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44° 50.5' N
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13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15 UTC+2
Wettermeldung:
vom
13.08.2019 11:45 UTC+2
31 °C
Schwache Brise aus Nordwest

Proviantierung für die Atlantik- und Pazifiküberquerung

Wie viel Proviant braucht man?

Wir haben mit vielen Seglern darüber gesprochen warum sie wieviel Proviant auf die Ozeanpassagen mitgenommen haben und stellten dabei fest, dass es kein einheitliches Herangehen an dieses Thema gibt. Einige Cruiser stellten einen Essensplan für ein oder zwei Wochen auf, berechneten welche Lebensmittel sie dafür benötigen würden und skalierten die Menge für die Ozeanpassage oder aber für einen gewissen Zeitraum hoch. Andere Segler legten besonderen Wert darauf, dass die Essenzubereitung auf See einfach ist und proviantierten große Mengen an Lebensmitteln für "fast food".

Wir beobachteten unsere Essengewohnheiten beim Leben an Bord, bevor wir unsere Proviantierungsplanung machten. Daher wussten wir, dass wir z.B. 500g Nudeln, 400g Reis, 200g Polenta usw. benötigen, um für 2 Erwachsene und 2 Kinder eine Hauptmahlzeit zuzubereiten. Für die haltbaren Lebensmittel überlegten wir dann wie für welchen Zeitraum wir proviantieren wollten und berechneten die Anzahl der Mahlzeiten z.B 2 Monate entsprechen je 60 Frühstück, Mittag- und Abendessen.

Den Zeitraum festzulegen fanden wir schwierig, denn wir wussten nicht, ob wir alle Lebensmittel in der Karibik oder in französisch Polynesien bekommen würden. Außerdem nahmen wir an, dass die Lebensmittel dort teurer sein würden. Für den Atlantik planten wir die Vorräte deshalb mit 2 Monaten für den Pazifik sogar mit 4 Monaten, um Puffer für die Passage zu haben und danach noch von den günstigen Vorräten zu zehren. Mit der jetzigen Erfahrung würden wir das anders machen: Bei den Grundnahrungsmitteln wie Mehl, Milch, Nudeln, Reis würden wir keine Vorräte für längere Zeit mehr anlegen sondern, nur so viel mitnehmen wie für es für die Passage nötig ist. Zum einen gibt es diese Nahrungsmittel überall zu günstigen Preisen, zum anderen gibt es in den Tropen Schädlinge, deren Eier bereits beim Kauf in den Packungen sitzen, so dass größere Vorratshaltung oft ohnehin nicht möglich ist und man viel wegwerfen muss.

Trockene Lebensmittel

Für das Frühstück kauften wir hauptsächlich Mehl um Brot zu backen und Brotaufstriche wie Marmelade, Frischkäse und Nutella, dazu für die raueren Tage auf See Milch und Müsli. Dabei entsprach 1kg Mehl Brot für drei Tage, jeden vierten Tag planten wir Müsli mit Milch (je 1 Packung), also benötigten wir 15 kg Mehl, 15 Packungen Müsli usw. für das Frühstück für 2 Monate.

Da wir zu Mittag oft nur eine Kleinigkeit essen, planten wir hier Suppen, Milchreis, Griesbrei, Pfannkuchen, Obst oder Kekse. Wir gingen genauso vor wie bei der Frühstücksplanung.

Zum Abendessen rechneten wir jeden dritten Tag mit Nudeln, jeden dritten Tag mit Reis und die restlichen Tage mit Polenta, Couscous und Buritos und kalkulierten so 20 Packungen a 500g Nudeln, 8kg Reis, 1kg Polenta, 1kg Couscous, 7 Packungen Buritos für 2 Monate Abendessen.

Neben den trockenen Lebensmittel planten wir noch Konserven, Obst und Gemüse und Kühlwaren.

Konserven

Konserven sind über einen sehr langen Zeitraum haltbar, deshalb haben wir von Konserven so viel mitgenommen wie unsere Bilge aufnahm. Welche Anteile davon für Fisch, Fleisch oder Gemüsekonserven auf Vorrat gehalten werden sollten haben wir nur grob geschätzt. Wir wollten 1 Mal die Woche Fleisch essen, dies entsprach 9 Dosen Corned Beef, genauso Fisch, die restliche Bilge füllten wir mit Gemüsekonserven. Dazu kamen Ketchup, Senf, Essig, je 2-3 Flaschen und 7 Flaschen Öl, da ich das auch zum Backen verwendete. Wir haben inzwischen gelernt, dass es Mais und Erbsen in den meisten Ländern zu günstigen Preisen gibt, während Dosentomaten und Oliven in der Karibik sehr teuer sind. An Wurstspezialitäten gibt es oft nur Frühstücksfleisch, diese können aber auf den französischen Inseln wieder aufgestockt werden. Auch Fertiggerichte in Dosen gibt es in vielen Ländern nicht oder in sehr kleiner Auswahl.

