen und das Grosssegel zu setzten. Die Polymagnet Funkrunde verpassen wir -doofe Zeit.

18:30 Uhr: Jetzt aber schnell die Pizza fertig machen, die Hyänen heulen schon.

19:00 Uhr: Abendessen und Kinder bettfertig machen, danach ist es Schlafenszeit für alle außer den Capitano, der startet seine erste Wache und spült ab.

23:00 Uhr: Ich stehe auf zur Nachtwache. Das rote Licht ist immer noch da.

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22.07.2018 - Pazifik 14°54.7S; 157°13.9W

Die gefährliche Mitte

so wurde der Abschnitt des Pazifiks zwischen Tahiti und Tonga von Cruisern benannt. Für viele war die Passage von Bora Bora nach Tonga sogar der schlimmste Teil ihrer Pazifiküberquerung oder gar einer noch längeren Reise wie der Weltumsegelung. Auch wir haben schon auf den Gesellschaftsinseln gemerkt, dass von einem konstant wehenden Südostpassat keine Rede sein kann und das Wetter keine Langeweile aufkommen lässt. Abwechselnd hatte es fast keinen Wind, dann steifen Wind mit 30 Knoten oder mehr und das vor Anker. Außerhalb der von den Riffen geschützten Lagunen kamen oft hohe Welle aus Süden dazu. Wir haben deshalb auch gehörigen Respekt vor den Elementen in diesem Gebiet.

Nachdem die Wettervorhersage in den Grib files dann auch oft unzuverlässig war, haben wir uns ein bißchen näher mit der Großwetterlage im Südpazifik beschäftigt und verstehen jetzt ein bißchen besser wie diese Phänomene zustande kommen. Südlich von uns befinden sich Hochdruckgebiete, welche uns die aus Südwesten wehenden Trade-Winds bringen. Im Winter auf der Südhalbkugel ziehen südlich von 30° Süd in regelmäßigen Abständen Tiefdruckgebiete von Westen nach Osten, welche auch das Wetter in unseren Breiten bestimmen. Zum einen verstärkt ein gerade vorbei gezogenes Tief den Südostwind im Hoch, man spricht von accelerated Trade Winds, die auch mal mit 30 Knoten blasen. Zum anderen treffen die südöstlich Winde, die nördlichen Winde der unten gerade vorbeiziehenden Überbleibsel der Tiefdruckfronten. Wenn das passiert sind die globalen Wettermodelle hilflos überfordert und sagen vorher, dass in den nordwestlichen Verlängerungen der Tiefdruckfronten die Winde sich gegenseitig auflösen, Flaute also. In diesen Scherungen findet tatsächlich aber alles andere als Flaute statt. Oft gibt es starke Böen aus verschiedenen Richtungen gepaart mit heftigen Squalls, Wetter in das man besser nicht hineinkommen möchte. Seit wir das verstanden haben ziehen wir zusätzlich zu den Gribfiles, die Wetterkarten von Honolulu für den gesamten Pazifik, damit sieht man zumindest die Tiefdruckgebiete schon weit im voraus und kann sich auf die assoziierten Scherungen einstellen oder sie ganz vermeiden indem man eine andere Route wählt.

Seitdem wir in Maupiti gestartet sind können wir uns aber über starken Seegang und viel Wind nicht beschweren, stattdessen kämpfen wir seit gestern mit dem Gegenteil, es weht nur eine schwache Brise mit weniger als 8 Knoten. Überdurchschnittlich viel klettern wir an Deck herum und versuchen die Segel zu optimieren. Erst Passatbesegelung mit ausgebauter Genua, Fock und und Grosssegel, dann Leichtwindbesegelung mit dem Assymetrischen und der Genua um besser voran zu kommen. Über Nacht Umbau wegen der Squalls, mit gerefftem Grosssegel und Genua und heute morgen wieder alles zurück auf Leichtwindbesegelung. Trotzdem schafften wir in den letzten 24h gerade mal 80 Meilen, aber wenigsten wachsen langsam die Seebeine. Und wenn der Wind wieder etwas draufpackt sind wir in drei Tagen da.

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19.07.2018 - Pazifik 16°15.4S; 152°41.9W

Augen auf und durch

das war unser heutiges Motto. Nachdem wir gestern zum Pass gewandert waren und mit unterschiedlichen Meinungen - von “kein Problem, nur etwas ungemütlich” über “das sieht unsicher aus” bis zu Joshuas “auf keinen Fall” - zurück kamen, beschlossen wir heute morgen Anker auf zu gehen. Das Aussenriff sah nicht mehr ganz so weiß aus, so dass wir wenigsten mal in den Pass schauen wollten.

Bevor es aber losgehen sollte, kühlten wir die erhitzten Köpfe in der Lagune ab und hatten nebenbei noch eine Wahnsinnsbegegnung mit zwei Manta Rochen. Die Stachelrochen von Bora Bora fanden wir schon toll, aber die riesigen Mantas sind einfach noch beeindruckender. Sie sehen ein bißchen aus wie riesige Fledermäuse, die mit eleganten, schwingenden Bewegungen durchs Wasser gleiten und dabei das Plankton aus dem Wasser filtern. Die beiden harmlosen Riesen hatten eine Spannweite von mindestens 3-4 Metern und glitten wenige Meter unter uns durchs Wasser. Sie sollen wohl jeden Tag in die Lagune von Maupiti kommen, um zu fressen, aber gestern hatten wir sie nicht gesehen. Welch ein großartiger Abschied von französisch Polynesien!

Während wir schnorchelten wartete Moya passagenbereit auf uns. Die wichtigen Punkte der Projektliste sind abgearbeitet, so dass sie startklar für die nächste große Ozeanpassage war. Nur der Pass lag noch zwischen uns und dem Ozean. Wir tuckerten ins Fahrwasser, mit 2 Knoten Fahrt durchs Wasser machten wir 7.5 Knoten über Grund. Das gesamte Wasser, das der Schwell in die Lagune gedrückt hatte wollte durch den einzigen Pass wieder in den Ozean. Wir schauten. Ruhiger als gestern, aber alles andere als ruhig war das Wasser. Rechts und links des Passes rollten immer noch Brecher ans Riff, im Pass gab es immer noch durchgequirltes Wasser, aber es sah nicht mehr unmöglich aus da sicher hinauszukommen. Der Capitano entschied: „ Moya kann das“, wohl war mir nicht, aber kein Veto und bevor ich mir es anders überlegen konnte war ich eingespannt und schaute für Christian nach hinten auf die Peilungen. „Jetzt links abbiegen, wir sind in der zweiten Peilung“, ich hatte keine Zeit um den Brechern Beachtung zu schenken. Moya pflügte durch das aufgewühlte Wasser, geleitet von Christian, die Kinder wie immer wenn es unruhig wird unten im Salon. Dann ließ der Nervenkitzel nach, wir waren durch und sahen die Schaumkämme nur noch von hinten.

Henry brachte uns noch ein wenig weiter von der Insel nach Süden, um genug Abstand zu kriegen, dann setzten wir die Segel. Wing to Wing, das Grosssegel links, die Genua ausgebaumt rechts. Der Wind kam genau von hinten, also von Osten, wir wollten mal wieder nach Westen, 650 Meilen. Nächster Halt Suwarrow. Die 15 Knoten Wind reichten heute für überraschend schnelle 6 Knoten Fahrt, trotz der schwappenden See. Wir kommen also gut voran und heften uns endlich an die Fersen von Mango, die vor 5 Tagen gestartet ist.

