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Breite:
44° 50.5' N
Länge:
13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15 UTC+2
Wettermeldung:
vom
13.08.2019 11:45 UTC+2
31 °C
Schwache Brise aus Nordwest

Müllentsorgung auf See

Leider kommen wir immer wieder an Orte, die von angespülten Plastikflaschen, Schuhen, Bojen und sonstigem Treibgut bedeckt sind. Teilweise ist von den idyllischen weißen Stränden kaum noch etwas zu sehen, so viel Müll liegt herum. Aber zum Glück ist das nicht überall so. Menschen die ihren Müll tonnenweise im Meer versenken, sind in vielen Ländern Einzelfälle. In anderen ist es aber keine Besonderheit, so dass wir immer wachsam sein müssen, was an Land mit unserem Müll passiert, den wir hier an Bord trennen und säubern.

Müllentsorgung nach dem Landfall

Grundsätzlich vermeiden wir, unseren Müll Boatboys in die Hand zu drücken, oft verdienen die ihr Geld damit, den Müll von Bord zu bringen und bei nächster Gelegenheit in der freien Natur zu entsorgen. Stattdessen suchen wir öffentliche Mülltonnen an Land oder fragen nach der Müllsammelstelle. Fast überall funktioniert das gut, an manchen Orten wie z.B. auf Korallenatollen, gibt es aber keine funktionierende Müllinfrastruktur, hier verbrennen wir wie die Einheimischen einen Teil unseres Mülls (Plastik und Papier) an Land.

Müllvermeidung

Um Müll schon von vornherein zu reduzieren, lassen wir schon beim Einkaufen den Großteil der Verpackungen im Supermarkt. Lebensmittel sind oft mehrmals verpackt und Umverpackungen ohnehin hinderlich zum Stauen an Bord. Einige Lebensmittel stauen wir, um Parasitenbefall zu vermeiden in Plastikcontainer oder vakuumieren sie, so dass die Originalverpackungen schon beim Proviantieren entsorgt werden können. Einwegwindeln verwenden wir nur, wenn wir Zugang zu einer funktionierenden Müllinfrastruktur haben. Sie bestehen teilweise aus plastikbasierten Einlagen und stinken fürchterlich, selbst wenn sie mehrfach verpackt sind. Würde man sie im Meer entsorgen, bräuchten sie ca. 450 Jahre* bis sie vollständig abgebaut wären und gefährden Fische und andere Meeresbewohner. Konkret bedeutet das, dass Einwegwindeln auf Ozeanpassagen oder abgelegenen Inseln von uns nicht verwendet werden, hierfür benutzten wir Stoffwindeln. Diese waschen wir im Salzwasser durch Schleppen in einem Netz mit anschließender Süsswasserspülung.

Mülltrennung und Entsorgung auf See

Auf Passage ist die Müllentsorgung nur bedingt möglich, deshalb trennen wir unseren Müll in folgende Kategorien: organischer Müll, Plastikmüll, Glas, Dosen, Papier, feuchter Restmüll, trockener Restmüll.

  • Organischer Müll wie Essensreste, Obst und Gemüseschalen, Brotreste, Kaffeesatz Fischabfälle und ähnliches entsorgen wir direkt im Ozean. Streng genommen, sind viele dieser Abfälle wie z.B. Orangenschalen aus anderen ökologischen Nischen und gehören nicht ins Meer, allerdings werden auch sie im Ozean relativ schnell abgebaut ohne selbst gefährlich für die Tiere des Meeres zu werden oder gefährliche Abbauprodukte zu bilden.
  • Plastikmüll, dazu gehören Plastiktüten, Plastikflaschen, Plastikverpackungen, Jogurtbecher, Tetrapaks, Styropor, Angelschnüre, Seilstücke reinigen wir bevor wir ihn lagern, um Geruch zu vermeiden. Da die Verpackungen oft sehr voluminös sind und wir möglichst wenig Stauraum für Mülllagerung abstellen wollen, schneiden wir den Müll mit einer Metallschere zu kleinen Schnipseln, so reicht eine 25 Liter Tüte bei uns ca. zwei Wochen auf See. Wenn die Tüte voll ist, lagern wir sie im Ankerkasten bis zum nächsten Landfall. Entsorgung im Meer ist für uns ein absolutes Tabu, wegen der teilweise jahrhunderte langen Abbauprozesse und der schädlichen Wirkung auf Meerestiere.
  • Altglas, Schraubgläser oder Schraubflaschen z.B. von Gemüsenkonserven oder Marmeladen reinigen wir und sammeln die Gläser, sie eignen sich bestens für die geruchsfreie Lagerung von feuchtem Restmüll. Leere Flaschen ohne Schraubverschluss z.B. Weinflaschen gehen bei uns über Bord. Wie lange es dauert bis eine Weinflasche im Ozean abgebaut ist, ist zwar nicht sicher, allerdings ist Glas ein Silicat, genauso wie Sand und bildet unseres Erachtens keine für Meeresorganismen schädlichen Abbauprodukte und wird nach und nach zu kleineren Stücken zerrieben.
  • Metalldosen reinigen, zerkleinern und sammeln wir im Regelfall. Bei längeren Ozeanpassagen haben wir sie auch schon im Ozean entsorgt. Weissblechdosen rosten und werden in ca. 50 Jahren* abgebaut, bei Aluminiumdosen dauert das 200 Jahre*. Das ist lange, aber für uns im Einzelfall akzeptabel, da Aluminium und Eisen im Ozean allgegenwärtig sind und somit keine schädlichen Stoffe darstellen, genauso wie ihre Abbauprodukte.
  • Papier sammeln wir und bündeln es bis zur Entsorgung.
  • Feuchter Restmüll, dazu gehören feuchte Tücher, Einlagen von Fleischprodukten oder andere Dinge die bei Lagerung beginnen zu müffeln lagern wir in leeren Schraubflaschen und Gläser. Von dieser Kategorie fällt bei uns so wenig Müll an, das selbst ein kleines Marmeladenglas ein bis zwei Wochen reicht.
  • Trockener Restmüll, wie Batterien und Leuchtmittel lagern wir getrennt solange bis sie ordentlich entsorgt werden können.

*) Geschätzte Abbauraten von: NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration, US) / Woods Hole Sea Grants, US. Graphics Oliver Lude