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28.02.2019 - Ella, Sri Lanka

Die grünen Berge Sri Lankas

Es war einmal...

...ein verwunschenes kleines Dörfchen. Es lag zwischen grünen Bergen und Teeplantagen. Am Morgen zog dichter Nebel durch das Dorf, der aber schnell von der Sonne vertrieben wurde. Es hieß Ella.

Obwohl Ella ziemlich weit oben am Hang lag, führte ein Zug dorthin. Die Eisenbahn ermöglichte es den Dorfbewohnern in der großen Stadt am Meer Besorgungen zu machen oder die Familie zu besuchen. Der Zug fuhr entlang an tiefen Schluchten mitten hindurch durch ein Meer von Teepflanzen, vorbei an anderen kleinen Dörfchen, Bergen und Wasserfällen. Da es so steil den Berg hinauf ging, musste sich die Eisenbahn oft in Schlangenlinien entlang der Hänge oder gar in Aufstiegsschleifen hinauf kämpfen.

Von dieser Beschaulichkeit ist inzwischen kaum etwas übrig geblieben. Aus Ella ist eine lokale Metropole geworden. Weiße Touristen mit großen Rucksäcken auf dem Rücken und Wanderstiefeln an den Füßen bevölkern die Straße. Sie laufen zwischen den Tuktuks und wilden Hunden, hinein in große, beschilderte Gebäuden mit vielen Terrassen, auf denen schon jede Menge Artgenossen sitzen und schlemmen. Es gibt hier oben in den Bergen fast alles was das westliche Herz begehrt, von Lasagne über Fussmassage bis hin zum Zip Gliding. Wem die Anreise zu anstrengend ist und das nötige Kleingeld besitzt, kann sich mit dem Heli am Meer abholen lassen, um dann in dem kleinen Bungalow Dorf mit Aussicht auf den Little Adams Peak zu nächtigen.

Es wird eng auf dem Weg nach Ella

Wir sind allerdings einfach mit dem Zug gekommen. Wobei einfach, alles andere als einfach war. Mit dem Tuktuk hatten wir uns zum letzten Bahnhof vor Kandy bringen lassen. Wir wussten der Zug wird voll werden und hatten keine Lust 6 Stunden zu stehen. Diese Idee hatten noch andere, als der Schalter um 8 Uhr aufmachte, bildete sich eine lange Schlange aus Touristen, um ein Ticket zu erstehen. Der Bahnsteig war voll, genauso wie der Zug der dann mit leichter Verspätung eintrudelte. Ein Sitzplatz war nicht drin, aber immerhin waren wir im Zug und konnten gemütlich stehen. Die Touris am Bahnhof von Kandy hatten da weniger Glück, da wurde so lange von hinten geschoben bis alle irgendwie in die Eingänge gepfercht waren. Das hielt die fliegenden Händler aber nicht davon ab, ihre Waren an den Mann zu bringen. Nach ein paar Stationen stiegen einige Locals aus, so dass wir uns sogar setzten konnten. Andere standen aber viele, viele Stunden. Auf halber Strecke, war kaum noch ein Einheimischer zu sehen. Wir Touris hatten den Zug auf der, wie sie sagen, schönsten Zugstrecke der Welt übernommen. Ob die Strecke wirklich die schönste der Welt ist, ist vermutlich abhängig davon wir groß die persönliche Welt ist, ich bin aber ziemlich sicher, dass viele im Zug davon herzlich wenig gesehen haben.

Um 16:30 Uhr hatten wir es geschafft, der Zug hielt in Ella und spuckte fast alle Insassen in den strömenden Regen aus. Man, war das kalt! Nach Monaten, in denen das Thermometer auch nachts die 25°C Marke nie unterschritten hat, fühlten sich die vielleicht 15°C jetzt an wie eine Eishöhle. Wir packten die Fliespullis aus und ergatterten ein Tuktuk zu unserem Homestay. Erst am nächsten Morgen sahen wir, dass wir vom Onestar Homestay eine hervorragende Aussicht auf den Ella Gap hatten.

Ein Tag in Ella

Nach dem Frühstück starteten wir damit, uns den in Stein gemeißelten, über 2000 Jahre alten Buddah und den fast genauso alten Höhlentempel anzuschauen. Innen gab es neben vielen Buddahs auch hinduistische Götter, der Tempelvorsteher sprach aber zu schlecht Englisch, so dass ich scheiterte herauszufinden warum. Dann sahen wir uns die berühmte 9 Arches Bridge an. Ich hatte von der Brücke im Internet schon viele schöne Fotos gesehen, leer oder mit Zug. Jetzt war sie belagert von Menschen, kein Wunder, jeden Tag kommen hier zwei gut gefüllte Züge mit Touris an, die alle diese Brücke sehen wollen. Wir warteten bis der Zug kam, schossen auch ein paar Fotos und machten uns dann an den Aufstieg auf den kleinen Adams Gipfel. Die Aussicht von oben war phänomenal. Ich hatte fast den Eindruck in den Alpen zu sein. Aber halt, da war ja noch der Buddah, anstatt eines Kreuzes am Gipfel. Den Abschluss machten wir an den Rawana Fällen und genossen danach ein Kottu, eine sri lankische Spezialität aus Gemüse und geschnitten Rotis, die ich zu hause auf jeden Fall versuchen werde nach zu kochen. Morgen geht es zurück an die Küste, nach hause.

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26.02.2019 - Kandy, Sri Lanka

Von Elefanten und Buddahs

Das Sri-lankische Abenteuer geht weiter - mit dem Bus

Am Busbahnhof von Kandy gingen wir auf die Suche nach einem Bus ins 68 km entfernte Dambulla. Mit unseren beiden kleinen Blondschöpfen fielen wir einmal mehr auf und wurden direkt von den Einheimischen in die richtige Richtung gelost. Busnummer 52 war dann richtig. Wir stiegen ein und wunderten uns erst einmal über die 5 Sitze in jeder Reihe. Aber klar, die Sri-Lankaner sind wesentlich zierlicher als wir Europäer, da passen dann auch fünf Leute neben einander. Als wir ankamen war der Bus noch halbleer, eine unhaltbare Situation, die sich in Minuten änderte. Mit dem Verlassen Kandys waren die fliegenden Essenshändler durch, alle Plätze besetzt und nur noch der Mann mit dem Headset auf dem Kopf pries seine Ware noch über Lautsprecher an und verkaufte noch tatkräftig Ingwersalbe, die gegen alle möglichen Gebrechen helfen soll. Jetzt kam auch der Schaffner und kassierte umgerechnet 2€ für uns alle zusammen. Dann ging die wilde Reise los.

