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Veruda Marina, Pula, Kroatien
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13.08.2019
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vom
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Logbucheinträge zu Geschichte

21.07.2019 - Frikes, Ithaca, Griechenland

Mittelalterliches Navpaktos & eine Nacht an der Steilküste Oxias

Geschichtsstunde hautnah

Bereits vom Meer kommend sieht Navpaktos beeindruckend aus. Nur eine schmale Lücke befindet sich in den dicken Steinmauern, die entlang der Küste eine dicke Barriere bilden und sich auch den Hügel hinaufwinden bis zur Burg, die das kleine Städtchen überblickt. Der Capitano lotste Moya durch die Steinmauern hinein in den kleinen Hafen, in dem sonst nur Fischerboote an den dicken Mauern lagen. Ich zögerte, ob wir da wohl wirklich festmachen sollten, aber Christian war ganz unbedarft, versenkte das Eisen an der Hafeneinfahrt, legte die Kette einmal quer durch das Hafenbecken und vertäute Moyas‘ Heck zwischen den kleinen Böötchen am Anleger. Es war ein großartiger Platz, um uns herum das Leben zu beobachten. Rings um den kleinen Hafen gab es Cafés und Tavernen, dahinter eine lebendige Straße und große, schattenspendende Bäume. Durch das Tor in der Hafenmauer konnten wir den belebten Kieselstrand sehen, daneben stand eine Statue von Miguel de Cervantes, dem Author von Don Quijote. Cervantes war 1571 nicht nur Augenzeuge der berühmten Seeschlacht zwischen der spanisch, venetischen Koalition und dem Osmanenheer, sondern verlor dabei auch seine linke Hand. Durch die Schlacht von Lepanto, dem damaligen Namen Navpaktos, wurde dem Vormarsch der Osmanen Einhalt geboten. Aber die Stadt war seit jeher heiß umkämpft, Athener, Venetianer, Römer, Türken, alle wollten die strategisch wichtige Stadt und damit den Golf von Corinth beherrschen.

Fast jeder Ort in Griechenland strotz nur so vor Geschichte, aber Navpaktos konzentriert sie regelrecht. Wir gingen durch die schmalen Gässchen, stiegen die engen Treppen hinauf, vorbei an traditionellen Häusern, alten Osmanen Bädern, befestigten Stadttoren, pinienbewachsenen Hängen bis hinauf zur Burg.

Geht nicht, gibt‘s nicht

Von oben sahen wir den Golf, die Berge des Peloponnes und die majestätische, neuartige Hängebrücke, die eigentlich hätte niemals gebaut werden können. Zumindest war das das Ergebnis der beratenden Experten der griechischen Ingenieurskammer, kurz vor der Veröffentlichung der Ausschreibung für die Brückenkonstruktion der zum damaligen Zeitpunkt längsten Hängebrücke der Welt. Der nicht tragfähige Untergrund, die tektonische Verschiebung, starke Winde und die seismische Aktivität waren die Hauptbedenken der Experten, trotzdem wurde der Bau nur wenige Jahre später begonnen. Jetzt steht sie da und thront über dem Meer, aber wer weiß schon was passiert, wenn die Erde das nächste mal bebt.

Wir jedenfalls sind am nächsten Tag ohne Zwischenfälle unter der Brücke hindurch gefahren und waren ab da im Ionischen Meer. Am Abend gingen wir vor Anker vor der Ostküste von Oxia. Oxia ist schroff, zerklüftet und die Hügel fallen steil ins Meer ab. Eine wilde Schönheit. Das fand auch der Emir von Qatar, der Oxia zusammen mit fünf weiteren Inseln für lächerliche 8.5 Millionen Euro zum Schnäppchenpreis erstand. Wir gingen im tiefen Wasser vor Anker und zogen Moyas Heck mit einer Leine zum Land. Wir badeten im dunklen Wasser, die Jungs spielten mit Tilly Fährboot und genossen den Abend. Zumindest bis eine riesige, brechende Welle an der Küstenlinie entlang auf uns zurollte. In der Dunkelheit sah ich nur die weißen Schaumkronen, hörte das Rauschen und war entsetzt die Welle auf uns zu kommen zu sehen. Die Wellen waren so groß, dass unsere Leine teilweise mindestens einen Meter unter Wasser gewesen sein muss, Moya rollte ein bisschen, dann wurde es wieder ruhiger. Einige Minuten später fand dasselbe Spiel erneut statt, nur weniger drastisch. Auch heute Morgen wurde ich von dem Geschaukel geweckt. Die vorbei fahrenden Fähren waren die Übeltäter, ihre Bugwellen treffen in Oxia ungebremst auf die Küste und werden munter reflektiert. Trotzdem war die einsame Bucht ein wahres Juwel.

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19.07.2019 - Navpaktos, Griechenland

Orangenhaine, Antikes und der Kanal von Corinth

Zwischen Orangenbäumen in Epidhavros

Der Bus von Athen hält in Epidhavros. Das allein machte das kleine Städtchen zum ausgezeichneten Ort um Crew aufzunehmen. Der Plan stand also - auf nach Epidharvos. Morgens gingen wir dort vor Anker, um auf Micheal zu warten und waren sofort angetan von dem kleinen Ort zwischen den Hügeln des Peloponnes. Trotz der Dutzenden Cafes, Bars und Tavernen am Hafen geht das Leben dort einen gemächlichen Lauf. Die Straßen sind weitgehend leer, auch beim Metzger, Bäcker und in der Post ist nicht viel los, nur in der Cafebar neben der Bushaltestelle brummt der Bär. Epidhavros soll eines der best erhaltenen antiken Theatern beheimaten, allerdings liegt es ein wenig außerhalb, so dass wir nachdem wir Micheal eingesammelt hatten, nur seinen kleinen Bruder am Rande des Städtchens besuchten. Anschließend ging es den Hügel hinauf, durch Orangenhaine, um die Akropolis anzuschauen. Es standen nur noch ein paar wenige Steine, dafür aber nebenan eine kleine Kapelle und ein alter Baum, der zum Picknick einlud. Unterwegs hatten die Kinder Orangen geschenkt bekommen, als wir bei der Ernte zuschauten. Sie waren für die Jungs das Highlight unserer kleinen Wanderung und sogar noch besser als der mitgebrachte Kuchen und die Pfirsiche. Faszinierend fand ich aber auch die Geräuschkulisse. Zwischen den Orangenbäumen war es alles andere als leise. Die Luft war prall gefüllt von dem niemals endendem Gesang tausender männlicher Singzikaden. Obwohl die gar nicht mal so kleinen Insekten exzellent getarnt sind, haben wir wir Einige gesichtet und beobachtet wie ihr großer Hinterleib pulsiert.

Im Corinth Kanal

Nachdem die starken Nordwinde sich etwas gelegt hatten, verließen wir am nächsten Tag Epidhavros und tuckerten Richtung Norden. Über Nacht wollten wir gerne das mittelalterliche Städtchen Navpaktos erreichen, aber vorher mussten wir noch durch den Kanal von Corinth. Bevor wir in den nur 3 Meilen langen Kanal einfahren durften, mussten wir noch ordentlich in die Tasche greifen. Stattliche 223€ wollen die Griechen inzwischen von Booten in der Größe Moyas, die sich den Weg um den Peloponnes sparen wollen. Autsch! Nun waren wir da, alles Zetern half nicht nichts, am Ende waren wir etwas ärmer und die Kanalbehörde etwas reicher. Aber immerhin war die Durchfahrt spektakulär, schlechte Laune konnte also erst gar nicht aufkommen. Nachdem sich die Fahrbahn, der Autobrücke, nach unten abgesenkt hatte und die Ampel grünes Licht zeigte, rauschte auch schon die Funke. „Moya, please proceed full speed“. Ah, natürlich! Wie bei allen unseren Kanaldurchfahrten, hatten es auch die Griechen bei unserer vierten und letzten großen Kanaldurchfahrt eilig. Wir schmissen die Leinen los, legten von der Zahlstelle auf der Ostseite des Kanal ab und fuhren hinein. Rechts und links ragten die Felswände fast hundert Meter nahezu senkrecht in die Höhe. Auf der Ostseite waren die Felswände von alten Mauern verstärkt, auf der Westseite waren nur noch einige Überreste davon zu erkennen. Die unzähligen Abbrüche hatten inzwischen Höhlen und Buchten im Kanal gebildet, so dass er jeden Dienstag zum Ausbaggern für die Durchfahrt geschlossen ist. „Bei einem Erdbeben will man hier nicht sein“ dachte ich noch und staunte im Nachgang ziemlich, als nicht einmal 24h nach unserer Durchfahrt die Erde zwischen Corinth und Athen wackelte.

