Latest position:
(show on map)

Latitude:
44° 50.5' N
Longitude:
13° 50.5' O
Place:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Date/Time:
13.08.2019
12:15 UTC+2
Weather report:
from
13.08.2019 11:45 UTC+2
88 °F
Gentle breeze from Northwest

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Ship's log for the tag Ägypten

16.05.2019 - Suez, Egypt, Red Sea

Gate towards home

Es ist 6 Uhr morgens, ich sitze im Cockpit, die Luft ist noch klar und frisch, im Schiff ist es noch still. Um 8 Uhr sollen wir an Land sein und unsere Pässe zur Ausreise abgeben. Um 9 Uhr soll dann der Pilot an Bord kommen, für die Kanaldurchfahrt.

Hinter mir zieht der nach Norden fahrende Convoy der Dicken vorbei. 50 Schiffe, jedes beladen mit bis zu 20000 Seecontainern, tuckern langsam am Yachthafen vorbei Richtung Mittelmeer. Ein kleines Containerschiff zahlt dafür 500000 USD, die ganz Dicken auch schon 2 Millionen. Tatsächlich zahlen wir den gleichen Preis wie die Großen, 8 USD pro Tonne, um durch den Kanal fahren zu dürfen. Allerdings sind wir im Vergleich ein Leichtgewicht, so dass die Kosten für uns bezahlbar bleiben, vermutlich zum Leidwesen der Kanalbetreiber. Wenn der Convoy durch ist, werden auch wir nach Norden schippern, durch den Lake Bitter bis nach Ismailiah, wo wir die Nacht verbringen werden, bevor es dann morgen ins Mittelmeer geht.

Die letzten Tage waren entspannt. Wir liegen seit Montag an einer Mooring Boje im Yachtclub. An den Steg trauten wir uns nach unseren unerwünschten Besuchern von Port Ghalib nicht. Captain Heebi, unser Agent, verbrachte bei unserer Ankunft ein kleines Wunder, indem er die Kanalbehörden dazu bracht, dass wir zusammen mit den nach Norden fahrenden Dicken die ersten paar Meter des Kanals bis zum Yachtclub zurücklegen. Eigentlich ist das unmöglich und bedeutet deshalb normalerweise für Yachten lange Wartezeiten bis sie dann im Yachtclub anlegen dürfen. Für uns wurde eine Ausnahme gemacht, vielleicht wegen der Kinder, vielleicht aber auch weil Windchase, Renegade und Millipal noch vor dem Convoy durchgeschlüpft waren und Captain Heebi die Formalitäten für alle Yachten zusammen erledigen wollte. Wir wissen es nicht, waren aber sehr dankbar die gute Organisation und die professionelle Arbeit des Captain. Noch am selben Abend, gegen 23 Uhr, bekamen wir unsere Pässe zurück, und waren nun klar das Land betreten zu dürfen.

Der Yachtclub ist ein wenig runtergekommen und liegt in einem Viertel, das einmal reich gewesen sein muss. Die alten Villen sehen trotz ihrer Patina toll aus und wären Schönheiten, wenn man ein wenig renovieren würde. Im Club gibt es sogar einen Spielplatz. Ein paar Blöcke weiter gibt es eine echt ägyptische Foodmeile mit kleinen Restaurants, die Kebab, Tee, Kaffee und Shishas verkaufen. Die Ägypter sitzen nach Sonnenuntergang vor den Lokalen an kleinen Tischen auf der Straße und genießen ihr Frühstück zum Ende des Fastentages. Auch wir aßen dort zusammen mit den Crews der anderen Yachten. Köfta, Sish Kebab, Reis, Hummus, Salat und Fladenbrot, echtes ägyptisches Essen - lecker! Zur Feier des Ramadans bekamen wir dazu einen lilafarbenen, sehr leckeren Saft gereicht und süße Bällchen als Nachtisch. Beides sind lokale Köstlichkeiten und werden speziell zubereitet für das Fastenbrechen am Ende des Tages.

Nach dem Essen wanderten wir durch den alltäglichen abendlichen Sandsturm zu Moya zurück. Tagsüber ist es hier unglaublich heiß, die Luft steht. Das Fasten, vor allem nichts zu Trinken, muss in diesem Klima eine fast übermenschliche Disziplin erfordern. Am späten Nachmittag setzte bisher immer ein starker warmer Wind ein, der viel Staub aus der Wüste mitbrachte. Moya hat außen mittlerweile einen richtigen Sandpanzer und ich trage täglich eine Kehrschaufel voll Sand aus dem Schiff.

Bald wird sich das ändern. Das Mittelmeer wartet auf uns.