Der Verkehr hier in Sri Lanka ist zwar durch die vielen TukTuks und Motorräder etwas wuselig, aber sonst ganz zivilisiert. Die Regeln sind einfach: Busse, Laster und Autos nehmen gegenseitige Rücksicht. TukTuks und Motorräder müssen schauen, dass sie nicht unter die Räder der großen Fahrzeuge kommen, und Fußgänger - ja die brauchen am besten auch Augen hinten. Gehupt wird mit Herz, was einfach “Hallo” heißen kann oder auch “Achtung, hier komme ich”. Auch unser Busfahrer machte häufig Gebrauch von seiner tiefen, lauten Tröte, besonders dann, wenn er die Schnecken vor ihm überholte. Schnecken waren langsamere Fahrzeuge, egal ob sie nur einen halben Stundenkilometer weniger schnell waren als er oder halb so schnell, sie wurden lautstark überholt.

In den Felsenhöhlen von Dambulla

Nach 2 Stunden Fahrt stiegen wir leicht durchgeschwitzt und etwas dehydriert in Dambulla aus. Wir hatten uns nicht getraut im Bus zu trinken, um einem „ich muss Pipi“ zu entgehen. Mit dem TukTuk ging es nun an den Stadtrand, vorbei an der großen goldenen Buddahstatue, um den Berg herum. Wir waren gekommen, um uns die buddhistischen Felsenhöhlen anzuschauen. Skelettfunde belegen, dass die 80 Höhlen bereits vor über 2700 Jahren von Menschen verwendet wurden. Im dritten Jahrhundert vor Christus entstand hier ein Kloster, das es heute noch gibt und schon im ersten Jahrhundert vor Christus die erste Höhle zum Tempel wandelte. Inzwischen gibt es über 150 Buddahstatuen und viele Wandmalereien, die vom Leben des letzten Buddahs Gautama erzählen. Nach dem Aufstieg zu den Höhlen und der wunderbaren Aussicht über die Hochebene Sri Lankas, besuchten wir fünf der Höhlen. In der ersten, der ältesten, begrüßte uns ein 14 Meter langer, aus Stein gehauener, liegender Buddha. Die zweite und dritte Höhle waren noch größer. Neben den vielen rot und golden bemalten Statuen waren sie komplett mit Wandmalereien verziert. Die schwache Beleuchtung der Höhlen sorgte für eine angemessene, etwas mystische Stimmung. Zu früh hatten die Kids genug und waren nur noch durch ein Eis wieder einzufangen. Trotzdem waren wir froh den langen Weg auf uns genommen zu haben, um dieses Stück Weltkulturerbe zu sehen.

Wir baden einen Elefanten

Nach dem Tag für die Erwachsenen, waren heute die Kinder dran. Wir wollten eigentlich zur Pinnewala Elephant Orphanage, besuchten dann spontan aber doch lieber die Millennium Foundation. Die Foundation hat es sich zum Ziel gemacht, die Lebensbedingungen der in Gefangenschaft lebenden Elefanten zu verbessern. Die Zahl der gefangenen Elefanten ist zwar zurück gegangen, allerdings leben noch heute allein in Sri Lanka ca. 130 Tiere in privaten Besitz. Besitzer sind vor allem Tempel oder Wohlhabende, denn einen Elefanten zu besitzen ist teuer. Mindestens 200kg Nahrung verschlingt er am Tag, dazu kommen noch Kosten für seine Unterbringung und die Bezahlung seines Mahouts, der Person, die sich um ihn kümmert und ihn führt. Die Elefanten werden von ihren Besitzern hauptsächlich als Arbeitstiere oder für den Tourismus eingesetzt. Die Millennium Foundation behandelt seit 2002 unentgeltlich kranke Tiere und gibt sie nach Rehabilitation den Besitzern zurück, außerdem nimmt sie Elefanten auf, die sich ihre Besitzer nicht mehr leisten können. Unterstützt werden sie von freiwilligen Helfern aus aller Welt. Momentan sind zehn Tiere in der Foundation untergebracht, mit einem davon - Ranj - sind wir heute spazieren gegangen, haben die 37 jährige Dame gefüttert und danach im Fluss gebadet. Natürlich war das nicht der natürliche Tagesablauf eines Elefanten, aber wir hatten dennoch den Eindruck, dass es Ranj zumindest vordergründig ganz gut geht. Ohne Ketten lief sie gutmütig neben uns her und zeigte auch kein repetitives Verhalten, so wie man es aus den Zoos kennt. Die Kinder waren am Anfang sehr zurückhaltend, tauten aber nach kurzer Zeit auf und wollten den schwarzen Elefanten gar nicht mehr aufhören zu streicheln. Mein persönliches Highlight war Ranj im Fluss zu Baden. Joshi und Joni änderten ihre Meinung darüber, als Ranj uns ordentlich nass duschte. Joshua wollte lieber noch einmal in das kleine zugehörige Museum, um sich die Elefantenknochen im Detail anschauen zu können.

Papier aus Elefanten-Dung

„Das geht?“ ich konnte es nicht glauben, wurde aber eines Besseren belehrt. Neben der Millennium Foundation steht die weltweit einzige Papierfabrik, die aus Elefantenkacke Papier herstellt - in Handarbeit. Der Dung wird erst gewaschen und getrocknet, dann gekocht, klein geraspelt und mit Wasser zu einem Brei verarbeitet. Danach wird der Brei auf Tücher gestrichen, gepresst und anschließend getrocknet und glatt gebügelt - fertig. Aus dem Papier fertigen dann viele Frauen in künstlerischer Handarbeit Karten, Hefte und Bücher. Die fertigen Produkte werden hauptsächlich in die USA exportiert, für uns blieb aber auch ein kleines, faszinierendes Andenken übrig.

Ein Kaffeetrinker wird beim Tee trinken schlauer

Auf der Rückfahrt fragte unser TukTuk Fahrer, ob wir die Teefabrik sehen wollen. Wir wollten! Um uns herum wächst schließlich überall der berühmte Ceylon Tee. Eine Sri-lankische Dame führte uns durch die Hallen und erklärte uns den Prozess der Schwarzteeherstellung. Ich muss gestehen, dass mir Kaffeetrinker sich erst dadurch eine Lücke in der Allgemeinbildung schloss, denn ich wusste bisher nicht, dass Schwarztee und Grüntee aus derselben Pflanze hergestellt werden. Im Anschluss hatten wir noch die Möglichkeit den Tee zu verkosten und natürlich zu kaufen. Überrascht stellt ich fest, dass das Gebräu ja gar nicht so grauselig schmeckt, wie ich es in Erinnerung hatte. Ob ich zum Teetrinker werde, sei trotzdem dahingestellt.

