Latest position:
(show on map)

Latitude:
44° 50.5' N
Longitude:
13° 50.5' O
Place:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Date/Time:
13.08.2019
12:15 UTC+2
Weather report:
from
13.08.2019 11:45 UTC+2
88 °F
Gentle breeze from Northwest

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Ship's log for the tag Vanuatu

04.10.2018 - Lonakwarenga, Tegua, Vanuatu

Robinson feeling on the Torres Islands

Nachdem der Mond aufgegangen war, zogen wir unser Eisen aus dem Wasser, setzten die Segel und verließen Ureparapara. Noch einige Minuten zuvor war es stockdunkel im Vulkankrater, kein Licht war zu sehen, nicht einmal die Sterne sah man durch die Wolkendecke. Es war so dunkel, dass man seine eigene Hand nicht vor Augen sah und das im Freien, das hatte ich zuvor noch nie erlebt - stockdunkel wie in einer Höhle. Als der Mond dann am Himmel stand, war der Kraterrand auszumachen, wir sahen wo das Wasser aufhörte, das Land und der Himmel anfingen, zusammen mit unserem aufgezeichneten Track der Einfahrt war es somit kein Problem auch bei Nacht die Segel zu setzten. Bis zu den Torres Islands, der nördlichsten Inselgruppe Vanuatus, waren es gerade mal 50 Meilen, zu wenig für eine ganze Nacht, aber tagesfüllend, deshalb starteten wir um 2 Uhr morgens, um am frühen Nachmittag auf Tegua anzukommen.

Nicht untypisch für unser momentanes Seegebiet waren die Winde zu Anfang unserer Passage schwach, es reichte geradeso zum Segeln. Als wir dann am Morgen aus dem Lee von Ureparapara herauskamen, nahm Moya langsam Fahrt aus und wir segelten gemütlich in sehr ruhigen Wasser auf die Inselgruppe zu. Nach der Grand Passage noch einmal links um eine kleine Insel herum, dann sahen wir die Lonakwarenga oder auch Hayter Bucht. Ich hatte zuvor recherchiert, dass man auf den Torres Inseln hier am geschütztesten liegen kann. Wir fingen an nach einem Ankerplatz zu suchen. Und suchten und suchten. Der aus Süden kommende Schwell fand fast ungebremst seinen Weg in die Bucht, genauso wie der Wind. Unser Kartenmaterial war bestenfalls rudimentär. Ich stand am Bug sah unter mir im 15 Meter tiefen blauen Wasser ganze Canyons aus Koralle, in denen sich unsere Ankerkette mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verheddern würde. Das könnten wir gar nicht gebrauchen. Hilfe wäre hier jedenfalls nicht zu erwarten, bereits seit Santo haben wir keine andere Segelyacht gesehen und auch an Land war auf den ersten Blick keiner da. Da es wohl keine bessere Bucht geben würde, suchten wir weiter. Im flacheren Wasser reichten die Korallenköpfe bis dicht unter die Wasseroberfläche, stellenweise schauten Steine aus dem Wasser, so dass wir hier auch nicht ankern konnten. Schließlich fanden wir einen ca. 20 Meter langen Sandpatch, schmissen den Anker und hofften, dass der Wind aus gleicher Richtung weiterwehen würde. Das tat er zum Glück auch und unsere Ankerkette blieb frei, trotzdem war die Nacht eine rollige Angelegenheit. Beim Frühstück flog sogar die Kaffeekanne vom Tisch.

Dafür lag Moya in sehr schöner Kulisse, in klarem Wasser vor einem weißen, unberührt wirkenden Sandstrand. Unter den Palmen spielten die Kinder den ganzen Tag im flachen Wasser, bauten Sandburgen, buddelten Krebse aus und machten kleine Expeditionen hinein in den dahinter liegenden Dschungel. Wir fanden kleine Pfade, eine aus Palmenblättern gebaute Shelter und ein aufgehängtes Fischernetz. Die Palmenblättern waren noch grün, so dass erst kürzlich jemand hier gewesen sein muss, aber nicht heute. Dafür fanden wir im Dschungel einen freigeräumten Platz und ein mit Plastikblumen geschmücktes Grab, das so gar nicht hierher passen wollte und fast ein bisschen unheimlich war, wenn man an die kannibalische Vergangenheit der Ni-Vans denkt.

Wir blieben dann doch lieber am Strand und genossen diesen wahnsinnig schönen Platz und schnorchelten in den Canyons herum, bevor wir am späten Nachmittag Richtung Westen starteten und Vanuatu verließen. Noch blies ein lebendiger Wind aus Süden, aber die Wettervorhersage sagte Flaute zum Wochenende mit ungewisser Dauer voraus. Eine ganze Woche auf Tegua wäre zwar reizvoll, aber Liuas Hinweis nehmen wir dann doch besser ernst.

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02.10.2018 - Lesereplag, Ureparapara, Vanuatu

At anchor in the vulcano of Ureparapara

In Vanua Lava ging es dann doch noch etwas zur Sache. Aus den stetig wehenden 25 Knoten, wurde ein böiges etwas. Es wehte mit 15 Knoten solange bis der nächste Hammerschlag über uns hinweg ging. Unser Windmesser konnte die Windschläge nicht messen, sie waren vermutlich zu kurz. Sie waren aber so stark, dass man sie über die Bucht kommen sehen sah. Der Wind wirbelte das Wasser auf, so dass Gischt in die Luft spritzte. Wenn die Böe dann über uns hinweg ging, machte unser Windgenerator eine Notabschaltung, kurz nachdem man dachte jetzt hebt Moya mit lautem Rotorgedröhn gleich ab. So ungefähr alle 2 bis 5 Minuten kam ein solcher Windhammer und drückte Moya von rechts nach links und wieder zurück, so dass sie vor Anker Slalom fuhr und die Ankerkette regelmäßig von der Rolle hüpfte. Bei diesem Wind gingen wir lieber nicht von Bord, sondern ertrugen unsere energiegeladenen Kindern und waren heilfroh, als die Böen während der Nacht nachließen.

Am nächsten Morgen hatte sich das Wetter stabilisiert und wir gingen Anker auf für den 25 Meilen Trip nach Ureparapara, der nördlichsten Insel der Banks Gruppe. 4 Stunden später holten wir einen kleinen Thunfisch an Bord und segelten danach in eine grüne Schlucht. Direkt hinein in den Krater eines erloschenen Vulkans Ureparapara, der bei seinem letzten Ausbruch eine Kraterwand in Meer hinausgesprengt hatte. Von weitem schon sahen wir mehrere Einbäume auf uns zu paddeln. Edward und Andrew und einige Kinder waren gekommen, um uns den besten Ankerplatz zu zeigen, nicht weit entfernt von ihrem Dorf auf der Südseite der Bucht in 6 Meter tiefem Wasser, Schlamm sorgt für perfekten Halt. Nachdem der Haken gesetzt ware, luden wir die beiden auf einen Kaffee ein und plauderten ein wenig. Die Kinder wollten beide nicht an Bord haben, so dass alle, nachdem Joshi und Joni Lollies verteilt hatten, einfach weiterhin Moya umkreisten. Erst bei einsetzender Dunkelheit paddelten sie wieder ins Dorf zurück.

Das Dorf Lesereplag ist wie aus dem Bilderbuch. Es liegt direkt am Ufer des Kraters, weißer Sandstrand, Palmen, Mangroven und eine Korallenriff davor. Zwei kleine Flüsse münden im Dorf ins Meer, über die die Dorfbewohner, Brücken aus Naturholz zusammengezimmert hatten. Die Hütten sind auch hier hauptsächlich aus Bambus und Palmenblättern gebaut, aber sehr hübsch verziert. Manche davon waren sogar mehrstöckig. Wie in allen Dörfern hier, war alles hergerichtet und aufgeräumt, Müll gab es keinen. Wir waren nur wenige Meter ins Dorf gegangen, als uns die hübsche, junge Rona mit ihrem einjährigen Sohn Stein auf dem Arm begrüßte. Sie sprach sehr gutes Englisch und lud uns auf einen Rundgang durchs Dorf ein. Sie zeigt uns die Häuser von Andrew und Edward, die Kirche, das Lagerhaus, nur zur Schule wollten wir lieber nicht, um nicht die Kinder vom Lernen abzuhalten. Am Rückweg kamen wir an einem aus Steinen gebauten Ofen vorbei. Auf Nachfrage erfuhren wir, dass hier normalerweise für das ganze Dorf Brot gebacken wird. Momentan aber leider nicht, da es kein Mehl auf der Insel gibt. Später erfuhren wir, dass schon seit Juni kein Versorgungsschiff mehr gekommen war. Dem Chinesenhändler war sein Boot kaputt gegangen, vielleicht kommt er bis Weihnachten wieder. Eine staatliche Versorgung gibt es nicht. Die Menschen hatten also nicht nur kein Mehl, sondern auch keinen Reis, kein Öl, keine Streichhölzer und keine Seife. Sie leben nur noch von der fruchtbaren Insel ohne Radio, Fernsehen, Internet. Die einzige Art der Kommunikation mit der restlichen Welt ist das Handy, das aber auch nur auf dem Kraterrand, nach mehrstündigem Fußmarsch, manchmal funktioniert.