Im Golf von Corinth wurden wir, wenig überraschend, von Westwinden begrüßt. Die See war trotzdem angenehm ruhig. Ein Luxus, den wir bisher nur im Mittelmeer hatten. Unter solchen Bedingungen macht hart am Wind segeln richtig Spaß, so dass wir über Nacht gegen den Wind kreuzten. Am Morgen kamen wir, nach einer fast durch gequatschten Nacht, vor den mittelalterlichen Stadtmauern von Navpaktos an und suchten uns ein Plätzchen in dem alten Miniaturhafen.

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26.12.2018 - Ubud, Bali, Indonesien

Weihnachten und Neujahr an einem Tag - das geht auf Bali

Moya bleibt allein

Das erste Mal überhaupt wagen wir es, Moya mehrere Tage alleine vor Anker liegen zu lassen. Bei unseren bisherigen Landausflügen lag unsere Lady immer sicher am Steg vertäut. Wir zögerten kurz, es war schon ein seltsames Gefühl, unsere Dame sich selbst zu überlassen, aber die Vorraussetzungen waren optimal: die Bucht ist gegen die vorhergesagten Südwinde geschützt, der Ankergrund ist super und das Wasser nur 6 Meter tief. Wir schlossen Tilly an Land an, packten die Paddel und unsere Rucksäcke in unseren silbernen Flitzer und starteten am ersten Weihnachtstag ins Landesinnere. Dieses Mal wollten wir Bali richtig kennen lernen, anstatt uns nur durch das Straßenlabyrinth der Insel zu kämpfen. Viel zu kurze 3 Tage und zwei Nächte wollten wir uns dafür Zeit nehmen. Die Frage der Fragen war: Wo anfangen? - die Möglichkeiten schienen schier unbegrenzt, selbst nachdem wir alle Strände und Wassersportangebote strichen.

Tempel über Tempel

Da Bali nicht wie der Grossteil von Indonesien muslimisch, sondern hinduistisch geprägt ist, sollte ein Tempel unser erstes Ziel sein. Gefühlt gab es mindestens 1001 zur Auswahl, der erste gleich am Strand neben unserem Dingi, wo gerade als wir vorbei kamen eine Frau mit einem Tablett kleine, hübsch verzierte Körbchen mit Räucherstäbchen, Blumen und sonstigen Opfergaben verteilte. Überall stehen die kleinen Schälchen herum, in den Tempeln und Schreinen, aber auch auf dem Boden und Gehsteig, so dass man tierisch aufpassen muss nicht ausversehen hinein zu treten. Neben den privaten Haustempeln, die viele Haushalte hier haben, hat jeder noch so kleine Ort mindestens drei Temple, den Pura Puseh - Tempel des Ursprungs, den Pura Desa - Tempel zum Schutz der Dorfgemeinschaft und den Pura Dalem, den Tempel der Toten. Alle Tempel sind zwischen den Bergen und dem Meer sowie zwischen dem Sonnenauf- und -untergang ausgerichtet. In den Tempeln werden die Götter der hinduistischen Trinität Brahma (dem Schöpfer), Shiva (dem Zerstörer) und Vishnu (dem Beschützer) verehrt, aber nicht nur die, denn der Glaube der Balinesen ist kompliziert, weicht vom klassischen Hinduismus ab und wird durchdrungen vom früheren animistischen Glauben der beseelten Natur. Drei Tage waren für mich eindeutig zu wenig, um dieses komplexe Zusammenspiel verschiedener Strömungen zu verstehen. Allerdings habe ich den Eindruck, dass die Balinesen ein sehr spirituelles, aber relaxtes Volk sind, die versuchen zur richtigen Zeit das Richtige zu tun und das Falsche möglichst zu lassen.

Wir feiern Galungan und Weihnachten

Wir waren dieses Mal definitiv zur richtigen Zeit am richtigen Ort und durften bei den Feierlichkeiten von Galungan am 26. Dezember teilhaben. Galungan ist der höchste Feiertag auf Bali, wird alle 210 Tage zum Anbruch des neuen balinesischen Jahres und dem historischen Triumph von Dharma über Adharma gefeiert. Spätestens am 25. Dezember stellen die Balinesen lange, hübsch dekorierte Bambusstangen vor ihren Häusern auf, deren Enden sich über die Straße neigen und so festliche Alleen bilden. Wahnsinnig schön! Heute waren alle Männer in weißen Hemden, Sarongs und weißen Stirnbinden unterwegs. Die Frauen mit bunten Sarongs und meist gelb oder orangefarbenen Spitzenoberteilen und Schärpen um die Taille. Alle sahen sehr festlich aus. Und sie waren geschäftig dabei, ihre Familien zu besuchen, in Tempeln zu beten und die bösen Geister zu verscheuchen. Wir besuchten eher zufällig die heiligen Quellen von Titra Empul und waren dort goldrichtig. Viele Balinesen kamen genau hierher um dort zu Beten, ihre großen Körbe mit Opfergaben niederzulegen und das heilige Wasser mitzunehmen, mit dem sie später ihre Häuser von dem Bösen befreien würden. Hunderte von Menschen saßen in den Tempelmauern und beteten je fünfmal mit beiden zusammen gelegten Händen über dem Kopf zu Shiva, Brahma und Vishnu und legten nach jedem Gebet eine gelbe, rote oder blaue Blume hinter die Ohren, auf den Kopf oder auf den Boden. Die Zeremonie wurde von leisem Klingeln begleitet und Mönche versprengten heiliges Wasser.

Schon am Vortag haben wir am Bergtempel Pura Luhur Batukaru das Ende einer Zeremonie mit angeschaut und den nachfolgenden spirituellen Tanz der Frauen. Für mich war die Andersartigkeit absolut faszinierend.

Nach der Zeremonie fuhren wir zurück nach Ubud, wo wir in einem kleinen Bed and Breakfast wohnten, wurden aber auf dem Weg dorthin mehrfach aufgehalten. Prozessionen zogen durch die Straßen, oft begleitet von einem Barong, einer löwenartige Gestalt, die die bösen Geister vertreiben soll. Vor allem die Jungs waren schwer beeindruckt von dem mystischen Tier, das wir am Abend sogar noch tanzen sehen durften.

Legong und Barong im Ubud Palast

Ubud ist das kulturelle Zentrum von Bali. Nirgendwo anders auf Bali gibt es mehr Vegane Cafes, Yoga work shops, Spas, Meditationsangebote, Boutiquen, BioRestaurants und Gallerien. Viele Künstler leben hier und auch die Touristen werden magisch von diesem Ort angezogen. Wo sollte man also besser als hier einen der balinesischen Tänze erleben können? An Galungan mussten wir einfach den Barong tanzen sehen. Zwei Männer hauchten dem riesigen Tier Leben ein, klapperten mit dem Holzmaul und interagierten gutgläubig mit einem Affen, der den Barong an der Nase herumführte. Es war unbeschreiblich! Genauso wie der klassisch balinesische Legong, bei dem sich die hübschen Frauen wie Roboter bewegten, den Blinzelreflex unterdrückten und die großen Augen in Perfektion rollten.

Unsere heutige Weihnachtsfeier war unkonventionell, aber durchaus geprägt von Tradition und Religion.

