Latest position:
(show on map)

Latitude:
44° 50.5' N
Longitude:
13° 50.5' O
Place:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Date/Time:
13.08.2019
12:15 UTC+2
Weather report:
from
13.08.2019 11:45 UTC+2
88 °F
Gentle breeze from Northwest

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Ship's log for the tag Doldrums

11.11.2018 - Indic 8°26' S, 128°31' E

Indic Ho!

Auch formal haben wir es jetzt in den Indischen Ozean geschafft. Spätestens gestern sind wir aus der Arafura Sea in die Timorsee, die zum Indischen Ozean gehört, gesegelt. Mr. Indik begrüßt uns zunächst mit spiegelglattem Wasser und tropischer Sonne ohne jegliches Wölkchen am Himmel. Nicht ein Hauch bewegter Luft ist zu spüren, wir sind nicht nur im Indik, sondern auch in den Doldrums, der Innertropischen Konvergenzzone ITCZ, angekommen.

Bis wir den Indik in Kürze wieder verlassen, um ins australasiatisches Mittelmeer abzubiegen, dem Meer das Pazifik und Indik von einander trennt und eigentlich fast alle südostasiatischen Inseln umspült, werden wir noch einige Zeit in den Doldrums verbringen. Im Sommer verschiebt sich die ICTZ nach Norden, so dass man in Indonesien eher mal mit einem Lüftchen rechnen kann. Jetzt im Winter wandern die Hochdruckgebiete wieder weiter nach Süden, so dass die ICTZ mit all ihren Flauten direkt über dem äquatorialen Raum liegt. Zum Segeln ist das eher schlecht, wie wir schon in Panama erfahren haben, als wir fast zwei Wochen gebraucht haben, um die nur 900 Meilen in den Doldrums von Panama City nach Galapagos zu segeln. Auch dort wehte fast kein Lüftchen, aber es war überraschend kühl, so dass wir nachts um ein Haar die Fleecejacken herausgeholt hätten, da die Meerestemperatur von kalten Meeresströmungen auf gerade mal 19°C gedrückt wurde, mitten in den Tropen, wo das Wasser normalerweise um die 30° C warm ist.

Hier denken wir auch nachts nicht an Fleecejacken oder gar Socken, sondern überlegen schon, ob wir das Essen einstellen sollen, um unseren Energiehaushalt zu dämpfen. Wir schlafen nachts ohne Decken und maximal einem Höschen, um die Kühle des leisesten Luftzugs auf der Haut spüren zu können. Das Thermometer zeigt konstant Temperaturen über 30° C an, auch nachts. Das Cockpit wird zu meinem Lieblingsort zum Schlafen, auch wenn Christian die Cockpitkissen für die Wachen im Salon auf dem Boden ausgelegt hat - lieber schlafe ich auf hartem Teakholz, als in der Achterkabine zu schmelzen. Auch die Kinder kämpfen mit der Hitze, beide sind schon von Hitzepickelchen übersäät, obwohl wir sie inzwischen vor dem ins Bett gehen abduschen und mit feuchten Haaren ins Bett schicken.

Gerade in der zweiten Nachthälfte schläft der Wind hier seit Tagen jedesmal komplett ein und macht das Schlafen schwierig. Am Nachmittag und frühen Abend erreicht der leise Zug seinen Hochpunkt mit 8-10 Knoten. Wir setzen also jeden Morgen nach dem Aufstehen unseren Blister und sammeln tagsüber jeden Hauch ein, um nachmittags ein bißchen Fahrt durchs Wasser zu machen. Ab 3 Uhr morgens müssen wir dann wieder motoren, da sich selbst der Blister nicht mehr aufbläht, trotz glatter See. Nördlich der indonesischen Inseln wird es vermutlich noch weniger Wind geben, Moya wird wohl zum Motorboot werden. Das ist ganz besonders doof, da man in Indonesien so schlecht Diesel tanken kann. Bootstankstellen gibt es dort wohl nicht, stattdessen schleppt man Kanister! Mal sehen, ob wir nicht doch irgendwo eine finden. 750 Liter Diesel in Kanistern und Dingi zu transportieren sind wirklich keine schöne Vorstellung.

Nichtsdestotrotz ist die glatte See ist von ganz besonderer Schönheit, wenn sie wie ein großes durchsichtiges Tuch unter Moya liegt und man meint bis auf den Grund des 2000 Meter tiefen bläulich funkelndem Wasser sehen zu können. So kann man sich die Kraft der Elemente nicht im entferntesten vorstellen. Ich könnte dann Stunden vorne am Bugspriet sitzen und einfach nur in die funkelnde Tiefe schauen und die Ruhe genießen, besonders bei Sonnenaufgang, wenn die Kinder im besten Fall noch schlafen, ist das ein magischer Ort.