Als wir wieder bei Ronas Haus angekommen waren, kam uns ihr Vater, Chief Nickelson entgegen. Er war hier der Boss und hatte gleich seinen Sekretär Frederic dabei. Er war ganz offensichtlich froh uns zu sehen und zauberte nach einer kleinen Ansprache, vier Blumenketten hervor, die seine Frau für uns gebunden hatte und uns nun feierlich um den Hals legte. 335 Menschen leben in seinem Dorf, weit über die Hälfte davon Kinder, jeden Monat kommt mindestens ein neues Neugeborenes dazu, erzählt er. Die Schule wurde, wie alle Schulen auf den Inseln, von der EU gebaut, mit Solarstrom und Wasserversorgung. 79 Kinder gehen hier 6 Jahre lang in die Grundschule. Nur ein einziges Kind darf auf die weiterführende Schule nach Sola, alle anderen sind mit 12 fertig und werden teilweise auf andere Inseln zum Arbeiten geschickt. Das gesamte Dorf versucht das Schulgeld für das Solakind aufzubringen. Aber es gibt kein Geld auf der Insel. Geld wird zwar auch nur selten gebraucht, aber der Chinamann will nun doch Geld für den Reis wenn er kommt, die wenigen Handyrechnungen müssen bezahlt werden und eben auch das Schulgeld. Andrew fing an Holzarbeiten anzufertigen. Sehr schöne Holzschalen in Fischform, Masken und Wandschmuck versucht er nun an die 10 Yachten, die jedes Jahr auf die Insel kommen zu verkaufen. Natürlich kauften auch wir eine, für - sogar für uns - viel Geld. Außerdem handelten wir zu „ungünstigen“ Konditionen. 2 Papayas gegen Kinderkleidung, eine LED Leuchte, 4 Fläschen Seife, Mehl, Zucker und Öl. Ein Bund Bananen gegen unseren Thunfisch, T-Shirts, Batterien und Nähzeug. Ein Bund Frühlingszwiebeln gegen T-Shirts, Farbstifte, Reis und Zucker. Joshi und Joni luden vier Kids an Bord ein zum Pfannkuchen essen und Icetea trinken ein, danach bekamen Larry, Rocky, Tobo und Alex Farbstifte und je ein Schreibheft. Nur in diesem Dorf hätten wir Moya komplett leer machen können und hätten vermutlich dennoch nicht alle erreicht, so fühlen sich unsere Gaben eher an wie ein Tropfen auf den heißen Stein - man bräuchte eine ganze Schiffsladung. Trotzdem gab es einige lachende Augen, nicht nur von den Kindern, die mit Joshi und Joni mit ihren Einbäumen über die Bucht fetzten.

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29.09.2018 - Nawono Bay, Vanua Lava, Vanuatu

Food of Vanuatu & False killer wales escort us to Vanua Lava

Wir bleiben nur eine Nacht auf Gaua, gerade so lange, um im Dorf „Hallo“ zu sagen und den Chief um Erlaubnis zu bitten vor seinem Dorf ankern zu dürfen. Die Dorfbewohner begrüßten uns wie überall hier in Vanuatu mit einem breiten Lachen. Wir hatten das Eisen noch nicht im Wasser versenkt, kam schon ein kleiner Ausleger Einbaum zu uns gepaddelt, um uns zu begrüßen, ein bißchen small-talk zu halten und nach Fisch zu fragen. Dass wir nach Fisch gefragt wurden, war neu, bisher wollte man uns Fisch immer verkaufen, deshalb hatten wir die Frage nach Fisch zu Beginn gar nicht richtig verstanden und geantwortet. „Ja, wir hätten gerne Fisch!“ Erst nach einer Weile klärte sich das Missverständnis auf. „Nein, wir haben leider keinen Fisch gefangen, tut uns leid!“ Es ist schon seltsam, dass die Menschen hier, die weitgehend abgeschottet auf so kleinen Inseln leben, nicht die Mittel haben größere Fische zu fangen. Mit den kleinen Einbäumen, kann bei ruhigem Wetter zwar prima mit Netzen gefischt werden, aber sobald die See nur ein wenig wellig ist, kann man sich mit den Einbäumen nicht mehr sicher bewegen und schon gar nicht das schützende Korallenriff verlassen. Große Fische wie Thunfisch, Wahoo oder Mahi beißen erst an, wenn der Köder sich mit einer gewissen Geschwindigkeit durchs Wasser bewegt, so dass die Ni-Vans mit ihren Einbäumen keine Chance auf den dicken Fang haben und das obwohl hier in den Banks Rekorde der größten gefangenen Schwertfische aufgestellt wurden.

Die Inselbewohner, leben weitgehend vom fruchtbaren Land das sie bewirtschaften und fangen die Lobster, die hier vor den Inseln leben. Auf den Inseln gibt es Obst und Gemüse, das ich zuvor noch nirgendwo gesehen habe. Die Kinder lieben Inselhimbeeren (sehen ähnlich aus wie Himbeeren, schmecken aber wie eine Kreuzung aus Him- und Erdbeere), Navarek (eine rote birnenförmige Frucht mit großem Kern in der Mitte), Pomelo, die kleinen süßen Bananen und die lokalen Papaya, obwohl sie die normalerweise nicht essen - aber ich finde, die sind hier besser als überall sonst. Seit wir hier sind experimentiere ich mit den wohlschmeckenden frischen Köstlichkeiten. Inselkraut und Bok Choy machen einen großartigen Salat, können aber auch mit Reis angebraten werden. Manjokpüree schmeckt ein bißchen wie Griesbrei, die rießigen Tarowurzeln ähneln Kartoffeln, Kumara schmecken nach Süßkartoffeln und aus grünen Kochbananen kann man super Reibekuchen machen. Mein persönlicher Favorit sind aber Choko, grüne birnenförmige schrumpelige Früchte von einer parasitären Rankpflanze, die man roh essen kann oder gekocht und wie eine Mischung aus Kohlrabi und Gurke schmecken. Neben diesen für uns Europäer eher ungewöhnlichem Gemüse gibt es hier aber auch Tomaten, Paprika, Kürbis und vereinzelt Gurken und Salat. All das tauschen die Inselbewohner gerne gegen eigentlich Alles, was man anbieten kann. Linette, die Tochter von Chief Robert, brachte uns bei unserem Besuch eine große Tasche buntes Gemüse, nachdem wir Kinderkleidung, Zucker, Reis, Hefte und Stifte dagelassen haben und den tiefen Schnitt ihres Vaters verarztet hatten. Der Chief war gerade dabei gewesen, das kleine „Restaurant“ wieder aufzubauen, als ein Bambusrohr brach und sich tief in seinen Daumen bohrte. Die Kids bekamen Lollis und freuten sich so darüber, dass wenig später zwei, in Masken und langen Graskostümen bekleidete, Gestalten auf uns zu kamen um uns zu erschrecken. Die Jungs hatten einen riesigen Spaß.

Gerne erlaubte uns der Chief in der Bucht zu ankern. Aber als wir auf seine Frage antworteten, wie lange wir bleiben würden, wurde er blas im Gesicht. Wir wollten wegen des Zyklons zügig nach Norden. Dass sich ein Zyklon in der Nähe der Inseln aufhält, hatte selbst der Chief noch nicht gehört und man sah ihm die einsetzende Anspannung richtig an. Vanuatu, liegt im Zentrum des Zyklongürtels und ist eines der Länder im Südpazifik die jährlich die meisten Zyklone überdauern. Trotzdem ist jeder Zyklon eine Katastrophe. Die Hütten aus Bambusrohren, Mangoholz und Palmenblättern halten den Kräften der Natur oft nicht stand und fallen ein, trotz Zyklonvorbereitung mit Sandsäcken und Extraschichten frischer Palmenblättern. Nach Pam 2015 stand kein Haus mehr. Auch am nächsten Morgen, als wir uns verabschiedeten, um weiter nach Vanua Lava zu segeln um den angesagten Ausläuferwinden zu entfliehen, war Roberts erste Frage nach neuen Zykloninformationen. Gut, dass wir ihn beruhigen konnten, weil Liua schon beim Abdrehen war.