Zu diesem Eintrag gibt es 2 Kommentare.
27.12.2018:
Kommentar from Alexandra
Hallo Christian! Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und viele Grüße von der Reiteralm 🎿 Alexandra, Axel, Jakob und Bruno
27.12.2018:
Kommentar from Robert Deuter
herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag lieber Christian! Ich wünsche Euch einen guten Rutsch ins neue Jahr. Liebe Grüße Robert
16.11.2018 - Dili, Ost Timor

Was machen in Dili

Zwei Tage in Dili sind zu lang, drei Tage zu kurz. So oder so ähnlich habe ich die Zusammenfassung des touristischen Dilis für Touristen gelesen. Nach vier Tagen hier in der Stadt verstehe ich so langsam was der Author damit umschreiben wollte. Nach dem ersten dominierenden Eindruck von verwahrlosten Häusern und Ruinen findet man bei näherem Hinschauen doch viele kleine schöne Ecken, trifft auf die traurige aber spannende Geschichte des Landes und genießt die kombinierten kulinarischen Highlights aus Portugal und Südostasien:

Cristo Rei

Die Bucht von Dili wird von einer 27m hohen Statue von Jesus Christus überblickt. Während der indonesischen Besatzung wurde die Kupferstatue am Ende des Kreuzweges von den Besatzern aufgestellt. Die Locals haben ein gespaltenes Verhältnis zu dem Monument, nicht nur weil die Völkerrechtsverletzungen der Besatzung unvergessen sind, sondern auch weil Jesus Richtung Jakarta blickt und mit 27 Meter Höhe auf Osttimor als 27zigste Provinz Indonesiens anspielt. Nichtsdestotrotz ist das Monument sehr beeindruckend und der Aufstieg hinauf auf das Kap über den Kreuzweg empfanden sogar die Kinder sehr interessant. Von oben hat man nicht nur den direkten Blick auf Cristo Rei, sondern auch einen phänomenalen Blick über die Bucht von Dili, die weißen Sandstrände und vorgelagerten Riffe.

Wer Schnorchelsachen mitbringt, kann so wie wir das gemacht haben an dem weißen Sandstrand auf der Ostseite von Cristo Rei im badewannenwarmen Wasser schnorcheln gehen und die tolle Unterwasserwelt von Osttimor entdecken. Wenn nicht kann man unter den Bäumen im Schatten entspannen oder einen Strandspaziergang am menschenleeren Strand machen. Direkt vom Strand aus kann man zu den vorgelagerten Korallenriffen schwimmen und trifft dort auf lebendige Korallen in allen Formen und Farben und eine Vielfalt von kleinen bunten tropischen Fischen, die darin wohnen. Wir hatten nicht viel erwartet vom Schnorcheln hier direkt neben der Stadt und hatten deshalb auch keine Unterwasserkamera dabei, waren aber von der Vielfalt der Fische und Korallen positiv überrascht. Es waren sogar welche dabei die wir bisher noch gar nicht kannten.

Resistance Museum

Im Andenken an die Geschichte des Landes gibt es im Zentrum von Dili das Widerstandsmuseum. Dort wird mit vielen Bilder auf Portugiesisch und Englisch die Geschichte von Osttimor erzählt. Der Fokus des Museums liegt vor allem auf dem Ende der portugiesischen Kolonialzeit und der nachfolgenden indonesischen Besatzung. In vielen Schautafeln erfährt man über die Hintergründe der Besatzung, die politische und die militärische Widerstandsbewegung der Bevölkerung sowie die vielen Völkerrechtsverletzungen bis hin zu Blutbädern die hier noch in den 1990ziger Jahren stattfanden. Außerdem werden wichtige Ereignisse in kleinen Filmchen veranschaulicht. Wir waren schockiert und beeindruckt von unserer bisherigen Ignoranz.

Santa Cruz Friedhof und Chega Ausstellung

Während das Resistance Museum auf die Geschichte fokussiert ist, informiert die Chega Ausstellung über die Völkerrechtsverletzungen während der indonesischen Besatzung. Der Santa Cruz Friedhof ist nur um die Ecke, dort kann man sich dann direkt die Gegebenheiten des Santa Cruz Massakers anschauen, bei dem 1991 nach einer niedergeschlagenen Demonstration mindestens 271 Menschen starben, 270 spurlos verschwanden und 383 verletzt wurden.

Spaziergang entlang des Palacio Governo und der Uferpromenade

Direkt am Wasser verläuft die belebte Avenida Marginal, südlich davon findet man das große, weiße Parlamentsgebäude. Schön hergerichtet befindet sich ein Springbrunnen davor, über das Gelände kann man spazieren und vom östlichen Ende die Madonnenstatue bewundern, bevor man über die Straße geht und in den Parks am Ufer entlang weiter schlendert. Im Schatten der Bäume mit einem Windzug vom Wasser ist es hier nicht ganz so heiß, viele Studenten der Universität Dilis sitzen deshalb hier zum Lernen.

Shopping im Timor Plaza

Das Timor Plaza ist das einzige Einkaufszentrum von Osttimor mit zahlreichen Geschäften, großen Supermärkten, Apartments, einem tollen Foodcourt und dem einzigen Kino Osttimors. Wir fanden es toll hier einzukaufen, Kaffee zu trinken und im Foodcourt aus den vielen möglichen asiatischen Spezialitäten auszuwählen.

Gemüsemarkt Lecidere

Direkt am Ufer des Stadtteils Lecidere gibt es einen Obst- und Gemüsemarkt. Frische lokale Produkte werden hier hübsch ausgelegt unter farbigen Sonnenschirmen in zahlreichen kleinen Ständen verkauft. Natürlich haben wir zugeschlagen und Bananen, Ananas, Paprika, Tomaten, Mangos und Mandarinen gekauft. Direkt gegenüber gibt es den Lita Store, wo man viele importierte Produkte bekommt.

Citytour via Microlet

Die kleinen Minibusse fahren hier in Dili sogar in Linien und sind Hauptverkehrsmittel der Locals. Oft quetschen sich 10 Leute oder mehr in die umgebauten Gefährte. Wenn man aussteigen will, klopft man und drückt dem Fahrer ein paar Münzen in die Hand. Jeder gibt was er denkt, es gibt keine einheitlichen Preise. Eine wunderbare Methode um die Stadt zu erkunden, die Menschen zu beobachten und die schönen, alten portugiesischen Häuser zu entdecken. Wo kein Microlet hinfährt, kommt man mit dem Taxi hin. Man hat die Auswahl zwischen den Gelben, klapprigen ohne Klimaanlage dafür mit Patina, die gerne auch mal liegenbleiben oder den Blauen, neuen, klimatisierten die einen für den zigfachen Preis von A nach B bringen.

Reading Room

Der Reading Room ist ein altes hübsches Häuschen im portugiesischen Stil. Er liegt im Stadtviertel Lecidere, hier findet man noch weitere solcher Gebäude, einige Hotels und Restaurants. Im Haus sind Bilder der Besatzung ausgestellt. Angeschlossen an den Reading Room ist die überraschend kleine Bibliothek Dilis mit vielen jungen Menschen die hier studieren.

Kaffee trinken im Pateo

Das Pateo ist ein portugiesischer Supermarkt mit Deli und Kaffee. Dort gibt es Cafe con Leche aus der Siebträgermaschine und Pasteis de nata dazu. Wir waren nach einem Jahr ausserhalb Europas total hin und weg von den portugiesischen Köstlichkeiten. Wer was anderes will, kein Problem, der Supermarkt bietet viele portugiesische Produkte an.

Schnorcheln am Pertamina Pier und Tasitolu Strand

... steht bei uns für Morgen auf dem Programm. Die Unterwasserwelt soll hier toll sein, paradoxerweise besonders unter dem Steg über den das Benzin vom Schiff an Land gebracht wird. Die Fische suchen dort den Schatten. Im Stadtteil Tasitolu fällt das Riff gleich vom Strand viele Meter in die Tiefe, so dass man dort prima tauchen kann. Anschließend kann man dann noch die Papststatue dort besichtigen oder den Dili Tauch Felsen.

