Angeln gehört zum Blauwassersegeln wie das Salz in die Suppe. Wenn draußen auf dem Ozean Obst, Gemüse und Fleisch ausgehen wird ein gelandeter Fisch zum Festessen. Für uns, die noch nie eine Angel in der Hand hatten, war das Fischen aber ein Buch mit sieben Siegeln. Wir hatten keine Ahnung welche Angel, welche Köder und welche Haken man dafür benötigt, welche Fische man eigentlich so fangen kann und worauf es beim Angeln ankommt. Vor unserer Reise hatten wir uns einige Bücher zugelegt um nachzulesen, was zu tun ist, das Problem war nur, dass die Experten darin erklärten wie man integriert wo wir noch nicht mal bei der Addition angekommen waren. Angeln for Dummies vom Segelboot hätten wir gebraucht, haben es aber nicht gefunden. Deshalb nun unsere Erfahrungen wie wir an Fisch gekommen sind, von uns Fishing Dilettanten in Laiensprache.
Ohne jegliche Ahnung vom Angeln habe ich bei Amazon eine Angel samt Spule bestellt dazu eine Anfängerbox für das Fischen im Meer, geflochtene Angelschnur und da ich ein bißchen herum gelesen hatte Squids aus Kunststoff, echte China Markenware, um Thunfisch zu fangen und Stahlvorfach, damit die scharfen Zähne der Fische die Schnur nicht einfach so durchbeißen.
Angelrute & Handline: Wie sich später herausstellte, hatte ich eine Angelruten zum Brandungsangeln erwischt, was ich gebraucht hätte ist eine Rute fürs Trolling. Der Unterschied zwischen den beiden Ruten ist, dass die Trollingrute deutlich kürzer und stabiler ist als die Brandungsrute. Die Kräfte die beim Trolling wirken sind ungleich größer als am Strand und auswerfen muss man die Leine nicht, wenn man sie hinter dem Boot herschleppt. Trollingruten haben meist eine größere Spule mit stärkerer Bremse, um zu verhindern, dass ein großer, kräftiger Fisch die gesamte Angelleine abspult. Wir verwenden die Angelrute eingeschränkt immer noch, aber ideal ist es nicht. Zum einen biegt sie sich deutlich stärker wenn ein Fisch beißt und wird vermutlich irgendwann den Kräften der Fische erliegen, zum anderen ist die Bremse der Spule zu schwach. Die Bremse befindet sich an der Spule und ist durch ein Rädchen verstellbar. Sie sollte so eingestellt sein, dass man die Leine mit der Hand gerade so herausziehen kann, damit man merkt, wenn ein Fisch beißt und es anfängt zu klickern, wenn er einen Teil der Leine hinauszieht. Das Klickern bedeutet also „ hallo, hier bin ich“, jetzt wäre der Zeitpunkt, die Bremse dicht zu machen, um anschließend denn Fisch hereinzukurbeln. Durch die kleine Spule und die zu schwache Bremse, schaffen es große Fische selbst bei komplett dichtgezogener Bremse, die komplette Spule abzurollen. Die Leine ist dass zwar an der Rolle festgeknotet hält aber den dynamischen Belastungen nicht stand, selbst wenn sie für >50 lb ausgelegt ist, und reißt: Fisch weg, Köder weg, Leine weg. Wir hängen deshalb inzwischen nur noch kleine Köder an die Angel mit der Hoffnung auf kleine Fische. Oft klappt das, manchmal auch nicht und ein Großer spult alles ab. Um auch auf Jagd nach den Großen zu gehen haben wir uns eine Handline selbst gebastelt. Im Prinzip ist das nur eine lange Leine mit einem Schockabsorber am einen Ende und einem Vorfach am anderen Ende. Unsere Leine ist ein 3mm dickes, 40 Meter langes Seil, an dem wir ein 3 Meter langes stabiles Monofilament mit einem Wirbel und einem Verschluss am Ende geknotet haben. Verschluss und Wirbel sollten salzwasserfest und sehr stabil sein, da uns Billigprodukte wiederholt zerbrochen sind, sind wir auf die etwas teureren Markenteile umgestiegen, die halten jetzt. In den Verschluss haken wir dann die Öse des Vorfachs, das mit dem Köder verbunden ist. Für den Schockabsorber verwenden wir drei Transponder, die in die Leine geknotet sind, damit sie den Ruck beim beißen des Fisches dämpfen. Am Schockabsorber ist ein kleines Seilchen befestigt mit einigen leeren Bierdosen, die als Alarmsystem fungieren und Lärm machen, wenn ein Fisch anbeißt und an der Leine reißt.