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26.06.2018 - Papeete, Tahiti, Gesellschaftsinseln, Französisch Polynesien

Stadt auf polynesisch

Der Wind hatte in der Nacht nachgelassen, so dass wir schon darüber nachdachten ob wir Henry an den Start bringen müssen, um noch bei Tageslicht auf Tahiti anzukommen. In der Dunkelheit in unbekanntes Terrain zu segeln, noch dazu wenn die Inseln von Korallenriffen umgeben sind wollten wir nicht wagen, auch wenn der Pass nach Papeete hinein so gut betont ist wie es eben möglich ist. Einen kleinen Zeitpuffer hatten wir noch, so dass wir zumindest bis morgens warten konnten bevor wir die Maschine anschalten würden.

Am Morgen legte der Wind wieder ein wenig zu. Wir kreuzten erst ab und setzten schließlich Passatbesegelung. Durch ein wenig Segeltrimm holten wir schließlich über 5 Knoten Fahrt aus der schwachen Brise heraus und segelten am Nachmittag gegen 15:30 Uhr um den Point Venus. Das ist die nördlichste Spitze von Tahiti auf der Captain Cook damals schon seine Instrumente aufbaute um den Venus Transit zu beobachten. Tahiti lag in dichten grauen Wolken und begrüßte uns mit Regen. Ja auch hier kommt das mal vor und dann sieht auch die Südsee nicht mehr so richtig aus wie die Südsee. Seit langer Zeit sahen wir zum ersten Mal wieder ein Flugzeug über unsere Köpfe hinweg fliegen, das den nahe gelegenen Flughafen ansteuerte. Joni wollte gleich wissen "Sitzen Oma und Opa da drin" - da wir bewusst seit dem Nachhauseflug der Großeltern in der Karibik keine Maschine mehr gesehen hatten.

Kurz darauf funkten wir mit dem Port Captain und erhielten Erlaubnis in das Hafengebiet von Papeete einzulaufen. Vergeblich versuchten wir jemanden von der Marina Papeete ans Funkgerät zu kriegen und suchten uns schließlich einfach so einen Liegeplatz an den Stegen. Von anderen Seglern erfuhren wir später, dass ab 16 Uhr Feierabend und keiner mehr da ist. Die Marina liegt im Herzen von Papeete, direkt dahinter befindet sich die Uferpromenade, das Einkaufsviertel und eine bis spät in die Nacht stark befahrene Straße. Mit der Marina-Zugangskarte vom Nachbarschiff eilten wir in die Stadt. Nach fast 3 Monaten fast ohne Autos mussten wir uns erst wieder an die Geräuschkulisse, das Brummen, Hupen und Knattern gewöhnen. Auch Abends im Cockpit sind uns die Stadtgeräusche momentan sehr präsent. Dafür hatten wir noch einen Tag Galgenfrist bis wir wieder mit Menschenmassen konfrontiert wurden, die Stadt ist nämlich nach 16 Uhr wie ausgestorben, alle Läden sind dicht, die Rollläden zu und die Restaurants um 18 Uhr noch nicht geöffnet.

Aber wir fanden die Ecke mit den Food Trucks. Das ist ganz toll, auf einem Platz bauen jeden Abend ungefähr 20 Minibusse ihre Küche und Tische auf und verkaufen Essen und Getränke zu für Tahiti günstigen Preisen. Man hat hier die Qual der Wahl, es gibt alles von gegrilltem Fisch, über Steak, Sashimi und polynesischen Spezialitäten bis hin zu Crepes und Hamburger. Das war genau das Richtige für uns, jeder konnte das Essen was er am liebsten hatte und die Kinder konnten nebenbei auch noch Rennen. Bei Nachhausegehen bewunderten wir dann die vielen Lichter der Stadt in der Dunkelheit und die wunderschön beleuchtete Marina. Durch die Beleuchtung im Wasser sah man sogar Korallen und viele bunte Rifffische umher schwimmen, die man sonst nur mit dem Schnorchel vors Gesicht bekommt.

Heute wurde dann gewaschen, Laufrad und Roller gefahren, Spielplatz erobert und eingekauft. Das erst Mal seit Panama gibt es hier wieder Alles zu kaufen. Die Preise sind zwar auch hier zum Davonlaufen, aber heute durften wir, immerhin haben wir die letzten drei Wochen keine 100 Euros unter die Leute gebracht - schlicht weil es keine Möglichkeit dafür gab. Als die Jungs sahen was da in meinem Rucksack war, fingen sie an auszupacken. Sie aßen innerhalb von Sekunden direkt neben der Waschmaschine Kiwis, Joghurt und Schokocroissants - all das was es seit Monaten nicht mehr gab - und hätten gleich mit den Birnen weiter gemacht, hätte ich sie nicht gestoppt. Es war eine richtig kleine Essparty. Danach ging es noch in die Stadt, dieses Mal waren die Geschäfte geöffnet. Besonders die Markthalle fand ich richtig schön und natürlich die vielen bunten polynesischen Tücher und Kleider.

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27.06.2018:
Kommentar from Gabi
Hallo Ihr Seefahrer, schade, dass es bei mir nicht geklappt hat, aber jetzt nutzt den Regen für das Gauguin-Museum, gefällt sicher auch den Kindern. Viel Vergnügen weiterhin wünscht Tante Gabi
04.07.2018:
Kommentar from MoyaCrew
Ja das wäre wirklich toll gewesen, Französisch Polynesien mit Dir unsicher zu machen. Aber aufgeschoben ist ja nicht....Für Gauguin hat es leider nicht mehr gereicht.
05.05.2018 - 7°28'S / 130°10'W, Pazifik

6 Jahre

Gestern morgen hat es plötzlich angefangen zu regnen. Der Regen prasselte auf Moyas Deck und spülte die Salzwasserreste weg. Es war nur ein kurzer Regenschauer. Genau wie sechs Jahre davor, als es auch wie aus heiterem Himmel begonnen hatte zu schütten. Damals fuhren Christian und ich gerade mit Gabis zitronengelben Zweisitzer durch enge Straßen auf die Maisenburg. Es ging entlang von Bäumen, die gerade in weisser Blüte standen oder ihre ersten hellgrünen Blätter sprießen ließen. Vor dem Wolkenbruch war es schon sommerlich warm. Wenn mich an diesem Freitag jemand gefragt hätte „wo wirst du in sechs Jahren sein“, hätte ich ihm wohl vieles geantwortet, aber sicher nicht „mit zwei kleinen Kindern auf einem Segelboot auf dem Weg nach französisch Polynesien“.

Jetzt haben wir zwar gerade genug von Wasser soweit das Auge reicht, aber ich finde trotzdem, dass es wohl nur wenige bessere Plätze für uns hätte geben können. In ein paar Tagen werden wir in Hiva Oa ankommen und ein Stückchen Erde erkunden auf das man ohne Segelboot nur schwierig kommt. Ich bin schon so gespannt was uns dort und auch auf unserer weiteren Reise erwartet.

Um Moya schon einmal schick für die Ankunft zu machen, haben wir heute die Gunst der Stunde genutzt und geputzt, gewaschen und geschrubbt. Nur von Innen natürlich, von außen sieht unsere Lady momentan schrecklich aus, wo das Wasser hinspritzt ist der weisse Lack gelblich braun und am Unterwasserschiff - zumindest das was man von Deck aus sieht- wachsen irgendwelche länglichen Ärmchen ins Wasser. Das Wasser des Pazifik scheint anders zusammengesetzt zu sein wie das des Atlantiks, wo wir so etwas gar nicht beobachteten hatten. Ich fürchte mich ja schon ein wenig vor dem Blick ins Wasser und gehe davon aus, dass wir Stunden brauchen werden bis der Bewuchs ab ist obwohl wir eben erst das Antifouling erneuert haben.

