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Breite:
44° 50.5' N
Länge:
13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15 UTC+2
Wettermeldung:
vom
13.08.2019 11:45 UTC+2
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Logbucheinträge zu Schwell

21.07.2019 - Frikes, Ithaca, Griechenland

Mittelalterliches Navpaktos & eine Nacht an der Steilküste Oxias

Geschichtsstunde hautnah

Bereits vom Meer kommend sieht Navpaktos beeindruckend aus. Nur eine schmale Lücke befindet sich in den dicken Steinmauern, die entlang der Küste eine dicke Barriere bilden und sich auch den Hügel hinaufwinden bis zur Burg, die das kleine Städtchen überblickt. Der Capitano lotste Moya durch die Steinmauern hinein in den kleinen Hafen, in dem sonst nur Fischerboote an den dicken Mauern lagen. Ich zögerte, ob wir da wohl wirklich festmachen sollten, aber Christian war ganz unbedarft, versenkte das Eisen an der Hafeneinfahrt, legte die Kette einmal quer durch das Hafenbecken und vertäute Moyas‘ Heck zwischen den kleinen Böötchen am Anleger. Es war ein großartiger Platz, um uns herum das Leben zu beobachten. Rings um den kleinen Hafen gab es Cafés und Tavernen, dahinter eine lebendige Straße und große, schattenspendende Bäume. Durch das Tor in der Hafenmauer konnten wir den belebten Kieselstrand sehen, daneben stand eine Statue von Miguel de Cervantes, dem Author von Don Quijote. Cervantes war 1571 nicht nur Augenzeuge der berühmten Seeschlacht zwischen der spanisch, venetischen Koalition und dem Osmanenheer, sondern verlor dabei auch seine linke Hand. Durch die Schlacht von Lepanto, dem damaligen Namen Navpaktos, wurde dem Vormarsch der Osmanen Einhalt geboten. Aber die Stadt war seit jeher heiß umkämpft, Athener, Venetianer, Römer, Türken, alle wollten die strategisch wichtige Stadt und damit den Golf von Corinth beherrschen.

Fast jeder Ort in Griechenland strotz nur so vor Geschichte, aber Navpaktos konzentriert sie regelrecht. Wir gingen durch die schmalen Gässchen, stiegen die engen Treppen hinauf, vorbei an traditionellen Häusern, alten Osmanen Bädern, befestigten Stadttoren, pinienbewachsenen Hängen bis hinauf zur Burg.

Geht nicht, gibt‘s nicht

Von oben sahen wir den Golf, die Berge des Peloponnes und die majestätische, neuartige Hängebrücke, die eigentlich hätte niemals gebaut werden können. Zumindest war das das Ergebnis der beratenden Experten der griechischen Ingenieurskammer, kurz vor der Veröffentlichung der Ausschreibung für die Brückenkonstruktion der zum damaligen Zeitpunkt längsten Hängebrücke der Welt. Der nicht tragfähige Untergrund, die tektonische Verschiebung, starke Winde und die seismische Aktivität waren die Hauptbedenken der Experten, trotzdem wurde der Bau nur wenige Jahre später begonnen. Jetzt steht sie da und thront über dem Meer, aber wer weiß schon was passiert, wenn die Erde das nächste mal bebt.

Wir jedenfalls sind am nächsten Tag ohne Zwischenfälle unter der Brücke hindurch gefahren und waren ab da im Ionischen Meer. Am Abend gingen wir vor Anker vor der Ostküste von Oxia. Oxia ist schroff, zerklüftet und die Hügel fallen steil ins Meer ab. Eine wilde Schönheit. Das fand auch der Emir von Qatar, der Oxia zusammen mit fünf weiteren Inseln für lächerliche 8.5 Millionen Euro zum Schnäppchenpreis erstand. Wir gingen im tiefen Wasser vor Anker und zogen Moyas Heck mit einer Leine zum Land. Wir badeten im dunklen Wasser, die Jungs spielten mit Tilly Fährboot und genossen den Abend. Zumindest bis eine riesige, brechende Welle an der Küstenlinie entlang auf uns zurollte. In der Dunkelheit sah ich nur die weißen Schaumkronen, hörte das Rauschen und war entsetzt die Welle auf uns zu kommen zu sehen. Die Wellen waren so groß, dass unsere Leine teilweise mindestens einen Meter unter Wasser gewesen sein muss, Moya rollte ein bisschen, dann wurde es wieder ruhiger. Einige Minuten später fand dasselbe Spiel erneut statt, nur weniger drastisch. Auch heute Morgen wurde ich von dem Geschaukel geweckt. Die vorbei fahrenden Fähren waren die Übeltäter, ihre Bugwellen treffen in Oxia ungebremst auf die Küste und werden munter reflektiert. Trotzdem war die einsame Bucht ein wahres Juwel.