Eier, Obst und Gemüse

Obst und Gemüse haben wir so viel mitgenommen wie die Haltbarkeit von den frischen Produkten und unser Lagerplatz das zugelassen haben. Die Lagerzeit bei guter Belüftung im Gemüsenetz an Bord betrug:

  • Weniger als 3 Tage: Salat (im Kühlschrank), Weintrauben, Birnen, Erdbeeren, Pflaumen
  • Bis zu 1 Woche: Ananas, Mango, Bananen, Papaya (wenn grün gekauft), Paprika (wenn nicht vorgekühlt gekauft)
  • Bis zu 2 Wochen: Zucchini, Auberginen, Gurken, Tomaten (wenn grün gekauft), Lauch (im Kühlschrank)
  • Bis zu 3 Wochen: Äpfel, Orangen, Karotten (wenn nicht vorgekühlt gekauft)
  • Länger als 3 Wochen: Kürbis, Kohl, Süßkartoffel, Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch, Kokosnuss

Es macht also keinen Sinn Salat oder Erdbeeren in größeren Mengen mit zu nehmen, da die Haltbarkeit limitierend ist. Entsprechend gab es auf den Überfahrten bei uns am Anfang Gerichte mit Gemüsen die schneller verderblich sind z.B. Zucchini, später dann Gemüse das sich länger hält.

Die Kinder essen am Tag 2 Teile Obst, wir Erwachsenen 1 Teil, wir planten also mit 6 Teilen pro Tag für 21 Tage = 126 Teile. Vorwiegend kauften wir Äpfel und Orangen, da wir beides bis zu 3 Wochen lagern können. Bananen sind zwar toll und halten auch eine Woche, wenn man sie grün kauft, reifen aber alle auf einmal und sind deshalb schnell weg. Ananas, Mangos, Zitronen, Papaya und Pflaumen nahmen wir als Bonus mit.

Bei Gemüse war vor allem der Platz an Bord der einschränkende Faktor, d.h. wir nahmen mit so viel wir konnten für die Pazifiküberquerung waren das 8kg Kartoffeln, 5kg Zwiebeln, 10 Knollen Knoblauch, 2kg Karotten, 2kg Zucchini, 5 Kürbisse, 3 Kohlköpfe, 3kg Tomaten, 2 kg Gurken, 2 Salatköpfe, 1kg Cherrytomaten, 1kg Lauch, 1kg Sellerie, 1kg Paprika, Ingwer. Die lange haltbaren Gemüsesorten hielten bis zum Ende der 36 tägigen Überfahrt, den letzten Kürbis aßen wir erst 3 Monate nach dem Einkauf auf den Tuamotus.

Wir schätzten unseren Eierbedarf auf 100 Eier für die Pazifiküberquerung und verwendeten sie zum Backen, Kochen und fürs Frühstück. Auch bei den Eier ist die Haltbarkeit mit 3-4 Wochen bei ungekühlter Lagerung begrenzend.

Kühlwaren

Butter, Käse, Joghurt, Wurst und Frischkäse sind bei uns an Bord hauptsächlich für das Frühstück gedacht. Auch bei den Kühlwaren achteten wir vorab darauf für welchen Zeitraum eine Packung reicht und dann entsprechende Mengen eingekauft (z.B. benötigen wir alle 2 Wochen einen neue Butter, somit planten wir für 2 Monate 5 Butter). Damit die Haltbarkeit nicht einschränkend ist kauften wir Butter in Plastikdosen, vakuumverpackten oder in Wachs eingeschlagenen Käse und vakuumierte Wurst und Fleisch. Joghurt und frisches Fleisch proviantierten wir nur für die erste Woche.

Hygieneartikel

Für Hygieneartikel machten wir uns keine detailierte Planung, statt dessen nahmen wir diese Waren schon von Europa in großem Überschuss mit (z.B. 20 Flaschen Sonnenmilch), da diese Artikel gut lagerfähig sind und die Kosten für diese Produkte außerhalb Europas steigen.