Innen gab es heute dafür frisch geputzte Fenster, frisch gewaschene Bettwäsche und geschrubbte Polster im Decksalon. Der Schwell, der uns mittlerweile schon seit Wochen durchrüttelt, war heute deutlich kleiner, so dass wir nicht mehr wie die Sturztrunkenen durchs Boot fielen, wir am Tisch keine Unfälle hatten und ein bißchen für den Landfall vorbereitet konnten. Ja - ich weiß - es sind zwar noch ein paar Tage, aber man weiß ja nie welche Überraschung der Ozean für morgen parat hat. The downside: mit der schwächeren Welle, hat auch der Südostwind nachgelassen, wir sind also mal wieder im Schneckentempo unterwegs.

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03.05.2018 - 6°43'S / 125°37'W, Pazifik

Pacific Crossing Tag 29: Bang!

Heute morgen, wir waren eben fertig mit dem Frühstück, ich war gerade dabei die Krümmel vom Frühstückstisch über Bord gehen zu lassen und hörte ein lautes metallisches Geräusch. Die Sonne schien, es wehte eine mäßige Brise aus Osten, einige Wellen hatten gebrochene Kämme und kamen von schräg hinten - leichtes Passatsegeln also, so dass ich im ersten Moment dachte, unser Vorsegel hätte mal wieder am Spibaum gerissen. Aber das Geräusch war irgendwie anders und kam von einer anderen Richtung. Ich hob den Blick zu unserem weit ausgestellten Grosssegel und sah sofort da stimmt etwas ganz und gar nicht. Anstatt schön gespannt eine Tragfläche zu bilden, schlug das Tuch Wellen. In der nächsten Sekunde lief mein Gehirn auf Hochtouren und ging die Möglichkeiten durch - die Grossschot lag unverändert in der Klemme, das Fall war weiterhin durchgesetzt, aber die Spannung des Unterlieks fehlte und da sah ich das Schlamassel auch schon. Das 5 mm Stahlseil unseres Unterliekstreckers war gerissen und mit ihm das Gurtband das unser Großsegel in der Baumführung fixierte. „Christian, kannst du mal eben kommen, unser Großsegel hat ein Problem?“ rief ich und fing gleichzeitig schon an zu überlegen wie schlimm der Schaden ist und ob wir ihn provisorisch beheben können.

Als der Capitano Sekunden später aus dem Niedergang sprang und uns schon mit Vorsegel Richtung französisch Polynesien segeln sah, waren die Alarmglocken bei mir schon wieder ausgeschaltet - notfalls würden wir einfach im ersten Reff segeln. Christian holte meinen Gedankenvorsprung blitzschnell auf und präsentierte auch gleich die Lösung unseres Problems. Wir gingen erstmal ins erste Reff, damit Moya wieder Fahrt aufnehmen konnte. Danach holen wir die Grossschot dicht, lösten die Reste unseres Unterliekstreckers vom Segel und zweckentfremdeten dann unsere dritte Reffleine, um sie bis wir ein neues Stahlseil organisieren können, als Unterliekstrecker zu verwenden. Für den Augenblick haben wir zwar kein drittes Reff mehr, aber das ist verschmerzbar, haben wir es bisher nur sehr selten gebraucht. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass unsere Reff-3 Leine stark genug ist und wir so bis zu den Marquesas und vielleicht sogar bis nach Tahiti, wo es eine bessere Versorgung an Ersatzteilen gibt, segeln können. Moya ist inzwischen wieder voll besegelt und pflügt in Richtung der 800 verbleibenden Meilen Marke.

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01.05.2018 - 6°37'S / 121°39'W, Pazifik

„Wann sind wir da?“

Habe ich zwar von den Kindern erst ein oder zwei mal gehört seit wir Anker auf gegangen sind, aber es wird langsam wirklich Zeit, dass wir endlich ankommen. 4000 Meilen sind einfach ne Menge Holz. Trotz der guten Bedingungen - guter Segelwind von achtern, moderate Welle von hinten - hätte ich dann doch nichts dagegen eine Nacht durchzuschlafen, wieder zusammen anstatt in Schichten (um die Teller der Kinder vor dem Flug durchs Schiff zu bewahren) zu essen oder etwas anderes als Wasser zu sehen. Wir kommen zwar gut voran, aber 1000 Meilen bis zum Ziel - oder eine Woche Fahrt, wenn es gut läuft - sind es eben immer noch.

Joshua und Jonathan nehmen unsere Roller Coaster Fahrt gelassen hin, fegen durchs Boot und spielen in unserer Bootswelt. Die Beiden sind angepasst und übernehmen Aufgaben an Bord. Sie sind Ausguck, Navigator oder Smutje, wenn sie nach anderen Schiffen schauen, auf der Seekarte festlegen wo es hingehen soll oder in der Pantry beim Backen und Kochen helfen. Ich frage mich die ganze Zeit, ob sie unsere Landgänge tatsächlich nicht vermissen oder es momentan nur vergessen haben wie schön es ist auf dem Spielplatz zu toben, zu rennen und im Sand zu buddeln. Für Christian und mich ist auf jeden Fall Luxus, dass die Kinder nicht nörgeln, auch wenn sie trotzdem manchmal ganz schön anstrengend sind und die Fenster auf Grund der Lautstärke an Bord klirren. Vor allem gegen Abend sind die Jungs oft unausgeglichen, ärgern uns und sich gegenseitig, was dann doch öfter in Tränen endet. Ob das an zu viel nicht verbrauchter Energie liegt oder einfach nur ganz normale Müdigkeit ist, kann ich nicht sagen - vielleicht ist es ja auch beides?

Interessant finde ich, dass wir relativ oft davon reden, was wir wohl machen wenn wir wieder in Deutschland sind. Joni hört dabei eigentlich nur zu oder plappert nach während Joshua sich Oma und Opa, verschiedene Ausflüge aber am wichtigsten Döner und Brezeln wünscht. Wie unsere Wohnung aussah weiss Joshi noch ganz genau, Joni erinnert sich dagegen nicht. Im Moment wollen die Beiden noch nicht zurück an Land und Joshua plant schon um die Welt zu segeln, wenn er groß ist, aber irgendwie denke ich trotzdem, dass es für sie wichtig ist zu wissen, dass wir nicht für immer segeln werden. Jetzt freuen wir uns aber erstmal auf unseren Landfall in den Marquesas.

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26.04.2018 - 6°34'S / 111°10'W, Pazifik

3 Wochen auf See

Länger als jemals zuvor und wir sind noch nicht da. Aber wir sehen auf unserer Seekarte deutlich, dass wir nun näher an den Marquesas als an Panama sind. Es liegen „nur“ noch 1680 Meilen vor uns 2300 Meilen sind bereits geschafft. Navionics mutmaßt, dass wir noch weitere 12 Tage rollen werden - wir wagen allerdings noch keine Hochrechnung, da unser Tempo doch fast ausschließlich von Wind und Ozean bestimmt wird. Die Wellen haben inzwischen ein kleines bißchen nachgelassen, aber sie kommen dafür nicht mehr so konstant, das Meer ist unruhig, so dass wir jetzt noch mehr durchs Boot geschleudert werden wie die Tage davor. Manchmal haben unsere Bewegungen etwas von Slapstick und erinnern an James von Dinner for one beim Servieren des dritten Gangs „skull“. Nur die Kinder sind wesentlich graziöser unterwegs als Christian und ich.