Die gute Seite von gar keinem Wind ist, dass wir unter Motor gut voran kommen, es sind nur noch 175 Meilen bis zum Ziel. Gestern haben wir aber erstmal unsere Ankunft im Indik gefeiert. Es gab Limo, kaltes Wasser (die positive Seite an unserem leeren Kühlschrank) und eine Improvisations-Lasagne aus Corned Beef, Mais, Dosentomaten und Kürbis, das war überraschend lecker! Dili wir kommen.

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13.11.2018:
Comment from Marlene und Werner
Wir sind gestern innSingapore mit einem Dicken gestartet, vielleicht kreuzen sich unsere Wege im Indik. Machts gut und einen guten Segelwind.
13.11.2018:
Comment from Manfred Krüger
Ihr seid ja zügig unterwegs, trotz der Flauten. Wie kommt Ihr mit den Sprachen klar Englisch, Franziösisch oder Zeichensprache. Wie ist es mit den Währungen. Kreditkarte? Ihr ward ja gerade auf Inseln wo man mit Geld vielleicht nicht so viel anfangen konnte. Was waren Eure Tauschgüter so denn getauscht wurde. Grüße unbekannterweise von meiner Frau Doreen die sehr großen Respekt vor dem Mut hat mit kleinen Kindern auf solch eine Reise zu gehen. Alles Gute weiterhin vom "Phasenkasper" und seiner Familie.
14.11.2018:
Comment from MoyaCrew
@Marlene & Werner: Das ist leider unwahrscheinlich geworden, die indonesische Botschaft in Dili ist ein bißchen zickig, so dass unser Visum mehr Zeit in Anspruch nimmt wie erwartet. Bis wir es haben seid ihr Speedboat Fahrer schon an uns vorbei geflogen. Leider!
14.11.2018:
Comment from MoyaCrew
@Manfred: Ja zum Glück haben wir unseren Henry, der hilft, wenn wir unter Segeln nicht mehr weiter kommen. Bisher sind wir mit Englisch eigentlich überall gut durchgekommen, in Vanuatu und PNG ist Englisch sogar eine der offiziellen Landessprachen. Hier in Osttimor und vermutlich auch in Indonesien wird es ein bisschen schwieriger, aber am Ende kommt man nach unseren Erfahrungen eigentlich mit gutem Willen, Wörterbuch und einem Lächeln meistens dorthin wo man will, auch wenn man mehrere Leute ansprechen muss. Geld ist eigentlich gar kein Problem, entweder es gibt Geldautomaten, die direkt die lokale Währung ausspucken, ansonsten haben USD bisher alle gerne getauscht. Im letzten Monat hatten wir fast keine Ausgaben, die Menschen in PNG und Vanuatu haben oft viel lieber gegen Lebensmitteln oder andere Waren z.B Angelhaken, Taucherbrille, Taschenlampen etc. getauscht, da es für sie aus mangelnder Infrastruktur schwierig ist diese Dinge zu kaufen (detaillierter Bericht hierzu ist in Planung). Herzliche Grüße auch an Doreen, die wahrscheinlich überrascht wäre, wenn sie wüsste wie normal wir sind.
17.04.2018 - 4°14’S / 92°51’W, Pazific

4 Grad südlicher Breite...

und der Wind dreht auf Südost. Knapp 2 Wochen nachdem wir vor Panama City Anker auf gegangen sind streifen wir endlich den Südost Passat. Ab jetzt sollte uns der Wind stetig Richtung Westen schieben, so dass unsere Motorstunden hoffentlich gezählt sind. Auch die letzten beiden Tage waren ein Kampf trotz der leichten Brise voran zu kommen. Wir haben den Kampf zwar gewonnen und Moya ist die gesamte Zeit unter Segel gelaufen, mussten aber trotzdem herbe Verluste einstecken.