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23.11.2018 - Semau, Ost Nusa Tenggara, Indonesien

Expedition Ankern

Passagiere an Bord

Da Frank nur einige wenige Tage an Bord sein kann und nach der doch sehr unruhigen Nacht vor Anker in Kupang, wollten wir ihm die schöneren Seiten des Cruisens möglichst schnell zeigen und gingen Anker auf. Als wir das Eisen aus dem Wasser zogen, hatten wir nicht nur Frank als weiteren Passagier an Bord, sondern auch hunderte kleiner, schwarzer, fliegender, blinder Passagiere. Eine richtige Invasion der Fliegen war das, aufgegabelt in nicht mal 24 Stunden. Den Kampf gegen die kleinen Biester mit der Fliegenklatsche zu gewinnen erschien aussichtslos, wir grübelten nach Alternativen als wir Kurs in die nördliche Bucht von Semau nahmen.

Satelittennavigation in die Nordbucht von Semau

Nur ein kurzer Schlag sollte es werden, hart am Wind in einer angenehmen Brise, die die hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen erträglicher machte. Wir hatten Spass und freuten uns schon auf einen Spaziergang am Strand, als wir in die Bucht einliefen. Da unsere Seekarten wenig aussagekräftig waren und wir auf den Satellitenbilder in Strandnähe dunkle Schatten sahen, nahm ich meinen Stammplatz am Bug ein und starrte ins Wasser. Christian sagte mir die Tiefe an. Bei 8 Metern unter Kiel sah ich noch nichts, 6 Meter nichts, ich war irritiert, bei 5 Metern erahnte ich Korallen, bei 4 Metern war ich mir sicher, dass Korallen unter Moya waren, konnte aber unmöglich die Tiefe des flacher werdenden Wassers abschätzen. Das Wasser war ungewohnt trüb. Immer wieder ragten Korallen weiter hinauf. Frank kam dazu und wir versuchten zusammen zu entscheiden, ob das Wasser tief genug für Moya ist. Drei Mal tasteten wir uns vorwärts, bis wir nur noch einige Meter von der Grenze entfernt waren, an welcher das Wasser heller aussah und wir Sand vermuteten, drei Mal brachen wir ab. Laut Seekarte sollten wir uns in 20 Meter tiefen Wasser befinden, auch die Satellitenbilder implizierten durch die dunkelblaue Farbe, dass es tief sein müsste. Mit einigen Fragezeichen im Gesicht fragten wir die beiden Fischer, die in einem Holzkanu neben uns angelten, ob wir mit 1,9 m Tiefgang das Riff passieren können. Nach Rückbestätigung klappte der Transit endlich, dann war der Haken auch schnell geworfen und Moya lag im spiegelglatten Wasser. Ohne Sonne sahen wir jetzt auch das feine Band auf den Satellitenbildern, das sich durch die Bucht zog und etwas dunkler war als das Wasser. Wenigstens die Satellitenbilder passten also, auch wenn deren Interpretation manchmal wirklich schwierig ist. Schnell noch ein paar Fliegenfallen aufgestellt und dann nichts wie zum Strand... der leider gar nicht mal so hübsch war und wegen Matsch und Wasserpflanzen auch gar nicht zum Baden einlud. Den Kids war das egal, Hauptsache war, sie konnten Buddeln und Raufen.

Die Fliegen beschäftigen uns auch am Strand, so dass wir einen Schätzwettbewerb veranstalteten. Wieviele Tierchen werden wir wohl gefangen haben? 92! in 2 Stunden zählten wir beim Zurückkommen und viele flogen noch... Da musste heute also die chemische Keule her, aber auch die hatte es schwer, die Biester waren nämlich schlau und flogen einfach ins Freie. Fahrtwind und Chemie gemeinsam haben dann gewirkt.