Nachdem wir gestern den 6sten Tag in Folge Mahi gegessen haben und wir unseren Gaff in den dunkelblauen Tiefen versenkt haben, hat unsere Angel momentan Ruhepause. Es muss mal wieder etwas anderes auf den Tisch. Nach den letzten Tomaten gestern, haben wir heute unsere letzte Ananas verdrückt. Auch Bananen, Melonen, Broccoli, Paprika, Sellerie und Salat sind inzwischen aufgebraucht. Nach drei Wochen gibt es noch Orangen, Äpfel, Kokosnuss, Kartoffeln, Zwiebeln, Kürbis, Kraut, eine Gurke und zwei Karotten. Letztere werden es wohl nicht mehr bis morgen schaffen. Trotzdem bin ich überrascht wie lange unsere frischen Vorräte überlebt haben. Frischer als vom Gemüsegrossmarkt in Panama City bekommt man Obst und Gemüse vermutlich nur noch direkt beim Bauern. Auch die Lagerung der Vegis hat dieses Mal besser geklappt als bei unserer Atlantiküberquerung, bei der ich ständig gegen Fäulnis in der Bilge gekämpft habe. Karotten konnte ich bei der letzten Passage nur im Kühlschrank aufbewahren, da sie innerhalb von 3 Tagen in der Bilge angefangen haben zu schimmeln. In Panama waren die Karotten beim Einkauf nicht gekühlt, so dass sie per se schon viel länger haltbar sind. Dieses Mal liegen sie in einer gut belüfteten mit einem Tuch abgedunkelten Box zusammen mit den Kartoffeln im Vorschiff. Beides hat bisher ohne Fäulnis ungekühlt gehalten. In Zukunft werde ich wenn möglich nur noch auf dem Markt einkaufen.

Ansonsten ist alles beim Alten bei uns, auch nach drei Wochen auf dem Wasser herrscht der ganz normale Wahnsinn.

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28.04.2018:
Kommentar from Eva Maria Eugster
Hallo ihr Lieben! Wir sind am Donnerstag Morgen in Galapagos auf der Isla Santa Cruz angekommen. Haben uns nach langem hin- und her doch entschlossen einen Stopp einzulegen. Wünschen euch weiterhin eine gute Passage und hoffen, euch in den Marquesas zu treffen! Ganz liebe Grüsse von der Mirabella Crew
14.05.2018:
Kommentar from MoyaCrew
Wow, da wart ihr ja schnell. Wir freuen uns sehr auf Euch. Die Jungs warten sehnsüchtig auf Eure Mädels.
24.04.2018 - 7°04’S / 106°57’W, Pazifik

Pacific Crossing Tag 20: Die Hälfte ist geschafft!

2000 Meilen sind wir jetzt von Panama City entfernt, genauso weit ist es noch zu den Marquesas. Wir feiern Bergfest und essen zur Feier des Tages Pfannkuchen. Die Kinder sind begeistert. Während ich in der Pantry arbeite und mit der Pfanne, dem Mehl und den Eiern jongliere, verdrücken die beiden einen Eierkuchen nach dem anderen und grinsen dabei über beide Backen. Ich kann kaum so schnell nachliefern wie die beiden und der Capitano essen. Die Kuchenbäckerei ist bei fast drei Meter Wellengang (laut unseren GRIB files) auch eine etwas wackelige Angelegenheit. Der Herd schwingt und gleicht die Bootsbewegungen aus während ich nebenan tippele damit die Teigkelle in der Pfanne landet und sich nicht im Boot verteilt. Am Bauch spürte ich die Hitze der Flammen einige Male ziemlich intensiv, auch wenn ich inzwischen geübt bin im Rollercoaster Essen zuzubereiten. Aber ich denke trotzdem wir jammern hier auf hohem Niveau, Moya macht ihre Sache wirklich gut und pflügt durch die Wellen des Pazifiks. Seit zwei Tagen stehen Genua und Mainsail unangetastet auf der Steuerbordseite und ziehen uns mit 7 Knoten, unserer Höchstgeschwindigkeit, Richtung Westen. Wir legen Etmale von über 140 Meilen hin - für uns ist das absolute Spitze.

Trotzdem haben uns bisher alle anderen Segler überholt. Mittlerweile waren es 4, die wir am AIS haben vorbeiziehen sehen. Die letzte Yacht Dol Selene, die kleinste, nur 2 Meter länger als wir, hat uns weite Strecken der Nacht begleitet, bevor auch ihr Lichtlein wieder im Dunst verschwand. Die schnellen, großen Segelboote und Katamarane kämpfen weniger mit der Geschwindigkeit, aber dafür mit dem Material. Wir haben schon von Mastbruch in einer 8 Beaufort Windböe, gebrochnem Ruder, großen Mengen an Salzwasser in der Bilge, gebrochenen Bäumen und zuletzt gestern von einem gebrochenen Geräteträger auf Passage gehört. Bisher waren wir (klopf, klopf, klopf - das war meine Faust auf Holz) von solch schlimmen Dingen verschont und sind bei diesen Geschichten immer wieder froh wie stark, zuverlässig und sicher Moya ist. Natürlich können auch wir Probleme bekommen, aber bei den momentanen Bedingungen waren wir überrascht, dass die „Barefeet“ nur wenige Meilen von uns entfernt einen Bruch ihres Geräteträgers meldeten. Auf Grund der Zitat „rauhen See“ müssen sie nun notdürftig ihr Dingi und die Solarpanels vom Absturz in den Ozean bewahren.

Nach den Wellengiganten von Kolumbien sind die Wellen hier für unser Empfinden zwar etwas wackelig, aber noch kein Grund zur besonderen Besorgnis. Wir sind aber trotzdem froh, dass die See die nächsten Tage wieder etwas ruhiger werden soll. Der Südost hingegen wird laut Vorhersage weiter stetig mit 15 bis 18 Knoten wehen, so dass wir guter Dinge sind, dass die zweite Hälfte unseres Paddel Jumps weniger als 20 Tage dauern sollte.

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25.04.2018:
Kommentar from Dieter
Herzliche Grüße aus dem Museumshafen in Kappeln und großen Glückwunsch zum Bergfest. Euch und den Kindern weiterhin eine glückliche Weiterreise! Wir freuen uns , dass sich Moya so gut macht. Dieter, Adolf und Wolfgang
14.05.2018:
Kommentar from MoyaCrew
Danke Dieter et al. Ihr habt halt einfach super Arbeit geleistet und könnt wirklich immer noch stolz darauf sein.
22.04.2018 - 6°12’S / 101°28’W, Pazifik

Pacific News: Wasser soweit das Auge reicht

Wasser hinten, Wasser vorn, recht, links, unten und heute sogar ein bißchen von oben. Der Himmel ist wolkenverhangen, der Wind weht mit 15 Knoten aus Südwest, die Pazifikdünnung kommt inzwischen von schräg hinten. Das ist sehr viel angenehmer als von der Seite oder von vorne so wie das am Anfang unserer Passage war. Bei uns ist also alles in Ordnung. Die Tage plätschern so vor sich hin, die Zeit verschwimmt. Neben den alltäglichen Tätigkeiten passiert nicht viel Neues. Nur ab und zu landet ein großer Seevogel an Bord, bis er von Christian verscheucht wird. Seit Tagen sehen wir nicht mal ein Schiff auf dem AIS. Wir leben einfach.