Zu diesem Eintrag gibt es 3 Kommentare.
18.11.2018:
Kommentar from Dody
Sabrina, zur Info an Euch falls Ihr einen Ausflug auf die andere Seite (Sued) machen solltet: ein Freund von mir kam vorgestern aus Ost-Timor zurueck und erzaehlte mir dass Salties (Australische Salzwasserkrokodile) an der Suedseite von Timor gesichtet worden sind - die Kerle stehen in OZ unter Naturschutz und scheinen sich etwas mehr als erwuenscht vermehrt zu haben. Wie viele und ob das nur ein paar ausserordentliche Zufaelle waren weiss ich nicht. Drueck' Euch die Daumen fuer die Visas!!! Big hugs xxx
19.11.2018:
Kommentar from Dody
Hm, kann Papagayo gerade nicht erreichen um da noch mal nachzuhaken. Beim Lesen von William Dampier gestern abend "A Continuation of a Voyage to New Holland, Etc. in the year 1699" ist er auch grade in Timor angekommen und beschreibt was er alles vorfindet, unter anderem auch Alligatoren. Nun, was auch immer der Unterschied zwischen Crocs and Alligators sein mag, diesen Typ Tierchen scheint es da jedenfalls schon ewig zu geben. Fair winds xxx Dody
19.11.2018:
Kommentar from MoyaCrew
1000 Dank Dody für die Recherche und die Warnung! Wir sind kürzlich bei unserem Krokodilprojekt mit den Kindern auch über die Saltis gestolpert. Laut Wikipedia soll es die von Australien über PNG, Timor, Indonesien, Malaysia bis hinauf nach Thailand und sogar Sri Lanka geben. Das ist kein gutes Gefühl. Wir werden versuchen super vorsichtig zu sein. Schwimmen in der Nähe von Mangroven ist definitiv gestrichen.
23.09.2018 - Luganville, Espiritu Santo, Vanuatu

Nichts zu holen am Million Dollar Point

Das Wetter hier wird einfach nicht besser, fast wie November in Deutschland nur wärmer. Aber davon ließen wir uns heute auch nicht abhalten und fuhren zum Million Dollar Point.

Während des zweiten Weltkriegs war Espiritu Santo, eine wichtige Basis der Amerikaner, sowie die Navy als auch die Luftwaffe waren hier stationiert. Damals hatten sie wichtiges Kriegsmaterial wie Panzer, Kriegsschiffe, Truppentransporter, Jeeps, Flugzeuge, Kettenfahrzeuge und vieles andere Kriegsgerümpel auf der Insel, nach Pearl Harbour wichtigster Nachschubstützpunkt für die Kämpfe im Pazifik. Zur Peakzeit war hier eine Truppenstärke von 40.000 Mann und 500.000 Mann Personal, je 5 Bomber und Fighter Flugplätze, 3 Krankenhäuser, 100 Schiffe und 30 Kinos. Der Luxusliner USS President Coolidge fuhr damals vor der Küste von Luganville auf eine eigene Mine und sank und ist jetzt bei den Tauchern ein absolutes Must Do. Als der Krieg zu Ende gegangen war, wurden sich die Amerikaner bewusst, viel zu viel Kriegsgerät an der falschen Stelle der Erde zu besitzen und versuchten das Zeug billig an die Regierung von Vanuatu zu verkaufen. Jeeps kosteten 25 Dollar, Schiffe 300 Dollar usw. Als die Verkaufsverhandlungen scheiterten, versenkten die Amerikaner kurzer Hand ALLES im Meer, dort liegt es noch heute am Million Dollar Point.

Eigentlich soll es ein tolles Erlebnis sein, das Kriegsgerät unter einem im kristallklaren Wasser zu bewundern. Durch die aufgewühlte See konnte man heute allerdings keinen Meter im Wasser sehen, seit Tagen bläst es hier mit 25 Knoten und die Wellen spülen den weißen Sand vom Meeresgrund auf. Die Sicht war also Null. Christian, schaffte es geradeso in 10 Meter Tiefe, als die Sicht dann besser wurde, beim hinabtauchen einige Ecken des immer noch intakten Equipments zu erhaschen. Ich gab das Schnorcheln schnell auf und für die Kinder bleib bei diesen Wellen nur die verrosteten Zahnräder und Motorblöcke, Panzerketten am Strand zu besichtigen. Eine zusammengeschmolzene Schicht aus Rost, Glasstücken und Korallen überdeckte den weißen Sand an einigen Stellen. Schnell merkten wir, dass selbst am Strand noch eine Vielzahl von Wrackteilen herum lagen. Was für eine Verschwendung!

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28.04.2018 - 6°25'S / 114°38'W, Pazifik

Another beautiful morning at sea

Die Sonne ist vor kurzem aufgegangen. Die rosa farbenen Wolken sind inzwischen aber schon bläulich weiß und die Sonne steht bereits ca. 15 Grad über dem Horizont und taucht gerade hinter den Wolken auf. Wir haben heute Nacht die Zeit wieder umgestellt, so dass die Kinder schon jetzt um kurz nach 6 Uhr morgens quicklebendig im Salon spielen. Beide sind heute morgen friedlich, spielen zusammen mit einem Kipplaster und lassen mich auf dem Sofa sitzen. Die Sonne scheint durch den Niedergang auf meinen Bauch, das Thermometer zeigt 28°C, ein angenehmes Lüftchen weht durchs Schiff. Der Südost hat seit gestern Abend nachgelassen und weht direkt von Achtern, Moya gleitet aber dennoch mit 5 Knoten durchs Wasser und rollt sanft von einer Seite auf die andere. Wir haben zusätzlichen Schub vom südlichen Äquatorialstrom. Jetzt fehlt nur noch eine Tasse Kaffee und der Moment wäre perfekt. Leider vertrage ich Kaffee auf Passage nicht, deshalb lasse ich das lieber, genieße auch so und denke an das Logbuch von Captain Cook, das ich während momentan meiner Nachtwache lese.

Zu einer Zeit in der der Großteil der pazifischen Inseln noch nicht entdeckt war und man nach einem weiteren südlichen Kontinent suchte, wagten nur sehr wenige Menschen die Reise an das andere Ende der Welt. Die wenigen, die los segelten kamen oft gar nicht oder mit stark dezimierter Mannschaft zurück nach Europa, die meisten von Ihnen starben an Skorbut oder anderen Krankheiten. Im Sommer 1768 segelte der Arbeitersohn James Cook, der sich in der royal Navy hochgedient hatte, als Kommandant und Expeditionsleiter mit seinem eigens dafür gebauten Schiff Endeavour in den Pazifik um den Venus Transit beobachten zu können. Mit ihm fuhr der Biologe Mr. Banks, der Astronom Mr. Green und 95 Mann Besatzung. In England starteten sie mit 300 Pfund Rindfleisch, einem lebenden Ochsen, Hühnern, Mehl, Getreide, Bier und Wein aber auch Malz und Sauerkraut für die Behandlung von Skorbut. Bereits auf der Biskaya kamen sie in ihren ersten Sturm und verloren dabei Duzende Hühner, die an Bord ertranken. Das erste Crewmitglied wurde beim Ausbringen des Ankers in Madeira in die Tiefe gerissen und starb. Danach segelte Cook an den Kanaren und Kap Verden vorbei über den Äquator nach Rio de Janeiro um zu re-provisionieren. Er wurde alles andere als freundlich empfangen, zweifelten die Portugiesen doch an seiner Motivation. Nach 2 Wochen setzte er die Reise mit neuem Proviant fort und kam Anfang Januar nach 6 Monaten in Feuerland an. Unterwegs maß er die Tiefen in den Buchten und beschrieb den Küstenverlauf so genau wie möglich. Wie er das ohne Echolot machte ist mir nicht klar geworden, aber es scheint etwas mit Schall zu tun zu haben. Ihre Position bestimmten sie über Mond, Sonne und Sterne auch ohne Schiffschronometer mit erstaunlicher Präzision. Außerdem beschrieben sie unbekannte Tiere und Pflanzen. Trotz der Sommermonate wurde er in Feuerland von Stürmen, Hagel und Schnee geplagt. Er benötigte einen Monat um um das Kap Horn herumzusegeln, immer wieder wurde er von Strömungen und Stürmen zurück gedrückt. Trotzdem war es in seinen Augen der schnellere Weg im Vergleich zur Maggelan Straße. Danach ging es ins Ungewisse, ohne eine Idee wann das nächste Mal Land in Sicht kommen würde. 250 Jahre später segeln wir zwar immer noch mit der Geschwindigkeit von damals, aber sonst hat sich alles verändert. Wir wissen genau wo wir sind, was uns erwartet und wann wir wo ankommen werden. Mit dieser Perspektive ist unser Abenteuer wohl eher ein Pfadfinderausflug.