Heute Nacht bei meiner Nachtwache hörte ich „krrrssssh“. Sofort schreckte ich alarmiert hoch. Moya macht zwar auf Passage viele Geräusche, die ich aber inzwischen alle im Ohr hatte und kannte. Kommt ein neues Geräusch dazu, fahren Christian und ich sofort unsere Antennen aus und analysieren solange bis wir gefunden haben wo es herkommt und was es erzeugt hatte. So haben wir schon oft im Vorfeld Katastrophen verhindern bevor kleinere Fehler schlimme Folgen hatten. Heute war das neue Geräusch leider kein Vorbote. Der Schaden war schon angerichtet. Gleich als ich zum Decksalonfenster hinausblickte sah ich den Salat. Der Wind war wie so oft nur ein leichter Hauch, so dass selbst unser federleichtes Leichtwindsegel in den Wellen immer wieder einfiel. Irgendwie hatte sich das in das Achterliek eingenähte Seil in unseren Maststufen verfangen. Als dann wieder Wind in das Segel strich, wurde es zurück nach steuerbord auf die Leeseite von Moya gedrückt, wo es normalerweise stand. Nur das Seil blieb wo es war, eingehakt in den Maststufen. Der dünne Stoff dehnte sich und gab dann nach, ein zwischen 5 und 8 Meter langer Riss entstand - was mich hochschrecken ließ.

Es war 1 Uhr nachts und ich weckte Christian. Wir holten unseren Blister vom Himmel und bauten die Segel um, was wir sonst wenn es geht nachts vermeiden. Jetzt muss es leider erstmal ohne Leichtwindsegel gehen, vor den Gesellschaftsinseln werden wir wohl keinen Segelmacher finden und hoffen, dass wir unser Spi in Tahiti repariert kriegen. Der Blister war die letzten Tage wirklich Gold wert, sonst hätten wir, wie so viele andere Boote auch fast die komplette Strecke von Panama bis nach Galapagos motoren müssen und dann doch einen Notstopp zum Tanken einlegen müssen. So sind wir von den 1200 fast 900 Meilen gesegelt, während die Zao und die Clementina, die wir beide am zweiten Tag unserer Reise auf der Seekarte vorbei tuckern sahen, gestern Abend wieder auf unserem AIS aufgetaucht sind, als sie gerade Galapagos nach ca 3 Tagen - wir vermuten Notstopp zum Tanken- Richtung französisch Polynesien verlassen haben. Wir sind jetzt wieder gleich auf.

Man kann sich natürlich darüber streiten, ob es nicht besser gewesen wäre Henry zu starten und dann 3 Tage an Land anstatt auf See zu verbringen, um jetzt an derselben Stelle zu stehen. Papierkrieg vs Dümpeln - was da besser ist, weiß ich auch nicht, aber zumindest sind wir der Sache ökologischer begegnet. Die Kids haben auch die letzten Tage wieder viel Lego gebaut, getanzt, Hund und Feuerwehr gespielt, haben Piratenschiffe und Haifische gebastelt und sind durchs Schiff getobt, dass die Wände wackelten. Jetzt sind wir alle froh, dass es endlich ein bißchen flotter Richtung Westen geht, es sind schließlich noch 2800 Meilen bis zum Ziel.

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15.04.2018 - 2°54’S / 90°34’W, Pazific

Fast Flaute vor Galapagos

Die letzten Tage empfand ich als zäh wie Kaugummi. Wir hatten konstant die Inseln von Galapagos vor der Nase - natürlich haben wir sie nicht wirklich gesehen, aber auf unserer Seekarte. Von Panama aus näherten wir uns langsam aber stetig dem Archipel bis Moya dann vor drei Tagen von einer nördlichen Meeresströmung gepackt wurde die uns mit 1 bis 1.5 Knoten zurück nach Panama drückte. Während dieser Zeit pendelte unser Windmesser zwischen 3 und 7 Knoten Wind. Anfangs aus Süden, also gegen uns, später dann aus östlichen Richtungen. 3 Knoten Wind reichen nicht, dass die Segel ihre Form behalten, so dass wir - da wir nicht rückwärts fahren wollten - Henry angeschmissen haben und Richtung Süden getuckert sind. Energieoptimiert ist Moyas Marschgeschwindigkeit 5 Knoten, aber der nördliche Strom bremste uns selbst unter Motor auf 3.5 - 4 Knoten aus. Sobald unser Windrädchen 5 oder mehr Knoten Wind anzeigte, zogen wir die Tücher raus und dümpelten langsam Richtung Südwesten.