Ankern vor der Luvseite von Semau

Aber die Ankerexpedition war noch nicht zu Ende... Der Capitano wollte zu den weißen Stränden an der Luv Seite von Semau. Zwischen den Korallen waren auf den Satellitenbilder immer wieder helle Flecken zu sehen, dort wollten wir es versuchen. Wir tuckerten um die Ecke, außerhalb der Inselabdeckung nahm der Schwell zu. An der vorgemerkten Stelle schien es tatsächlich Sandflächen zwischen den Korallen zu geben, wir versenkten also das Eisen. Noch beim Ankermanöver kam der Anker kurzstak, bei jeder Welle riss es erneut am Bugspriet, Anker oder Kette saßen bombenfest. So ein Käse! Das war kein guter Ort zum bleiben. Wir kämpften anschließend, um den Haken zu befreien und schafften es schließlich doch noch von Bord aus, kurz vor einer Taucheinlage.

Einige Meilen weiter südlich hinter einem Knick in der Küste versuchten wir noch einmal zu ankern. Hier gab es weniger Bommies, mehr Sand und weniger Schwell. Der Anker fiel und hielt. An Land wurde in den Wellen gebadet, Muscheln gesammelt, Drachen steigen gelassen und gebuddelt, so lange bis der Himmel um uns herum ganz dunkel wurde, die brechenden Wellen immer höher und Moyas Bewegungen immer heftiger wurden. Es war Zeit zurück an Bord zu gehen. Aus dem schönen ruhigen vor Anker liegen war inzwischen eine Schiffschaukel geworden, die nach Sonnenuntergang zur Achterbahnfahrt mutierte.

Am dunklen Himmel zucken im Moment die Blitze, Donnergrollen ist zu hören, zum Glück aber weit weg. Gewitter an Bord brauchen wir überhaupt nicht. Wir harren der Dinge und hoffen, dass der Schwell ein wenig nachlässt und die Wolken sich verziehen, sonst wir es schwierig werden einzuschlafen. Die Elemente versuchen einmal mehr unsere Gäste zu vergraulen...

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04.10.2018 - Lonakwarenga, Tegua, Vanuatu

Robinson Feeling auf den Torres Inseln

Nachdem der Mond aufgegangen war, zogen wir unser Eisen aus dem Wasser, setzten die Segel und verließen Ureparapara. Noch einige Minuten zuvor war es stockdunkel im Vulkankrater, kein Licht war zu sehen, nicht einmal die Sterne sah man durch die Wolkendecke. Es war so dunkel, dass man seine eigene Hand nicht vor Augen sah und das im Freien, das hatte ich zuvor noch nie erlebt - stockdunkel wie in einer Höhle. Als der Mond dann am Himmel stand, war der Kraterrand auszumachen, wir sahen wo das Wasser aufhörte, das Land und der Himmel anfingen, zusammen mit unserem aufgezeichneten Track der Einfahrt war es somit kein Problem auch bei Nacht die Segel zu setzten. Bis zu den Torres Islands, der nördlichsten Inselgruppe Vanuatus, waren es gerade mal 50 Meilen, zu wenig für eine ganze Nacht, aber tagesfüllend, deshalb starteten wir um 2 Uhr morgens, um am frühen Nachmittag auf Tegua anzukommen.

Nicht untypisch für unser momentanes Seegebiet waren die Winde zu Anfang unserer Passage schwach, es reichte geradeso zum Segeln. Als wir dann am Morgen aus dem Lee von Ureparapara herauskamen, nahm Moya langsam Fahrt aus und wir segelten gemütlich in sehr ruhigen Wasser auf die Inselgruppe zu. Nach der Grand Passage noch einmal links um eine kleine Insel herum, dann sahen wir die Lonakwarenga oder auch Hayter Bucht. Ich hatte zuvor recherchiert, dass man auf den Torres Inseln hier am geschütztesten liegen kann. Wir fingen an nach einem Ankerplatz zu suchen. Und suchten und suchten. Der aus Süden kommende Schwell fand fast ungebremst seinen Weg in die Bucht, genauso wie der Wind. Unser Kartenmaterial war bestenfalls rudimentär. Ich stand am Bug sah unter mir im 15 Meter tiefen blauen Wasser ganze Canyons aus Koralle, in denen sich unsere Ankerkette mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verheddern würde. Das könnten wir gar nicht gebrauchen. Hilfe wäre hier jedenfalls nicht zu erwarten, bereits seit Santo haben wir keine andere Segelyacht gesehen und auch an Land war auf den ersten Blick keiner da. Da es wohl keine bessere Bucht geben würde, suchten wir weiter. Im flacheren Wasser reichten die Korallenköpfe bis dicht unter die Wasseroberfläche, stellenweise schauten Steine aus dem Wasser, so dass wir hier auch nicht ankern konnten. Schließlich fanden wir einen ca. 20 Meter langen Sandpatch, schmissen den Anker und hofften, dass der Wind aus gleicher Richtung weiterwehen würde. Das tat er zum Glück auch und unsere Ankerkette blieb frei, trotzdem war die Nacht eine rollige Angelegenheit. Beim Frühstück flog sogar die Kaffeekanne vom Tisch.