Ich bin sehr froh, dass die Jungs sich gegenseitig als Spielkameraden haben. Sie spielen fast den ganzen Tag zusammen, ohne den anderen würde die Zeit denke ich lang werden. Das Leben an Bord bauen die beiden in ihre Spiele mit ein. Schiffe werden von Kräne entladen, im Hafen warten die LKWs für die Verladung und die Schlepper ziehen die Kontainerschiffe an den Anleger. Es wird geankert und mit dem Dingi herumgefahren oder die Feuerwehr kommt abwechselnd mit dem Löschfahrzeug oder einem Löschschiff. Die Jungs lieben es mit Seilen Absperrungen zu bauen. Die beiden sind inzwischen richtige Seemänner und laufen geschickt bei jeglichem Seegang durchs Schiff. Joni steht breitbeinig da und lehnt sich mit dem ganzen Körper bei jeder Welle in die richtige Richtung, was ihm erlaubt sogar mit Händen voll Spielzeug herum zu laufen. Gestern meinte Joshua „Wo ist rechts? Steuerbord oder backbord?“

Heute haben wir den achtzehnten Tag unserer Passage. Die Zeit haben wir schon zweimal umgestellt und liegen mittlerweile 9 Stunden hinter Euch. Wären wir auf dem Atlantik würden wir zeitlich gesehen morgen in Martinique ankommen. Tatsächlich liegen aber erst 1800 Seemeilen zwischen uns und der panamaischen Küste, also würden wir dieses Mal noch zwei weitere Tage bis in die Karibik benötigen. Die Doldrums mit ihren schwachen Winden haben uns viel Zeit gekostet. Hier im Pazifik verschwenden wir noch keinen Gedanken an die Marquesas, sondern überlegen gerade wann wir wohl Bergfest feiern werden. Vielleicht übermorgen? Dann ist es noch einmal so weit bis wir in Hiva Oa oder Faku Hiva ankommen werden. Wenn wir auf den Marquesas angekommen sind, sind wir erst in der Mitte des Stillen Ozeans fast 4000 Meilen von Australien, 3500 Meilen von Südamerika und 3000 Meilen von Nordamerika entfernt. Wir sind winzig, er gigantisch! Bei diesen Entfernung wird es vollkommen unwichtig, ob wir 30, 35 oder 40 Tagen bis nach französisch Polynesien brauchen werden, wir leben auf dem Wasser, sind wach wenn die Sonne da ist und schlafen meistens wenn es dunkel ist. Nur eine Nacht durchschlafen würde ich dann doch gerne möglichst bald wieder.

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24.04.2018:
Kommentar from Judith und Marcus
Hallo ihr Lieben, Viele Grüße aus dem Frühling. Hier blüht alles und die Natur explodiert. Wir schauen gerade auf das Meer aus Lichtern von Stuttgart und genießen den lauen Abend. Wünschen Euch weiter gute Fahrt & Anglerglück.
14.05.2018:
Kommentar from MoyaCrew
Danke ihr beiden. Schickt doch mal n Bild aus der Heimat, das ist bestimmt super schön momentan. Grüße an alle.
17.04.2018 - 4°14’S / 92°51’W, Pazifik

4 Grad südlicher Breite...

und der Wind dreht auf Südost. Knapp 2 Wochen nachdem wir vor Panama City Anker auf gegangen sind streifen wir endlich den Südost Passat. Ab jetzt sollte uns der Wind stetig Richtung Westen schieben, so dass unsere Motorstunden hoffentlich gezählt sind. Auch die letzten beiden Tage waren ein Kampf trotz der leichten Brise voran zu kommen. Wir haben den Kampf zwar gewonnen und Moya ist die gesamte Zeit unter Segel gelaufen, mussten aber trotzdem herbe Verluste einstecken.

Heute Nacht bei meiner Nachtwache hörte ich „krrrssssh“. Sofort schreckte ich alarmiert hoch. Moya macht zwar auf Passage viele Geräusche, die ich aber inzwischen alle im Ohr hatte und kannte. Kommt ein neues Geräusch dazu, fahren Christian und ich sofort unsere Antennen aus und analysieren solange bis wir gefunden haben wo es herkommt und was es erzeugt hatte. So haben wir schon oft im Vorfeld Katastrophen verhindern bevor kleinere Fehler schlimme Folgen hatten. Heute war das neue Geräusch leider kein Vorbote. Der Schaden war schon angerichtet. Gleich als ich zum Decksalonfenster hinausblickte sah ich den Salat. Der Wind war wie so oft nur ein leichter Hauch, so dass selbst unser federleichtes Leichtwindsegel in den Wellen immer wieder einfiel. Irgendwie hatte sich das in das Achterliek eingenähte Seil in unseren Maststufen verfangen. Als dann wieder Wind in das Segel strich, wurde es zurück nach steuerbord auf die Leeseite von Moya gedrückt, wo es normalerweise stand. Nur das Seil blieb wo es war, eingehakt in den Maststufen. Der dünne Stoff dehnte sich und gab dann nach, ein zwischen 5 und 8 Meter langer Riss entstand - was mich hochschrecken ließ.

Es war 1 Uhr nachts und ich weckte Christian. Wir holten unseren Blister vom Himmel und bauten die Segel um, was wir sonst wenn es geht nachts vermeiden. Jetzt muss es leider erstmal ohne Leichtwindsegel gehen, vor den Gesellschaftsinseln werden wir wohl keinen Segelmacher finden und hoffen, dass wir unser Spi in Tahiti repariert kriegen. Der Blister war die letzten Tage wirklich Gold wert, sonst hätten wir, wie so viele andere Boote auch fast die komplette Strecke von Panama bis nach Galapagos motoren müssen und dann doch einen Notstopp zum Tanken einlegen müssen. So sind wir von den 1200 fast 900 Meilen gesegelt, während die Zao und die Clementina, die wir beide am zweiten Tag unserer Reise auf der Seekarte vorbei tuckern sahen, gestern Abend wieder auf unserem AIS aufgetaucht sind, als sie gerade Galapagos nach ca 3 Tagen - wir vermuten Notstopp zum Tanken- Richtung französisch Polynesien verlassen haben. Wir sind jetzt wieder gleich auf.

Man kann sich natürlich darüber streiten, ob es nicht besser gewesen wäre Henry zu starten und dann 3 Tage an Land anstatt auf See zu verbringen, um jetzt an derselben Stelle zu stehen. Papierkrieg vs Dümpeln - was da besser ist, weiß ich auch nicht, aber zumindest sind wir der Sache ökologischer begegnet. Die Kids haben auch die letzten Tage wieder viel Lego gebaut, getanzt, Hund und Feuerwehr gespielt, haben Piratenschiffe und Haifische gebastelt und sind durchs Schiff getobt, dass die Wände wackelten. Jetzt sind wir alle froh, dass es endlich ein bißchen flotter Richtung Westen geht, es sind schließlich noch 2800 Meilen bis zum Ziel.