Unseren täglicher Fortschritt zeichnen wir ja immer in die Seekarte und auf unserem Fortschrittsbalken im Salon ein und es war ganz schön frustrierend: 82 Meilen, 79 Meilen, 85 Meilen - man sah kaum, dass wir an den Inseln entlang fuhren. Christian und ich versuchten die Segelkonfiguration zu optimieren, segelten wenn möglich halben Wind, später Schmetterling oder Passatbesegelung mit Genua und Blister. Es war zum Mäusemelken - was wir auch taten, die Segel standen schlecht, flappten im Wind oder der Kurs passte nicht. Unser Spi stand genau bis zur nächsten langen Dünnung schön aufgebläht vor Moya, dann fiel das Achterliek ein oder das Segel wurde in den Windschatten der Genua gedrückt. Mit ausgebaumter Genua und Großsegel hatten wir noch weniger Erfolg, die Segel knallten fürchterlich nach jeder Welle, wenn das bißchen Wind wieder von der richtigen Seite ins Segel drückte. Erst gestern Abend passierten wir endlich die südlichsten Insel, die Isla Espanola. Unser Motto der letzten Tage war „wenn wir erstmal drumrum sind, wir alles besser“ - die Strömung, Windgeschwindigkeit und Richtung. Die Wettervorhersage bestärkte uns. Als dann am Abend, wir hatten gerade den letzten Salat zu Abend gegessen, endlich die Segel standen und Moya das erste Mal seit Tagen die 4 Knoten Marke knackte, waren wir ganz happy: „wir haben es geschafft“. Wir schienen der nördlichen Strömung entkommen zu sein, der Kurs passte und wir kamen voran - für genau 4 Stunden bis zum Anfang meiner Nachtwache. Um 2 Uhr heute Nacht gaben wir frustriert auf, holten die Segel ein und schalten Henry an. Seit heute morgen sind die Lappen wieder oben, wir segeln mit achterlichem Wind - allerdings von Norden. Der Südostpassat ist das zwar noch nicht, aber es geht endlich voran.

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13.04.2018 - 1°09’S / 88°37’W, Pazific

Warum fahren die denn an Galapagos vorbei?

Könnte sich von Euch so manch einer denken. Schließlich sind wir bereits 9 Tage auf dem Wasser, haben 900 Meilen im Kielwasser und somit noch nicht mal ganz ein Viertel des Weges nach französisch Polynesien geschafft.

Es muss toll sein auf Darwins Spuren zu wandern und sich die einzigartige Natur dieser isolierten Inseln anzusehen und vielleicht ein bißchen über die Evolutionstheorie dazu zu lernen. Neben den berühmten Iguanas, den riesigen Echsen, soll es auf den Inseln auch Robben, Schildkröten, allerlei Vögel und Fische und bestimmt noch andere Tiere geben, die ich vergessen habe. Obwohl die Inseln direkt auf unserer Rute liegen und sie sogar im Weg herum stehen, werden wir auch nicht mehr über die Inseln erfahren als ihr zu Hause. Warum? - Das hat mehrere Gründe.