Zu diesem Eintrag gibt es 2 Kommentare.
26.02.2019:
Kommentar from Robert Hertler
Hallo ihr „srilankalesen“, da wir das herrliche Land drei Tage vor euerer Anunft wegen des festgelegten Rückfluges verlassen mussten, können wir die ganzen Schilderungen sehr gut nachvollziehen. Da wir wegen unserer Verbindung zu England schon immer begeisterte Teetrinker sind, fühlten wir uns in Sri Lanka besonders wohl und laden euch gerne zuhause zum Teetrinken ein.
27.02.2019:
Kommentar from MoyaCrew
Robert, es ist wirklich sehr schade, dass wir uns so knapp verpasst haben. Die Einladung zum Teetrinken nehmen wir aber sehr gerne an und ich weiß auch schon worüber wir quatschen...
24.02.2019 - Kandy, Sri Lanka

Mit dem Zug ins Herz Sri Lankas

Like a local

Sri Lanka kann man wohl auf unterschiedlichste Weise erkunden, von all inklusive Hotelaufenthalten am Strand, über gebuchte Touren mit persönlichem Fahrer oder Mietwagen bis hin zur Unterbringung in Homestays in Privathäusern. Ganz wie die Einheimischen sind wir nicht unterwegs. Um dennoch Sri Lanka so authentisch wie möglich kennen zu lernen, haben wir die Tourenangebote in Galle abgelehnt und uns stattdessen auf eigene Faust auf Entdeckungstour ins Landesinnere gemacht. Statt Autos nehmen wir Bus, Bahn und TukTuk und übernachten in B&Bs anstatt in Hotels.

Gestern morgen packten wir also unsere Tasche für ein paar Tag in die Berge, machten Moya sicher und starteten mit Nihal, unserem inzwischen persönlichen TukTuk Fahrer vom Hafen zum Kopfbahnhof in Galle. Um Sitzplätze für den 11 Uhr Zug nach Colombo zu erwischen gingen wir besser schon kurz vor 10 Uhr von Bord, wir brauchten noch Tickets und außerdem weiß man im Hafen nie so recht, ob die Security nicht auf die Idee kommt unsere Sachen zu filzen - auch rauswärts. Am Bahnhof erstanden wir insgesamt drei Tickets nach Colombo, zwei Ganze und eins das in der Mitte durchgeschnitten wurde, Kinder brauchen nur ein halbes Ticket. 3 Stunden Fahrt für zusammen umgerechnet unglaubliche 3€! Direkt nach Kandy konnten wir nicht bezahlen, später begriffen wir auch warum. In Colombo, unserem Umsteigebahnhof, mussten unsere Tickets beim Ausgang abgegeben werden. Danach konnten wir gleich ausschauende Neue für die Fahrt nach Kandy erwerben. In Colombo versuchten wir im Reservierungbüro Plätze für diese Fahrt und unsere Weiterfahrt von Kandy aus zu reservieren, aber die wenigen Wagen, in denen Plätze reserviert werden können, waren längst ausgebucht.

Dagegen ist der Schulbus ein katholisches Mädcheninternat

In Colombo verließen wir den Bahnhof nicht, sondern deckten uns nur mit Wasser und den süßen und pikanten Teilchen ein, die hier an jeder Straßenecke verkauft werden. Danach ging es auf die gut gefüllte Platform 8, wo schon eine Menge Menschen auf den verspäteten Zug nach Kandy warteten. Die Kinder setzten sich auf unsere Tasche, wir warteten. Nach einer unverständliche Lautsprecherdurchsage sprangen alle Wartenden von den Bänken auf und bildeten eine geschlossene Reihe an der Kante des Bahnsteigs. „Ah, der Zug kommt!“ wir schnappten unsere Sachen und stellten uns dazu. Ich und Joshi wollten einen Platz ergattern, während Christian mit der Tasche und Joni nachkam. Soweit die Theorie. In der Praxis brach am Bahnsteig der Krieg aus. Mir fiel zu spät auf, dass da vor allem junge Männer an der Front standen. Sie sprangen bereits auf den einfahrenden Zug auf. Viel auch von den Nachbarschienen auf der Rückseite des Zugs aus. Ohne Rücksicht auf Verluste kaperten sie die Türen, da kriegte es nicht nur Joshi mit der Angst zu tun. Spontan gab ich den Plan an Sitzplätzen zu kommen auf. Am Ende ergatterten wir dann doch noch einen, so dass wir wenigstens abwechselnd sitzen konnten. Die zweite Klasse war randvoll, in der dritten war es eher noch schlimmer. Trotzdem drückten sich immer wieder fliegende Händler durch die Gänge und verkauften kalte Getränke und Teilchen, Strassenmusiker spielten. Zu den offenen Fenstern wehte der Fahrtwind herein. Die Türen waren zwar auch offen, aber oft durch zwei junge Männer verdeckt, die aus dem Zug hinaus hingen. Zwischen den Wagen konnte man hinunter zu den Gleisen schauen, manchmal hüpften die Wägen regelrecht. Diese Art zu Reisen ist zwar etwas anstrengend, aber dafür auch sehr interessant. Die Jungs waren begeistert, vor allem als es ein bißchen leerer wurde und sie auf den Fensterplatz rutschten.

Auf den Spuren Buddahs

Von unserer netten privaten Unterkunft brachen wir heute Morgen zu den Royal Botanical Gardens auf und schlenderten ein wenig durch den größten botanischen Garten Sri Lankas. Wir sahen die größten Kokosnüsse der Welt, Orchideen und jede Menge anderer Pflanzen, schön angelegt. Die Kids sammelten ihren obligatorischen Stock ein, rannten und kämpften, bis sie auf die Makakken trafen - vor denen hat Joni immer noch gehörig Respekt. Weiter ging es zum Bahirawakanda Tempel und dem riesigen Buddah, der über die Stadt wacht. Fast alle Menschen hier in Sri Lanka sind buddhistisch, unglaublich nett und fröhlich, obwohl viele relativ arm sein müssen, was wir an den niedrigen Essenspreisen bemerken. Auch sie besuchen den Tempel und lassen Blumen als Opfergaben da. Der heilige Zahn Buddahs war danach an der Reihe, dann das Museum des Weltbuddhismus. Nach hunderten von Buddahs wollten wir eigentlich endlich Essen, aber dann kamen uns die sri-lankischen Tänze dazwischen. Die mussten wir sehen! Also spazierten wir am See entlang zum Kulturzentrum. Die Show mit den vielen verschiedenen traditionellen Tänzen war exzellent, teilweise richtig akrobatisch und am Ende sogar richtig heiß, als einige Tänzer einen Feuerlauf machten. Wir waren beeindruckt.