Angelschnur: Wir haben inzwischen mit geflochtener Schnur als auch mit Monofilament erfolgreich geangelt. Wir konnten keinen Zusammenhang feststellen, dass mehr Fische mit dem einen oder anderen gebissen haben. Damit größerer Fische die Leine nicht abreißen, haben wir mindestens 25 lb Leinen verwendet. 25 lb entspricht der Zugkraft nicht dem Gewicht des Fisches, man kann also auch größere Fische damit fangen.
Köder: Wir haben schnell aufgegeben mit unseren Chinaködern zu angeln. Die Squids sind zum einen über die Wasseroberfläche gesurft und haben so wenige Fisch angelockt, zum anderen sind die Haken verbogen und die Fische meist bei dem Landungsversuch entkommen. Wir kaufen erst fertige teure Köder im Angelgeschäft und sind dann dazu über gegangen die Köder selbst zu basteln. Die gekauften Köder waren entweder Squids (gelb, weiß oder rosa) oder Rappala Köderfische, wobei wir bessere Erfolge mit den Squids hatten. Beides verwenden wir eher in kleiner bis mittelgroßer Größe (ca 15-20cm), da unsere Zielfische 8-15 kg schwere Raubfische sind. Größere Fische sind schwieriger zu landen und könnten wir auch nicht essen. Um Geld zu sparen bauen wir die Köder jetzt selbst, neben dem Vorfach, braucht man dafür eine Crimpzange, die Klemmhülsen, Bleigewichte, Perlen, Haken und die Plastiksquidhüllen.
Haken: Wir verwendeten bisher Dreierhaken, Einzelhaken und Doppelhaken. Die Dreierhaken funktionierten bei uns gar nicht, wobei sie auch von minderer Qualität waren. Mit den Einzelhaken landeten wir Fische, genauso wie mit den Doppelhaken. Prinzipiell hatten wir das Gefühl je stabiler desto besser, unsere Haken sind also mittlerweile recht groß ca 8cm, eventuell beißen daher weniger Fische, aber diejenigen holen wir mit größerer Verlässlichkeit aus dem Wasser. Für das Trolling haben wir von anderen Seglern und Fischern die Doppelhaken empfohlen bekommen und tatsächlich finden wir die bisher auch am besten.
Vorfach: Stahl ist stabiler, wird weniger von den Fischen durchgebissen, auch wenn wir auch das schon gesehen haben. Monofilament sehen die Fische schlechter und beißen daher besser. Bei dünnem Monofilament waren unsere Köder oft schnell weg genauso wie der Fisch. Jetzt verwenden wir dickes Monofilament 1.8 mm Durchmesser, das haben die Fische bisher noch nicht durchgebissen, kommt aber vermutlich auch noch irgendwann. Sonstiges Zubehör: An sonstigem Zubehör brauchen wir eigentlich nur stabile, salzwasserfeste Wirbel und Verschlüsse, einen Gaff und Handschuhe zum Landen der Fische, eine Zange zum Entfernen der Haken und ein Filetiermesser. Wirbel und Verschlüsse verwenden wir Markenware und lieber eine Nummer größer, die billigen korrodieren und brechen irgendwann durch - so dass sich bei uns die Anschaffung der teuren Teile lohnte. Da Moya ein Mittelcockpitschiff ist, ist unser Gaff (ein Stab mit Haken vorne dran) 1.5 Meter lang, bei Achtercockpityachten geht bestimmt auch ein Kürzerer. Handschuhe und Zange verwenden wir keine speziellen, sondern einfach aus dem Baumarkt. Zum Weiterverarbeiten der ersten Fische, hatten wir noch kein Filitiermesser und haben ein normales Küchenmesser zum Entfernen von Haut und Filets verwendet, mit einem guten Filitiermesser geht das aber deutlich leichter.