Zum einen sind wir recht spät in den pazifischen Ozean gestartet und haben noch einen recht weiten Weg - so um die 7000 Seemeilen - vor uns bis wir die Südsee wegen der nächsten Zyklonsession Ende des Jahres verlassen müssen. Einen Zwischenstopp auf Galapagos hätte die Zeit auf den polynesischen Inseln verkürzt und für die hätten wir gerne genügend Zeit um sie in Ruhe zu erkunden. Wäre es nur das gewesen, hätten wir ziemlich sicher trotzdem gestoppt, zu verführerisch ist es den Dieseltank noch einmal voll zu machen, Obst, Gemüse und Käse wieder aufzustocken und sich nochmal richtig zu bewegen bevor es die nächsten 3000 Meilen Non-Stop über den Ozean geht. Letztendlich haben uns hauptsächlich 2 Dinge vom Landfall auf Galapagos abgehalten: 1) Die Kosten und 2) die Auflagen Equadors für die Einreise mit Schiff. Will man mit einem Segelboot in Moyas Größe und 4 Mann Besatzung auf Galapagos einen offiziell geplanten Stop machen, kostet das so ungefähr 2000 USD und bedeutet viel Papierkrieg der über einen Agenten erledigt werden muss. Selbst wenn man sich für einen ungeplanten Zwischenstop entscheidet, belaufen sich die Kosten immer noch auf ungefähr 1000 USD für einen Zeitraum, wenn man Glück bis zu 20 Tagen, wenn man Pech hat nur 3 Tage - das entscheidet der Port Captain nach Tageslaune. Gleichzeitig muss für die Einreise eine ganze Latte von Behördengängen abgearbeitet werden und man ist mit dem Boot auf eine der Inseln beschränkt. Das heißt, wenn man Galapagos sehen möchte, muss man sich geführten Touren anschließen, wenn man dafür noch Zeit hat nach dem ganzen Papierkrieg. Bevor ein Schiff eine Aufenthaltsgenehmigung bekommt, gibt es neben den gewöhnlichen Besuchen von Zoll und Immigration, außerdem Visiten der Nationalparkbehörde, eines Arztes, der alle Crewmitglieder untersucht, es gibt eine Inspektion der Umweltbehörde, die das Boot auf Umweltrisiken untersucht, und alle Schiffe müssen routinemäßig ausgeräuchert werden. Vor allem die Inspektion der Umweltbehörde ist nicht ganz ohne. Der Schwarzwassertank wird verplombt, Lebensmittel können konfisziert (eigentlich gibt es nur wenig was man mitbringen darf) werden und ein Taucher taucht das Unterwasserschiff auf Spuren von Algenwachstum ab. Boote sind in der Vergangenheit abgewiesen worden und mussten ihr Unterwasserschiff 40 Meilen vor den Inseln mitten im Ozean abschrubben, bevor sie eine erneuten Einreiseversuch unternehmen konnten. Uns kommt es so vor, dass die Behörden lieber gar keinen Yachttourismus auf den Inseln haben wollen und das Geld lieber von der Vielzahl der Flugtouris einzusacken. Gerade dieses Jahr haben sie eben mal eine neue Gebühr eingeführt, den Vessel Control Pass für lächerliche 140 USD, der noch zusätzlich zu allen anderen Gebühren bezahlt werden muss. Wir sind jedenfalls von der ganzen Latte an Gebühren und Auflagen so stark abgeschreckt worden, dass wir plötzlich gar keine Lust mehr hatten die Inseln zu besuchen, um uns geführten Bootstouren anzuschließen um Robben und Schildkröten zu sehen.

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12.04.2018 - 8:18 pm: 0°00,0’N / 88°11,9’W, Equator

Äquatortaufe oder wir sind auf der Südhalbkugel

Die Winde sind auch kurz vor dem Äquator immer noch recht unstet. Mittlerweile zeichnet sich ein kleines Muster ab, am Abend schläft der Wind ein und wir müssen Henry starten um bei den inzwischen nördlichen Strömungen nicht rückwärts zu treiben, gegen 2 Uhr passend zur Wachübergabe frischt der Wind wieder so weit auf, dass die Segel stehen und wir segeln können und bleibt dann so bis zum nächsten Abend.

Auch heute Abend ist dem Wind die Puste ausgegangen, so dass wir gerade jetzt über den Äquator motoren. Feiern wollten wir mit den Kindern trotzdem und da die schon im Bett sind, haben wir eben schon heute Nachmittag gefestet. Das war genauso gut, man sieht ja auch nichts, außer vielleicht die Nullen auf dem GPS Gerät oder der untergehende Polarstern bei Nacht. Wer zuerst mit dem Schiff den Äquator überquert muss getauft werden, damit Neptun auch in Zukunft seine schützende Hand über Schiff und Besatzung hält - sagt ein alter Seemannsbrauch. Normalerweise tauft die Crew den Neuüberquerer zu Neptuns Ehren und oft muss auf ihn auch noch ein wildes Gebräu getrunken werden. Da wir alle Äquator Noobies sind, hatte ich die Ehre meine Familie zu taufen und habe selbst vom Capitano höchstpersönlich meinen Eimer Pazifikwasser über den Kopf bekommen. Joni und Joshi waren erst skeptisch und schauten ganz interessiert zu was passierte, als zuerst unser Skipper gewässert wurde. Joshua übernahm die Funktion des Kameramanns und machte tolle Bilder von dem Spektakel. Spätestens als ich dann auch triefend aber lachend da stand wollten die Kinder auch - aber nur mit Taucherbrille - und hatten einen Riesenspaß.

Anstatt wildes Ekelgebräu, haben wir zur Ankunft auf der Südhalbkugel lieber Limo und einen Flasche Sekt aufgemacht und dazu frisch gebackenes Bananabread gegessen. Neptun sorgte für eine festlich zahme See und der Wind reichte geradeso um mit 3 Knoten voran zu kommen - ideal für unser kleines Event, nur leider schlecht um Strecke zu machen - wir werden wohl noch einige Tage auf dem Wasser verbringen.