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21.02.2019 - Galle, Sri Lanka

Fun with flags ...and stamps

Endspurt mit Schub von hinten

Nach der Verschnaufpause hatte der Wettergott seine Wangen noch einmal kräftig aufgebläht und uns stürmischen Wind von achtern geschickt. Dazu gab es noch ein bisschen Unterstützung von Neptun, so dass Moya mit 7 bis 8 Knoten entlang der Südküste von Sri Lanka gefetzt ist.

Natürlich hatten wir Verpeiler die Flautenzeit mal wieder nicht genutzt. In Langkawi hatten wir uns die Füße wund gelaufen, um eine Gastlandflagge von Sri Lanka zu erstehen. Eigentlich ist das dort kein Problem, aber wir kamen ungünstig und sie waren alle aus. Irgendwie musste jetzt also noch eine Flagge herbei gezaubert werden, bevor wir in Galle ankommen. In unserer Not haben wir in Osttimor schon einmal zu Pinsel und Farbe gegriffen und die Flagge mit Wasserfarben aufgemalt und dann einlaminiert. “Ok, kein Problem, das machen wir einfach in Sri Lanka wieder so” dachte ich. Herzlichen Glückwunsch! Habt ihr die Flagge von Sri Lanka im Kopf? Ich hatte das offensichtlich nicht und hatte dann Spass die Flagge mit dem gelben Löwen zu skizzieren und auszumalen und dabei immer schön das Rollen von Moya auszugleichen. Joshi und Joni waren von unserer Flaggenaktion aber restlos begeistert und haben gleich selbst angefangen kleine Deutschland Flaggen aus Zahnstochern und Papier herzustellen. Nach zwei Stunden war es dann geschafft, wir waren bereit nach Sri Lanka einzureisen. Die Visa hatten wir schon in Malaysia beantragt und unser Agent war auch schon informiert, dass wir am nächsten Tag ankommen würden.

Darf es noch ein Stempel sein?

Mir fliegenden Tüchern kamen wir heute Morgen kurz vor 8:00 Uhr vor dem Breakwaters des Hafens von Galle an. Port Control wusste bereits seit einer Stunde, dass wir gleich da sein werden (unsere neue Funke funzt 1A). Trotzdem dauerte es nochmal anderthalb Stunden bis das kleine graue Boot der Navy längsseits anlegte und 3 Klappenträger mit blauen Hemden und schwarzen spiegelnden Schuhen absetzte. In den Hafen darf man nur nach Freigabe durch die Navy einlaufen. Wir starteten also den Papierkrieg bereits im Hafenbecken treibend. Ein paar Zettel, viele Unterschriften und 5 Stempel später, durften wir dann rein in den Hafen. Die Offiziere schauten eifrig zu wie Christian und ich an der Betonwand anlegten. Das war gar nicht so einfach ohne helfende Hand an Land. Nachdem die Leinen fest waren, entschwanden die netten Herren in den blauen Hemden. Moyas Deck war jetzt schwarz, aber das störte nicht weiter, denn schmutzig würde es hier ohnehin werden mit der Zementfabrik gleich nebenan.

Unser Agent (Windsor Reef) kam mit einem ganzen Packen Papier. Wir füllten gemeinsam die Zettel aus und stempelten munter weiter, bevor er den Behörden Bescheid gab an Bord zu kommen. Erst kam der Zoll und kontrollierte unseren Alkoholvorrat, dann kam die Gesundheitsbehörde und schließlich 3 Beamte von Immigration. Fertig waren wir aber immer noch nicht, denn die Stempel in unsere Pässe gibt es nur im Büro der Immigration und außerdem fehlten unsere Hafenzugangs Pässe noch. Schließlich war dann auch das erledigt, so dass wir doch tatsächlich um 14 Uhr endlich an Land durften nachdem wir Moya noch ein Fenderbrett verpasst hatten. Man sieht hier im Hafen zwar keinen Schwell, aber die Boote -außer uns sind noch vier andere Segler hier- machen trotzdem übele Bewegungen, reißen an den Leinen und quetschen die Fender gegen den Beton.

Tuk Tuks überall

Mit dem Verlassen des Hafens wurden wir von Tuk Tuk Fahrern umzingelt. Alles kann man von ihnen bekommen, Wäsche waschen, Gas auffüllen, SIM Karten, Touren, die einfache Fahrt in die Stadt tritt dabei in den Hintergrund. Trotzdem wehrte mein Mann, wie er das immer tut, die Meute ab. Er will lieber selbst entscheiden, wenn er gefahren werden will. Wir marschierten also los in Richtung Stadt um Geld aufzutreiben. Entlang der Hauptstraße liefen wir, auch hier wimmelte es von den dreirädrigen Gefährten, von Bussen und Autos, ohne Gehsteig. Für meinen Geschmack fuhren die motorisierten Verkehrsteilnehmer, dann doch etwas zu dicht an uns vorbei, so dass wir mit den ersten Rupien in unserer Tasche ein Tuk Tuk zum portugiesischen Fort organisierten.

Das Fort ist ein touristischer Ort, so viele Weiße haben wir schon lange nicht mehr auf einmal getroffen, dennoch ist es wunderschön, gut erhalten und lädt zum Verweilen an. In den kleinen Gässchen der Altstadt kommt man sich fast vor wie in Portugal, wenn da nicht die Stuppas der buddhistischen Tempel dazwischen nicht in die Höhe ragen und die lokalen Ladies in ihren tollen traditionellen Saris durch die Straßen stolzieren würden. Mit keinen Erwartungen an Galle, war ich positiv überrascht und direkt infiziert von Sri Lanka.

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17.02.2019 - 6°22' N; 88°05' O, Indischer Ozean

Stille Weite auf dem indischen Ozean

1:00 Uhr: Der Wind ist weg. Seit dem Abend schon hat Henry seinen Dienst angetreten, nachdem der Wind den ganzen Tag über immer weniger wurde und schließlich ganz aufgegeben hatte. Der strahlend blaue Himmel hat sich in gleichem Maße zugezogen wie der Wind nachließ. Jetzt scheint der Mond durch eine hoch liegende geschlossene Wolkendecke. Er ist so hell, dass man ihn hinter den Wolken erkennen kann. Um ihn liegt in einigem Anstand ein Ring - ein Halo, das durch die Brechung des Mondlichts an Eiskristallen entsteht. Kein Sternchen ist zu sehen. Das Wasser liegt ruhig da wie ein schwarzes, spiegelglattes Tuch. Das kleinste Lüftchen würde schon bewirken, dass die Oberfläche sich kräuselt. Aber da ist nichts, kein Hauch, nur der Fahrtwind, der die Nacht erträglich macht. Anstatt in meiner Koje verbringe ich die Nacht im Cockpit. Der Himmel ist heute nacht nicht vom Meer unterscheidbar, ich habe den Eindruck durch ein milchiges Nichts zu fahren. Außer dem Mond ist kein Licht zu sehen. Schon seit Tagen war da kein Schiff, selbst auf dem AIS, wo wir die großen Tanker normalerweise schon mindestens 30 Meilen im Voraus erkennen.