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17.05.2019:
Comment from Manfred Krüger
Wilkommen im Mittelmeer! Schaut Ihr euch auch die Ursprünge der helenistischen Kultur an? Viel Glück und Spass weiterhin bei Eurer Großen Fahrt!
13.05.2019 - Suez, Egypt, Red Sea

Bureaucratic monster

Fake

Nachdem wir uns nun schon seit zwei Wochen in Ägypten befinden und bisher nur Hotels, Restaurants und Touri Geschäfte gesehen haben, die fast die gesamte Küstenlinie von Port Ghalib bis zum Golf von Suez bedecken, wollten wir endlich das wahre Ägypten sehen. Es war zwar ganz nett seit fast zwei Jahren mal wieder Storck Riesen zu essen, im Touri Supermarkt Gouda und Salami einzukaufen, Abends ein Bier zu trinken und Burger zu essen, aber mit Ägypten hat diese eigens für die Touristen designte Welt wenig zu tun. Ganze Städte wurden von den Saudi Arabischen Ölscheichs für touristische Zwecke auf dem Reißbrett entworfen und aus dem Boden gestampft, inklusive Marinas, Schulen, Apartmenthäuser für die Angestellten, und natürlich jeder Menge Hotels. Port Ghalib, Abu Hasheesh, El Gouna sind nur Bespiele dafür. Wir können uns nicht vorstellen, dass sich diese Investitionen tragen, aber vielleicht tun sie es ja eines Tages?

Hurghada hat zwar einen alten Ortskern, wäre aber nur noch eine weitere Touristenstadt gewesen, also tuckerten wir nur an der Stadt vorbei und begutachten mit gutem Abstand die vielen Motoryachten im Hafen und Hotels dahinter. Wir wollten nach El Tur auf dem Sinai, um doch noch einen Blick hinter die Kulissen zu erhaschen.

Rausgeworfen

Auf Seglerblogs hatten wir gelesen, dass El Tur eine Besuch Wert sein soll, eingebettet zwischen den Bergen der Sinai Halbinsel, soll sie von Touristen weitgehend verschont sein. Nach einer weiteren Fahrt durch die Nacht warfen wir gestern Morgen bei Sonnenaufgang unser Eisen ins Wasser. Statt Tauchbooten, lagen Fischerboote neben uns, statt Hotels sahen wir Flachbauten an der Küste und eine Moschee. Zum ersten Mal in Ägypten hörten wir den Muezzin singen. Vielversprechend! Wir freuten uns auf unseren Landgang. Nach einem ruhigen Start in den Tag wässerten wir Tilly und tuckerten zu einem kleinem halb verfallenen Steg, an dem kleine Fischerboote vertäut waren. Wir stiegen aus und auf den Weg Richtung Stadt. Nach nur 10 Metern standen die Kinder und ich vor einem total verblüfften Ägypter in Flecktarn, die MP im Anschlag. Wir waren in eine militärische Stellung gelaufen. Hinter ihm war ein Loch im Boden ausgehoben mit Sandsäcken davor, daneben gab es zwei Unterschlupfe hinter Ziegelmauern und auf der Straße waren metallene Gebilde aufgebaut um eine Durchfahrt per Auto zu verhindern. Zwei weitere bewaffnete Männer kamen um die Ecke. Oh!

“Naja, kein Problem” dachte ich. Freunde von uns waren letztes Jahr auch hier mit dem Boot und waren von Soldaten kontrolliert worden. Wir zeigten unsere Papiere vor und schauten ihn ratlose Gesichter. Englisch sprach hier keiner. Schließlich wurden wir in ein klimatisches Büro gebracht, zum Chef in zivil, der konnte dann auch Englisch und prüfte unsere Visa. Obwohl wir haargenau dieselben Visa haben wie jemand der mit dem Flugzeug nach Ägypten reist, verweigerte er uns unseren Landgang. El Tur sei ein nationaler Hafen, wo wir als Ausländer keinen Stempel bekommen können. Er verstand sehr wohl, dass wir schon offiziell ins Land einreist sind und uns eigentlich frei im Land bewegen dürfen, trotzdem scheiterten wir, auch nur an den Strand zu dürfen. Er warf uns höflich hinaus.

Nach unzähligen Behördengängen meine ich nun endlich die irrwitzigen Regularien der Ägypter zu verstehen: Wer mit dem Boot nach Ägypten einreist, muss dies an einem internationalen Hafen tun und dort seinen Papierkram erledigen. Will man dann einen nationalen Hafen besuchen, benötigt man zusätzlich die Freigabe des internationalen Hafens der entsprechenden Region. Um El Tur zu besuchen müssten wir also, obwohl wir schon offiziell in Land eingereist sind, den internationale Hafen der Region Sinai in Sharm el Sheik besuchen und unsere Papiere prüfen lassen. Genauso hätten wir vermutlich in Abu Makhadiq vorher nach Hurghada gemusst, um an Land gegen zu dürfen. Dort wurde ein Auge zu gedrückt, wir haben ja auch “Marinagebühren” bezahlt - fürs Ankern, das allererste Mal überhaupt. Das 150 USD teure Cruising Permit, das wir in Port Ghalib erwerben mussten, hat somit den Wert von Klopapier. Mann, Mann, Mann! Komplizierter geht’s nicht mehr.