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25.01.2018 - Spanish Water, Curaçao

Aufkreuzen rückwärts

Damit Moya nicht anfängt Wurzeln zu schlagen haben wir heute morgen die Piscadera Bucht hinter uns liegen lassen. Die ganze Family ist inzwischen an Bord, Joshua, Jonathan, die Großeltern, Christian und ich. Weil meine Eltern keine geborenen Seeleute sind, wollten wir es langsam angehen lassen und nur einen kleinen Schlag ins südöstlich gelegene Spanish Water segeln. Der Trade Wind kam schon die letzten Tage, so wie fast immer hier, aus Osten. Dementsprechend ist das auch die Richtung aus der der Schwell um die Insel schwappt. Seit langem, war heute also mal wieder ein am Wind Segeltag. "Das ist zwar nicht ganz so toll für Segelnoobies, da die Bootsbewegungen hart am Wind, mit Welle von vorn doch etwas ruppig sind, aber dafür ist der Spuk nach 2 Stunden vorbei" dachte ich noch bevor es los ging.

Außerdem wollten wir in den nächsten Tagen gerne noch nach Bonair segeln, da die Insel zum Tauchen und Schnorcheln exzellente Bedingenden bietet. Bonair liegt 30 nm östlich von Curacao, also war unser Trip heute entlang der Küste die Generalprobe vor der Premiere. Der Wind war heute nicht ganz so stark wie die Tage davor, so dass wir fröhlich aus der Piscadera Bucht hinaus segelten. Schon nach wenigen Metern war aber klar, dass unsere Fahrt ein kleiner Kampf werden würde. So hart wie möglich tasteten wir uns an den Wind heran, der nun eben exakt von da kam wo wir hinwollten. Die Wellen von vorne stoppen Moya immer wieder auf, so dass wir nur ca 3 Knoten Fahrt durchs Wasser machten. Ich stand am Ruder und drehte mich ab und zu um, dabei fiel mir auf, dass wir zwar Abstand von der Küste bekamen, uns aber fast nicht in Richtung Südosten voran arbeiten. Wir versuchten es lieber noch einmal auf dem Backbordbug. Aber auch hier war die Abdrift so stark, dass wir zwar wieder zurück an der Küste waren, dafür aber auch wieder direkt vor der Piscadera Bucht lagen. Christian begutachtete unseren Track auf der Seekarte und kommentierte "wir fahren effektiv rückwärts". Die Strömung die hier an der Insel vorbei fegt, war so stark, dass sie Moya für jeden gewonnen Meter einen Meter zurück setzte. Da wir nicht komplett ausreffen wollten und auch nicht 10 oder mehr Stunden am Wasser gegen Wind und Welle arbeiten wollten, schmissen wir schließlich Henry an. Es war ohnehin mal wieder an der Zeit, dass er auf Touren kam, sonst brauchten wir ihn schon seit Monaten nur zum An oder Ablegen.

Inzwischen sind wir angekommen, aber unser Bonair Trip ist in meilenweite Ferne gerückt. Bis zur nächsten Insel zu motoren finden wir nicht ganz richtig und segeln wird in dieser Konstellation auch nicht ganz einfach. Schade! Aber immerhin habe ich gestern, das erste Mal seit wir auf Curacao sind, die Taucherbrille geschnappt und war Fische kucken. Kaum war ich im Wasser, war ich schon total begeistert. Die Sonne schien ins Wasser und erleuchtete die Unterwasserwelt, ich konnte Duzende Meter weit sehen, außerdem gab es hier am Strand hunderte von Verstecke, die ein regelrechter Anziehungspunkt für die Fische sind. Wahrscheinlich gibt es hier nicht die Fischvielfalt von Bonair, aber Schnorcheln ist hier trotzdem weltklasse. Gleich bei meinem ersten Schnorchelgang direkt vom Strand aus, habe ich neben den vielen kleinen bunten Fischen auch einen kleinen Hai, 2 riesige Papageienfische und einen Steinfisch gesehen.

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27.01.2018:
Kommentar from Hans und Edith (Weidner)
Verfolgen fasziniert und voller Bewunderung euer Reiseabenteuer. Grüße an Marlene und Werner den Schisser(Meeresangsthase)
30.01.2018:
Kommentar from Moya Crew
Schön, dass ihr aus der Ferne mitfiebert. Grüße auch von unseren beiden ersten Offizieren Werner und Marlene.
15.01.2018 - Los Roques, Venezuela

Landfall auf Los Roques

In den letzten 48 Stunden haben wir 300 nautische Meilen zurück gelegt - für Moya ist das absoluter Rekord. Mit solchen Etmalen hätten wir die Atlantiküberquerung in 14 Tagen geschafft. Dabei gab es noch nicht einmal sooo viel Wind, die 20-25 Knoten von hinten zusammen mit dem Äquatorialstrom haben uns einfach über das karibische Meer geschoben und schwups waren wir da. Geplant hatten wir die Überfahrt in 2 Tagen und 3 Nächten zu machen, nun dürfen wir die dritte Nacht in unseren Betten verbringen anstatt auf Wache - yeah!

Nur der Landfall auf Los Roques war etwas abenteuerlich. Wir waren in Grenada erst nach Sonnenuntergang gestartet, so dass wir hier auch erst in der Nacht angekommen sind. Prinzipiell ist es keine gute Idee nachts Inseln anzulaufen, die von Korallenriffen umgeben sind, so wie fast alle Inseln des Archipels. Die Seekarten in weniger befahrenden Gebieten sind oft nicht akkurat, so dass man sich auf sein GPS Gerät besser nicht verlassen sollte sondern schlicht und ergreifend die Augen zur Navigation verwendet. Warum wir dennoch nachts hier angelandet sind hat zwei Gründe, zum einen ist Anfahrt zum El Grand Roque unproblematisch, ohne Untiefen und ohne davor liegende Korallenriffe, zum anderen hat Christian vor unserer Abfahrt in Grenada Google Earth befragt und vom kompletten Archipel Luftbilder gespeichert, die haben wir über unsere Seekarten gelegt und haben die Daten verglichen. Bei der Übung kam heraus, dass unsere eine Seekarte identisch war zu den Google Earth Informationen, unsere andere Seekarte dagegen 500 Meter verschoben war. Wir waren also ziemlich sicher eine valide Seekarte zu haben und haben uns so langsam in die Bucht herangetastet und tatsächlich haben alle Tiefenangaben bis auf den Meter genau gestimmt - ich war schwer beeindruckt.

Sonst war unsere Passage weitgehend ereignislos, sieht man mal vom Piratengedankenkarusell ab. Ihr kennt das bestimmt: man weiss genau, dass bestimmte Sorgen irrational sind, aber trotzdem kann man nicht anders, als immer wieder das was wäre wenn Spielchen im Kopf durchlaufen zu lassen. Besonders gut klappt das übrigens nachts um drei Uhr auf Nachtwache. Nur gut, dass ich mich in der wahren Welt nur mit kleineren Schwierigkeiten auseinander setzten muss: über den riesiger Fisch, der unseren Köder samt Angelschnur geklaut hat, nachdem die Bremse an unserer Angel einfach keine Chance hatte den Zug des Giganten zu halten, hatte ich mich erst geärgert. Jetzt tut er mir einfach nur leid, ihm wird wohl unser Angelequipment vermutlich auch nicht bekommen.