6:00 Uhr: Christian hat mich eben zur Morgenwache geweckt. Am Himmel dämmert es bereits, aber die Sonne hat es noch nicht über den Horizont geschafft. Seit Langkawi haben wir schon zweimal an der Uhr gedreht und sind jetzt nur noch 5 Stunden vor Euch - sozusagen fast schon zu hause. Es mag bizarr klingen, aber nach der endlosen Weite des Pazifiks, fühlt sich fast in Sri Lanka, tatsächlich wie fast zu hause an. Unsere Perspektive hat sich definitiv verschoben. Vor der Reise reichte die Welt für mich von San Fransisco im Westen bis nach Brisbane im Osten, jetzt weiß ich nicht nur in der Theorie, dass dahinter die blaue Hälfte unseres Planeten liegt.

6:45 Uhr: Die Sonne ist jetzt da. Das Wasser kräuselt sich leicht, zum Segeln reicht das noch nicht. In unserem ca. 3 Seemeilen großen Sichtbereich bis zum Horizont liegt nur blaues Wasser, blauer Himmel und weiße Wolken. Ich habe mich vor unserer Reise manchmal gefragt, ob ich mich wohl einsam fühlen werde in der Mitte eines Ozeans. Vor allem Luftaufnahmen eines kleines Segelbootes im blauen Nichts vermittelten mir das Gefühl einer endlosen, beängstigenden Weite. Da Moya sich aber in einer kleinen Kugel aus Wasser und Himmel bewegt, kam dieses Gefühl nie auf, nachdem wir die Leinen los geschmissen hatten.

Ich bringe seit einer gefühlten Ewigkeit die Angel mal wieder aus. In den überfischten Gewässer von Indonesien und der Straße von Malakka haben wir erst gar nicht versucht einen Fisch zu fangen. Die Kinder sind jetzt wach und streiten sich bereits, wer aus unserem Konstruktionsbausatz welches Bauteil haben darf.

9:00 Uhr: Nach dem Frühstück scheint sich die Luft zumindest etwas zu bewegen. Wir setzen alle Tücher und machen immerhin 3.5 Knoten über Grund. Joshi kramt seinen Steckbrief, den wir gestern begonnen haben, heraus. Vom Papier lacht ein blonder Kopf mit blauen Augen unter seinem Namen entgegen. Jetzt will Joshi auch noch in großen Buchstaben dazu malen was er gerne mag: rot, Feuerwehr, Döner, Lego, Bob der Baumeister, Bambi und Tarzan. Dann ist das Blatt voll, sein Lieblingstier passt nicht mehr drauf. Joni schaut fasziniert zu und steckt gleich darauf die Bob-CD in unser neues Radio.

12:00 Uhr: Ich habe mein Buch ausgelesen und denke über eine Badepause nach. Der indische Ozean hat erst seit ein paar Tagen wieder diese tiefblaue Farbe, die zum hineinspringen einlädt. Vorher war das Wasser eher trüb und gräulich. Mal sehen was Christian zu meinem Vorschlag meint. Vielleicht kommen ja auch wieder ein paar Delfine vorbei, die waren gestern auch schon da.

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13.02.2019 - 6°41' N; 95°54' O, Indischer Ozean

Ein halbes Leben auf dem Segelboot

Unser Kleinster ist vier...

und verbrachte inzwischen fast sein halbes bisheriges Leben an Bord von Moya. Schon mit drei Monaten startete er damals auf seinen ersten großen Törn, von der Ostsee, entlang der europäischen Atlantikküste, bis nach Nazaré in Portugal. Inzwischen hat sich Einiges geändert: anstatt im Salon herumzuliegen, flitzt er jetzt durchs Boot. Seine Stoffwindeln haben wir Großteils in Papua Neuguinea verschenkt und sind gar nicht unglücklich darüber, das unsere Windelwaschmaschine nicht mehr gebraucht wird. Den Kinderwagen haben wir erst gegen den Tragegurt und Laufrad, später gegen Trekkingsandalen eingetauscht. Die Schwimmweste trägt er zwar immer noch, aber wir sind etwas entspannter geworden, denn seit einigen Tagen taucht und schwimmt er, zwar noch im Hundestil, aber immerhin, der Kopf bleibt über Wasser. Mit knapp drei Jahren konnte er schon einen Palstek knüpfen, er turnt trotz Schaukeln sicher durchs Schiff, Seekrankheit kennt er nicht, selbst wenn wir richtig eins auf die Mütze bekommen und auch sonst merkt man immer wieder, dass er ein richtiger kleiner Seemann ist.

Für Joni war es also kein Problem seinen vierten Geburtstag in der Mitte des indischen Ozeans zu verbringen. Für ihn ist es der normalste Ort der Welt. Joshi, Mama, Papa und Moya sind ja dabei. Nur die Geburtstagsvorbereitungen waren etwas beschwerlich. Kuchenbacken auf See ist nicht immer ganz easy. Vor allem am ersten Tag der Passage, wenn die Seebeine noch fehlen, ist es eine Herausforderung für meinen Magen und ein Kraftakt die bleischweren Extremitäten zu bewegen. Das Rollen des Schiffs im Passatwind ist in der Pantry auch nicht sonderlich hilfreich, man kann nichts eben mal ablegen, da das Etwas sonst innerhalb Sekunden erst auf die eine, dann auf die andere Seite des Schiffs und wieder zurück fliegt. Der Geburtstagskuchen fiel somit etwas simpler aus, aber einen Schokoladenüberzug mit einer großen 4 aus Smarties sollte er wenigstens bekommen. Hinterher weiß ich, dass das wohl keine allzu gute Idee war, sondern ein regelrechter Kampf gegen nicht schmelzen wollende Schokolade und heißes schwappendes Wasser. Der gebackene Kuchen kam nämlich auf den einzigen sicheren Ort am Schiff, den kardanisch aufgehängten Ofen, so dass die Schokolade entsprechend in einem durchs Spülbecken rutschenden Gefäß im schaukelnden, kochendem Wasser geschmolzen wurde. Sie wehrte sich so gut sie konnte, ich fluchte, aber am Ende war die Schoki zwar überall in der Küche verteilt, aber der Großteil immerhin auf dem Ananaskuchen. Es hatte sich gelohnt, Joni freute sich und war ganz stolz, dass der Kuchen extra für ihn war. Allerdings werde ich Joni bei diesen Bedingungen seinen anderen Geburtstagswunsch, selbstgemachte Spätzle, leider nicht erfüllen können, das werden wir später nachholen.