Der Segeltag gestern war wunderbar. Weit genug entfernt von Liua, segelten wir mit 15 Knoten Wind Richtung Norden und sahen das erste Mal seit langem die Sonnen zwischen den Wolken hervorlugen. Es war zwar etwas holprig, aber das störte nicht weiter und wurde mit jedem Meter in Richtung Norden besser. Christian und ich grübelten gerade im Cockpit, wie wir nun unsere Reise am besten fortsetzten sollten, als ich fast von der Bank kippte. Im Augenwinkel hatte ich eine schwarze Rückenflosse direkt neben Moya gesehen - zu groß für einen Delfin. Ich sprang auf um besser sehen zu können und befürchtete einen großen Buckelwal unter uns zu entdecken. So nah wollte ich einen solchen Riesen dann noch lieber nicht sehen. Es war aber kein Buckelwal, sondern eine ganze Schule kleiner Schwertwale, die Verwandten der Orcas. Bestimmt 20 bis 30 Tiere schwammen um Moya herum, ließen sich immer wieder abfallen, um Schwung zu nehmen, am Schiff entlang zu schwimmen, um dann mit unseren Bug regelrecht zu kuscheln. Fast immer befanden sich 5 bis 6 Tiere direkt unter dem Bugspriet, prusten Wasser aus dem Luftloch, sprangen über die Wellen und tauchten wieder ab. Die Wale waren ganz schwarz und von unterschiedlicher Größe bis zu vielleicht 6 Meter lang. Sie hatten einen riesigen Spaß mit Moya und spielten mindestens 30 Minuten mit ihr. Joshua und Jonathan, die mittlerweile auch mit Schwimmwesten angeleint im Cockpit saßen, waren ganz aus dem Häuschen, zeigten und riefen, wenn sie wieder einen der Wale springen sahen. Am faszinierenden fand ich persönlich aber den Walgesang, eine Mischung aus pfeifen und piepsen, die man selbst außerhalb des Wassers gut hören konnte. Ich stand vorne am Bug und war den Walen zum Greifen nahe, nur 1 bis 2 Meter direkt unter mir schwammen sie. Kleine Schwertwale sind fast weltweit verbreitet, man weiß aber nur wenig über sie, da sie nur äußerst selten gesichtet werden - das war schon was ganz Besonderes.

Inzwischen stehen wir sicher vor Anker in der Nawono Bucht in Vanua Lava, Liuas Stärke nimmt weiter ab, sie befindet sich momentan 400 Meilen westlich von uns und soll sich in den nächsten Stunden auflösen. Trotzdem bläst es hier jetzt ganz ordentlich mit 25 Knoten, aber das Eisen hält bombig und die Bucht ist gut geschützt gegen den Schwell aus Südosten. Weiter südlich sind die Winde noch unangenehmer, dort wehen bis zu 40 Knoten, wir sind froh Richtung Norden gefahren zu sein.

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28.09.2018 - Lesalav Bay, Gaua, Vanuatu

Being on cyclone watch in September

Seit ein paar Tagen schon beobachten wir das Sturmtief über den Salomonen. Es ist langsam entlang der Inselgruppe nach Süden gezogen und sah mit jeder Wettervorhersage bedrohlicher aus. So bedrohlich, dass es von dem Joint Typoon Warning Center (JTWC) als 91P Invest unter Beobachtung gestellt wurde. Das Warning Center sammelt Daten über Taifune, Zyklone und Stürme die sich potentiell in solche entwickeln können, informiert und erstellt Vorhersagen über die Zugbahn der Windsysteme.

Einen ausgewachsenen Zyklon im September gab es hier zwar noch nie seit Wetter aufgezeichnet wird, wir waren aber dennoch etwas beunruhigt, da wir in Vanuatu nur 400 Meilen entfernt sind und quasi im Vorgarten des Sturms herum segeln. Auch wir fingen an das System so eng zu beobachten wie wir konnten. Das hieß auch, dass wir erst einmal heraus finden mussten, wo wir verlässliche Vorhersagemodelle am besten bekommen können und diese notfalls auch ohne Internet abrufen können. Die Erde ist in verschiedene Teile aufgeteilt, für welche verschiedenen Institutionen für die Zyklonvorhersage zuständig sind. Die amerikanische NOOA übernimmt das größte Gebiet und ist für den Atlantik, den Zentral- und Ostpazifik zuständig. Die Australier übernehmen die Küsten rund um den Kontinent, Fiji Gewässer rund um die Inselgruppe. Für den Bereich der Salomonen ist das JTWC zuständig. Über ihre Internetseite (www.metoc.navy.mil.com) kann eine Übersichtskarte der aktuellen Stürme, sowie weitere Informationen zu jedem System heruntergeladen werden. Einen guten Überblick über die weltweite Hurrikan- und Zyklon-Situation findet man auch auf der Seite www.cyclocane.com, allerdings mit weniger Informationen. Vor allem die Vorhersage der Zugbahn und ihre Verlässlichkeit war für uns entscheidend, um Notfallpläne zu erstellen, deshalb wollten wir die vorhergesagte Bahn von 91P besser verstehen. Über die Seite www.tropicaltidbids.com konnten wir uns die graphische Darstellung der berechneten Zugbahnen unterschiedlichster Rechenmodelle detailliert anschauen und konnten so etwas besser einschätzen, ob wir uns im Gefahrenbereich des Sturms befinden. Über SMS bekommen wir Informationen über Ort und Zugbahn von Liua. Auch außerhalb des Internetbereichs können wir über Kurzwellenfunk, die aktuellen Informationen des Sturms beziehen und bleiben auch über das Pacific seafarer net (14.300 kHz, 0300 UTC) auf aktuellen Stand. Von zu hause schickt uns Flo noch regelmäßig Positionsemails, um alle Eventualitäten abzudecken (Danke, Flo!).

91P Invest wurde dann gestern Morgen unserer Zeit zum ersten Zyklon der Session und überhaupt ersten Zyklon im Südwestpazifik so früh im Jahr heraufgestuft. Noch niemals zuvor gab es hier einen Zyklon in September. Liua hält somit bereits den Rekord: erster Zyklon im Südpazifik. Der Kategorie 1 Zyklon entwickelte sich somit außerhalb der Zyklonsession die normalerweise am 1. November startet. Bis zum ersten Zyklon wollten wir eigentlich den Zyklongürtel verlassen haben und sind jetzt notgedrungen dabei Notfallpläne zu schmieden. Wir befinden uns ausserhalb der vorhergesagten Zugbahn von Liua, die nun nach aller Wahrscheinlichkeit nach Südwesten abdrehen wird. Die gestrige Vorhersage der Zugbahn ist bisher exakt eingetroffen, so dass wir zuversichtlich sind, dass Liua bis morgen früh an uns vorbei gezogen ist. Momentan befindet sich der Sturm ca. 200 Meilen nordwestlich von uns und über uns drückt die subtropische Rinne den Sturm weiter nach Westen.

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28.09.2018:
Comment from Martin
guten morgen aus dem nachts sehr kalten Deutschland......der Zyklon soll auch nach unseren Informationen nach Südwesten abziehen........wünsche euch viel Glück....das wäre schon eine Katastrophe wenn er zu euch ziehen würde...... lg Martin (Schwiegervater von Sarah)
28.09.2018:
Comment from Maxi
Oh je, ich drücke Euch die Daumen! Einen Zyklon über Eurem Kopf will ich mir nicht vorstellen...
28.09.2018:
Comment from MoyaCrew
Kleines Update von Liua: Die Schreckenslady hat inzwischen deutlich nach Westen abgedreht und ist wegen der relativ kalten Wassertemperaturen hier schon dabei sich aufzulösen, laut Vorhersage innerhalb der nächsten 12 Stunden. Puhh! Fast schon Entwarnung, wir werden aber weiter beobachten. Danke fürs Daumen drücken, scheint geholfen zu haben.
26.09.2018 - Oyster Bay, Espiritu Santo, Vanuatu

Tarzan at Santos’ Blue Holes

In der Ankerbucht von Luganville, hatten wir zwar hervorragenden Landzugang und durften sogar den Pool des Beachfront Resorts mitbenutzen, aber so richtig schön war die Umgebung nicht. Der Südost blies fast ungeschützt in die Bucht, der Schwell wurde von dem davor liegendem Riff etwas abgehalten. Wir wollten es lieber etwas ruhiger haben und segelten um den Millionen Dollar Point auf die Ostseite von Santo. Die Lagune hinter den vorgelagerten Inseln in der Oyster Bay soll eine der geschütztesten Ankergründe Vanuatus sein, nur die Einfahrt durch die Riffe ist trickreich und nur bei mindestens halber Tide zu meistern. Mit fliegenden Tüchern segelten wir bis zur Einfahrt, holten dort die Segel ein um besser manövrierfähig zu sein und tasteten uns kurz vor Hochwasser in die enge Einfahrt. Seit Wochen haben wir die Sonne nicht gesehen und auch jetzt ließ sie sich nicht blicken. Gebraucht hätten wir sie schon. Ich stand am Bug und wusste nicht so richtig wie ich Christian den Weg ansagen sollte, zu schlecht sah ich die Unterwasserwelt. Im Schneckentempo tasteten wir uns voran und fanden heraus, dass die virtuellen Tonnen auf Navionics 1a passten. Trotzdem waren an der flachsten Stelle gerade mal 50cm Wasser unterm Kiel. Kurz vor Sonnenuntergang schmissen wir Anker im fast unbewegten Wasser vor dem Oyster Island Resort.