Dafür lag Moya in sehr schöner Kulisse, in klarem Wasser vor einem weißen, unberührt wirkenden Sandstrand. Unter den Palmen spielten die Kinder den ganzen Tag im flachen Wasser, bauten Sandburgen, buddelten Krebse aus und machten kleine Expeditionen hinein in den dahinter liegenden Dschungel. Wir fanden kleine Pfade, eine aus Palmenblättern gebaute Shelter und ein aufgehängtes Fischernetz. Die Palmenblättern waren noch grün, so dass erst kürzlich jemand hier gewesen sein muss, aber nicht heute. Dafür fanden wir im Dschungel einen freigeräumten Platz und ein mit Plastikblumen geschmücktes Grab, das so gar nicht hierher passen wollte und fast ein bisschen unheimlich war, wenn man an die kannibalische Vergangenheit der Ni-Vans denkt.

Wir blieben dann doch lieber am Strand und genossen diesen wahnsinnig schönen Platz und schnorchelten in den Canyons herum, bevor wir am späten Nachmittag Richtung Westen starteten und Vanuatu verließen. Noch blies ein lebendiger Wind aus Süden, aber die Wettervorhersage sagte Flaute zum Wochenende mit ungewisser Dauer voraus. Eine ganze Woche auf Tegua wäre zwar reizvoll, aber Liuas Hinweis nehmen wir dann doch besser ernst.

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18.06.2018 - Fakurava, Tuamotus, Französisch Polynesien

Umweltpolizei am Korallenriff

Die letzten Tage war es am Südpass so ungemütlich, dass wir gestern die Flucht nach Norden ergriffen haben. Moya stampfte an ihrer Mooringboje, mit jeder Welle, die sich über das gesamte Atoll aus Norden aufbauen konnte, hob sich erst ihr Bug, dann das Heck bevor es bestimmt über einen Meter wieder ins Wasser knallte. Ich kriegte in der Nacht fast kein Auge zu, hörte die Badeleiter scheppern, die sich aus ihrer Halterung gelöst hatte und das Seil von Tilly knarzen. Selbst als beide Problemchen beseitig waren blieben die Augen offen, weil mich jede Welle fast aus der Koje katapultierte. Tagsüber war es kaum besser, der Wind pfiff aus Nordwesten, an Schnorcheln war kein Gedanke zu verschwenden und selbst mit Tilly zur Insel übersetzen war abenteuerlich.

Eigentlich wären wir so gerne noch einmal im Pass geschwommen, aber das Gestampfe wollten wir uns nicht noch weiter antun. Die Grib-files lagen mit der Wind Richtung mal wieder falsch, so dass wir auch nicht wirklich wussten wie lange das noch so gehen würde. Auf der Fax-Wetterkarte sahen wir, dass zwei Hochdruckgebiete mit einem Tiefdruckausläufer im Süden vorbeizogen. Fakurava befand sich in der Verlängerung der Kaltfront, wo die beiden Windsysteme aufeinander treffen und die computerberechnete Vorhersage deshalb mal wieder nicht so richtig weiß von wo der Wind herkommen soll. Das Pazifikwetter ist gar nicht so einfach zu verstehen wie man meinen könnte. Obwohl wir hier in den Tropen sind wird das Wetter hier immer wieder durch das Winterwetter im Süden beeinflusst. Wir lesen fleißig und wissen jetzt schon mal, das wir besser auf die Wetterkarte und weniger auf die Grib-files schauen sollten.