Durch unsere große Kosmetikaktion für Moya, waren die Geschenke zwar eingekauft, aber noch nicht eingepackt. Das holte ich während meiner Nachtwache heute nach und wurde gerade rechtzeitig zum Segelreffen fertig.

Zurück im Passat

Der Wind hatte zugelegt und wehte jetzt mit 25 Knoten direkt von achtern - zu viel für die voll gesetzten Tücher. Die von hinten heran rollenden Wellen, drückten Moya von einer Seite auf die andere. Noch steuerte unser Windpilot ganz ordentlich, aber der Druck war spürbar in den ausgebaumten Segeln und unsere Lady schlingerte ein wenig. Die Genua stand ausgebaumt auf der Luvseite, die Fock und das gesicherte Grosssegel auf der Leeseite, Moya fegte mit 8 Knoten Richtung Westen. Durch den von hinten wehenden Wind und die Wellen bestand die Gefahr, dass in einem unglücklichen Moment der Wind von der falschen Seite ins Grosssegel blies - ich verringerte daher die Segelfläche, der Druck und das Schlingern ließen nach.

Nach 3 Monaten am Wind segeln, segeln wir seit gestern wieder vor dem Wind, was das Vorankommen deutlich erleichtert. Seitlicher Wind wäre zwar noch besser, aber mit Wind von hinten kommen wir wenigstens sicher und planbar zu unserem Ziel. Mit Wind, Welle und Strömung direkt gegenan, kann es ungemütlich, langsam und manchmal sogar unmöglich werden sein Ziel zu erreichen. Das Letztere blieb uns zum Glück bisher erspart (klopf, klopf auf Holz). Dennoch kämpften wir in den letzten Monaten öfter, da wir nicht nur Wind sondern auch die Strömung fast ausschließlich gegen uns hatten. Wir genießen nicht zuletzt deshalb momentan die schnelle Rauschefahrt über die Wellen des indischen Ozeans ganz besonders. Nach weniger als zwei Tagen liegen bereits 245 Meilen in unserem Kielwasser, Banda Ache und die Nicobaren sind fast schon querab und Sri Lanka liegt nur noch 940 Meilen gegen Westen.

Zu diesem Eintrag gibt es 3 Kommentare.
13.02.2019:
Kommentar from Oma und Opa
Lieber Joni, wir gratulieren Dir herzlich zu Deinem 4. Geburtstag und wünschen Dir viel Spass und Freude. Bald seid ihr wieder zu Hause, dann bekommst Du Dein Geburtstagsgeschenk. Wir freuen uns sehr auf dich, Joshua und Mama und Papa. Eine gute Reise.
13.02.2019:
Kommentar from Marcus & Judith
Lieber Jonathan, lang ist es her dass wir Dich gesehen haben, wahrscheinlich erinnerst Du Dich gar nicht mehr. Wir wünschen Dir einen ganz ganz ganz schönen Geburtstag auf Eurer schaukligen Heimat. Viel Spaß mit Deinen Geschenken, laß Dir den Kuchen schmecken, geb den Großen etwas ab & weiterhin viel Spaß bei Eurem großen Abenteuer. Liebe Grüße, auch an Joshua und Mama & Papa!
15.02.2019:
Kommentar from Nici
Lieber Joni, als wir uns das letzte Mal gesehen haben warst du noch ein Baby, wie die Zeit vergeht :) ich wünsche dir nur das Beste zu deinem 4. Geburtstag und freue mich euch bald mal wieder sehen zu können. Viele Grüße aus der Heimat
11.02.2019 - Royal Langkawi Yacht Club, Langkawi, Malaysia

Aufbruchstimmung

Schön ist sie wieder, unsere Lady

Nach weiteren 5 Tagen Arbeiten an Bord und Gerenne durch die Stadt ist unsere Lady fertig für den indischen Ozean und sieht dabei auch noch richtig schick aus. Alle kleinen Roststellen sind repariert, unser Salonboden ist quasi neu, nachdem wir mit Heißluftföhn und Schleifmaschine den alten Lack attackiert haben, unser gelbliches Andenken vom Kumai River ist vom Lack entfernt, die Schalter sind neu verkabelt, das Rigg gecheckt, der Windpilot montiert, eine neue Funke, ein neuer AIS Splitter und ein Radio ist eingebaut, so dass es jetzt endlich losgehen kann. Nach den letzten Tagen sind wir zwar ganz schön geschafft, wir werden aber dennoch heute noch nach einer letzten warmen Dusche in der Marina, die Leinen los schmeissen. Ziel: Sri Lanka

Unsere Pläne bestimmt der Wind

Hier halten uns alle für ziemlich verrückt, dass wir Thailand rechts liegen lassen, ohne auch nur einen kleinen Zwischenstopp auf den wunderschönen Inseln zu machen, ganz zu Schweigen von dem hervorragenden Essen dort, aber leider bestimmen wir nicht alleine wann es losgehen muss. Auch sonst wäre ich hier noch gerne weiter gesegelt, es gäbe noch so viel zu entdecken in diesem wunderschönen Segelrevier: Anambas, Sulawesi, Tioman und die gesamte Ostküste Malaysias, Thailand, Myanmar sind alles tolle Ziele für ein Segelboot. Wenn wir nur noch ein bisschen Zeit hätten...

Haben wir aber nicht! Im September fängt für Joshi die Schule an, bis dahin müssen wir wieder in Deutschland gesettelt sein, die Uhr tickt. Wir haben lange überlegt, ob wir Moya hier in Malaysia verkaufen sollen, konnten uns aber noch nicht von ihr trennen. Deshalb werden wir nun in den nächsten Monaten unsere Weltumsegelung zumindest fast komplett machen und ins Mittelmeer zurück segeln. 4500 Meilen sind es ungefähr noch, genauso viel wie von hier nach Vanuatu. Eigentlich kein Problem diese Strecken in 6 Monaten zu segeln, wenn da nicht der Nordostmosun wäre. Den brauchen wir nämlich um nach Europa zurück zu kommen, nur weht er leider keine 6 Monate mehr. Deshalb sind wir einmal mehr unter Zeitdruck unterwegs, vor Mai müssen wir es über den indischen Ozean geschafft haben, bevor der Südwestpassat einsetzt und uns auf die Nase bläst.