Auch am nächsten Tag sollte es regnen, so dass ich morgens total positiv überrascht voller Elan in den Tag startete, als der Himmel zwar grau aber hellgrau aussah. Wir frühstückten schnell und starteten dann auf Dingi Erkundungstour. Von der Lagune aus bogen wir in den kleinen Fluss ab, erst über die Sandbank, dann unter einer Brücke hindurch, entgegen der beträchtlichen Strömung der Flussmündung. Das Wasser war flach, so dass wir im Zickzack um die Felsen herum tuckerten. Kaum hinter der ersten Flussbiegung fühlten wir uns wie mitten im tiefsten Dschungel. Von Menschen keine Spur, nur Bäume, Mangroven, Wurzeln und Lianen. An einigen Stellen versperrte uns ins Wasser gefallene Bäume den Weg, aber Durchkommen gab es dann doch immer. Nach circa einer Stunde endete der Fluss in einem großen dunkelblau schimmernden Quellbecken. An sonnigen Tagen schillert hier wohl das Wasser hellblau, aber auch so war es glasklar und intensiv blau - das Wasserloch Matevulu. Am Ufer gab es einen kleinen Kiosk der 500 Vatu Eintrittsgeld einsammelte und Getränke verkaufte. Obwohl das Wasserloch eines der Haupttouristenziele von Santo ist, waren wir fast alleine. Nur die Crew des australischen Kats Subzero machten hier Picknick.

Den Capitano und mich reizten mehr das an einem riesigen Baum ins Wasser hängende Seil. Knoten waren drin zum festhalten und eine Leiter ging am Ufer den Baumstamm hinauf bis zu einem kleinen Podest. Ich schnappte mir das Seil kletterte hinauf und drehte dann fast wieder um. Von oben sah der Weg bis nach unten so weit aus. Nicht kneifen! dachte ich, fasste mir ein Herz und schwang über das tiefe Blau hinweg. Hui - was ein Spaß, dann machte es platsch. Die Kinder guckten ganz ungläubig als ich lachend auftauchte. Christian legte dann eine richtige Tarzannummer hin. Er schwang hinab und ließ sich wie bei einem Pendel zurück schwingen, an der Plattform stieß er sich zum zweiten Schwung ab, bevor er dann am gegenüberliegenden höchsten Punkt losließ und ins Wasser sprang. Die Jungs wollten lieber nicht, auch nicht zusammen mit einem Erwachsenen.

Als wir gerade den Rückweg antraten, fing nun doch noch der vorhergesagte Regen an - wie aus Kübeln. Es regnete so stark, dass ich fast den gesamten Weg damit verbrachte, Wasser aus Tilly zu schöpfen. Zurück an Bord, beschlossen wir die Gunst der Stunde zu nutzen, ein bisschen Wasser zu sparen und im Regen zu duschen. Das Wasser war zwar ein bisschen frisch, sonst aber kaum von einer richtigen Dusche zu unterscheiden.

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25.09.2018 - Luganville, Espiritu Santo, Vanuatu

Visiting Millennium Cave

Die Millennium Cave wurde erst im Jahr 2000 entdeckt, daher rührt auch ihr Name. Sie liegt nördlich von Luganville im Dschungel, mitten im Nirgendwo. Mit dem Auto kann man sich ca. 15 km hinein in den Dschungel bringen lassen, bis die Straße endet, von hier gelangt man nur noch zu Fuss zu dem kleinen Fluss der durch die Höhle fließt. Nachdem man die Höhle durchquert hat folgt man dem Flusslauf, erst über Felsen und Geröll, dann schwimmt man im Fluss bis man aus dem Canyon hinausklettert und zurück in die Zivilisation wandert. So etwa lasen wir die Beschreibung in unserem Cruising guide und fanden, dass sich das total gut, aber irgendwie nicht so richtig kindertauglich anhört. Im Netz fanden wir auch keine weiteren Informationen, ob man die Tour mit Kids machen kann, und gingen dann lieber auf Nummer sicher. Das war auch besser so, hieß aber, nur ein Erwachsener konnte mitmachen. Der Capitano ließ mir ganz Gentleman-like den Vortritt, ich bekam also kinderfrei.

Während die Kinder und er den Tag am Pool des Beachfront Hotels verbrachten, vor dem wir vor Anker lagen, ging ich morgens unter schwerem Protest der Kinder von Bord und wurde von einem Taxi am Hotel abgeholt. Am Tour-Office der Millennium Tours traf ich meine Mitstreiter und bekam einen kurzen Überblick über den Tagesablauf, vom Sohn des Landlord höchstpersönlich. Dann ging es über Holperpisten, an alten Flugfeldern vorbei, weiter in den Dschungel. Die „Straße“ wurde immer schmaler, die wassergefüllten Löcher immer tiefer, die Matschpfützen immer größer, bis an einer Steigung das Auto zum stehen kam. Der Reifen war platt. Ich hatte mich schon unterwegs die ganze Zeit gefragt, ob wir wohl ankommen würden, die 4-Rad betriebenen Pickups, die an uns vorbei fuhren, waren eindeutig besser für dieses Terrine geeignet als unser Kleinwagen. Naja, halb so wild, wir waren ja schließlich zum wandern da und weit konnte es nicht mehr sein. Wir liefen also bis zum Dorf, wo die anderen schon mit langen Gesichtern auf uns warteten.

Das Dorf war wie ausgestorben, keiner da, auch der Guide nicht, der uns führen sollte. Der Fahrer telefonierte und wir erfuhren, dass alle im Dorf heute nicht arbeiten würden, gestern nacht sei jemand gestorben. Aha!? „Und jetzt?“ Der Fahrer telefonierte weiter und ging dann in Deckung. Wir warteten erst mal, irgendwann hieß es dann jemand aus dem Nachbardorf komme. 30 Minuten später war immer noch niemand da. Wir bohrten weiter und bekamen zur Antwort der Eigner selbst ist unterwegs aus Luganville. Ich überlegte: Mhm. Die Tour dauert ca. 6 Stunden, jetzt ist es bereits 10:15 Uhr und es dauert mehr als eine Stunde mit dem Auto hierher. Da wird es wohl knapp wenn wir noch bei Tageslicht zurück sein wollen, denn um 17:30 Uhr ist die Sonne weg. Es dauerte noch über eine Stunde bis ein Pickup auftauchte. Drin saßen tatsächlich der rundliche Eigner und eine zweite Person. Sie stiegen aus. Ohne Hallo, hieß es „Go! Follow him!“ Wer „him“ ist haben wir den ganzen Tag nicht erfahren, er guckte so grimmig, dass wir ihn auch besser nicht ansprachen - freiwillig war him sicher nicht da. Auch der Landlord war nicht gesprächig, was wir, hauptsächlich Mädels, locker ausglichen, jetzt da es endlich los ging.

Über schmale Pfade wanderten wir hinein in den Dschungel, der Boden war aufgeweicht und ziemlich matschig, es ging leicht bergauf. An Wegkreuzungen warteten wir, wie ich bald herausfand nicht auf die anderen, sondern auf den am Ende laufendem Eigner, der ganz offensichtlich der Einzige war, der den Weg kannte - ach herrje! An einem Bach rutschten wir den Hang hinunter bis zu einer aus losen Bambusrohren bestehenden Brücke. Spätestens jetzt war ich froh ohne die Kinder unterwegs zu sein. Danach waren wir dann auch schon bald im Dorf, wo wir Schwimmwesten bekamen und die Ansage nur das Lunchpaket mitzunehmen. Da ich bereits befürchtete, nicht mehr so schnell an meine Sachen zu kommen, nahm ich lieber auch Wasser und meine Unterwasserkamera mit (tatsächlich wäre eine wasserdichter Beutel weit besser gewesen, als die Sachen einzeln herumzutragen). Nach dem kurzen Stopp ging es noch tiefer in den Urwald hinein, es gab keine Anzeichen mehr von menschlicher Behausung, nur noch dichtes grün und zum Glück einige Holzleitern, die an den steilen und besonders schlammigen Stellen für uns Touris installiert worden sind. Sie waren zwar nass und glatt, halfen aber trotzdem. Nach knapp zwei Stunden trekking im Wald, und einer kurzen Mittagspause - stehend im kalten Bachwasser - fiel der Weg steil ab, es ging in einen Canyon hinein. Eine Leiter grenzte jetzt an die nächste. Unten am Bach ging es über und unter riesigen Felsen hindurch, bis wir ganz plötzlich vor dem gigantischen Höhleneingang standen, 50 Meter hoch - wow. Am Eingang der Höhle, dort wo noch Tageslicht hereinfällt, konnten wir die Decke erkennen und die Vögel die hier in den weißen Höhlenwänden nisten. Trotz des kleinen Flusses, der durch die Höhle fließt, war die Luft überraschend trocken. Es gab auch keine Stalagmiten oder Stalaktiten. Wir stiegen hinab in den Fluss und suchten mit Taschenlampen bewaffnet im teilweise hüfttiefen Wasser unseren Weg durch das Dunkel. Nur jeder Zweite hatte eine Lampe und der Guide war bald verschwunden, so dass wir ziemlich auf uns allein gestellt durch die Höhle irrten. Manchmal versank ich tiefer im Wasser als angenommen oder übersah Steine, automatisch kam mir der Gedanke „was, wenn ich hier das Bein breche?“ Plötzlich standen wir dann vor einem Wasserfall, der sich aus der Höhlenwand ergoss. Phänomenal! Nach einer halben Stunde im Dunkel, tauchte ein weißer Spalt auf, der Ausgang.