Gestern Abend waren wir übrigens am weitesten von der nächsten Landmasse, den Osterinseln entfernt, jetzt ist das nächste Pitcairn 1240 nm Richtung Süden.

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29.04.2018:
Kommentar from Dody
Ach was freut mich das Sabrina, dass Dich jetzt auch die Logbuecher von Captain Cook in ihren Bann ziehen, klasse :-D!!! Uebrigens, frueher benutzte man ein Handlot. Stell Dir eine lange Leine mit einem Gewicht vor. Um das ganze noch interessanter zu machen war unten in dem Gewicht eine Aussparung in dem "Lotspeise" steckte, eine Masse, an der Sedimente vom Grund kleben blieben. Einer stellte sich auf den Bugspriet und warf das Gewicht in Fahrtrichtung voraus waehrend er die Leine durch die Hand gleiten liess. Am Grund angekommen stoppte der Schwung der Leine, der messende zog sie leicht straff und zog sie hoch indem er gleichzeitig die Armlaengen an Leine zaehlte. Der Blick auf die Unterseite des Gewichtes gab dann Aufschluss ueber den Untergrund. Witzigerweise, ich kann es immer noch kaum fassen obwohl ich das im Buch der Kaiserlichen Marine ueber den Atlanischen Ozean gelesen habe, das Buch ist ein Nachdruck aus 1897 oder so: in dieser Epoche wurde der Atlantische Ozean auf aehnliche Weise an vielen Punkten gemessen, bis zu Tiefen von 4.000 m. Dabei allerdings hatten sie grosse Trommeln auf denen das Seil aufgewickelt wurde. Wuensch' Euch was!!! xxx
14.05.2018:
Kommentar from MoyaCrew
Danke Dody, das macht sehr viel Sinn. Ich bin im Logbuch nur immer über das Wort sounded gestolpert. Es ist super interessant zu lesen mit welchen Problemen Cook damals gekämpft hat, danke für den guten Tipp
28.03.2018 - Karibische See, Panama

Endlich wieder auf dem Wasser - Sweet Day Sail zum Rio Chagres

Christian schaut heute morgen ins Logbuch und fragt "Sabrina, wann sind wir zum letzten Mal gesegelt? Das Logbuch sagt wir stehen seit dem 16 März hier, aber es kann doch nicht sein, dass wir schon seit 12 Tage hier sind!". Ich überlege kurz und stelle dann erstaunt fest, dass wir tatsächlich schon seit knapp 2 Wochen in Portobello vor Anker liegen. Dass die Bucht hervorragend ist, um ruhige Tage vor Anker zu verbringen wusste sogar schon Kolumbus, der hier -nachdem er sich in den ersten drei Expeditionen nur auf den karibischen Inseln aufgehalten hat- bei seiner vierten Entdeckungstour vor Anker gegangen ist. Auch später wurde die Bucht von den Spaniern rege verwendet und mit Forts aufgerüstet, vor allem nach der Plünderung von Nombre de Dios.

Zum letzten Mal ist Moya an einem Ort so lange in Nazaré gelegen und vor Anker vermutlich noch nie, zumindest nicht seitdem sie unsere Lady ist. Beim Anker Manöver stutzte ich ziemlich, als ich sah, dass die öberflächennahen Teile der Ankerkette mit Algen bewachsen waren und die Kette weiter unten rötlich verfärbt war. Offensichtlich wurde es höchste Zeit unsere Zelte hier abzubrechen und Portobello den Rücken zu kehren. Kaum zu glauben, dass wir wirklich 12 Tage hier waren, durch die Vorbereitungen für den Pazifik ist die Zeit einfach an uns vorbei gerannt. Eher hätten wir aber kaum fahren können, denn erst gestern haben wir das letzte Fenster wieder eingebaut. Ich im Beiboot mit Stirnlampe auf dem Kopf, denn es war schon dunkel, und Christian mit Schraubendreher bewaffnet in der Achterkoje haben wir zusammen etwas gebastelt bis das Fenster wieder in der Bordwand verschwand. Ob es dicht ist sehen wir später, denn Moya liegt momentan auf ihrer Backbordseite und cruised Richtung Südwesten.

Aber nicht nur das Fenster werden wir später genauestens unter die Lupe nehmen, sondern auch unsere Bilge. Wir hatten nämlich gestern ein Erlebnis der anderen Art, als wir feststellten, dass wir Salzwasser in der Bilge hatten - der Alptraum jeden Seglers. Es war zwar weniger als ein halbes Wasserglas, aber trotzdem macht Wasser im Schiff absolut keinen Spass, vor allem dann wenn man nicht so richtig sagen kann wo es eigentlich her kommt. Das Wasser stand hinten unter unserem Bett und wir dachten vor ein paar Tagen, dass es zum offenen Fenster hereingeregnet hatte. Da das Wasser trotz mehrmaligem Aufwischen immer wieder nach tropfte und das Fenster inzwischen zugeklebt war, mussten wir gestern schließlich einsehen, dass es wohl irgendwo anders herkommen muss. Nur wo? Moya hat so weit achterlich eigentlich nur einen Auslass, der in dem das Ruderlager steckt - nur da war alles trocken. Wir pressten trotzdem mal Fett ins Lager und tatsächlich war gestern Abend fast kein Wasser mehr nachgelaufen und wir sind guter Dinge das Leck gefixt zu haben.

Seit heute Morgen sind wir übrigens nicht mehr allein an Bord, sondern mit Mats unterwegs. Wir haben den Schweden im Hostel von Portobello aufgetan, denn uns hat immer noch der letzte Line Hander für den Kanal Transit gefehlt. Neben dem Kapitän und dem Kanal Piloten, braucht man nämlich noch 4 Leuten an den Seilen damit man für die Durchfahrt zugelassen wird. Mats ist auch Segler aber momentan mit dem Rucksack unterwegs, wollte sich den Kanal ohnehin gerne anschauen und sucht schon seit Tagen nach einer Möglichkeit zu segeln. Jetzt liegt er auf dem Vordeck und genießt die tollen Bedingungen auf dem Wasser. Mit fliegenden Tüchern segelt Moya bei moderater Welle von der Seite und 18 Knoten Wind aus Norden, die uns in die richtige Richtung schieben. Anstatt direkt nach Colon abzubiegen, finden wir unseren Weg zwischen den Dicken hindurch, lassen die Tanker und Kontainerschiffe hinter uns liegen und segeln noch ein paar Meilen weiter nach Western zum Rio Chagres. Dort bleiben wir über Nacht, bevor wir Morgen früh das letzte Mal für eine lange Zeit im Atlantik segeln werden.