Vielleicht bekommen wir in Suez das wahre Ägypten noch zu sehen? Wir warten momentan, anlegen zu dürfen.

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14.05.2019:
Comment from Adolf
Hätte Euch gern eine stressfreiere Reise, vor allen Dingen mit mehr individueller Bewegungsfreiheit, gewünscht....Fast schon ein Witz , dass die letztlich erfolgreiche Rattenjagt das einzig positive Erfolgserlebnis der letzten Tage zu sein scheint.Mit wieder einmal herzlichem Dank für Eure so ausführliche Berichterstattung und eine gute Weiterreise , Adolf
14.05.2019:
Comment from Birgit
So ist es! Wir mussten das besagte Cruising Permit bei unserer Notlandung in El-Guna vorzeigen, haben es jedoch nie überreicht bekommen. Der nette Coast Guard hat alle unsere Papiere, die in arabisch verfasst waren, durchgesehen und keins gefunden. Untereinander haben die beiden Agenten, der aus El-Guna und der neue aus Hurghada, es dann aber irgendwie geregelt. Alle weiteren Kommentare spare ich mir. Wir waren sehr froh Ägypten hinter uns lassen zu können. Eine schöne Überfahrt wünsche ich euch. Birgit
10.05.2019 - Marsa Abu Makhadiq, Egypt, Red Sea

6 lifes

Nächtliche Jagd

Die Zerstörungswut unseres ungebetenen Gastes hat uns so entsetzt, dass wir entschieden haben, nicht schlafen zu gehen, bevor der Nager dingfest gemacht ist. Unsere Lebensmittelbilgen waren inzwischen leer, alles was noch zu Essen da war, war in dichte Hartplastikkisten verpackt oder in der Bugkabine verräumt. Aushungern war die Devise, damit die leckeren Wurst- und Käsestücke in unseren multiplen Fallen ihre Wirkung tun konnten. Wir saßen also bei gedimmten Licht im Salon und warteten bis sich unsere Ratte zeigen würde. Um uns herum waren die Rattenfallen aufgebaut. Es dauerte nicht lange, da zeigte sich der Übertäter. Vorsichtig krabbelte er auf eine der Klebefallen zu. Wir rührten uns nicht. Schwups, war der Käse von dem mit dickem Ratten-Kleber bestrichenen Karton geklaut und die Pappe abgeschüttelt. Das hatten wir uns anders vorgestellt. Auch beim zweiten Mal blieben die im Netz hochgerühmten Klebefallen wirkungslos. Immer wieder kam der Nager in den Salon geschlichen und nagte dann doch tatsächlich ganz vorsichtig den Käse von der konventionellen Klappfalle. Bei der kleinsten Berührung hätte diese ausgelöst und innerhalb von 8 Millisekunden - wir haben es gemessen - die Ratte festgesetzt. Hätte! In Wirklichkeit war unser Erzfeind zu vorsichtig. Aus Verzweiflung fing der Capitano an eine Falle aus unserer Spülschüssel zu bauen, mit Stöckchen und Schnürchen und einem Stück Apfel. Mittlerweile war es zwei Uhr morgens. Wir warteten und beobachten. Schließlich kletterte das graue Tier den Niedergang hinauf. Der Capitano hetzte mit der Taschenlampe hinterher, während ich alle Schotten dicht machte. Sie flüchtete in unseren Ankerkasten. Klappe zu, Affe tot - oder zumindest einmal aufgeräumt bis zum nächsten Morgen.

Tötungsphantasien

Wir gingen ins Bett, hundemüde, aber einschlafen konnten wir immer noch nicht. Uns wollte einfach keine sinnvolle Möglichkeit einfallen, wie wir die Ratte im Ankerkasten um die Ecke bringen können. Rattengift war keine Option, da das Gift verzögert wirkt und wir beim Ankerauf gehen die Ankerbox öffnen müssen. Sie wäre direkt ausgebüchst. Christians Phantasie ging mit ihm durch, die Theorien reichten von mit Anästhetikum präparierte Köder, über selbstproduziertes Zyankali bis zu Abgase unseres Außenborders in den Kasten zu leiten. Alles wurden direkt wieder verworfen. Auch meine Ideen den Ankerkasten zu fluten oder die Flöte herauszukramen passten dem Capitano nicht.