Moya liegt seit gestern in Tapehopu in der Mitte von Fakurava am östlichen Aussenriff. Hier waren die Bedingungen deutlich besser, wenn auch nicht gemütlich. An Land gibt es ein kleines Haus in dem Getränke und Eis an Cruiser verkauft werden. Geblieben sind wir vor allem wegen des Internets, zu dem wir das ersten Mal seit Wochen Zugang haben - und natürlich wegen den Bajka Jungs. Die vier Kinder sind inzwischen eine richtige Rasselbande. Mit Stöcken, Seilen und wildem Geschrei mischen sie die Korallen und Einsiedlerkrebse auf und gehen auf Expedition. Heute waren sie die Umweltpolizei am Aussenriff und haben in angeschwemmten Eimern Plastikmüll aufgesammelt. Die Inselchen auf der Leeseite der Atolle waren bisher immer sehr sauber, aber auf die Luvseite von Fakurava treffen Wind und Wellen ungebrochen und spülen jede Menge Plastikmüll an - leider. Auf nur vier Quadratmeter sammelten wir genug Müll um einen 10 Litereimer zu füllen. Vor allem werden Seile, Bojen und zerbrochene Plastikwannen von Fischern angespült, aber man findet auch jede Menge Zahnbürsten, Plastikbesteck, Flaschen, Deckel, Schuhe und sogar Legobausteine. Wo der Müll hier im Nirgendwo herkommt? Keine Ahnung, nur von Fischern kann er jedenfalls nicht sein. Wenn es so schlimm ist wie heute, dann bin ich immer wieder entsetzt was wir Menschen hier tun. Wir werden auf jeden Fall damit weiter machen und jedesmal am Strand ein bißchen Müll zu sammeln, Kleinvieh macht ja bekanntlich auch Mist.

Als wir heute am späten Nachmittag dann auf dem Rückweg von unserer Mission „rettet die Ozeane“ ware, ist uns doch tatsächlich ein Segler mit einer Tüte Salat entgegen gekommen. Die beiden Köpfe strahlten mich an, so dass ich gar nicht anders konnte als zu fragen, wo die denn herkommen. Das letzte Mal eingekauft hatten wir im Mai, so dass unser Kühlschrank vor Leere gähnt und unsere frischen Sachen schon seit einiger Zeit absolute Mangelverwaltung sind. Tatsächlich leben wir momentan hauptsächlich von Konserven und trocknen Lebensmitteln, mehr als auf jeder Ozeanpassage. Jeden Abend wird es momentan schwieriger etwas Brauchbares auf den Tisch zu zaubern.

Nach einem fünf Minuten Marsch standen wir vor einem lilafarbenen Haus, davor hatte die Familie Tomaten, Paprika und Salat mühevoll zwischen leeren Kokosnussschalen angebaut und verkaufte auch an Segler. Die Kinder hätten mir nach dem Einkauf die Tomaten beinahe aus der Hand gerissen und haben dann beim Abendessen fast ihren Kopf nicht mehr aus der Salatschüssel gekriegt. Wie sehr man sich doch über frischen Salat freuen kann nach nur drei Wochen Abstinenz. Mir ging es genauso.

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28.05.2018 - Hakahetau, Ua Pou, Marquesas, Französisch Polynesien

Schokijagd in den Bergen von Ua Pou

Ua Pou liegt 25 Meilen südlich von Nuku Hiva, also beim vorherrschenden Südost Passat in etwa dort wo der Wind herkommt. Nach einem langsamen Start in den Tag, haben wir Moya für den Segeltag vorbereitet. Nach einigen Tagen in der Bucht lagen mal wieder Spielsachen, Computer und Kleidung quer im Schiff verteilt, an Deck lagen unsere Schuhe, der Sonnenschirm und die Schotts, das alles musste wie immer seinen Platz in den Schapps finden bevor wir Anker auf gehen können. Nach einigem Geräume war alles wo es hin gehörte, der Boden war geputzt und auch an Deck war alles befestigt. Da in der tiefen Bucht kaum ein Lüftchen wehte, setzten wir schon vor Anker unser Großsegel und zogen dann das Eisen aus dem trüben Wasser. Am Morgen war bereits Shawnigan, eines der Kinderboote, aufgebrochen, Baloo war noch da und winkte uns zum Abschied zu. Sobald wir den Windschatten der Bucht hinter uns gelassen hatten, wehten uns eine mäßige Brise Wind auf die Nase, alle Tücher waren gesetzt und Moya segelte leicht gekränkt Richtung Süden. Der Ozean war friedlich, die Sonne schien, es war ein herrlicher Tag am Wasser. Nur das Tuckern von Henry störte, der lief nämlich im Leerlauf mit um Strom für unseren Wassermacher zu produzieren. Die letzten Tage waren bedeckt und die Buchten so gut vor Wind geschützt, dass wir mit unseren Solarzellen und dem Windgenerator gerade so unseren Tagesbedarf decken konnten, aber für Wasser reichte der Saft nicht. Nach einigen Stunden am Wasser segelten wir in die Hakahetau Bucht, hier lagen schon drei weitere Boote vor Anker, an Land gibt es ein kleines Dorf. 200 Menschen leben hier.