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20.03.2018 - Portobello, Panama

Vorbereitungen für den Südpazifik

Jetzt wo wir wissen, wann wir in den Pazifik schleusen werden, steigt die Nervosität an Bord. Von Mittelamerika aus werden wir Wochen auf See verbringen bevor wir in französisch Polynesien ankommen werden. Dabei werden wir zuerst durch die intertropical Konvergenzzone segeln, in der wir unstete leichte Winde mit Flaute aber auch Gewitter erwarten, bevor wir den Äquator überqueren und anschließend hoffentlich den Südostpassat finden. Diese Passage wir voraussichtlich unsere längste Ozeanpassage werden und wir wollen dafür optimal vorbereitet sein.

Schon in den letzten Wochen, haben wir deshalb Moyas` Unterwasserschiff erneuert, die Genua hat einen neuen UV Schutz bekommen, Ersatzteile für unsere Entsalzungsanlage sind angekommen und die Batterien sind jetzt auch ausgewechselt und haben ihren Dienst aufgenommen. Da wir nach dieser Passage, anders als bei unserer Atlantiküberquerung, am Ende der Welt anstatt der Zivilisation ankommen und nicht zu erwarten ist, dass wir auf absehbare Zeit in Häfen und Marinas verweilen werden und sogar kleine Problemchen wesentlich schwieriger werden zu beheben sein, versuchen wir alle Eventualitäten durch zu gehen. Natürlich wird uns das nicht gelingen, aber ein paar was-wäre-wenn Gedankenspielchen beruhigen und bereiten auf einen Teil der kommenden Situationen vor.

Während wir abends über Wetter, Route, Proviantierung und mögliche Fallstricke sprechen, arbeiten wir tagsüber an unserer Lady. Um auch die letzten kleineren Roststellen vor der langen Reise z u entfernen, haben wir gestern zwei Fenster ausgebaut, den Rost erst abgeschliffen und dann mit unserer bewährten Methode phosphorsäurebasiert entfernt, bevor wir die erste Grundierungsschicht aufgebracht haben. In den nächsten Tagen werden dann die zweite Grundierung, sowie mehrere Lackschichten folgen. In der Bucht vor Anker sind die Arbeiten etwas komplizierter als am Festmacher in der Marina. Zum einen brauchen wir Strom für unsere 220V Schleifmaschine, der aus unserem 12V Bordnetz von einem Inverter umgewandelt werden muss, zum anderen ist Streichen von Tilly aus die an der Seite von Moya vertäut liegt ein Balanceakt, bei dem man sich -selbst bei den kleinen Wellen- auch ganz gerne mal selbst anmalt. Nebenbei haben wir die Bilge und alle Proviantschapps ausgeräumt und katalogisiert, damit wir einen Überblick bekommen was und wieviel wir noch einkaufen müssen. Wir sind schon ganz gut ausgestattet, aber für 6 Monate reicht es noch nicht. So viel wollen wir mitnehmen, um autark zu sein und nicht die teuren Lebensmittel in französisch Polynesien kaufen zu müssen.

Zwischen den ganzen Arbeiten an Bord, sind wir Montag endlich zu Yogi gefahren nach Nombre de Dios. Yogi ist deutscher Auswanderer, selbst mit dem Segelboot hierher gekommen und lebt nun seit Jahren hier in Panama. Er war unsere Insiderquelle hier und hat uns immer mit Tat und Rat zur Seite gestanden. Wir kannten Yogi zwar noch nicht persönlich, Moya aber schon durch die Voreigner, deshalb mussten wir ihn und seine Frau Yilva endlich kennenlernen.

Von Portobello aus ist es nach Nombre de Dios nicht weit und mit den schönen lokalen Busen war es ein gelungener Ausflug in das schon 1510 gegründete Dorf. Von hier aus haben die Spanier früher das Silber nach Europa verschifft, zumindest bis Sir Francis Drake Nombre geplündert hat und der wichtige Hafen in das besser geschützte Portobello verlegt wurde. Yogi lebt in einem grünen Haus am Rande von Nombre de Dios, im Garten gibt es Bananenstauden, Papaya und Mangobäume, dazwischen Hühner, Katzen und Hunde. In der Hängematte auf der Terrasse fanden nicht nur die Jungs gemütlich. Wir konnten gut verstehen warum er sich diesen Ort als Wahlheimat ausgesucht hat. Bei Kaffee, Eis und Kuchen, ging die Zeit viel zu schnell herum und schon mussten wir zum letzten Bus um 14:45 Uhr eilen. 5 Minuten vor der Abfahrtszeit haben wir ihn zumindest noch gesehen. Nombre de Dios liegt ziemlich abgelegen, so dass wir hier auch kein Taxi fanden. Wir versuchten es mit dem Daumen. Es dauerte erstmal 20 Minuten bis das erste Auto vorbei kam, vollbesetzt. So ging es auch weiter, nach 1.5 Stunden kam dann ein Auto vorbei, wieder voll besetzt. Dieses Mal meinte ich zu Christian "der hätte uns sicher mitgenommen, wäre er nicht voll gewesen" und tatsächlich sahen wir kurz darauf die Rückfahrleuchte aufleuchten. 5 französische Touristen im Mietauto haben die Situation richtig eingeschätzt, angehalten und uns angeboten im Kofferraum mitzufahren. Christian, Joni und ich haben uns hineingefaltet, Joshi kam noch auf die Rücksitzbank. Irgendwann fragte der Capitano "sind wir schon an der Kreuzung halbwegs vorbei?" "Ich denke wir sind gleich da, mir kommt es jetzt schon länger vor als bei der Hinfahrt". Tatsächlich waren wir noch lange nicht so weit und ich war sehr froh als wir endlich in Portobello durchgeschwitzt und mit flauen Magen ankamen. Im Casa Vela erholten wir uns vom Abenteuer und hörten dabei neue Seemannsgeschichten.

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23.03.2018:
Kommentar from Maxi, Lars und Benno
Joshi, Du Großer - Alles Gute zu Deinem 5. Geburtstag! Wir denken fest an Dich und wünschen Dir, dass Deine Eltern Dir einen großartigen Panama-Geburtstag bereiten. Viel Spaß noch auf Eurer großen Reise. Schöne Grüße aus dem (noch) kalten Deutschland. Maxi, Lars und Benno
18.02.2018 - Cartagena, Kolumbien

Kultur statt Streichen

Eigentlich brennen uns die Bootsreparaturen unter den Nägeln, aber an einem Sonntag sind selbst hier in Kolumbien alle Läden dicht und die Menschen im wohlverdienten Wochenende. Gestern hatten wir uns schon nach neuen Servicebatterien umgeschaut und überall nach einem Segelmacher herum gefragt, aber noch nicht so richtig geschafft mit einem der beiden Namen die wir gehört hatten in Kontakt zu treten. Ich war in 5 verschiedenen Geschäfte, die Bootsequipment verkaufen, bin aber aus zweien nach wenigen Sekunden wieder herausgelaufen, nachdem ich die Sprachbarriere auch mit Händen und Füssen nicht überwinden konnte. Auf "Reparar vela?" kam in jedem Geschäft ein Kopfschütteln und danach prasselten spanische Sätze über mich, die in meinem Hirn nur ein großes Fragezeichen auslösten. Meine Nachfragen, wer denn so etwas in der Stadt kann, wurde wieder mit Kopfwiegen quittiert, nur in einem Laden wurde uns Mario Julio genannt, der wohl Segel reparieren kann. Also setzte ich mein bestes Lächeln auf, um mein fast nicht vorhandenes Spanisch etwas zu entschuldigen und bedankte mich herzlich.