Am Anfang fragten wir uns: Wieviel Leine müssen wir auswerfen? Wie weit muss der Köder unter Wasser sein? Mit welcher Geschwindigkeit müssen wir segeln? Müssen wir unsere Geschwindigkeit verlangsamen, um den Fisch zu landen? Welche Farbe und Form muss der Köder haben, um einen Thunfisch zu landen? Welche Fische fängt man denn eigentlich? Wann beißen Fische am ehesten?
Und Antworten auf genau diese absolut trivialen Fragen waren im Netz und in Büchern gar nicht so einfach zu finden.
Unsere Erfahrung ist, dass wir mindestens 20-30 Meter Leine benötigen, damit die Fische beißen. Bei uns funktionieren gelbe, weiße und rosa Squids am Besten, um Mahi Mahi, Barrakuda und Thunfisch zu angeln. Die Köder müssen an der Meeresoberfläche, knapp unter Wasser geschleppt werden, wenn sie ab und zu das Wasser durchbrechen, beißen die Fische trotzdem. Eigentlich sollten Wahoos und vielleicht auch andere Raubfische auch beißen, hatten wir aber bisher noch nicht. Haie beißen nicht, es sei denn man merkt nicht, dass ein anderer Fisch gebissen hat und schleppt ihn hinterher.
Wenn wir langsam <4 kts segeln fangen wir kaum einen Fisch, höhere Geschwindigkeiten sind besser. Moyas Maximalgeschwindigkeit ist 7 kt, ob es darüber wieder schlechter wird können wir nicht sagen. Die meisten Bisse hatten wie im Morgengrauen und der Abenddämmerung, nachts haben wir gar nicht gefischt, auch tagsüber gab es Bisse vor allem bei bewegtem Wasser.
Zur Ladung halten wir die Geschwindigkeit bei. Beim Landen arbeiten wir immer zu zweit und haben Schwimmwesten an, einer an der Angel oder Handline, der die Schnur möglichst zügig hereinzieht und einer der mit dem Gaff den Fisch seitlich aufspießt und aus dem Wasser holt. Sobald der Fisch an Bord ist wird er mit einem Stich hinter die Kiemen erlöst oder wir entfernen den Haken mit einer Zange und werfen ihn zurück. Danach entfernen wir die Innereien und den Kopf und im Anschluss, Haut und Filets, wie das genau geht kann man sich bei Youtube anschauen.
Wegen der Vergiftungsgefahr durch Ciguatera (ein Toxin das von Algen produziert wird und sich danach in der Nahrungskette anreichert und auch beim Menschen zu erheblichen Vergiftungserscheinungen bis hin zum Tod führen kann (mehr dazu auf Wikipedia Ciguatera) haben wir keine Rifffische geangelt und gegessen. Auch die Aussagen der Ein heimischen zum Vorkommen von Ciguatera Toxin können irreführend sein, deshalb waren wir konservativ und haben das Riffangeln sein gelassen. Barrakuda ist bekannt Ciguatera Toxin durch fressen von Rifffischen anzureichern, kleinere Exemplare <90 cm gelten aber als weniger bedenklich als große. Wir haben sie deshalb in Gebieten gegessen, die als Ciguaterafrei galten. Mahi und Thunfisch sind unseres Wissens nicht betroffen von Ciguatera.
Manche Fisch haben Parasiten wie Würmer in den Eingeweiden, solche haben wir nicht für Sushi verwendet, sondern durchgegart. Wenn Parasitenbefall im Fleisch vorhanden war, haben wir die Fische gar nicht gegessen.