Außerdem wohnt Manfred der Schoko-Mann hier in den Bergen und verkauft seine selbstgemachte Schokolade an alle die es zu ihm schaffen. Schokolade gab es in Kolumbien und Panama nur selten und kann in französisch Polynesien nur teuer erstanden werden, so dass wir schokoladenhungrige Piraten uns diese Gelegenheit nicht entgehen lassen wollten. Am nächsten Morgen setzten wir also gleich nach dem Frühstück mit Tilly über zu dem kleinen Anleger. Es war Niedrigwasser und der Betonanleger ragt hoch über uns hinweg. Die Edelstahleiter war Joshua 1,2,3 hinaufgekraxelt, aber Joni ist doch noch unsicher und war nur eben so erst von Christian unten, dann von mir oben zu sichern. Die Schwimmwesten tauschten wir mit Wanderschuhen, dann gingen wir los. Erst an der Straße entlang durchs Dorf, an der kleinen Brücke bogen wir links ab und gleich danach rechts auf den Wanderweg. Der führte an Ausgrabungen vorbei den Berg hinauf. Auch heute fanden wir unseren Proviant unterwegs, mittlerweile nehmen wir nur noch Wasser und Kekse mit, so verlässlich findet man hier Mangos, Kokosnüsse, Limetten und Pomelos und heute auch noch Sternfrucht und Granatäpfel. An einer Wegbiegung fanden wir einen Wegweiser zu Manfred 1500 Meter nach links, wir gingen aber erstmal rechts durch den Wald entlang des Baches bis zu einem Wasserfall. Das Wasser stürzt hier ca 10 Meter hinunter und füllt einen Süßwasserpool. Badehosen hatten wir keine dabei, aber es war ja niemand da, so dass wir im kühlen Nass verschwanden bevor wir unsere Fundstücke verdrückten. Joshi und Joni bauten noch ein bißchen Staudämme, dann machten wir uns wieder an unsere Schoki Quest. Der Weg schlängelte sich weiter nach oben, wir kamen den spitzen erloschenen Vulkanschloten immer näher und standen dann vor der Ville Manfred und wurden von lauten Hundegebell begrüßt. Die kleine Finka lag sehr schön, umgeben von Obst, Kakaobäumen und Gemüsebeeten, dazwischen pickten Hühner, und Katzen lagen in der Sonne. Es gab sogar einen kleinen Pool. Nur Manfred fanden wir nicht, dafür aber Therese seine Frau. Sie sprach nur französisch, gab uns aber zu verstehen, dass Manfred ins Dorf abgestiegen war um morgen seine Schokolade an Touris des ankommenden Kreuzfahrtschiff zu verkaufen. Er habe den gesamten Schokoladenvorrat mitgenommen, nur zwei Rippchen waren noch da für die Jungs, der Rest von der letzten Tafel hatten die Niederländer aufgefuttert die am Küchentisch saßen. Ohje, die Jungs waren enttäuscht, sie waren ja hauptsächlich wegen der Schoki hier hoch gelaufen. Die herzensgute Therese schenkte uns eine Papaya, einige Bananen und ein Brot und erklärte uns den Weg zu Manfred, damit wir doch noch an ein bißchen Zucker kommen.

Wir liefen den Berg hinunter und machten unten einen Stopp bei Pierre, dem einzigen Restaurant im Ort, tranken Kaffee und bestellten einen Tisch zum Abendessen. Seit wir auf den Marquesas sind waren wir auf der Suche nach einem netten Restaurant und das hier sah klein aber oho aus. Weiter ging es auf unserer Schnitzeljagd, einmal durchs Dorf, dann am Westende der Bucht ein Stückchen bergauf und tatsächlich kam uns bei dem Haus mit dem großen Stein ein weißhaariger Mann entgegen - Manfred. Der Deutsche war vor 30 Jahren nach französisch Polynesien gekommen und hat seither allerlei erlebt. Er erzählte uns seine Lebensgeschichte, ich bekam eine Einführung in Selbstverteidigung, nur für den Fall, dass ich es irgendwann mal bräuchte und wir durften endlich seine Schokolade kosten. Er ist der Einzige hier auf den Inseln der Schokolade macht, nur mit Kakaofett ohne Zusatz von Palmöl, und sie ist heiss begehrt, dieses Jahr wären wir schon die 346 Besucher, die zu ihm den Berg hinauf liefen. Nach der Kostung wußten wir auch warum, es ist mit Abstand die beste Schokolade, die ich je gegessen habe. Manfred freute sich über unseren Besuch, auch die Kinder fanden die Unterhaltung auf toll und wollten den skurrilen Deutschen gar nicht mehr gehen lassen als er uns zurück ins Dorf begleitete.