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11.04.2018 - 1°11’N / 87°24’W, Pazific

Siebter Tag auf dem Pazifik

Der Südwind hat inzwischen nachgelassen. Mit 20 Knoten hatte er geweht, direkt auf Moyas` Nase und hat dabei auch gleich ein paar kurze Wellen mitgebracht. Die Wettervorhersage war einmal mehr für den Mülleimer, 7 anstatt 20 Knoten waren vorhergesagt - aber immerhin - die Windrichtung stimmte. So hart wie eben ging sind wir die letzten beiden Tage am Wind gesegelt und sind dabei ganz ordentlich durchgeschüttelt worden. Sportlich gegen Wind und Welle zu segeln und sich dabei den Wind um die Nase wehen zu lassen macht Spaß. Und ist wie ich finde fast die schönste Art zu segeln - intensiv, kraftvoll, man spürt regelrecht die Kraft der Elemente und kann sich dabei den Kopf so richtig schön frei blasen lassen. Nach so einem Segeltag freue ich mich dann gerade deshalb auf das Ankermanöver oder den Anleger und einen gemütlichen Abend.

Hart am Wind über mehrere Tage hinweg, ist anstrengend - nichts an Bord ist einfach, jede Bewegung ist mindestens 5 mal so anstrengend wie an Land und der Gang zum Klo manchmal schon ein kleines Abenteuer - vor allem mit den Jungs. Kochen hat etwas von einem Jongleursnummer im Zirkus und selbst am Esstisch ist man immer in hab-acht Stellung, damit keine Gläser, Teller oder Besteck durchs Schiff fliegen. Die Kinder können nur noch mit einigen Spielsachen spielen und verlegen sich hauptsächlich auf Hörbuch-hören, Rollenspielen und dürfen dann auch Mal ein Filmchen schauen. Nachts im Bett versucht man sich in der Koje zu verkeilen, um nicht beim nächsten Rollen ins Leesegel geschleudert zu werden oder zur Nachtwache mit verrenktem Rücken aufzuwachen. Anders gesagt, hart am Wind Tage auf Passage sind nicht meine Lieblingstage. Deshalb war ich heute Morgen auch wirklich froh, als der Wind nachließ und langsam aber merklich östlich drehte. Mit dem Wind ließen auch die Wellen nach und aus hart-am-Wind gegen die Wellen Stampfen wurde ein relaxtes mit halben Wind segeln. Wir sind zwar jetzt langsamer, aber dafür ist das Leben an Bord viel entspannter.

Nach 7 Tagen auf dem Wasser, haben wir trotz Flaute, Leichtwind und Gegenwind schon über 730 Meilen zurückgelegt und sind dabei den aller größten Teil der Strecke gesegelt. Momentan befinden wir uns rund 100 Meilen nordöstlich von Galapagos und werden den Äquator morgen vermutlich kreuzen. 1-2 Tage danach erwarten wir die Trade-Winds zu treffen, spätestens dann werden die Bedingungen konstanter werden.

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09.04.2018 - 2°58’N / 84°36’W, Pazific

Südwind auf halben Weg zwischen Panama und Galapagos

Heute morgen zeigte unser Windanzeiger, 10 Knoten Wind. Endlich wieder Wind zum Segeln! Er kam das erste Mal von Süden. Vermutlich haben wir es in der Flaute geschafft die Doldrums weitgehend zu kreuzten und erleben jetzt die ersten Ausläufer des Südost-Passats. Der Südost Passat ist etwas ganz Besonderes, denn auf der Nordhalbkugel im Atlantik genau wie im Nordpazifik weht der Nordwest Passat. Der Südost Passat ist also der erste Vorbote der Südsee und kündigt jetzt schon die baldige Äquatorüberquerung, nur noch 3 Breitengrade entfernt, an. Mit dem Wind wurde der strahlend blaue Himmel durch Passatwolken abgelöst und ist nun weitgehend von Cumuluswolken bedeckt. Wir haben also alle unsere Tücher hochgezogen und den Bug nach Südwesten gedreht. Nur auf unser Spi mussten wir verzichten, den hart-am-Wind-Kurs macht das Asymmetrische leider nicht mit.