Letztendlich einigten wir uns, nach mentaler Inkubation über Nacht, am nächsten Morgen darauf, die Ratte auszuräuchern. Wir kauften Kohle und präparierten eine leere große Konservendose so, dass sie mit Draht aufgehängt werden konnte. Dann machten wir Feuer. Als das Ding richtig gut brannte hängten wir es in den Ankerkasten. Die Idee war, dass das Feuer schnell durch fehlenden Sauerstoff ausgehen würde und dann Kohlenstoffmonoxid produzieren würde, das die Ratte dann vergiften würde. So die Theorie.

Mausetod

In der Praxis funktionierte unser Plan so halb. Dichter Qualm war im Kasten, allerdings brachen wir die Aktion wohl zu früh ab. Unser Gast lebte noch, wenn auch sichtlich angeschlagen. Viel langsamer als sonst ging er dem Bootshaken aus dem Weg, als wir im Kasten stocherten. Nach einigen Fangfehlversuchen ließen wir die Ratte schließlich zögerlich heraus und verfolgten sie zu zweit mit den Paddeln unseres Dingies. Joshi und Joni schauten interessiert zu und feierten, als wir sie schließlich über Bord geschubst hatten. Dort schwamm sie doch tatsächlich Richtung Ankerkette. Christian sprang ins Dingi und drückte sie immer wieder unter Wasser. Sie überlebte aushungern, ankleben, vergasen, ins Wasser schleudern und erschlagen, aber beim Ertrinken waren dann ihre 6 Leben aufgebraucht.

Wir testen unsere Technik an Bord, alles ok. Zu feiern wagten wir aber erst einen Tag später, als die Käse und Wurstköder unangerührt bleiben. Wir sind wieder rattenfrei!

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08.05.2019 - Marsa Abu Makhadiq, Red Sea

So wrong

Angenagt

...oder doch eher die Ratte. Ich bin am verzweifeln. An unserem letzten Tag in Port Ghalib fand ich eine angefressene Kartoffel auf der oberen Koje in der Bugkabine. Die Hälfte der Kartoffel war abgekaut. Mir war sofort klar, dass wir ein Tier an Bord haben müssen - ein großes. Wie sonst sollte eine Kartoffel aus unserem Korb heraus kommen. Selbst die Kinder wissen, dass das Gemüse kein Spielzeug ist und hinein beißen würden sie erst recht nicht. Obwohl die Bissspuren fast von den Zähnchen der Kleinen stammen hätte können. Nein, eine Maus war das nicht. Wohl eher eine Ratte. Mir rollten sich die Fussnägel hoch. Ich durchsuchte unsere Bugkabine, fand aber nichts.

Natürlich hatten wir keine Falle an Bord. Renegade half aus. Allerdings trauten wir uns noch nicht die Falle zu aktivieren, da wir über Nacht nach Norden unterwegs waren. Wir hatten Bedenken einer Fehlzündung. Die Ratte musste weg und das beim ersten Mal, denn sonst würde sie die Falle in Zukunft meiden. Am nächsten Morgen kontrollierte ich die Lebensmittel - alles war in Ordnung. War sie vielleicht gleich wieder von Bord gegangen? Nein, war sie nicht! Ich hatte sie bei meiner Suchaktion versehentlich bei der Ankerwinsch eingesperrt. Joshua hörte sie. Jetzt wussten wir wenigstens wo sie war. Der Capitano wurde kreativ und schmiedete 101 verrückte Pläne sie dort heraus zu holen. Wir versuchten es erst mit einem Sack. Als das nicht funktionierte, ganz pragmatisch mit der Rattenfalle und Käse. Tür zu und warten. Ein halbe Stunde später schepperte es. „Das war‘s“ - dachte ich.

Schwarze Männer

Auf unserem Weg nach Marsa Abu Makhadiq, erhielten wir einen Funkspruch von der Windchase. Aus ihrem Plan Suez zu erreichen war auch nichts geworden. Ihre Maschine streikte - Totalausfall. Und das hier im Roten Meer mit all den Riffen und dem Gegenwind. Sie segelten momentan und würden am nächsten Morgen auf Höhe von Marsa Abu Makhadiq sein. Wir planten sie in die Bucht zu schleppen. Aber als wir ankamen, hatten sie es bereits geschafft. Nur zum Anker einfahren, zogen wir sie kräftig mit Moya zurück. Der Anker hielt, das war auch wichtig, denn 35 Knoten Wind sollten einmal mehr über uns hinweg fegen. Wir schäkelten besser mal unseren Zweitanker an unsere Kette, damit sich die Windlast auf zwei Anker verteilt.