Hier kauften wir unsere Lebensmittel ein

Wenn möglich kauften wir in größeren Supermärkten ein, da die Auswahl größer und die Preise günstiger sind wie in den kleinen Läden. Um zu den großen Märkten zu gelangen mieteten wir uns manchmal ein Auto und kombinierten dann einen Inselausflug mit Einkaufen. Auf unserer Route gab es große Supermärkte allerdings nicht überall, auf den Kap Verden, den meisten Windward Islands der Karibik, San Blas, auf den Marquesas und den Tuamotus kauften wir in den kleinen Tante Emma Läden ein. Oft gab es dort nur eine eingeschränkte Auswahl und wir mussten mehrere Läden abklappern um ein bestimmtes Produkt zu finden.

Obst und Gemüse kauften wir wenn irgend möglich auf den örtlichen Märkten direkt vom Bauern. Importierte vorgekühlte Produkte (z.B. Karotten) sind ohne weitere Kühlung oft nur wenige Tage haltbar, deshalb für lange Passagen nicht geeignet. Dies bedeutet auch, dass wir vorwiegend lokales Obst und Gemüse kauften.

So lagerten wir unsere Lebensmittel

Trockene Lebensmittel

Angebrochene Lebensmittel lagern wir grundsätzlich in Luftdichten Plastikbehältern. Mehl, Zucker, Reis, Couscous und Kartoffelbrei vakuumierten wir, um Parasitenprobleme frühzeitig einzudämmen. Mitgekaufte Mehlmotten bleiben so in den Tüten und können dann ohne sich auszubreiten entsorgt werden. In den Tropen sind oft in Nudel oder Reispackungen bereits beim Einkauf Eier von Rüsselkäfern, die auch in vakuumierten Verpackungen schlüpfen. Deshalb lagern wir Reis und Nudelverpackungen außerdem noch in großen Plastikbehältern.

Trockenbohnen, - Mais und Linsen machten bisher bei uns keinerlei Probleme und sind in der Originalverpackung in der Bilge gelagert.

Eier, Obst und Gemüse

Für beide Ozeanüberquerungen hatten wir 2 Obst- und Gemüsenetze aufgehängt. Bei der Atlantiküberquerung war eines davon draußen, was allerdings nicht ideal war, da wir es nicht voll beschatten konnten. Bei der längeren Passage auf dem Pazifik waren beide Gemüsenetze im Schiff. Außerdem haben wir einen Teil des Gemüsen auf dem Atlantik in der Bilge gelagert. Auf Grund der zu schlechten Belüftung hatten wir Probleme mit Fäulnis, so dass wir auf dem Pazifik das Gemüse in offenen, durchlochten Plastikkontainern aufbewahrten und das Wurzelgemüse mit einem Tuch abdeckten. Für Tomaten und Zwiebeln kauften wir außerdem Körbchen die wir zusätzlich aufhängten. Wir achteten darauf, dass Bananen, Tomaten und Äpfel separat gelagert wurden, da sie den Reifungsprozess von anderen Früchten beschleunigen würden. Dieses Mal hatten wir eine sehr gute Haltbarkeit von Obst und Gemüse ohne Fäulnis oder Schimmel.

Eier verstauten wir ungekühlt in unserer Bilge und drehten die Eierkartons wöchentlich ein bis zwei mal um, um die Haltbarkeit der Eier zu verlängern. So gelagert betrug die Haltbarkeit der Eier 3-4 Wochen.

Kühlwaren

Der Kühlschrank ist bei uns für Milchprodukte, frisches Fleisch, Wurst, bestimmtes Gemüse, Bier und angebrochene Produkte reserviert. Prinzipiell könnte man Butter und Käse auch so vorbehandeln, dass eine Lagerung außerhalb des Kühlschranks möglich ist, was wir aber nie versuchten. Unsere Kühlschrankkapazität hat bisher auch bei längeren Überfahrten ausgereicht um diese Produkte zu fassen.

Das werden wir in Zukunft anders machen

  • Weniger Vorratshaltung bei Grundnahrungsmitteln (z.B. Reis, Nudeln, Milch, Mehl, trocken Bohnen, trocken Linsen) - das gibt es überall
  • Bereits in Europa größere Vorräte an Müsli & Nutella anlegen. Corn Flakes und Marmeladen gibt es überall preiswert, aber Müsli und Nutella sind teuer außerhalb Europas.
  • Dosentomaten sind in der Karibik teuer, deshalb würden wir auch hier mehr aus Europa mitnehmen, genauso wie Oliven. Wurstspezialitäten können auf den französischen Inseln wieder aufgestockt werden.
  • Obst und Gemüse auf dem Markt direkt vom Bauern nicht vorgekühlt kaufen und offen an gut durchlüfteten Orten lagern