Von nun an liefen wir im Flussbett, an Stromschnellen stiegen wir die riesigen Felsen hinauf und kletterten wieder hinunter. Seile und in den Stein gehauene Eisen halfen uns. Es machte mir riesig Spaß, aber einige Teilnehmer und auch der Eigner strauchelten ziemlich und waren froh als das Wasser im Canyon tiefer wurde und wir mit der Strömung schwammen und trieben. Kleinere Wasserfälle fanden ihren Weg die fast surreal wirkenden Wände hinab und schließlich ergoß sich aus vielleicht 30 Meter Höhe das Wasser in den Fluss - Dschungel wie aus dem Bilderbuch! Als der Landlord von hinten „Stopp“ rief, ruderten wir an die Seite und machten uns an den steilen Aufstieg zurück zum Dorf. Eine der letzten Leitern war zusammengebrochen, an einer Stelle wo sie bitter nötig gewesen wäre. Die Vorhut kletterte mühevoll, immer wieder abrutschend, nach oben, wo wir uns um den Rest unseres Teams sorgten. Alle waren schon müde und dieses steile Stück hatte es echt in sich. Fast senkrecht ging es nach oben, mit nur wenig Möglichkeiten zum festhalten oder sicheren Halt zu finden. Mit Hilfe eines Seils waren nach einer Stunde alle glücklich oben, auch wenn der Galgenhumor ausgepackt wurde, ob das Seil nicht eher zum Aufhängen bei Aufgabe gedacht war. Nur noch 10 Minuten trennten uns nun vom Dorf, einer Tasse Kaffee und den süßen lokalen Bananen. Kurz vor Sonnenuntergang wollten wir ins Auto steigen. Aber unser Fahrer war weg. Ein anderer lud uns mit in seinem halb leeren Bus ein und erklärte, dass unser Fahrer gedacht hätte wir bleiben über Nacht - naja!?

Auch wenn die Organisation eine Katastrophe war, die Tour war einzigartig und vermutlich nur hier machbar, denn in fast jedem anderen Land wären die Sicherheitsanforderungen deutlich höher. Unter normalen Umständen ist vermutlich auch mehr Hilfe von den Guides zu erwarten. Ich bin froh dabei gewesen zu sein. Für Kinder bis mindestens 14 Jahren ist das Ganze aber ganz sicher nichts.

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23.09.2018 - Luganville, Espiritu Santo, Vanuatu

Exploring Million Dollar Point

Das Wetter hier wird einfach nicht besser, fast wie November in Deutschland nur wärmer. Aber davon ließen wir uns heute auch nicht abhalten und fuhren zum Million Dollar Point.

Während des zweiten Weltkriegs war Espiritu Santo, eine wichtige Basis der Amerikaner, sowie die Navy als auch die Luftwaffe waren hier stationiert. Damals hatten sie wichtiges Kriegsmaterial wie Panzer, Kriegsschiffe, Truppentransporter, Jeeps, Flugzeuge, Kettenfahrzeuge und vieles andere Kriegsgerümpel auf der Insel, nach Pearl Harbour wichtigster Nachschubstützpunkt für die Kämpfe im Pazifik. Zur Peakzeit war hier eine Truppenstärke von 40.000 Mann und 500.000 Mann Personal, je 5 Bomber und Fighter Flugplätze, 3 Krankenhäuser, 100 Schiffe und 30 Kinos. Der Luxusliner USS President Coolidge fuhr damals vor der Küste von Luganville auf eine eigene Mine und sank und ist jetzt bei den Tauchern ein absolutes Must Do. Als der Krieg zu Ende gegangen war, wurden sich die Amerikaner bewusst, viel zu viel Kriegsgerät an der falschen Stelle der Erde zu besitzen und versuchten das Zeug billig an die Regierung von Vanuatu zu verkaufen. Jeeps kosteten 25 Dollar, Schiffe 300 Dollar usw. Als die Verkaufsverhandlungen scheiterten, versenkten die Amerikaner kurzer Hand ALLES im Meer, dort liegt es noch heute am Million Dollar Point.

Eigentlich soll es ein tolles Erlebnis sein, das Kriegsgerät unter einem im kristallklaren Wasser zu bewundern. Durch die aufgewühlte See konnte man heute allerdings keinen Meter im Wasser sehen, seit Tagen bläst es hier mit 25 Knoten und die Wellen spülen den weißen Sand vom Meeresgrund auf. Die Sicht war also Null. Christian, schaffte es geradeso in 10 Meter Tiefe, als die Sicht dann besser wurde, beim hinabtauchen einige Ecken des immer noch intakten Equipments zu erhaschen. Ich gab das Schnorcheln schnell auf und für die Kinder bleib bei diesen Wellen nur die verrosteten Zahnräder und Motorblöcke, Panzerketten am Strand zu besichtigen. Eine zusammengeschmolzene Schicht aus Rost, Glasstücken und Korallen überdeckte den weißen Sand an einigen Stellen. Schnell merkten wir, dass selbst am Strand noch eine Vielzahl von Wrackteilen herum lagen. Was für eine Verschwendung!

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22.09.2018 - Luganville, Espiritu Santo, Vanuatu

Getting in touch with the Ni-Vans at the Maskelyns

Wenigstens versuchen wollte ich die Unterwasserwelt der Maskelyns zu fotografieren und schnappte mir das Paddelboard um ein bißchen durch die Bucht zu dümpeln. Christian und die Kids waren inzwischen am Strand, um Phillip auf Wiedersehen zu sagen und noch eine Papaya für die Fahrt nach Santo zu kaufen. Als die Jungs am Strand buddelten und Christian auf dem Bänkchen daneben saß, gesellte sich Martin dazu. Martin ist ein richtiger Ni-Van, der bereits auf der Insel geboren wurde, und plauderte aus dem Nähkästchen. Christian erfuhr wie das Schulsystem in Vanuatu funktioniert und dass die Bewohner der Insel Ambae schon seit Monaten wegen hoher vulkanischen Aktivität evakuiert wurden. Man denkt sogar darüber nach, die Menschen von Ambae dauerhaft umzusiedeln. Wir merken also deutlich, dass wir uns jetzt im pazifischen Feuergürtel aufhalten. Auf fast jeder Insel hier gibt es aktive Vulkane und die Erde bebt, zwar nur leicht, aber dafür regelmäßig.

Leicht haben es die Menschen hier also nicht, neben den Erdbeben und Vulkanausbrüchen, sind auch Tsunamis und Cyclone an der Tagesordnung. Der letzte große Tsunami (2-3 im Jahr) fegte hier die Schiffe an Land, der stärkste jemals gemessene Cyclone Pam zerstörte 2015 die Inseln fast vollständig. Trotzdem oder vielleicht sogar deshalb zeichnet eine ungeahnte Lebensfreude die Menschen aus. Die unglaublich vielen Kinder der Ni-Vans, allein in dem 250 Seelendorf Lutes waren es bestimmt 100 Kids, müssen bis zur 6sten Klasse in die Schule. Wer gut genug ist und das teure Schulgeld (ca. 200 Euro pro Trimester) aufbringen kann, darf dann auf die weiterführende Schule. Das ist absolut keine Selbstverständlichkeit, wenn es oft sogar an Grundnahrungsmitteln mangelt.

Ich ärgere mich ein bißchen, dass ich nicht vor Wochen eine Fundraising Aktion gestartet zu haben, um davon das Notwendigste für die Menschen hier zu kaufen und zu verteilen. Wer kann sich schon direkter an Entwicklungshilfe beteiligen, wo wir die Sachen direkt mit dem Schiff in den Dörfern vorbei bringen und kein Cent in dubiosen bürokratischen Kanälen versinkert? Immerhin gehört Vanuatu zu den 47 wenigsten entwickeltsten Ländern der Erde und in Papua Neuguinea und den Salomonen sollen die Menschen sogar noch ärmer sein - kaum vorstellbar.