Die beiden Peter von Renegade und Melipal waren Motorexperten, beide verschwanden zusammen mit Paul für zwei Tage auf die Windchase und kriegten in mühevoller, schweißtreibender Arbeit in der engen Motorbilge die Maschine wieder in Gang. Danach waren sie von Kopf bis Fuss schwarz, genauso wie das Schiff - aber die Maschine lief wieder. Es war wieder einmal Wahnsinn, wie verlässlich, hilfsbereit und gut die Segler zusammenarbeiten. Die Community ist einfach großartig, wirklich jeder tut was er kann, wenn ein anderer in Not ist. Paul und Sue hatten schon das zweite Mal auf ihrer gerade einmal acht monatigen Reise aus Neuseeland befürchtet, dass ein Defekt das Ende ihrer Segelreise bedeuten würde. Schon in Indien wäre um ein Haar ihr Mast gekippt, und nun war es die Maschine.

Nach Sonnenuntergang

Da weder Mann nach Maus mehr auf die Windchase gepasst hätten, arbeiten wir inzwischen an unserer To-Do-Liste. Unser Vergaser des Außenborders musste mal wieder gereinigt werden, genauso wie die Polster im Salon. Der Niedergang brauchte einen neuen Anstrich und der Lack an der Leiste im Salon wartete auch auf eine Erneuerung. Das Relingnetz war nicht mehr weiß, sondern rot von Staub der Wüste, es musste zum Waschen runter. Die Jungs sind inzwischen so groß, dass sie uns prima bei den Arbeiten unterstützten. Am Abend gingen wir dann mit einem Bärenhunger an Land, um Einzukaufen und Essen zu gehen.

Die ganze Bucht ist zugepflastert, alles gehört hier einem Mann, der nicht aufhört, immer weitere Hotels bauen zu lassen, ganz egal, ob die anderen leer stehen oder schon wieder nieder gerissen werden. 2002 gab es hier in der Bucht noch gar nichts und nun findet man kein freies Plätzchen mehr an der Küste. Zwischen den Hotels, Hotelskeletten, Rohbauten und Baustellen fanden wir schließlich ein Restaurant. Bestellen konnten wir aber noch nicht. Seit Sonntag hat der Fastenmonat Ramadan angefangen und bei Sonnenuntergang gibt es dann Frühstück, für Koch, Kellner und alle. Die Straßen und Lokale liegen für eine halbe Stunde verlassen, bis auf die Gäste. Wir fasteten also auch, wenigstens ein bisschen.

Zerstörung

Als die Kids im Bett waren, schauten Christian und ich noch einen Film. Zumindest bevor mich der Schlag traf. Da rannte doch tatsächlich eine Ratte direkt auf meinen Kopf zu in Richtung Gemüsenetz. Ich konnte es kaum glauben, dass wir tatsächlich noch ein zweites Tier an Bord haben sollte. Die musste schon die ganze Zeit da sein, denn hier liegen wir vor Anker. Im Nachhinein ärgere ich mich unheimlich, dass wir in Ghalib das erste Boot neben dem Hotel und den Mülleimern waren. Zur Sicherheit hatten wir noch Klebefallen gekauft. Wir stellten unser Arsenal auf, aber das Tier ist schlau und mittlerweile auch zu unseren Lebensmittel Vorräten vorgedrungen. Innerhalb einer Nacht verwüstete Sie einen guten Teil davon, frass sich durch Reispackungen, Milchtüten und Keksschachteln. Jetzt sind alle Lebensmittel in Plastikkisten verpackt und stehen in der rattenfreien und -dichten Vorderkabine. Heute nacht gibt es nur noch Käse und Wurst in zahlreichen Fallen ...

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09.05.2019:
Comment from Martin
Ihr armen Rattenfänger, ihr tut mir leid, da kann ich als Tierarzt aus der Ferne auch nicht helfen, würde euch eine Katze schicken....lg aus dem verregneten kühlen Germany
09.05.2019:
Comment from Marcus und Judith
Oh jeh... habt ihr den Trick 35 aus https://www.yacht.de/schenk/trick/trick35.html schon versucht? Viele Grüße und viel Glück aus Stuttgart
10.05.2019:
Comment from Dody
Oh Sch...e!!! Druecke Euch ganz feste die Daumen dass sie wenigstens von Euren Kabeln und Schlaeuchen wegbleibt. So ist es an sich schon schlimm genug, aber das andere wuerde ich nicht mal meinem aergsten Feind wuenschen (wenn ich sowas haette)! Big hugs und "Força" wie die Portugiesen sagen wuerden. xxx
11.05.2019:
Comment from Andre Rüegg
Oh, Mist . Viel Glück mit dieser Ratte!
05.05.2019 - Port Ghalib, Ägypten, Red Sea