Morgens hatten wir schon von unserem Nachbarschiff der Naja gehört dass Margarita die Tochter des gestorbenen Segelmachers sei und uns eventuell helfen kann. Heute haben wir zumindest Mario Julio im Club De Pesca treffen können. Allerdings hätte uns das noch nicht viel geholfen, denn Mario Julio spricht so wie die meisten Menschen hier nur Spanisch. Eine Familie die eben vorbei kam merkte unser Dilemma und übersetzte für uns. Die hatten keine Ahnung vom Segeln, wir konnten kein Spanisch und Mario Julio kein Englisch, so ging unsere Kommunikation munter im Kreis herum und hatte etwas von Flüsterpost. Am Ende wissen wir nicht so richtig, wie gut Senior Julio unsere Reparaturen durchführen kann und sind zögerlich vor allem weil wir von anderer Seite hörten, dass es in der Stadt keine empfehlenswerten Segelmacher gäbe. Jetzt ist guter Rat teuer, der UV Schutz unserer Genua ist schon am abbröckeln, aber zu irgendjemand wollen wir das Segel auch nicht geben. Moya wird hoffentlich diese Woche aus dem Wasser gehoben, um ihr Unterwasserschiff zu erneuern, aber wann das genau passiert konnten wir noch nicht festklopfen.

Da wir ohnehin mit der Organisation unserer Arbeiten nicht weiterkamen, entschieden wir uns für ein bißchen Kulturprogramm und spazierten zum Castillo San Felipe de Barajas. Die Festung ist die größte, die die Spanier jemals in einer ihrer Kolonien gebaut haben und ein Meisterwerk der militärischen Ingenieurskunst - sie ist überhaupt nie in feindliche Hand gefallen. In mehreren Terrassen ist das Fort angelegt und ist untertunnelt mit vielen Gängen, die teilweise bis heute noch nicht alle wieder entdeckt sind. Wir sind durch die spärlich beleuchteten Tunneln gelaufen, teilweise war es so finster, dass wir sogar unsere Handytaschenlampen anschalten mussten um weiter zu gehen. Die Katakomben waren ein richtiges Abenteuer für die Jungs, die gar nicht mehr gehen wollten, vor allem Joshua wollte an jeder Tafel im Detail erklärt haben wie das hier früher war.

Vom Fort aus hatten wir eine exzellente Aussicht über die Altstadt, die Bocagrande und den Containerhafen. Von dort oben, sah es auch so aus als ob direkt in der Altstadt ein riesiger Mast eines Segelschiffes steht. Er war so hoch wie ein Hochhaus und höher wie die Kirchen. Als wir später erst durch das Getsemani Viertel liefen, sahen wir die Yacht schon von weitem direkt vor dem Torre del reloj, dem Eingang zur Altstadt. Es ist die M5, das größte Einmaster Segelschiff der Welt, der Mast ist 240 Fuss hoch, so dass die Yacht unter keiner Brücke der Welt hindurch fahren kann, weil sie entweder zu hoch ist oder zu viel Tiefgang hat.

Unser Weg führte durch die lebendige, zwar etwas touristische aber wunderschöne Altstadt. Am Portal de los Dulces waren viele Stände aufgebaut, hier werden heute Süssigkeiten verkauft, früher wurde hier mit Sklaven gehandelt. Viele Händler waren mit Wägen unterwegs und wir hörten überall "Aqua, Aqua, Aqua" oder sie verkauften Tinto, Wasser mit viel Zucker und etwas Kaffee. Dazwischen liefen Schwarze Damen in bunten Kleidern mit Obstschalen auf dem Kopf, die gibt es nur hier in der Altstadt, extra für die Touristen, posieren sie und lassen sich gegen Dollars fotografieren. In den vielen kolonialen Häusern gibt es zahlreiche Souvenirläden, Cafes und Restaurants, die Preise sind astronomisch für Kolumbien, aber dafür fühlt man sich in den Straßen Jahrhunderte zurück versetzt. Leider hatte die Kathedrale wie schon am Samstag geschlossen, so dass wir die Kirche nur von außen bewundern konnten. Da Cartagena ein so wichtiger Umschlagspunkt für Güter und Sklaven war, gab es hier auch ein Tribunal der Inquisition. Der Palacio de la Inquisicion ist eines der schönsten Gebäude der Stadt, mit vielen Holzbalkonen und wurde umgebaut zum Museum. In Englisch und Spanisch wird hier die Geschichte der Stadt und Taten der Inquisition in Mittelamerika mit Bildern, Filmen und Ausstellungsstücken erklärt. Als wir nach den Folterinstrumenten im Hof vor der Guillotine standen, war Joshua ganz schön eingeschüchtert, solche Dinge passen einfach überhaupt nicht in seine heile Welt.

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17.02.2018 - Cartagena, Kolumbien

Cartagena de Indias - Weltstadt mit Geschichte

Warum einige Segler die Passage Aruba-Cartagena unter den Top10 übelsten Segelpassagen der Welt listen und im selben Atemzug mit der Drakes Passage, der Irminger See oder der Cook Straße erwähnen ist mir zwar immer noch nicht so ganz klar. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es hier in der Karibik genauso rau zugeht wie im Südpolarmeer, aber dass die Karibik kein flacher Teich mit Quietscheenten ist, wissen auch wir spätestens jetzt. Nachdem wir den schlimmsten Part mit der Kreuzung des Magdalena Flussdeltas hinter uns gebracht hatten, war der zweite Abschnitt unseres Hüpfers nach Cartagena zwar etwas weniger ruppig aber anstrengend war es trotzdem bei nur noch 35 Knoten Wind und ein bißchen weniger riesigen Wellen zu segeln.

Durch die Inspektion der Armada national starteten wir gestern morgen verspätet und haben deshalb Cartagena erst bei Dunkelheit erreicht. Die 4 jungen netten Männer der Coast Guard waren zwar schnell mit Moya fertig, dennoch hat uns das unausweichliche Spektakel 2 Stunden Tageslicht gekostet, denn jedes Boot das die Bucht von Puerto Velero anläuft muss von der Küstenwache kontrolliert werden. Der Offizier meinte, dass uns ein Boarding vermutlich auch nicht erspart geblieben wäre, wären wir direkt nach Cartagena gesegelt. Da war es doch besser die Armada in der relativ ruhigen Ankerbucht an Bord zu begrüßen, anstatt bei 4 Meter hohen Wellen.

Wir waren also erst um 9 Uhr an der Einfahrt von Cartagena und sahen auf der Seekarte, dass über die Boca Grande zwischen Festland und der davor liegenden Isla Tierra Bomba eine im Wasser liegende Mauer verläuft. Die Einfahrt ist zwar freigegeben und betont für Sportfahrzeuge, aber die Seekarte zeigte nur eine Wassertiefe von 2 Metern an. Die letzten 2 Tage hatten ganz schön an uns gezehrt, so dass wir hingerissen waren durch die Engstelle in den schon in Sichtweite befindlichen Inneren Hafen zu nehmen. Aber es half alles nichts, Safety first sind wir abgedreht und haben die südliche Einfahrt in die Stadt genommen und sind 2.5 Stunden später zusammen mit den ganz dicken Containerschiffen im Inneren Hafen angekommen.

Vor dem Club Nautico liegen wir jetzt vor Anker, umringt von der Skyline von Cartagena. Die Anfahrt bei Nacht war wunderschön mit den vielen beleuchteten Hochhäusern, dem betonten Hafen und den Lichtern der Altstadt. Leise hörten wir südamerikanische Rhythmen und jubelten, dass Moya ruhig, nicht gekränkt und bei nur leichter Brise im Wasser lag. Die Anspannung fiel von uns ab und wir machten erst mal ein Anlegebier auf. Heute morgen war es dann eine kleine Überraschung Cartagena bei Tageslicht zu sehen, wie immer wenn wir nachts in einen Hafen einlaufen wundern wir uns wie anders doch alles am Tag ausschaut.