Nach den letzten Tagen, als Moya wie auf Schienen durchs Wasser schnitt, ist die 15 Grad Kränkung nun wirklich gewöhnungsbedürftig. Anstatt herum zu laufen wie es uns gefällt, hangeln wir nun wieder durch Moyas Bauch und werden die Leesegel heute Abend aufspannen müssen. Wir steuern 45 Grad zum Wind, als Kompromiss zwischen Geschwindigkeit und Kurs, kommen aber dennoch nicht näher als 60 Grad an den Wind, da der Äquatorialstrom uns stetig nach Westen versetzt. Anstatt der gewünschten 230 Grad/SW schafft Moya so nur 250 Grad anzuhalten, so dass der Äquator wohl doch noch eine Weile auf uns warten muss. Nach Westen wollen wir prinzipiell auch, aber die Winde weiter südlich sollen stetiger mit einer größeren Ostkomponente wehen, so dass wir dann mit achterlichem Wind komfortabler segeln können. Erst nach Süden, dann nach Westen wäre also optimal.

Obwohl wir nun schon 4 Tage auf dem Wasser sind, habe ich noch keine Seebeine. Seit dem Frühstück bin ich auf Sparflamme unterwegs mit flauem Gefühl im Magen. Früher kannte ich Übelkeit auf dem Wasser nicht, aber seitdem die Kinder da sind gehört sie in den ersten Tagen einer Passage mit dazu. Die Kleinen ändern einfach alles! Christian und die Kinder sind wirkliche Seebären und machen inzwischen die nächste Lektion in der Reihe „Joshi entdeckt die Welt“. Vor Kurzem wollte Joshua wissen wie eine Batterie funktioniert und wie das mit elektrischen Schaltungen so geht. Christian hat eine Begabung komplizierte Sachverhalte kinderverständlich aufzubereiten. Bei ihm rannten kleine Männchen durch die Leitungen, bis zum Verbraucher wo sie krabbelten. Joshi verlegte wenig später mit Begeisterung die Kabel in einem aufgezeichneten Haus. Heute wollte er wissen, warum sein Papa mit Kurzwelle um die Welt funken kann, aber Gunter gestern nicht in Costa Rica erreicht hat. Und schon hatte Christian Stift und Blatt in der Hand und zeichnete unsere Erde, Funksender und Empfänger und Funkstrahlen die an der Ionosphäre reflektiert werden. Da kann ich auch noch was lernen und bin schon mal gespannt was er morgen gerne wissen möchte.

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08.04.2018 - 4°01’N / 83°07’W, Pazific

Absolute Stille in den Doldrums

Nachdem ich gestern noch behauptet hatte, dass die NOAA das Wetter hier nicht vorhersagen kann, gab es heute tatsächlich absolute Windstille - wie vorhergesagt.

Gestern Nacht schon trat Henry zum Dienst an und tuckerte die gesamte Nacht hindurch. Heute morgen um 5:30 Uhr saß ich dann im Cockpit und schaute nach Osten zum Horizont, wo der Himmel gerade von schwarz auf blau überging. Der halbe Mond stand noch im Zenit und strahlte, einige Sterne waren noch übrig von dem unglaublich schönen Sternenhimmel heute Nacht. Moya schnitt durch das spiegelglatte Wasser. Es sah so aus als hätte jemand Klarsichtfolie ausgelegt und war so glatt, wie ich es mir im Ozean nicht hätte vorstellen können. Ich genoß die Stille des Morgens und hörte neben dem dumpfen Klackern von Henry nur das Kühlwasser aus dem Auspuff schießen. Gegen 6:30 Uhr streckte die Sonne gerade ihre ersten Strahlen hinter den wenigen Wolken am Horizont hervor. Die Wolken spiegelten sich im Wasser, ein goldenes Band glitzerte auf dem Wasser - atemberaubend schön. Unser Stern wärmte meine rechte Seite, als wir Besuch von einem Seevogel bekamen. Er war bräunlich, grau, hatte einen entenartigen Schnabel, Schwimmfüße und war ganz schön groß. Er setzte sich auf unseren Bugspriet, putzte sich die Federn und wir beobachteten uns interessiert gegenseitig bis Joshua plötzlich im Niedergang stand und sich den Schlaf aus den Augen wischte. „Warum segeln wir nicht?“ wollte er wissen, war dann aber auch schon von unserem Besucher abgelenkt.

Nach dem Frühstück zogen wir unsere Schwimmsachen an, schalteten Henry aus und setzten unser Paddle Board ins Wasser. Wir hatten bisher noch fast keine Fotos von Moya unter Segeln und fanden, dass heute der ideale Zeitpunkt war das zu ändern. Christian zog also die Segeln hoch während ich mit Kamera bewaffnet um Moya herum paddelte und ein Fotoshooting auf dem Wasser abhielt. Die Bilder sind schön geworden. Sie haben nur das kleine Manko, dass die Segel schlaff an den Fallen hingen - Dynamik sieht also anders aus. Als Moya von allen Seiten abgelichtet war, fielen die Tücher, die Badeleine ging über Bord und die ganze Familie sprang in den kühlen Pazifik. Wir sind inzwischen nur noch 5 Grad vom Äquator entfernt, die Sonne ist mächtig und heizt unser Schiff durch den ausbleibenden Wind auf. Es tat so gut den tropischen Temperaturen einen Moment zu entkommen und sich im Wasser abzukühlen. Kurz dachte ich daran was wohl unter mir alles herum schwamm, wischte den Gedanken aber schnell aus meinem Kopf und wollte mir den Moment nicht versauern lassen.