In the fangs of capitalism

Unsere Pläne Luxor zu besuchen und ein bisschen zu entspannen legten wir ad Akta und sind nach 3 Tagen und jeder Menge Gerenne wieder unterwegs. Die Wettervorhersage warf einmal mehr unsere Planungen über den Haufen. Stürmischer Wind ist ab Montag Abend für unbestimmte Zeit angesagt. Wir standen somit vor der Entscheidung die nächsten Wochen in Port Ghalib auszuharren oder uns eben am besten gestern schon auf den Weg nach Norden zu machen. Wir kauften Lebensmittel ein, tankten und genossen die Urlaubsatmosphäre der Hafenpromenade mit den vielen Restaurants, Bars und Kneipen und der dahinter liegenden kleinen Einkaufsstraße. Nach so langer Zeit im „wilden Westen“ war es einfach wunderbar mit den drei befreundeten Crews Kebab zu essen und ein Bier trinken zu gehen. Das Beste: Es gab sogar Eis - richtig leckeres, frisch hergestelltes! Das mag vielleicht albern klingen, aber für uns war das ein bisschen wie Weihnachten.

Gleichzeitig versuchten wir unsere Papiere zu organisieren. Obwohl wir einen Agenten hatten, was seit Oktober 2018 Pflicht ist, gab es immer noch jede Menge Papierkrieg. Allein zum Tanken musste unser Bootsstempel ganze acht Mal herhalten. Die Bürokratie Ägypten stellt alles was wir bisher erlebt haben in den Schatten, selbst die Formalitäten in Indonesien oder Sri Lanka wirken auf einmal simpel. Um für uns eine nationale Clearance zu erwirken, musste unser Agent persönlich nach Hurghada fahren (das sind fast 200 km) um dort die Papiere von den Offiziellen unterschreiben zu lassen. Aus kulturellen Gründen ist ein Fax nicht akzeptabel. Kein Wunder, dass der Gute 48 Stunden vor unserer Abreise informiert werden wollte. Aus einer Weiterfahrt gestern wurde somit nichts, aber dafür hatten wir heute Nachmittag dann endlich alle nötigen Dokumente in der Hand. Es ist der absolute Wahnsinn welch Wasserkopf da gefüttert werden muss, eigentlich kaum zu glauben, wenn man die Formalitäten mit der Einreise per Flugzeug vergleicht. Aber es kommt noch bizzarer: Um die starken Winde abzuwettern, überlegten wir als nächstes eine Marina in der Hurghada Ecke anzusteuern, da wir es nach dem verlorenen Tag nicht mehr bis Suez schaffen werden. Wir kontaktierten die Marina, die uns darüber informierte, dass wir, obwohl wir schon offiziell im Land eingereist sind und alle Papiere in der Tasche haben, noch einmal in Hurghada einchecken müssen. Anderen Cruisern zufolge kostet das 1000 USD. Ob das stimmt, oder die Papiere nur unentgeltlich geprüft werden wissen wir nicht, aber wir riskieren das besser nicht und ankern stattdessen. Mit dem Geld kann man schöneres machen, als Stunden am Steg auf die Offiziellen zu warten.

Nach all den positiven Erfahrungen auf unserer Reise scheinen wir nun wieder in den Fängen des Kapitalismus zu sein. Die Dollarzeichen in den Augen der Menschen hier sind unverkennbar. Wo viele Touristen sind wird eben Geld verdient. Da zahlt man dann auch schon mal das 8-fache für eine SIM Karte oder so viel wie eine Nacht im Hotel, wenn man nur den Hotelpool nutzen möchte. Über den Tisch gezogen wird man auf alle Fälle.

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06.05.2019:
Comment from Flo
Ist halt Ägypten... Musste dort auch schon schmieren um eine Landefreigabe zu bekommen...
02.05.2019 - Port Ghalib, Ägypten, Red Sea

Time is ticking differently in Port Ghalib

Die Tage am Riff waren wunderbar. Die bunten Korallen und Fische der lebendige Unterwasserwelt luden immer wieder zu einem Sprung ins Wasser ein, unsere Segelnachbarn auf einen Kaffee. Trotzdem wollten weiter - zurück in die Zivilisation und ein Stück näher ans Mittelmeer. Die vor zwanzig Jahren aus dem Boden gestampfte Marina Port Ghalib mit den vielen dazu gehörigen Hotelanlagen erschien uns brilliant, die Füße endlich wieder an Land zu setzen, nicht nur um unsere Kaffeevorräte wieder auf zu füllen und vielleicht sogar einen Blick auf das alte Ägypten zu erhaschen. Unsere Mitsegler hingegen wollten sich den Stress der ägyptischen Bürokratie noch nicht geben und statt dessen Marsa Alam erkunden, also verabschiedeten wir uns leider -wie so oft- schon nach wenigen Tagen.