Als ich zu Moya zurück paddelte dümpelte Stuart mit seinem Ausleger-Einbaum um unser Schiff herum. Ich fragte mich gerade, ob er zurück kam vom Fischen, als es sich ein Herz fasste und mich ansprach: „Would you mind writing in the visitors book? You can return it tommorrow“. Da wir am Nachmittag noch weiter segeln wollten, habe ich ihn an Bord gebeten und auf einen Kaffee eingeladen. Schüchtern nahm er die Einladung an und setzte sich ins Cockpit. Während ich Kaffee kochte, erzählte er uns stolz, dass er der Tourismus Sekretär der Maskelyn Inseln sei und seit drei Jahren jeden Juli ein Festival mit Phillip organisierte. Dieses Jahr seien sogar 22 Ausländer dabei gewesen. „Coffee, with milk and sugar?“ fragte ich, er nickte und die Augen leuchteten auf als ich ihm die Kaffeetasse in die Hand drückte. Die ganze Packung Kekse war innerhalb von 5 Minuten aufgegessen, die Hälfte aß Joni, die andere Stuart mit breitem Grinsen. Das kleine Büchlein, war voll mit Einträgen von Yachten, die die Maskelyns in den letzten Jahren besucht haben, ein kleiner Schatz. Joshi malte ein Bild von Moya und wir druckten ein Foto von Stuart und den Jungs aus, das wir ins Album klebten. Er war ganz geehrt und fragte zögerlich, ob wir eine alte Zeitschrift an Bord hätten. „No, sorry, but would you like to get some sugar and rice?“ sagte ich und dachte sehnsüchtig an unseren Einkauf in Port Vila, wo alte Zeitschriften für 200 Vatu verkauft worden waren. Es war ihm sichtlich peinlich die Waren anzunehmen ohne uns etwas dafür geben zu können, aber der Bedarf war einfach zu groß.

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20.09.2018 - Uliveo, Maskelyns, Vanuatu

Fantastic snorkelling & invited for dinner by the Ni-Vans

Schnorcheln bei wolkenbedeckten Himmel macht keinen Spaß. Man sieht die bunten Fische eher wie durch einen Blaufilter und auch weniger gut, da die Beleuchtung der Sonne fehlt. Ich hatte also keine großen Erwartungen und lies die Kamera zu Hause, als wir beschlossen doch mit Tilly für eine Schnorchelrunde in die Nachbarbucht zu tuckern. Wie sollten denn schon die Maskelyns im Schatten mit den sonnenbestrahlten Riffen der Tuamotus mithalten können? Nach einem etwas holprigen Ritt über die Wellen am Riff banden wir Tilly an einem Korallenkopf fest und sprangen mit Schnorchel und Taucherbrille bewaffnet ins gar nicht mal so ruhige Wasser. Nach kurzem Zögern kamen die Jungs nach und zumindest Joshua steckte seinen Kopf ins Wasser und - was soll ich sagen - trotz Wolken hatten wir ein gigantisches Erlebnis und waren kaum wieder aus dem Wasser zu kriegen. Während sich in französisch Polynesien alles um Korallenköpfe und kleine Riffinseln dreht, ist das Riff hier ganz anders. Die Korallen sind so lebendig und vielfältig wie wir sie bisher noch nirgendwo gesehen haben. Sie haben verschiedenste Formen und Farben, dazwischen sitzen Seeanemonen und wachsen Unterwasserpflanzen. Manche Korallen sehen aus wie Stacheln, andere wie Schwiegermütterstühle nur ohne Stacheln, wieder andere wie riesige gelbe Rosen, aufgespannte Fächer oder Bäume. Alles ist in Bewegung und schwingt im Rhythmus von den Wellen mit. Ich hatte das Gefühl durch Wälder von Korallen in allen möglichen Farben zu schwimmen. Zwischen den Gebilden schwimmen bunte Fische umher, neben zahlreichen Nemos und Schmetterlingsfischen, auch Fische die wir noch nicht kennen - große gelbe mit blauen Punkten, hautfarbene mit blauen Mustern, schwarz-weiß-braun gestreifte mit Fächer auf dem Kopf. Am Anfang fallen sie in dem bunten Durcheinander gar nicht auf - aber dann sieht man sie plötzlich in ganzen Schwärmen. Da hatte uns Phillip einen tollen Tipp gegeben.

Zum Abendessen waren wir heute bei ihm zu Hause eingeladen. Sein traditionelles Haus aus gewobenen Palmenblättern steht direkt am Wasser, zwischen den zahlreichen Kava-Bars. Er breitete eine Matte für uns aus und kochte Manjok mit Kokosmilch und Inselkraut für uns. Ganz traditionell wurden die Zutaten in Bambusrohre gestopft und dann auf eine Feuerglut gelegt. Als das Essen fertig war, wurden die Rohre mit der Machete aufgeschnitten und das Essen auf Bananenblättern serviert. Die Manjokpaste sah ein bißchen so aus wie Kartoffelbrei, schmeckte aber eher wie Greisbrei, das gedünstete Inselkraut wie Spinat. Wir fanden es so lecker, dass ab jetzt wohl öfter Manjok auf dem Speiseplan stehen wird. Als Nachtisch hatten wir Papaya und wir bekamen eine Nachhilfestunde in Matten weben. Rohmaterial waren die Blätter der (wenn ich richtig verstanden habe) Wanderpalme. Wahnsinn wie schöne Dinge die Leute hier mit Naturmaterialien herstellen können. Während ich und Christian webten, bildeten die Kids einen Schmelztiegel, Joni spielte Fangen mit den Mädchen, Joshua baute eine Sandburg mit den Jungs. Fast wie bei Freunden!

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19.09.2018 - Uliveo, Maskelyns, Vanuatu

Slow introductions in Vanuatus customs

Bei Regen und grau bewölkten Himmel sind selbst die schönsten Orte der Welt trist und unwirtlich. So schön die Umgebung von Port Vila auch sein mag, wir konnten uns nicht so recht begeistern. Nachdem wir in Port Vila beim Zoll vorgesprochen hatten und unsere domestic clearance nach Santo ergattert hatten, verabschiedeten wir uns von unserer Mooring und fuhren nur aus dem Stadthafen heraus bis ans andere Ende der Mele Bucht. Dort gibt es eine kleine Insel die Hideaway Insel mit weißem Strand und vorgelagertem Korallenriff, die Secret Gardens, das Dorf Mele und die Mele Wasserfälle - allesamt Attraktionen zu denen die Touris in den Touribussen gebracht werden. Wir ankerten bei Regen mit Einsetzen der Dunkelheit zwischen Festland und der Hideaway Insel in 10 Meter tiefen Wasser. Der Anker hielt bombig in dem dunklen Sand, da störte uns der frische Wind auch nicht weiter. Am nächsten Morgen regnete es immer noch. Etwas demotiviert verließen wir in einer Regenpause Moya, tuckerten an Land, die Jungs brauchten unbedingt Auslauf. Wir liefen ein bisschen im Dorf herum, dann zu den Secret Gardens, wo man traditionelle Häuser besichtigen kann und etwas über die kanibalistischen Vorfahren der Ni Vans lernen kann. Eintritt 1500 Vatu pro Person, ein kleines Vermögen hier, für die Fänge der Touristenmafia. Wir entschieden, dass wir traditionelle Häuser schon gesehen haben und noch sehen werden und kehrten um. Anstatt zu Moya zurückzukehren fuhren wir trotz wolkenverhangenem Himmel, ohne Bade- und Schnorchelutensilien zur Hideaway Insel. Eintritt 1250 Vatu pro Nase, Essen und Trinken dürfen nicht mitgebracht werden. „Moment! Wir wollen doch gar nicht schwimmen und das unter Wasser Post Office auch nicht besuchen, außerdem ist es schon vier Uhr am Nachmittag.” Wir sind als Touristen für die nächsten Jahre vollkommen verdorben, warum sollten wir denn 50 Euro bei der Mafia lassen, wenn wir doch sonst einfach den Anker geschmissen, die Schnorchelbrille aufgezogen und ins Wasser gehüpft waren? Keine Ahnung? Wir auch nicht!

Wir aßen lieber noch was im Beachclub (zwar auch teuer aber egal) und gingen noch am Abend Anker auf Richtung Norden. Es regnete immer noch und eine steife Brise wehte aus SSO. Moya machte flotte Fahrt durchs Wasser, zumindest bis wir ins Lee der Insel hineinsegelten und uns mit den wechselnden Winden und Strömungen herumschlugen, ergo von 23 Uhr bis 3 Uhr morgens jede 5-10 Minuten eine Anpassung an Segeln und Windpiloten. Gegen Morgen waren wir aus dem Windloch draußen und brausten nach Uliveo, wo wir bei leichtem Nieselregen zwischen den Riffen dem Schwell entkamen und in der Bucht vor Anker gingen.

Phillip war mit seinem Auslegerkanu unterwegs auf der Suche nach Squids und Tintenfischen, empfing uns schon vor der Einfahrt und lotse uns auf sicherstem Weg hinein. Das war gar nicht ohne, in der Engstelle wird es flach, selbst bei fast Hochwasser hatten wir nur noch einen Meter Wasser unterm Kiel und waren für die Hilfe sehr dankbar. Später zeigte der Familienvater uns sein Dorf. Er führte uns zusammen mit einem Schwarm von Kindern zwischen den traditionellen Häusern herum, stellte uns dem Chief der Insel vor, zeigte uns die örtliche Schule und die Männer beim Kicken und Kava herstellen. Kava ist die Wurzel eines Pfeffergewächses und wird hier wie auch auf Samoa und Fiji von den Männern in Wasser gelöst getrunken um sich zu berauschen. Christian durfte zu unserem Empfang im Dorf auch eine Schale versuchen. Geschmacklich ist das Gebräu wohl aber noch verbesserungsfähig. Auf unserem Rundgang durchs Dorf fühlten wir uns ein wenig wie im Zoo, wir bewunderten die Einheimischen, gleichzeitig bewunderten sie unsere Kids gleichermaßen. Jeder wollte am liebsten den blonden Kleinen über die Haare streichen und auf den Arm nehmen, sogar die Kinder.