Aber wir hatten ja noch einen Termin bei Pierre zum Schlemmen. Das kleine Restaurant hat dann unsere Erwartungen noch übertroffen, so dass wir alle vier zu Tilly zurück gekugelt sind. Bei Dunkelheit übersetzen ging dann auch, obwohl wir alle Mühe hatten wieder an Bord zu kommen, da Moya vor uns über einen Meter nach oben und unten schwankte, so stark steht hier der Schwell in der Bucht.

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14.05.2018 - Baie Hanamoenoa, Tahuata, Marquesas, Französisch Polynesien

Hier sind also die ganzen Boat Kids

Wir haben ja eigentlich schon von vielen Blauwasser Familien gelesen und haben auf den Kanaren und der Karibik auch einige Kontakte geknüpft. Wir wussten also, die müssen da draußen irgendwo sein. Nur wo? Seit Monaten, hatten wir kein anderes Schiff mehr mit Kindern getroffen, nicht einmal mit älteren Kids. Joshua und Jonathan finden es auch toll andere Erwachsene zu treffen, hatten Frank und Stefan in den letzten Wochen fest ins Herz geschlossen und waren gestern Abend im siebten Himmel, als wir auf der Tada eingeladen waren. Aber andere Kinder kennenzulernen ist eben noch ein bißchen besser. Heute Morgen auf dem Weg ins Dorf, traf ich auf auf eine französische Familie mit drei Kids in Joshua und Jonathans‘ Alter. Ich war ganz entzückt, dass sie planten morgen nach Tahuata zu segeln - da wollten wir nämlich auch hin, nur eben schon heute. Mit den französischen Kindern würde es zwar eine kleine Sprachbarriere geben, aber das hat unsere Jungs bisher noch nie vom Spielen abgehalten.

Guter Dinge setzte ich also meine Suche nach einer Sim Karte fort. In der Post, sagte mir die nette Dame mit den schönen Blüten im Haar, dass ich meinen Reispass vorlegen muss um eine Sim Karte zu bekommen. Also 3 km zurück zum Schiff, Reispass holen und wieder zurück ins Dorf. Dieses Mal stand ich vor dem zweiten Postschalter und wurde von einem älteren Franzosen, der etwas besser Englisch sprach bedient. „Yes, we are having SIM cards, but only for calling. Data SIM cards are sold out“. Oh no! Wir waren doch extra das ganze Wochenende hier geblieben um so ein Ding zu ergattern. Auf meine Frage, wo ich denn ein Karte bekommen könnte, antwortete er vielleicht in Nuku Hiva, 80 Meilen weiter nördlich, im zweiten Ort der Inselgruppe. Ihr werdet nun leider wieder auf Bilder warten müssen, da wir die Pics nicht über Kurzwelle hochladen können. Email geht über das Kontaktformular auf unserer Website.

Anschließend habe ich noch drei Baguettes gekauft, die sind hier wirklich genauso gut wie in Frankreich, damit wir in der Baie Hanamoenoa nicht Brot backen müssen. Danach hielt uns nichts mehr im Hafen und wir gingen Anker auf, haben Moyas Bug nach Süden gedreht und die Segel gesetzt. Mit wehenden Tüchern segelten wir in zwei Stunden nach Tahuata und bogen am Nachmittag in die Baie Hanamoenoa ein. Die Bucht auf der Leeseite der Insel lag ganz ruhig vor uns, kein Schwell schaffte es hinein, an Land gab es einen weißen Sandstrand, Palmen und sonst nichts. In der Bucht lagen trotzdem 15 Boote vor Anker. Wir stellten uns hinten an, ankerten 10 Meter über Geröll in kristallklarem Wasser und sprangen ins kühle Nass, um nach über einem Monat wieder schwimmen zu gehen. Und natürlich um unsere Unterwasserkultur unter die Lupe zu nehmen. Am Heck war der Bewuchs noch schlimmer als ich es erwartet hatte, zwischen den Rankenfusskrebsen saßen auch noch Seepocken, aber wenigstens lies sich das Zeug mit einer Spachtel leicht abkratzen.