Mit den letzten Sonnenstrahlen verließen wir die Lagune und tuckerten bei spiegelglatter See Richtung Norden. Man, waren wir schnell! Schon vor 9 Uhr am nächsten Morgen lag Moya sicher vertäut am Zollsteg. Zwei Mann hatten bereits dort auf uns gewartet und grüßten uns mit strahlendem Lachen „Welcome to Egypt“. Das fing ja toll an. Unser Agent kam wenig später dazu und begann mit dem Papierkrieg. Nach multiplen Läufen verschiedenster Personen von Moya ins Hafenbüro und Bergen an Papier, die natürlich gestempelt werden mussten, waren wir vor 11 Uhr durch mit dem Papierkram. Quarantäne war auch schon an Bord gewesen, um die Impfpässe zu kontrollieren, Fieber zu messen und die Hygiene an Bord zu checken. Jetzt fehlte nur noch der Zoll und der Sicherheitscheck. In einer halben Stunde, hieß es.

Unsere Funke rauschte „Moya, Moya, Moya, this is Melipal“. Peter war aus Marsa Alam davon gejagt worden und nun auf dem Weg nach Port Ghalib. Der Hafenmeister hatte mitgehört. Jetzt ging nichts mehr. Die langsamen Prozesse wurden eingefroren. Drei Stunden später halfen wir Peter sein Schiff zu vertäuen, wir waren noch da. Weitere vier Stunden später traf schließlich Renegade ein, die erst am Morgen am Riff gestartet war, wir waren immer noch da. Die Kids machten Terror, sie wollten ein Eis, sahen die Touris in Badehosen hinter dem Tor vorbei laufen und gegenüber am Riff schnorcheln. Ich konnte mitfühlen. Auch ich fand, dass das Ganze Prozedere an Folter grenzt. Nach sage und schreibe 10 Stunden, die Sonne war schon untergegangen, erhielten wir die Freigabe in die Marina einzulaufen. Und wir waren froh! Auf die ganze Nacht am Zollsteg zu liegen und nicht von Bord zu dürfen, hatten wir überhaupt keine Lust. Am Marinasteg wartete Windchase, sie wollte eigentlich am Tag zuvor Richtung Suez segeln, aber die Herrschaften hatten die Papiere nicht rechtzeitig fertig gekriegt und dann war das Wetter-Fenster wieder mal zu.

Mit Löchern im Magen suchten wir den schnellsten Weg zu etwas essbarem. Das Mittagessen war ausgefallen, die halbe Stunde war ja schon rum und die Offiziellen konnten jeden Moment auftauchen. Das Marina Lodge Resort bot Buffet an. Wir schlugen zu und fühlten uns wie im Schlaraffenland. Mit strahlenden Gesichtern machten wir uns alle über die Salattheke her. Juhu, Vitamine, die mussten sogar noch vor dem Fleisch her.

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30.04.2019 - Fury Shoal, Dolphin Reef, Ägypten, Red Sea

Swimming with dolphins

Wow! I never have imagined swimming with a whole school of dolphins in the middle of nowhere. It always has been terrific to watch the animals a the bow playing, jumping and swimming, but being in close contact is something else - a unique experience. More than 50 dolphins have been around. Sometimes they were so close that we could touch their skin. There were dolphin mums with their babies, dolphin couples swimming belly to belly and larger groups cuddling or squabbling. It looked like fun.

It was obvious that they were long accustomed to humans. Each of the 17 diving boats, that were lying in the bay at that day, dropped their around 20 guests virtually on top of the dolphins. We were lucky, that first when we arrived in the lagoon, we have been all alone with the dolphins. The show was ours. Later we needed to share the animals. Soonest, we have had enough from all the people „hunting“ the dolphins getting better views or shots. We fled back aboard, but the animals kept swimming between the humans without any inhibitions. We don’t know whether the diving boats are feeding the animals, at least we didn’t watch them feeding. Apparently, the dolphins are visiting the lagoon almost daily. The name already tells the story.

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28.04.2019 - Fury Shoal, Dolphin Reef, Ägypten, Red Sea

We are in Egypt

On the nose

It was taking us three whole days to arrive at the dolphin reef. The 200 miles from Khor Shinab we would usually sail in less than two days, but with the winds on the nose and our stubbornness to limit our engine time, we spent more time tacking. Winds around Cape Ras Banas are always a bit stronger. It would have been favourable to pass the cape in light winds or calm weather. But the weather window was short and closed already, when we finally arrived in the night at the cape. 25 knots on the nose. Already during the day the wind had picked up. To avoid falling through the boat we were kneading the dough for the bread on the floor. The kids used our shopping bags to luge down the slope. I was once more impressed about the creativity of the little ones.