Unwillkürlich kamen meine Gedanken später aber wieder zu den Wasserlebewesen zurück, als wir merkten, dass an unserer Angelleine wohl ein Fisch gebissen hatte und alle drei Wiederhaken des stattlichen Hakens abgerissen hatte. Am frühen Abend hörten wir dann unsere Angelschnur surren. Ein riesenhafter Fisch ließ gerade vom Köder ab als ich anfing die Leine einzuholen. Nur Minuten davor hatten wir auch einen Biss an unserer Handline. Diesen Fisch haben wir allerdings erst gar nicht gesehen. Er nahm den Köder mit nachdem er das Stahlvorfach! durchgebissen hatte - kaum vorstellbar, aber wahr!

Die Flaute wurde heute Nachmittag nur von einigen Stunden Leichtwindsegeln unterbrochen, nun schnurrt Henry schon wieder. Er brachte uns heute ein ganzes Stück weiter nach Süden, fast bis auf die Höhe der Isla Malpelo. Paradox eigentlich, dass die absolute Windstille uns unsere bisher bestes Etmal der Passage bescherte.

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06.04.2018 - 6°38’N / 81°02’W, Pazific

Luft

Zumindest wir waren heute voll besegelt als „Clementina“ an uns vorbei schoß. Wir hatten die 16 Meter lange britische Yacht schon einige Zeit am AIS beobachtet, bevor sie aufgab und an uns vorbei tuckerte. Bereits heute Morgen hatte ich gesehen wie die Yacht mit 9 Knoten aus Norden auf uns zu raste, während wir vor der Punta Mala mit 3 Knoten entlang schneckten. Wir hatten gestern Abend Henry nur 2 Stunden bemühen müssen und dann die Tücher hochgezogen, um die Nacht hindurch das kleinste Lüftchen einzusammeln. Am Anfang ist Moya nur gedriftet, bald füllten sich die Segel wieder mit Luft und es ging voran. Schnell sind wir mit dieser Taktik natürlich nicht, sparen aber wertvollen Diesel, den wir vielleicht noch dringend brauchen werden und sind immerhin nach 2 Tagen schon 178 Meilen weit gekommen. Nachdem die Briten uns entdeckt hatten versuchten sie auch ihr Glück mit den leichten Winden. Bald verdoppelte sich ihre Geschwindigkeit aber wieder, so dass ihnen wohl doch das Hasen- statt Schneckentempo besser gefiel.

Als sie gerade an uns vorbei kamen, rührte sich unsere Funke „Moya for Clementina“. Die Clementina Crew wollte mal hören, ob Moya unter südafrikanischer Zulassung läuft. Offensichtlich waren nicht nur Briten sondern auch Südafrikaner auf dem Weg nach Galapagos und haben sich über unseren Zulu Schiffsnamen Moya gefreut, der Luft oder Wind bedeutet. Wind gab es leider auch den ganzen weiteren Tag nicht viel, aber es hat gereicht damit die Segel standen und Moya Fahrt durchs Wasser machte. Die See war ähnlich ruhig wie gestern, so dass wir heute morgen gleich nach dem Angel ausbringen ein großes Bastelevent veranstalteten. Wie bei der Atlantiküberquerung haben wir eine Übersichtskarte mit Fähnchen zusammengeklebt auf der unser täglicher Fortschritt eingezeichnet wird. Die Kinder hatten so großen Spaß beim Kleben, Schneiden und Fähnchen machen, dass den gesamten Vormittag weiter gebastelt und immer interessantere Gebilde aus kleinen Holzplättchen gebaut wurden.

Am Nachmittag spielten wir und erzählten Märchen bevor der Capitano und ich uns zum ersten Mal intensiv Gedanken um unsere weitere Reise post Marquesas machten. Bisher wollten wir einfach gerne in die Südsee, nun wird es konkreter und es macht richtig Spaß sich mit den Details zu beschäftigen.

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