Die Wettervorhersage von heute sagt der Wind passt für die nächsten Tage, wir müssen also los! Ko oder nicht, Leinen los!

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05.02.2019 - Royal Langkawi Yacht Club, Langkawi, Malaysia

Einer der Tage,...

... an denen wir uns besser morgens im Bett umgedreht und weitergeschlafen hätten, gibt es zwar nicht so häufig an Bord, aber gestern gehörte definitiv dazu. Im Bett wären wir wenigstens nicht rückwärts gestolpert. So aber standen wir morgens voller Tatendrang auf und blickten nach einem langen Tag auf ein vernichtendes Fazit. Nichts von dem was wir uns für den Tag vorgenommen hatten, hat auch nur annähernd funktioniert. Im Gegenteil, unsere Projektliste war sogar noch angewachsen. Aber der Reihe nach:

Herdentrieb am See der schwangeren Jungfrau

Da wir gerade ohnehin schon da waren, beschlossen wir uns den Süßwassersee noch anzuschauen, bevor wir die nächsten Tage mit Boot Instandhaltung beschäftigt sein würden. Instandhaltungsarbeiten waren noch an keinem Ort auf unserer Reise einfach gewesen und sind mit dem verlassen Europas exponentiell schwieriger geworden, deshalb hatte weder der Capitano noch ich große Lust anzufangen. Wir schnappten uns also Tilly und tuckerten zu dem großen Bootsanleger, wo seit dem frühen Morgen schon Ausflugsboote im Minutentakt festmachten. An Land standen einige Häuser, in welchen Souvenirs, Essen und Trinken verkauft wurden und natürlich das Häuschen an dem man für 6 Ringgit ein Armbändchen erwerben konnte, das einem den Eintritt in den Geopark erlaubte. Wir waren nicht allein. Hunderte von Touris wurden aus den Ausflugsbooten gespuckt. Sie alle schleppten sich, schön aufgereiht, den kurzen, mit Duzenden von Hinweisschildern geschmückten, Weg durch den Wald bis zum See. Auf dem Schildern erfuhren wir wie gefährlich das leben hier am See sein kann, dass man ohne Schwimmweste nicht im Wasser schwimmen oder gar Tretboot fahren darf, dass die Makaken gerne Essen und Trinken klauen, und dass auch sonst keinerlei Haftung für -was auch immer- übernommen wird. Es war skuril, zu sehen wie die Herde Homo Sapiens sich in einer großen Schlange bis zum See arbeitete, unterwegs sich einige Exemplare kreischend von den niedlichen Äffchen beklauen ließen und die ganze Bande sich dann nach 10 minütigem Marsch Schwimmwesten auslieh. Der kleine abgesperrte Bereich am Steg war einfach zu verführerisch, um ins Wasser zu plumpsen. Alternativ waren die Tretbootschwäne und Elektroboote ganz hip, um in einem Radius von 100 Metern Kreise um den Steg zu drehen. Wir schauten ungläubig und bogen auf den verlassenen Wanderweg ab, der ein Stückchen, um den See herumführte. Vom Seeende konnten wir aufs Meer hinausschauen, genau dort lag Moya. Bevor wir uns durchrangen Anker auf zu gehen, hielten wir noch an dem kleinen feinen Sandstrand an, an dem alle Ausflugsboote vorbei flitzte und badeten ganz ohne Schwimmwesten im Meer.

Arbeiten im Royal Langkawi Yacht Club

Bereits zwei Stunden später lagen wir fest vertäut in der Marina am Rande von Kuah. Der Royal Langkawi Yacht Club ist riesig, vermutlich die größte Marina seitdem wir die Karibik verließen. Neben den vielen Seglern, liegen hier auch die großen Superyachten am Steg, von denen wahrscheinlich die Gangway so viel kostet wie unser ganzes Schiff. Neben dem Marina Office gibt es eine ganze Reihe von Restaurants und Geschäften und Kuah ist in Laufentfernung. Langkawi insgesamt ist einer der besten Orte in Südostasien, um Bootsreparaturen durchzuführen. Hier gibt es Werften, Baumärkte, Bootszubehörläden und vor allem jede Menge Boote, die ja auch irgendwie unterhalten werden müssen. Nachdem wir uns schon wiederholt die Hacken erfolglos nach Ersatzteilen krumm gelaufen haben, wollten wir dieses Mal alles richtig machen, wählten den Ort mit der besten Infrastruktur und bestellten die wichtigsten Ersatzteile aus Deutschland. Der Duty free Status der Insel ersparte uns den gewöhnlichen Spass mit dem Zoll und unser Paket lag tatsächlich ganz brav im Büro der Marina. Eigentlich konnte es also losgehen, aber wie immer ist Boot Instandhaltung eine große Wundertüte mit jeder Menge Überraschungen.

Ein Schritt nach vorne, zwei zurück

Wir starteten wie immer indem wir unsere Schleifmaschine auspackten. Das letzte Mal Rostbekämpfung lag bereits 6 Monate zurück und unsere Stahllady zeigte einige kleine, hässliche Schlieren. Ein bißchen Kosmetik würde Moya gut tun. Der erste Tag ist immer der schlimmste: die Farbe muss ab, der darunter liegende Rost weg und bis auf das blanke Metall geschliffen werden. Danach entfernen wir kleinste mögliche Rückstände mit einem auf Phosphorsäure basierendem Rostentferner, waschen das Zeug nach der Einwirkzeit ab, bevor dann die erste Schicht der Grundierung aufgebaut wird. Danach brauchen wir nur ein paar Tage gutes Wetter und jeden Tag ne Stunde Zeit zum pinseln: erst die zweite Schicht Grundierung, am Tag danach eventuell eine Schicht Filler, am nächsten Tag Grundierung, danach die erste Schicht Lack und am letzten Tag die zweite Schicht Lack. Grundierung und Lacke haben wir noch von Europa an Bord, deshalb gingen unsere Entrostungsaktionen auch an den entlegensten Winkeln der Erde, letztes Mal in Raiatea.