Cartagena de Indias war 1533 eine der ersten spanischen Gründungen in der neuen Welt. Schon früh war sie ein wichtiges Zentrum peruanisches Silber zu verschiffen und später auch die afrikanischen Sklaven auf dem amerikanischen Kontinent zu empfangen. Durch die wichtige Stellung beim Handel, war sie auch Anziehungspunkt für Piraten und war wiederholt umkämpft in Kriegen. Francis Drake hatte Cartagena schon früh zu Staub und Asche verbrannt. Durch die Belagerungen bauten die Spanier im laufe der Zeit eine Mauer um die Stadt und mächtige Verteidigungsanlagen mit insgesamt 20 Festungen von denen es heute noch 16 gibt. 1741 überstand die Stadt sogar den Angriff von über 25000 Mann der englischen Armada auf 180 Schiffen unter dem Kommando von Edward Vernon, so dass Cartagena zeitweise als uneinnehmbar galt. Auch die Unterwasser Mauer der Boca Grande ist Teil der Abwehr der Stadt und hat vor hunderten von Jahren zahlreiche Schiffe versenkt. Die Altstadt ist geprägt durch koloniale Häuser, Kirchen und Kanonen auf hohen Mauern und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Wir sind beeindruckt. Ich habe mir direkt vorgenommen die alten Piratengeschichten zu lesen, es gibt vermutlich kein besseren Ort dafür.

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19.12.2017 - Chateaubelair, Saint Vincent

Smiling Faces, wild country

Columbus nannte die Menschen von St. Vincent Caribs. Zu der Zeit als hier die ersten Europäer siedelten und Sklaven von Afrika mitbrachten ist vor Bequia ein Sklavenschiff gesunken. Die Caribs beschlossen die Sklaven als ihr Eigentum zu übernehmen und brachten alle männlichen Nachkommen der Sklaven um, um sie zu kontrollieren. Das löste eine Revolte aus und brachte kriegsähnliche Zustände auf St. Vincent, die Sklaven klauten die Frauen der Caribs und flüchteten in die Berge, sie übernahmen bestimmte Traditionen der Caribs und nannten sich Black Caribs. Mit der Zeit übernahmen sie die Insel und wirkten der Britischen Besiedelung entgegen. Erst die geballte britische Seeflotte konnte dem ein Ende bereiten.

Wir wurden gestern alles andere als unfreundlich empfangen. Joshua und Jonathan mit ihren blonden Köpfen waren die Anziehungspunkte der Blicke, aber die Leute lachten als sie die beiden sahen. Wir wurden von den Menschen gegrüßt "How are y doing?" und viele fragen ob wir Hilfe brauchten. Wir stehen mit Moya in der Bucht von Chateaubelair, an der Küste stehen die kleinen karibischen Häuser, am schwarzen Lavastrand Palmen. Chateaubelair ist vom Tourismus fast unberührt, nur einige wenige Yachten halten hier -oft nur für einige Stunden- um die Einreise nach St. Vincent zu machen und fahren danach weiter Richtung Grenadinen. Vermutlich wollen die meisten Reisenden lieber an weißen statt schwarzen Stränden liegen? Tatsächlich hat Chateaubelair viel zu bieten, man kann von hier nicht nur Zeit am Strand verbringen, sondern zum Vulkan aufstiegen oder verschiedene Wässerfälle besuchen. Der Ort ist authentisch und ursprünglicher als die meisten Orte die wir bisher in der Karibik gesehen haben und die Menschen unglaublich nett. Am Strand gibt es keinen vernünftigen Anleger für die Dingis so dass wir Tilly stranden mussten - ein Rastamann war direkt zur Stelle und hat uns geholfen die Kinder sicher an Land zu bringen und hat uns bei der Gelegenheit auch gleich mit Maracuja aus dem Garten versorgt.

Als wir vor der Einreise warteten, kam ein Teenager heraus lachte Joshua an und zeigte ihm wie man wie ein Äffchen auf die großen Bäume am Strand kletterte. Später hielt ein Junge an und fragte ob wir von dem Schiff in der Bucht kommen. Auf meine Bejahung sagte er, dass wir genau richtig vor Anker stehen und Moya dort sicher ist. Vorhin klopfte es, ein Mann war vom Ort zu Moya gepaddelt und verkaufte Früchte. Auf die Frage "What fruits do you have?" packte er sein kleines Körbchen aus und antwortete lachend "I'm like a small supermarket" was hieß er hatte einige Bananen, 5 Kokosnüsse, 10 Limetten und einige Muskatnüsse, alle aus seinem Garten. Er redete und redete, erklärte uns wie wir Bananen und Kokosnüsse essen sollten, wünschte uns 5 mal frohe Weihnachten und meinte er gehe jetzt nach Hause auf ein Schläfchen.

St. Vincent ist grün, sogar sehr grün, überall wächst und spriest es - kein Wunder bei dem warmen und feuchten Klima. Der Regenwald ist dicht, mit Blättern so groß wie ich selbst, Bäumen mit Lianen und Pflanzen an denen bunte Blüten wachsen. Auf unserem Weg zu den Dark View Falls sind wir ein Stück durch den Regenwald gelaufen. An den Wasserfällen die in zwei Stockwerken von den Bergen herabfallen waren wir zunächst alleine später kamen dann doch noch guided Touren vorbei. Das Wasser war sehr erfrischend, es gab zwar keinen angelegten Pool, wir konnten aber dennoch in dem kleinen Becken baden in das sich das Wasser von 40-50 Meter Höhe ergoss. Neben dem Wasserfall war ein Weg angelegt um den Berg hinauf zu steigen, oben angelangt kamen wir zu einem zweiten Wasserfall und hatten eine hervorragende Aussicht über das dichte Grün.

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11.11.2017 - Porto Novo, Santo Antáo, Cape Verde

Pieeep!

Das war unser Ankeralarm. Ich stand gerade in der Küche und war bei Teil 2 meiner heutigen Tagesaufgabe. Heute war klar Schiff machen angesagt und da wir ohnehin schon den ganzen Tag an Bord waren, hatte ich mir überlegt das kapverdische Nationalgericht Cachupa Rica zu kochen. Cachupa stammt aus den frühen Tagen der Kap Verden, als die Schiffe von hier aus Richtung Amerika los segelten um Sklaven und Güter zu verschiffen. Die Kap Verden waren damals einer der wichtigsten Handelshäfen in der Region, weshalb die Portugiesen die Inseln schon sehr früh zu ihrer Kolonie erklärten. In dieser Zeit fingen die Leute hier aus Amerika stammendes Gemüse wie Mais, Bohnen oder Maniok anzubauen. Diese sind auch Grundlage für Cachupa, einem deftigen Eintopf, der ein wenig Ähnlichkeit mit Chilli con Carne hat. Die Bohnen standen auf der Flamme und brodelten vor sich hin als es plötzlich anfing zu piepen.

Draußen stand ein kräftiger Nordostwind in unserer Ankerbucht, wir hatten Böen bis 35 Knoten (für Nicht-Segler: das entspricht stürmischem Wind). Das erzeugte einen solchen Winddruck, dass sich Moya langsam aber sicher Richtung Südwesten arbeitete und das obwohl unsere volle Ankerkette im Wasser lag. Wir hatten nun zwei Alternativen: i) Anker auf und den Kanal de Sáo Vincente kreuzen um in der besser geschützten Bucht vor Mindelo zu ankern oder ii) einen anderen Ankerplatz hier finden, wo unser Eisen besser hält. Hinter dem Wellenbrecher lag der Kanal und heute blies es ordentlich durch die Düse, so dass auf die Wellen allesamt große Schaumkronen hatten, so ganz und gar nicht einladend, wenn man nicht gerade Ambitionen zum Bullenreiten mitbringt. Die hatten wir heute nicht, außerdem lag überall noch Wäsche quer im Cockpit verteilt die ich heute morgen gewaschen hatte, deshalb versuchten wir unser Glück an einer anderen Stelle in der Bucht. Christian stand am Ruder, die Kinder waren unten und haben sich um Legos gezofft und ich kniete über dem Ankerkasten und holte den Anker nach oben. Da Christian von hinten nicht sehen kann in welche Richtung die Kette zieht ist es hilfreich ihm mitzuteilen wo er hinfahren oder wann er stoppen soll. Selbst brüllen hat heute nicht geholfen, durch den Wind kam kein Ton bei Christian an, zum Glück habe ich auch noch Hände. Bei vierten Versuch peilte ich wieder über die Straßenlaterne zu den Bergen, die Peilung stand, unser Anker hielt - puhh!

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