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17.09.2018 - Port Vila, Efata, Vanuatu

Provisioning in Vanuatu

Port Vila ist die Hauptstadt von Vanuatu. Sie liegt auf Efata in der Bucht Mele geschützt hinter zwei kleinen Inselchen. Beim Einlaufen sahen wir neben der Cityskyline, schön angelegte Resorts, das Containerterminal und den Hauptanleger mit einem großen Kreuzfahrtschiff davor. Zwischen der vorgelagerten Iririki Insel und dem Festland lagen rund 20 Yachten an Moorings, dazwischen fuhren Taxiboote und kleine Funboote umher. Kaum zu glauben, dass das dasselbe Land wie auf Tanna ist. Schon vom Boot aus erkennen wir: Port Vila ist eine richtige Stadt. Nur die angespülten Bootwracks auf Iririki vom letzten Tsunami deuten darauf hin, dass wohl auch hier die Menschen nicht im Geld schwimmen.

An der Uferstraße reihen sich die Minibusse und Taxis auf, angrenzend gibt es Beauty salons, Restaurants, Bars, Eisdielen, ein Casino, Souvenirgeschäfte, Chinaläden, Supermärkte und der Gemüsemarkt. Die Markthalle ist voll von Tischen, hinter welchen die Bauersfrauen sitzen, quatschen, schlafen oder das Gemüse waschen und mit Plamen- und Bananenblättern verpacken. Schmale Gässchen schlängeln sich zwischen den Tischen hindurch, in ihrer Mitte stehen trotz der Enge noch Palmwedelkörbe mit Kürbissen, Süßkartoffeln, Kokosnüssen und Tarowurzel. Auf den Tischen gibt es was gerade so reif ist, Ananas leider nicht mehr und Mango noch nicht, dafür aber Bananen, Papayas und - ganz toll - Inselhimbeeren. Die schmecken wie eine Kreuzung aus Him- und Erdbeere und wurden gleich von den Jungs zu Dutzenden verputzt. Beim Gemüse ist es ähnlich, Salat, Bok Choy, Inselkraut, Karotten, Brokkoli und Tomaten liegen da zum Verkauf. Jeder Tisch hat eine etwas andere Zusammenstellung, aber am Ende doch die gleichen Produkte. Die Preise sind von erschwinglich für Himbeeren (500 Vatu entsprechen ca 4 Euro) bis hin zu billig für Salat (10 Köpfe für 200 Vatu) und stehen auf Schildchen bei den Waren, gehandelt wird hier somit nicht, Einheimische und Touris zahlen das Gleiche. Kartoffeln und Zwiebeln gibt es hier allerdings nicht, dafür mussten wir in den Supermarkt.

Bon Marche heißen die Supermärkte hier und handeln mit vielen importierten Produkten, hauptsächlich aus Frankreich, Australien und Neuseeland. Die Auswahl ist breit, es gibt fast Alles - zu unerhört teueren Preisen. 1900 Vatu (16 Euro) für 250g Salami oder 2400 Vatu für 1kg Nüsse sind eine richtige Kampfansage. Sogar Milch, Reis, Nudeln und Mehl sind hier doppelt so teuer wie überall sonst (jedenfalls in den Ländern, die wir besuchten). Schlimm, denn das brauchen die Locals wirklich, so dass sie für Grundnahrungsmittel tief in die Tasche greifen müssen. Wir wollten es genau wissen und waren auch noch in den Chinaläden, um zu schauen, ob die Basics dort billiger zu kriegen sind - keine Chance.

Nach unserem Erlebnis auf Tanna, wo die Menschen Früchte gegen Reis, Mehl und Öl tauschen wollten, haben wir Moya dennoch bis unters Deck voll gemacht, um auf dem weiteren Weg nach Norden handeln und auch verschenken zu können. Wir kauften Mehl, Milchpulver, Zucker, Reis, Tee, Lollis, Kaugummis, Luftballons, Bälle, Stifte, Hefte, Stoffe, Garn, Gummizüge, Nadeln, Batterien, Streichhölzer, Solarlampen, Holzsägen, Stechbeitel und haben auch schon in unseren Schränken Kleidung zum weggeben zusammengesammelt. Mal sehn was die Leute brauchen können. Auch die Dieseltanks sind wieder voll, das Motoröl ist gewechselt, so dass wir nun bald zu den äußeren Inseln Vanuatus aufbrechen können.

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14.09.2018 - Port Vila, Efata, Vanuatu

Art workshops in Port Resolution

Die beiden Lindas von den Nachbarbooten fragten mich auf der Heimfahrt vom Vulkan zurück nach Port Resolution, ob ich Lust hätte am nächsten Tag etwas zu zeichnen. Zeichnen? Das habe ich seit der Schulzeit nicht mehr gemacht, mal abgesehen von den Strichmännchen und fünf-Strich Häusern, die ich mit den Kindern zusammen male. Aber warum eigentlich nicht? Das wird bestimmt spannend was die beiden Künstlerinnen da machen, dachte ich. Ich bekam ein paar Stunden kinderfrei und kam am nächsten Morgen mit ins Dorf. Bevor es los ging tranken wir bei Sara, einer kleinen einheimischen Frau mit kurzen krausen Haaren und breitem strahlendem Lächeln, einen Kaffee. Die Bohnen werden hier auf der Insel angebaut und in Efata geröstet, um dann wieder zurück zu kommen und an die Touris ausgeschenkt zu werden - lecker. Ihre 2 jährige Tochter lief mit einem Handtuch über dem Kopf durch die kleine Palmwedelhütte. David gab ihr einen Kaugummi mit dem sie die nächste Stunde beschäftigt war - friedlich vor sich hin mampfend. Für uns gab es Bananen und einige Geschichten zum Kaffee.

Wir Mädels setzten uns anschließend in die Mitte des Dorfes, packten Stifte, Zeichenblöcke und Papier aus und begannen die kleinen Hütten zu zeichnen. Es dauerte nicht lange, da lugten die ersten neugierigen Kinderköpfe hervor und schauten was wir da so machen. Linda verteilte Blätter und Stifte und lud die Kids ein mitzumachen. Nach wenigen Minuten waren 20-30 Kinder zwischen ein und 12 Jahren um uns versammelt, schauten und zeichneten richtig tolle Bilder von Bäumen, Blumen und Fischen. Offensichtlich machten sie das öfter- vielleicht in der Schule? Die größeren Kinder passten auf die Kleinen auf, ein Siebenjähriger schob ein Baby mit einem alten Buggy herum. Es gab kein Geschrei, kein Geweine und keinen Streit, zumindest bis Joshi und Joni kamen und mitmischten. Wie immer kabbelten die Jojos sich. Als wir Kekse verteilten und die local Kids nicht sicher waren, ob es für alle reichen würde, gab es keinerlei Drängeln, im Gegenteil die Kekskinder sorgten sich um die anderen und brachen Stücke für sie ab bis jeder mit einem Keks versorgt war. Da schaute ich! Wenig später gesellte sich die Second Wind Crew zu uns. Sie hatten eine Geige und eine Ukulele dabei und gaben spontan ein kleines Konzert. Die Kids hörten fasziniert zu, einige tanzten. Was für ein schöner interkultureller Vormittag für alle.

Am Nachmittag besuchten wir noch die heißen Quellen, kochten dort Eier im ausströmenden Wasser und wanderten auf einem der Erdpfade in der Regenwald bis heißer Dampf vor uns aus den Felsen schoß. Die Australierin Lulu, die jedes Jahr nach Vanuatu segelt, gab uns noch eine kleine Nachhilfestunde in Sachen Tauschhandel bevor wir dann gestern Anker auf gingen, um über Nacht nach Port Vila zu segeln. Ich war überrascht und sehr dankbar, als sie uns erklärte, dass die Menschen hier kein Geld wollen, sondern viel größeren Nutzen an Waren haben. Von Geld können sie sich in Port Resolution, 2 Stunden im teuren Taxi entfernt vom nächsten Geschäft, nichts kaufen. Stattdessen brauchen sie Reis, Mehl, Öl, Zucker, Kinderkleidung einfach alles was man erübrigen kann. Wir haben damit gerechnet, dass wir in Gegenden kommen werden, in denen man Tauschhandel ohne Geld betreibt, allerdings war ich ziemlich baff, dass das schon hier anfängt. Es wird allerhöchste Zeit in Port Vila nicht nur für uns aufzustocken.