Wir waren vielleicht 20 Minuten im Wasser, als ein Mädchen zu uns heraus gepaddelt kam. Nina war von der Shawnigan und lud uns zu einer Geburtstagsparty am Strand ein. Es war nicht hr Geburtstag, sondern der von dem 4 jährigen Jungen von der schweizer Bajka - alle seien eingeladen. Ich packte ein improvisiertes Geschenk zusammen und schon waren wir mit Tilly unterwegs zum Strand. 25 Kinder aller Altersklassen badeten hier gerade in der Brandung und feierten später Geburtstag. Das beste aber war, dass auch fünf 4-5 jährige Jungs dabei waren, zwei davon sprachen sogar deutsch, die anderen englisch. Joshua und Jonathan mischten sich unter die Bande, spielten aber erstmal doch lieber alleine, bei so vielen neuen Leuten dauert es immer bißchen bis sie auftauen. Die Yachties sind eine richtig nette Truppe, die sich schon länger kennen und jetzt genauso wie wir die nächste Zeit auf den Marquesas, Tuamotus und den Gesellschaftsinseln unterwegs sein werden. Wir werden also noch genug Zeit haben zum kennen lernen.

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31.01.2018 - Punta Santa Barbara, Curacao

Eigentlich fast überhaupt nicht!

War schon das zweite Mal die Antwort auf meine morgendliche Frage "Wie habt ihr geschlafen?". Moya lag auf der Leeseite (der Wind abgewandten Seite) von Klein Curacao. Die kleine Insel befand sich zwischen den Atlantikwellen und dem von Osten wehenden Trade Wind, ansonsten gab es keinerlei Deckung und einige ganz penetrante Wellen suchten sich ihren Weg um die Insel herum. Entsprechen bewegte sich Moya leicht von einer Seite auf die andere. Was wir kaum merkten und uns nur noch besser schlafen ließ, war für die Großeltern, die erst das zweite Mal in ihrem Leben für mehrere Tage an Bord eines Segelschiffes lebten, nachts nur schwer zu ertragen. Zwei weitgehend schlaflose Nächte nach unserer hard am Wind Schneckenetappe gegen den starken Äquatorialstrom nach Klein Curacao waren nur schwer durch den weißen Sandstrand und das glasklare, türkisfarbene Wasser wieder weg zu machen. Mit müden Augen sieht man eben auch den schönsten Ort nicht von seiner besten Seite. Offensichtlich dauert es länger für gestandene Landbewohner bis die Seebeine letztendlich irgendwann gefunden werden. Nun hatte auch noch die Atlantikwelle an Fahrt zugelegt, so dass das Anlanden am Strand zu einem kleinen vermutlich nassen Abenteuer geworden wäre, das bestimmt nicht auf der Habenseite der positiven Erlebnisse abgespeichert werden würde. Deshalb beschlossen wir anstatt noch einmal einen Besuch auf der kleinen Insel zu machen, lieber Moyas' Hintern in den Wind zu drehen und uns 11 Meilen nach Curacao zurück spülen zu lassen.

Wir setzten nur das Großsegel und segelten dieses Mal mit Wind, Strom und Welle von hinten. Die ersten Meilen waren dennoch etwas holprig, da die 2 bis 3 Meter hohe Atlantikwelle sich von links und rechts um Klein Curacao herum arbeitete und teilweise regelrechte Wasserlöcher durch Überlagerungseffekte entstehen ließ. Bald waren wir aber so weit von der Insel entfernt, dass Moya über die Wellen surfte und nach nicht einmal 2 Stunden schmissen wir bereits den Anker in der Fuik Baai, einer durch vorgelagerte Landzungen sehr geschützten Bucht. Moya lag hier wie in einem Ententeich und machte nicht den Hauch einer Bewegung, was zur angenehmen Nachtruhe der Crew erheblich beitrug. Um auf der Habenseite zu bleiben, ging es gestern nur 2 Meilen weiter Richtung Norden, bis an die Einfahrt nach Spanish Water, wo sich direkt am Meer die Santa Barabara Plantation befindet. Es handelt sich dabei weniger um eine Plantage als mehr um ein schickes Hotel mit Pool, Golfplatz und einem Bootsanlegersteg davor. Wenigstens eine Nacht wollten wir unseren tapferen Kurzschläfern hier gönnen. Moya ist fest angebunden an dem Steg, von dem man ganz unkompliziert ohne Dingi an Land kommt, wo wir alle Annehmlichkeiten der Hotelgäste teilen dürfen. Die beiden Jungs liegen schon gleich nach dem Frühstück im Pool. Joshua macht große Schritte in Richtung Schwimmen lernen und hat seine Leidenschaft fürs Schachspielen entdeckt, mit Figuren die fast so groß sind wie er selbst.

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