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17.01.2018:
Kommentar from André
Cool, congratulations! Schnelle Überfahrt! Bin gespannt wie es euch gefällt! #sailingmirabella
14.01.2018 - Karibisches Meer, 12´36'N, 63°57'W

Schleichfahrt durch Piratengewässer

Die momentane politische Situation in Venezuela ist alles andere als stabil. Präsident Maduro, der gegen den Willen der Hauptbevölkerung das Parlament entmachtet, weit verbreitete Korruption und Arbeitslosigkeit und eine rasende Inflation (der Boliviar hat allein im letzten Jahr 700% an Wert verloren), die zur Lebensmittelknappheit führt. Kein Wunder also, dass die venezolanischen Menschen immer unzufriedener und verzweifelter werden und zu unorthodoxen Methoden greifen. In den letzten Jahren wurde am Festland und den festlandnahen Inseln sporadisch von Piraterie und unerwünschten Gästen an Bord von Booten berichtet. Gleichzeitig gab es seit Jahren die ständige Diskussion unter Cruisern, ob es sicher ist nach Venezuela zu segeln. Die jetzige politische Situation trägt wohl eher nicht zur Deeskalation bei, so dass zumindest ich das erste Mal seitdem wir unterwegs sind ein etwas ungutes Gefühl in der Magengegend habe.

Der Atlantik ist immer noch genauso blau, der Wind weht immer noch mit sanfter Brise und die Sonne scheint immer noch genauso hell vom Himmel, trotzdem schauen wir viel öfter als sonst zum Horizont und scannen die Umgebung ab. Piraten hier, über 100 nautische Meilen vor der Küste Venezuelas, anzutreffen ist höchst unwahrscheinlich, da die kleinen schnellen Flitzer zu wenig Reichweite besitzen und Piraten nicht über genügend Ressourcen verfügen um ungezielt durch das karibische Meer zu kreisen. Trotzdem haben wir unser AIS auf nur Empfangen gestellt und den Sender ausgeschaltet und sind somit nur durch direkten Sichtkontakt oder Radar zu sehen. Nachts sind die Navigationslichter aus. Bisher haben wir außer 2 Frachtschiffen, die uns mit nur wenigen Metern Abstand passierten, noch niemanden gesehen und ich hoffe, dass es auch morgen so weiter gehen wird. Moya fegt heute geradezu über die Wellen, wenn sie so weiter macht werden wir heute einen neuen Tagesrekord aufstellen und eventuell schon morgen Abend auf Los Roques ankommen. Los Roques ist ein kleines, abgelegenes Inselarchipel 80 nm nördlich von Caracas, das zwar zu Venezuela gehört, sich aber so gut es geht vom Festland distanziert. Die wenigen Menschen dort leben vom Tourismus. Nach unseren Recherchen gab es noch keine Piraterie im Archipel, so dass wir uns auf ein paar Tage dort freuen und die Menschen hoffentlich mit ein paar Dollars unterstützen können.

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05.12.2017 - Atlantik 14´49'N, 57°05'W

Atlantik Tag 17 - uns ist immer noch nicht langweilig

Heute war jedenfalls keiner dieser Tage die einfach so dahin plätschern, an welchen die Zeit verrinnt und man gar nicht so richtig weiß was man mit sich anfangen soll. Solche gibt es auf See definitiv auch- aber nicht heute:

4.12. / 12:00 Uhr: Christian knetet Teig, wir müssen noch einmal Backen vor dem Landfall. Die Kinder und ich starten die Weihnachtsbäckerei und machen einen Mürbeteig

4.12. / 13:00 Uhr: Wassermelonenalarm, die Kinder sind kaum zu halten

4.12. / 13:28 Uhr: Christian Handy bimmelt, Christian schnappt sich den Sextant zur Bestimmung der Mittagsbreite

4.12. / 13:40 Uhr: Ich gehe auf das Achterdeck und wasche Windeln mit unserer Windelwaschmaschine: Windel ins Netz, über Bord gehen lassen, hinter Moya her ziehen, danach eine Frischwasserspülung

4.12. / 14:00 Uhr: Ich lese Pixibücher mit den Jungs

4.12. / 14:15 Uhr: Wir hören "Was passiert im Krankenhaus". Joni zieht Schnürchen durch den Salon und baut Lager. Joshi ärgert ihn und funkt nebenbei. Am Horizont voraus zieht eine dunkle Regenwolke auf, wir beraten ob wir die Segel verkleinern, entscheiden uns aber erstmal dagegen

4.12. / 14:30 Uhr: Krrsch, Diiiiee, Krrsch - Christian schaltet die Funke an. Das Hörbuch geht unter Protest aus für die Intermar Abendrund (in D). Erstmal gibt es Wetter dann ruft Enrico in die Runde CQ. "Delta - Golf- Fünf- November- Foxtrott- Papa- Strich- Mike- Mike" antwortet Christian. "Hallo Christian kannst Du mich hören?" "Hallo Enrico, ja Du kommst mit 5 und 5 hier an, unsere Position ist 14?50'N; 54?30'W; Kurs 280 Grad mit 5.5 Knoten" "Wolf von der ARC ist noch über 1000 Meilen hinter Euch, aber gestern sind die ersten Kats in St. Lucia angekommen" "Wow, die sind auf den Kanaren einen Tag nach uns gestartet und schon da, bei uns sind es noch 370 Meilen" "Weiterhin gute Reise"

4.12. / 14:45 Uhr: Das Hörbuch geht weiter. Ich hole den Teig aus dem Kühlschrank und balanciere ihn in den Salon. Dort sitzen Joni und Joshi am Tisch und sind schon ganz aufgeregt, dass sie jetzt ausstechen dürfen. Anstatt eines Nudelholz verwenden wir ein Glas zum ausrollen. Der Teig rutscht mit der Unterlage immer wieder von einer Seite auf die andere Seite des Tische, wo er von der Tischumrandung vor dem Absturz bewahrt wird. 2 Bleche mit Herzchen, Sternchen, Stiefel und Tannenbäumen schaffen wir und das erste Plätzchen wir noch warm in den Mund gesteckt. Die werden es nicht bis zum Landfall schaffen.

4.12. / 15:30 Uhr: Das Brot darf nun in die Röhre, wir versuchen uns das Chaos einzuschränken

4.12. / 15:50 Uhr: Jetzt ist auch der Himmel hinter uns schwarz. Wir entscheiden uns ins Reff1 zu gehen. Christian zieht seine Schwimmweste an und geht an den Mast um die Reffleinen zu bedienen. Ich bleibe im Cockpit für die Steuerung und ziehe die Genua rein. Die ersten Tröpfchen fallen schon bevor Christian wieder im Cockpit ist. Wir rennen um die Fenster zu schließen - es wird sofort heiß.

4.12. / 16:15 Uhr: Die schwarzen Wolken sind durch, eigentlich hätten wir nicht reffen müssen. Wir setzen die Genua.

4.12. / 16:25 Uhr: Wir analysieren wie gut wir voran gekommen sind. 131 Meilen, aber leider nicht auf direkten Weg wegen der Gewitter und tragen alles auf unserem Planner im Salon ein

4.12. / 16:35 Uhr: Joni zerstört unsere Gardinenstange, Christian repariert

4.12. / 16:50 Uhr: Die Kinder holen die Malbücher raus. Christian startet den Motor. Wir segeln zwar noch, aber haben keinen Strom mehr, da der Himmel bedeckt war und es zu wenig Wind gab für unseren Windgenerator.

4.12. / 16:51 Uhr: Motor aus! Ich schaue Christian fragend an. "Es kommt kein Wasser aus dem Auspuff, die Kühlung funktioniert also nicht." Er verschwindet erstmal im Maschinenraum und geht auf Fehlersuche. Die Kinder sind im Salon uns mischen munter mit als Christian dann unseren Vorfilter für das Kühlwasser auseinander baut. Wo Wasser sein sollte war Luft, nur wo kam die bloß her? Wir checken alle Möglichkeiten und kommen zum Schluss, dass sie sich mit der Zeit angesammelt haben muss.