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11.09.2018 - Port Resolution, Tanna, Vanuatu

In awe at mount Yasur

Die Menschen kommen nach Tanna wegen ihm - Mount Yasur. Kein Wunder, wann hat man den sonst die Möglichkeit einen aktiven Vulkan zu besuchen. Neben dem Vulkan hat Tanna zwar viel zu bieten, allerdings nicht im klassisch touristischen Sinne. Es gibt wunderbar dichten Regenwald, viele kleine Pfade zum Wandern, tolle Strände und viele kleine authentisch traditionelle Dörfer, allerdings wenig Infrastruktur. Die Insel ist kaum entwickelt, die 35 km lange Fahrt von Port Resolution nach Lenakel auf der Westseite der Insel führt auf Dschungelpfaden, die gerade noch mit einem Allrad Geländewagen befahrbar sind. Um bis nach Lenakel zu kommen müssen an regenfreien Tagen zwei Stunden eingeplant werden, wenn es regnet kommt man gar nicht dort hin, weil die Erdpfade in großen Teilen davon gespült werden. In der Regenzeit ist Port Resolution somit abgeschnitten. Mit dem (fast?) einzigen Auto des Dorfes ließ sich Christian zusammen mit den Crews von Bright Moments und Josida früh morgens abholen und über die Insel schaukeln, um unsere Zollschulden zu begleichen. Nicht nur wegen der saftigen pro Nase Taxipreise blieben die Kinder und ich an Bord und beseitigten das Chaos der letzten Überfahrt, backten Brot und Hefezopf als Proviant für unsere bevorstehende Vulkanexpedition am Nachmittag. Die Holperpiste mit den tiefen Löchern und weg gewaschenen Rinnen vom letzten Regen, umrundete zuerst den Vulkan, führte dann an vielen kleinen Häuser im Dschungel vorbei bevor sie letztendlich auf einer ausgebauten Straße mündete. Am Wegrand unter kleinen Unterständen wurde Benzin in Flaschen verkauft. In Lenakel selbst war das wenige Obst und Gemüse, das heute, an einem Nicht-Markt-Tag, angeboten wurde, kunstvoll und rein ökologisch verpackt, der Salat war in Bananenblätter eingeschlagen, die Karotten in Körben aus geflochtenen Palmwendeln erhältlich und die Mandarinen an den Stielen um Holzstöcke herum geflochten. In einer Stunde musste, die Liste abgearbeitet werden bevor es dann wieder mit dem Auto zurück nach Port Resolution ging: Zoll, Immigration, Gemüse, Eier, Obst und SIM Karte einkaufen.

Dort wurden wir eingesammelt um dann noch einmal zum Mount Yasur zurück zu fahren. Beziehungsweise bis zum Eingangstor, der Firma, die sich des Berges bemächtigt hat. Mit absoluten Monopol bieten sie hier die teuren Vulkantouren an, mit ungewissem Geldfluss ins Nirgendwo. Strengstens achten die Mitarbeiter darauf, dass jeder am Tor ein Ticket kauft, bevor das heilige Gelände betreten werden darf. David von der Josida war während der Einführungsveranstaltung bereits auf den Vulkan geklettert und zurück gekommen um Linda abzuholen, woraufhin er gefragt wurde noch einmal Eintritt zu zahlen, schließlich besuche er Yasur denn heute schon zum zweiten Mal - ernsthaft? Naja, die Menschen sind hier wirklich arm, allerdings ist dieses Verhalten kaum in Einklang zu bringen mit den Dorfbewohnern, die mit offenen Armen Früchte verteilten. Man kann nur hoffen, dass etwas vom Kuchen auch an sie weitergereicht wird und nicht alle Stücke bei der Vulkanmafia hängen bleiben. Und der Kuchen ist gar nicht so klein, alleine 60 Touris wollten gestern den Vulkan bestaunen, fast alle nur eingeflogen um dieses Naturschauspiel zu sehen.

Auf der Ladefläche eines Jeeps fuhren wir den Berg hinauf. Die letzten Höhenmeter wanderten wir dann über ein Meer aus Asche, Staub und dunklem Lavasand, bis ganz hinauf zum Kraterrand. Oben ging es steil hinab in das dunkle immer wieder rumpelnde Loch aus dem mal weniger, mal mehr braun schwarzer Rauch aufstieg. Kein Warnschild, kein Geländer, nur ein bißchen Luft, trennten uns vom brodelnden Erdinneren. Der Wind blies scharf von hinten. Meine Hände schlossen sich fest um Joshuas und Jonathans Hände und meine Füße gingen lieber zwei Schritte zurück, weg von dem tiefen rauchenden Loch - und das war bevor es zum ersten Mal laut knallte und rötliche Brocken aus dem dunklen Rauch geschleudert wurden. Nicht bis zum Kraterrand, 50 Meter weiter unten spielte die Musik, aber das war trotzdem ziemlich nah. Während ich vor Schreck zuckte war den Jungs keine Angst oder Unbehagen anzumerken. Wir hatten vorher darüber gesprochen, dass der Vulkan überwacht und bei zu hoher Aktivität gesperrt wird. Das hat unser Kopfkind beruhigt, Joshua hat mit Enthusiasmus Lavafetzen gezählt, die mit sinkender Sonne immer besser zu sehen waren. Dann war die Sonne weg, das dunkle Loch, leuchtete von tief unten rot, wurde immer röter, bevor die Magmablase da unten mit großem Knall in sich zusammenfiel. Wir waren alle angemessen beeindruckt. Joni kommentierte „ich war davor noch nie auf einem aktiven Vulkan“ - da bist Du nicht alleine!

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10.09.2018 - Port Resolution, Tanna, Vanuatu

Landing at Vanuatu - the adventure begins

Heute morgen um kurz nach 4:00 Uhr sah ich vor mir am Horizont einen leichten Schimmer. Die Dämmerung konnte es noch nicht sein, außerdem segelten wir Richtung Westen und die Sonne geht ja im Osten auf. Erst später wurde mir klar, dass das Leuchten von Yasur stammen muss. Vanuatu ist ein seismologisch sehr aktives Stückchen Erde mit Sitz zweier aktiver Vulkane, einer davon, Yasur, liegt auf Tanna und zeigt strombolische Aktivität und bricht alle paar Minuten in leichten Eruptionen aus. Schon James Cook hat ihn damals als natürlichen Leuchtturm verwendet und somit auch Zwischenstop auf Vanuatu gemacht. Aber nicht nur unter der Erde geht es hier rund, auch die Einheimischen haben einiges zu bieten. Insgesamt 108 Sprachen werden auf den 83 Inseln von Vanuatu gesprochen und die traditionell lebenden Menschen warten jedes Jahr mit verschiedenen Festivals, Tanz und dem berühmten Landdiving auf, bei dem sich die jungen Männern mit Lianen an den Füßen von bis zu 35 Meter Höhe in die Tiefe stürzen.

Es gäbe hier sooo viel zu entdecken, aber wie immer werden wir nur einen Snapshot miterleben dürfen. Angefangen haben wir gleich heute Morgen als wir in die wunderschöne Bucht von Port Resolution einliefen. Der enge Eingang der Bucht ist gesäumt von einer Felswand im Norden und einem weißen Sandstrand im Süden, dahinter öffnet sich eine große Bucht vor Regenwald und Bergen auf den ersten Blick verlassen. Wir werfen den Anker zwischen vier weiteren Booten und werden auch gleich ganz nett von den anderen Cruisern willkommen geheißen und uns erklärten was wir zu tun haben, um legal ins Land zu einzureisen. Erst bei näherem Blick sehen wir das versteckte Häuschen an der Südseite der Bucht, hier landen wir mit Tilly an und machen unseren ersten Rundgang.

Schon nach kurzer Zeit bin ich total überrascht, das kleine Dorf hier besteht zum größten Teil aus traditionellen Hütten mit Dächern und Wänden aus Pflanzen, sehr anders wie die Häuser, die wir in Tonga und Polynesien gesehen haben. Auch die Menschen sehen hier ganz anders aus, während die Polynesier eher hellhäutig sind mit langen glatten dunklen Haaren, haben die Melanesier hier dunkelbraune Haut und Afrofrisuren. Die Leute sind sehr nett und hilfsbereit, schon die Babies wackeln mit ihren Pilzköpfen in Unterhosen zwischen den Hühnern, Hütten und Rindern umher und winken. Unsere Suche nach Johnson war nicht erfolgreich, er ist wohl nach Lenakel, dem Hauptort der Insel, gefahren, dafür war seine Frau mit dem kleinen Jerome da, die uns gleich eine Papaya in die Hand drückte. Im Ort sahen wir keine Autos, keinen Strom und nicht ein Stückchen Müll, die Erdwege waren gefegt. Später haben wir doch noch jemanden gefunden, der dem Zollbeamten aus Lenakel mitteilt, dass wir angekommen sind. Und tatsächlich kam der nette Melanesier noch am späten Nachmittag zu uns gefahren, um die Einreise zu erledigen. Wenn wir unsere Gebühren hätten zahlen können, wären wir somit klar gewesen, aus mangelnden Vatus muss nun der Capitano morgen über die zweistündige Holperpistenfahrt nach Lenakel tingeln, da es dort neben dem Zoll auch einen Bankautomaten zu geben scheint. Hier in Port Resolution gibt es kein Geschäft und erst recht einen Automaten.

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