Nach einem routinierten, wenn auch arbeitssamen Tag, wagten wir uns gestern an die anderen Projekte auf unserer Liste. Schon seit einer Ewigkeit steht dort: Impeller tauschen. Der Impeller ist eine Pumpe, die das Salzwasser für die Motorkühlung ansaugt und somit essentiell. Der Capitano hatte nur bisher immer Skrupel das Ding auszubauen und Bedenken bei Problemen im Nirgendwo vielleicht ohne funktionstüchtigen Motor dazustehen. Zurück in der Zivilisation musste das Ding jetzt endlich getauscht werden, zumal wir vier Stück davon als Ersatzteile mit uns herumfahren. Christian baute das Gummirädchen aus, steckte das Ersatzteil rein und dann passierte es, eine der Schrauben brach beim Zuschrauben. Die Schraube musste aufgebohrt werden. Der Ölfilter war im Weg. Nachdem Christian den Filter ab hatte, reichte der Platz zum Bohren immer noch nicht. Außerdem hatten wir in unserem endlos Schraubensortiment, ausgerechnet genau diese Schraube nicht als Ersatz.

Inzwischen war ich mit den Kindern in die Stadt gelaufen. Wir wollten eine Pütz (stabiler Eimer mit Öse im Henkel), eine Schleifmaschine und ein neues Radio erstehen. Es war unglaublich heiss und weiter als erwartet. Die Kinder kriegten ganz rote Köpfe von der Hitze und moserten. Zum Glück waren sie gut eingecremt, so dass es wenigstens keinen Sonnenbrand gab. Im Bootszubehörladen bekamen wir ein entrüstetes “I don’t sell buckets” auf unsere Frage nach der Pütz. Im Baumarkt gab es auch keine Eimer und überraschend auch keine Schleifmaschine. Einen Haarschneider oder Ventilator hätten wir bekommen, aber der DIY führt offensichtlich keine elektrischen Geräten zum Handwerken und die Verkäufer schauten mich an, als ob ich die Erste war die jemals danach gefragt hat. Wie kann man nur eine Schleifmaschine in einem Baumarkt suchen? Nach einer Stunde Fussmarsch standen wir dann vor den verschlossenen Toren von HE Trading. Laut Internet hätte der Laden offen haben sollen, die Chinesin nebenan erklärte mir der Laden hätte wegen dem chinesischen Neujahrsfest um die Mittagszeit geschlossen und wäre auch die nächsten drei Tage zu. Ich gab auf mit den Kids durch die Hitze zu laufen und bestellte ein GRAB Taxi. Vor dem Samsung Store stellten wir fest auch hier war alles fest verschlossen. Erst jetzt fiel mir auf, dass 95% aller Rollläden geschlossen waren, fast alle Läden gehören hier Chinesen. Malaysier arbeiten ganz normal erklärte mir der Fahrer. Langsam bekam ich auch so eine Idee warum wir niemanden bei Steelway erreichten. Vielleicht gehört die Firma, bei der wir unsere Ankerkette neu feuerverzinken lassen wollten dann auch Chinesen? Unverrichteter Dinge kehrten wir in die Marina zurück mit der Hoffnung, dass Christian einen großen Schritt weiter gekommen ist...

Zum Glück war heute ein besserer Tag. Christian improvisierte und fand einen anderen Weg unseren Impeller ein zu bauen. Er baute unser neues Funkgerät ein und reparierte unterwegs noch unser AIS, dessen Handicap natürlich erst jetzt durch den Einbau der neuen Funke ein Problem darstellte. Ich pinselte die nächste Farbschicht, schliff den Durchgang zur Küche mit der Hand am Arm, der alte Lack hatte sich angefangen vom Holz zu lösen, und ölte das Holz anschließend. Jetzt sieht es aus wie neu. Auch heute ging alles -wie immer- langsamer als gedacht, aber es ging voran und Zeit für einen Kaffee am Marinapool blieb auch noch.

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01.02.2019 - Pulau Dayang Bunting, Langkawi, Malaysia

Langkawi - hier müssen sie sein

Wo sind sie nur alle?

... sie, sind die anderen Cruiser, die wir bis auf einige wenige Ausnahmen, seit Vanuatu aus den Augen verloren haben. Aus “spätestens in Bali holen wir unsere Mitsegler ein” wurde ein, “vielleicht in Singapur”, dann ein “vielleicht in Malakka oder Port Dickson”. Dass es keine brilliante Idee ist, bei Nordwest Monsun durch Indonesien Richtung Norden zu segeln, haben wir inzwischen selbst gemerkt, aber spätestens in der Straße von Malakka, für die der vorherrschende Nordost Monsun exzellente Segelbedingungen liefert, hätten wir das ein oder andere Böötchen erwartet. Gestern waren wir auf Pulau Pangkor immer noch alleine. Touristen haben wir unterwegs immer wieder getroffen, aber fast keine Segler. Die müssen sich einfach auf Langkawi häuslich niedergelassen haben.

Schroffe Schönheit im Meer

Heute nacht waren die Sterne mal wieder ins Wasser gefallen. Um Moya herum glitzerte es, sobald ihr Rumpf das Wasser durchschnitt. Rechts und links funkelte das auseinander gedrückte Wasser und wurde dadurch sanft beleuchtet. Diesem Naturschauspiel zu zuschauen ist schon etwas sehr Besonderes, aber leider mit unserem Equipment überhaupt nicht auf einem Foto oder Video festzuhalten. Genauso wie ich es nie geschafft habe, die Milchstraße von unserem sich bewegendem zu Hause einzufangen.

Am Morgen, bei Sonnenaufgang sah ich sie dann schon, die Langkawi Gruppe mit ihren insgesamt 99 Inselchen. Grün bewachsene Berge ragten aus dem Wasser und plötzlich begriff ich auch, warum die Segler alle hier sein mussten: sie ist wunderschön! Der Wind legte nochmal ein wenig zu und Moya rauschte mit 7 Knoten der Küste entgegen. Beim Näherkommen sahen wir sie dann, gleich vier andere Segelboote und dabei sind wir noch gar nicht nach Kuah, dem Hauptort von Langkawi gefahren, sondern haben vor einer vorgelagerten Insel geankert. Wir freuen uns jetzt schon drauf “Hallo” zu sagen, vielleicht kennen wir ja sogar jemanden?

Zwischen den Felsen gibt es hier immer wieder kleinere und größere verlassenen Sandstrände. Ich muss spontan an die Vava-U von Tonga denken, verbringe den Nachmittag mit einer Tasse Kaffee auf dem Vordeck und lasse mir den Wind um die Nase wehen. Christian und die Kinder sind an Land. Ich ignoriere das Chaos im Schiffsbauch noch ein bißchen, höre dem Rauschen der Wellen, der Bäume an Land und dem undefinierbaren, singsang-artigen Klängen, die von den Bergen immer wieder herüber wehen, zu, und genieße die friedliche Schönheiten der Insel.

Ab Morgen gibt es viel zu tun - Anoden und ein neues Funkgerät warten bereits in der Marina auf uns, außerdem hat sich Moya ein bisschen Wellnessprogram mehr als verdient.

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