It’s getting complicated

During the last weeks we repeatedly heard cruisers saying via email, in the internet or in real life „I’m fed up by the Egyptians“. Compared to last year October, clearance costs in Port Ghalib increased ten fold. Visiting Hurghada requires clearance again and even is more expensive. Even with a valid cruising permit landing ashore is a nightmare everywhere else. In Suez everyone will be ripped and sailing to Port Said is only advisable when having a booking for a mental clinic. Since 1st of April Ghalib suddenly asked for yellow fever vaccination to enter the country when approaching from Sudan according to fellow yachtsman.

Already now, before entering the country, we can confirm part of the stories. Our quote for clearing at Ghalib is exorbitant including non sense such as car hire cost to visit authorities despite them being around and being conduced by a long established tourist company. Respective firm, currently holds the monopoly to act as an agent, required for clearance at Ghalib and mildly speaking is making use of the position. Other cruisers started boycotting Ghalib, but we barely have an alternative as we are currently just living on rice and pasta.

Also the coast guard appears to be overeager. An egyptian war ship contacted us letting us know that we were sailing in restricted waters. Indeed we even were sailing outside of egyptian in international waters. Let’s see how this will continue for us. Meantime, I’m wondering whether there might be a connection to mass tourism and money.

Dolphin reef

Undisputed, there are tourists around. Yesterday morning, when we entered the lagoon of the reef after dawn, we noticed 10 large motor yachts at anchor. Each of them carried a bunch of diving tourists, who are living on board for a week or two exploring the reefs. To our delight, on the other side of the lagoon, also two sail boats, Melipal and Rennegade, were anchoring. The Malteasean and Austrian couples together with the crew of Windchase have been enduring the strong winds of the last days only 20 miles to Khor Shinab.

Straight after breakfast we jumped in our wet suits and into the water. For the first time since almost two years we really needed the suits. Now, we finally get what the Australian Greg meant when saying „Greece is great, but the water is freezing“. At that time we thought „you probably missed swimming in the baltic sea“ but now we are spoiled too. The dolphins haven’t been visiting, but snorkelling at the reef still was great. The water was crystal clear. Water that clear we last time have been seeing in the Tuamotus, except for Sanganeb. In the afternoon, we had great fun with the crews of the other boats. It was great to talk to other people. When hearing „you don’t sail in the northern Red Sea“, our 120 miles under sails to come here suddenly felt great and not like failure.

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26.04.2019 - Red Sea, 22°23' N / 37°30 E'

On the road again

Calm

Yesterday morning, when we woke up something was missing. Only when I climbed up in the cockpit I figured what it was: the howling of the wind. Moya was sitting in the motionless water, smooth as silk. Nine days long, her bow pointed to the north, now she was swinging loose around her chain. The lacking wind catalyzed our activities on board. Within minutes, we have been ready with breakfast, with our morning routine and with launching the dingy. We dingied ashore. Finally! We have been still on the water, when the wind was switched on again. We could clearly see the frontier of wind in the water. Here it was again, but this time at human force. After tying up Tilly, our dingy, we went for the dessert. The boys found gras hoppers, camel traces, little bushes and zillions of conches, which somehow appeared displaced. The hills around the Marsa attracted us. We have been looking for a path up in between the sharp rocks. From atop we had amazing views far into the dessert. I was wondering how terrible it must be to walk all the way through the dessert to find the water of the Marsa, salt water.

Dictator wind

Without the force of the wind, we would have loved to explore the Marsa further. For the first time, we were seeing the reefs from close up. The aquamarine water, the colourful coral were inviting for a dive, the sandy cliffs for playing. Despite all of that, we had to leave. The winds dictates. After all this time in the bay, we wouldn’t risk staying here any longer. Just two days northerlies were forecasted to strongly decrease. But after visiting the dessert, winds were fresh again. Significantly decreased as to the last days, but far from perfect. We lifted the hook and left the protection of the Marsa. Waves were breaking on both sides of the pass and on the offshore reefs, which are clearly to point out in these conditions. Swell was still considerable. Beating against it up north under engine would be a possibility, but neither a comfortable nor a fast one. We began tacking instead, going threefold way. Our plans of anchoring at dolphin reef tomorrow morning are obsolete already. Let’s see how long it is going to take or whether we have to find a secure spot underway before the next wind wave strikes.

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27.04.2019:
Comment from Birgit
Für die Einreise nach Ägypten braucht man ab dem 1.4. eine Gelbfieberimpfung wenn man aus dem Sudan kommt. Kein Witz!
29.04.2019:
Comment from Gerhard
Ihr seit ja schon in Ägypten und nach Marsa Alam ist es auch nicht mehr weit. Ein sicherer Hafen.