4.12. / 17:35 Uhr: Der Motor läuft wieder. Ich fange an Abendessen zu machen.

4.12. / 18:00 Uhr: Wir essen zu Abend, es gibt Kartoffelbrei mit Omlette

4.12. / 18:30 Uhr: Windel Waschen

4.12. / 18:45 Uhr: Ich kontrolliere die Lebensmittel. Joshi und Joni spielen Fireman Sam - Joshi ist Sam, Joni Elvis

4.12. / 19:15 Uhr: Zähne putzen, Schlafi an danach gibts noch den kleinen Drachen Kokosnuss als gute Nachtgeschichte. Der Motor ist jetzt wieder aus.

4.12. / 20:00 Uhr: Christian startet mit seiner ersten Nachtwache. Ich bleibe noch ein paar Minuten im Salon und lege mich dann hin

4.12. / 22:00 Uhr: Intermar Nachtrunde. Christian hört Gunter aus Costa Rica, er ihn aber nicht.

5.12. / 0:00 Uhr: Wir verkleinern die Genua. Ich starte meine erste Nachtwache heute um eine Stunde verspätet.

5.12. / 3:00 Uhr: Christian übernimmt wieder, Moya läuft mit 6 Knoten, es ist ruhig

5.12. / 6:00 Uhr: Die Kinder sind wach und stürmen den Salon. Ich komme ein paar Minuten später nach. Eine Segelyacht taucht Backbord zu uns am Horizont auf und kommt näher. Wir sind zum ersten Mal schneller als die. Wir sind so aufgeregt, dass wir alle zusammen erstmal frühstücken und Christian sich nicht wie sonst immer sofort aufs Ohr legt

5.12. / 7:30 Uhr: Wir sind jetzt ganz nahe dran und sehn sogar die gelbe Badehose des Skippers. Die blaue Yacht dreht in den Wind um ihr Groß aus zu reffen. Wir setzten unser Großsegel voll vor dem Wind, danach legt sich Christian hin.

5.12. / 7:45 Uhr: Wir räumen den Tisch ab. Die Jungs fangen an Lego Duplo zu spielen. Ab und zu kommt einer der beiden mit dicken Backen aus der Küche, die Weihnachtsplätzchen werden weniger.

5.12. / 8:00 Uhr: Windel Waschen.

5.12. / 8.15 Uhr: Wir hören "Alles über Piraten" und spielen nebenbei LottiKarotti

5.12. / 9:50 Uhr: Ich höre das Segel schlagen. Seltsam, es hängt ganz lose nach unten. Um zu schauen was los ist, ziehe ich die Schwimmweste an, klettere aufs Vordeck. Der Baumniederholer des Spibaums hängt in der Ankerhalterung. Ich löse sie, aber das Segel hängt immer noch. Ich wecke Christian.

5.12. / 10:00 Uhr: Es dauert ein bißchen bis wir den Grund für das flatternde Segel gefunden haben. Der Spibaum hatte sich eingefahren, obwohl wir eigentlich dachten, dass der Teleskopmechanismus nicht mehr funktionierte. Wir versuchten den Baum wieder auszufahren konnten ihn aber nicht richtig feststellen, wir versuchten es trotzdem die Genua wieder zu setzten nur um 2 Minuten später wieder mit eingefahrenen Baum dazu stehen.

5.12. / 12:00 Uhr: Unser Ersatz-Spibaum wollte auch nicht halten, er ist eher für Leichtwindsegel gedacht. Die blaue Segelyacht hat inzwischen wieder zu uns aufgeschlossen.

Die Reparatur ging noch fast den gesamten Nachmittag weiter, irgendwann hatten wir verstanden, dass die Voreigner den Spibaum festgenietet hatten. Wir konnten erfolgreich die abgebrochen Nieten entfernen und hatten sogar neue an Bord um den Baum wieder festzustellen - wenn da nur unsere Nietenzange nicht auf halben Weg den Geist aufgegeben hätte wäre das auch ganz schnell gegangen. Die Genua steht mittlerweile wieder und wir sind froh, dass nicht jeder Tag so viel Action mit sich bringt.

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06.12.2017:
Kommentar from Lars
Es ist so toll Eure Reiseberichte zu verfolgen! Und Plätzchen am frühen morgen ist definitiv Urlaub pur - genauso soll es sein! Freue mich für Euch, dass ihr es bald geschafft habt. Möge der Wind mit Euch sein!
28.10.2017 - Atlantik 23°44'N, 20°56'W

Wir bekommen Seebeine

Lustig wie Joni durchs Schiff wankt, breitbeinig wie ein echter Seemann. Er hat inzwischen gelernt immer eine Hand für das Schiff übrig zu haben auch wenn es ihm manchmal schwerfällt, will er doch so gerne mehr Legos von einer Ecke in die nächste schleppen. Die beiden Jungs bewegen sich inzwischen fast so als läge Moya vor Anker. Sie turnen durchs Schiff, spielen Brettspiele, Lego, MiniLük, malen und basteln, hören Hörbucher, aber am meisten spielen sie Rollenspiele - gerade im Moment: Giftbeseitigung mit einem Feuerwehrschiff. Der Niedergang ist das Feuerwehrschiff Rafi, eine Decke das Schlauchboot Moby und Seilchen werden als Gift ausgelegt. Natürlich müssen immer die Funkgeräte (eine Packung Taschentücher) dabei sein.

Während die beiden spielen haben Christian und ich das erste Mal Passatbesegelung gesetzt, der Wind - eigentlich das laue Lüftchen (5 Knoten) - kommt von achtern und Moya hat Mühe Strecke zu machen. Aber immerhin kommen wir jetzt mit ausgebaumter Genua und Blister mit 3 Knoten in die richtige Richtung voran. Der Himmel ist heute bedeckt, die See sehr ruhig, zum Glück den Christian war seit dem letzten Logbucheintrag gestern schon drei Mal oben im Mast. Gestern Nachmittag hat sich unsere Kurzwellenfunkantenne von der Mastspitze verabschiedet und der lange Draht hing ins Meer. Keine Chance damit noch Logbucheinträge zu funken und viel wichtiger: Wetter zu bekommen. Ich fühlte mich bei der Mastaktion nicht wohl, mitten auf dem Meer hunderte Meilen von der nächsten Küste entfernt, vor allem als Christian kurz vor Sonnenuntergang noch einmal hoch klettern musste. Christian hatte da weniger Bedenken und jetzt funktioniert unsere Funke wieder und wir bekommen Wetter und ihr Einträge - yeah. Das dritte Mal im Mast war dann heute mit dem Setzen der Passatbesegelung. Das Großsegel musste runter und das Großfall wickelte sich unschön um unsere Salinglampe. Die Kinder fanden die Aktion toll und schauten angeleint vom Cockpit aus zu wie ich Christian sicherte. Als alles dann geschafft war meinte Joshua: "Wow, sieht das cool aus" - Es ist schon beeindruckend die volle Genua vor uns zu sehen und daneben den bunten Blister, die Moya zusammen Richtung Süden schieben.

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29.10.2017:
Kommentar from Marcus und Judith
Hallo Ihr Lieben, wir stellen uns vor wie Ihr und die Moya über den Atlantik rauschen & freuen uns wahnsinnig für Euch! Habe mal bei windy gelinst: sieht so aus, als ob 15 Knoten von hinten bis zum Wochenende bleiben werden... war das nicht Weißweinkurs? Wir wünschen Euch Gute Fahrt und drücken Euch ganz feste. Marcus & Judith