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Latitude:
44° 50.5' N
Longitude:
13° 50.5' O
Place:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Date/Time:
13.08.2019
12:15 UTC+2
Weather report:
from
13.08.2019 11:45 UTC+2
88 °F
Gentle breeze from Northwest

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Ship's log for January 2019

29.01.2019 - Coral Bay, Pulau Pangkor, Malaysia

A Goodbye and white sandy beaches at Pulau Pangkor

Eine Woche wie im Flug

Eine Woche an Bord von Moya fühlt sich im Normalfall deutlich länger an, als eine Woche zu Hause im Büro. Ich erinnere mich noch deutlich wie zu Hause Montage, zumindest gefühlt, direkt in Freitage übergehen, die dann wieder an Montage grenzen. Hier müssen wir zwar manchmal kurz überlegen, welcher Wochentag denn gerade ist, aber die Tage scheinen weniger ineinander zu verschwimmen, sieht man einmal von den Passagen ab. An was das liegt ist mir nicht so ganz klar. Vielleicht daran, dass wir immer wieder neue Orte besuchen, neue Menschen und Kulturen kennenlernen und so gar keine richtige Routine aufkommen kann? Vielleicht auch an unseren Nachtwachen, die die Tage natürlich verlängern, oder an der Langsamkeit unseres Vorankommens unter Segeln, das immer genügend Zeit erlaubt um das Erlebte zu verarbeiten? Vielleicht ist es auch die Kombination, die unser Leben entschleunigt, oder aber auch etwas ganz anderes, wer weiß?

Manchmal taucht aber auch bei uns das Phänomen der rasenden Zeit auf - so wie in der letzten Woche. Kaum war Micheal an Bord, war er auch schon wieder weg. Am Sonntag Nachmittag hat er seine Sachen gepackt und ist wieder zurück nach Deutschland geflogen. Es ist immer schwer, unseren Gästen “See you later” zu sagen, aber dieses Mal war die Zeit einfach davon geflogen, was das Abschiednehmen nicht gerade erleichterte. Das ist definitiv einer der Nachteile unserer Reise, wir lernen zwar viele sehr interessanten Menschen kennen, oft verbringen wir aber nur einige Stunden oder Tage mit Ihnen, bevor wir uns verabschieden, bei manchen für immer, bei anderen zumindest für eine sehr lange Zeit.

Wir machten das beste draus, gingen Einkaufen, Wäsche waschen und machten Moya seeklar für den nächsten Tag.

Über Nacht durch die Straße von Malakka

Wir sprangen noch ein letztes Mal in den Pool und schauten ein bißchen am Filmset zu, das gestern in der Marina aufgebaut war, bevor wir am Nachmittag die Segel Richtung Norden setzten. Wir hatten schon von den vielen Fischerbooten gehört, denen, neben den großen Tankern und Containerschiffen, die Strasse von Malakka gehören soll. Gesehen hatten wir bisher aber nur eine handvoll und ich fragte mich schon, ob die Geschichten ins Reich der Mythen gehören, als wir zu Sonnenuntergang die erste Flotte passierten. In Formation kamen sie auf uns zu, einige hatten AIS an Bord, andere nicht und wieder andere lösten auch heute wieder unseren Seenotalarm aus, zu Duzenden. Die ganze Nacht hindurch hatten wir Spaß am Ausguck mit dem Timer auf 5 Minuten gestellt. Aber die See war ruhig und die Strömung schob von hinten, so dass Moya schnell ihren Weg Richtung Norden fand.

Weiße Strände und psychedelische Tempel auf Pangkor

Gegen Mittag schmissen wir den Anker in der Emerald Bay. Die Bucht war tief eingeschnitten, rechts und links umgeben von Regenwald, das Meer war tiefgrün und der breite Strand weiß. Trotzdem blieben wir nur einige Minuten, wir fühlten uns nämlich alles andere als willkommen, denn vor uns lag im Wasser eine Kette aus weißen Bojen. Einen Blick ins Internet genügte dann auch, um festzustellen, dass Pulau Pangkor Laut eine private Insel ist. Ein exklusives Resort nimmt die ganze Insel ein. Dorthin kann man mit dem Heli für schlappe 30000 Ringgit (ca. 6000€) anreisen, was die Zimmer kostet, will ich erst gar nicht wissen. Wir gaben unserem Fluchtimpuls nach und tuckerten 3 Meilen nach Norden in die Coral Bay. Hier ist es weniger exklusiv aber genauso schön. Moya liegt vor der kleinen Koralleninsel im stillen Wasser. An Land gibt es einige touristische Restaurants und einen psychedelischen Tempel mit mehreren Buddahs, einem Drachen, Türen ins Nirgendwo, großen steinernen Pilzen und Schildkröten und einer riesigen Mickey Maus - eine ziemliche schräge Kombination. Die Kinder finden es großartig mal wieder im Meer zu baden, das letzte Mal liegt schon Wochen zurück, und wir genießen die Ruhe nach den Großstadttagen.

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27.01.2019 - Admiral Marina, Port Dickson, Malaysia

Space mission in Kuala Lumpur

Missionsstart in Port Dickson

Malakka ist nur einen Katzensprung von Port Dickson entfernt. Wir setzten noch vor dem Frühstück die Segel und legten schon am frühen Nachmittag zu Niedrigwasser in der leeren Admiral Marina an. Die Marina ist Bestandteil einer größeren Hotelanlage mit allen Annehmlichkeiten und so Lieblingsobjekt der Jungs. Sie lieben es von Moya klettern, über die Stege rennen und direkt in den Pool springen zu können. Am Dock liegen war aber auch für uns Erwachsenen fast wie Urlaub machen, vor allem mit einem fünften Mann an Bord. Wann kamen wir denn sonst in die Verlegenheit, dass zumindest eine Person, der Capitano oder ich, nachdem die Kids im Reich der Träume waren, das Boot verlassen und einen Sundowner an der Bar trinken konnten? - Genau! Eigentlich gar nicht.

Trotzdem war Port Dickson nur unsere Base. Wir wollten gerne Kuala Lumpur unsicher machen. Wir buchten am Abend zuvor spontan 4 Kapseln im Raumschiff Space Hotel und ließen uns nach KL fahren. Der Verkehr meinte es gut mit uns, so dass selbst die 20-minütige, liebevolle Zubereitung meines Take away Kaffees nicht weiter ins Gewicht fiel. Nach knapp 2 Stunden schlugen wir im unserem Hotel in Chinatown auf, checkten für unsere 2-tägige Mission ein und bezogen unsere Kapseln.

Mit WARP2 nach Kuala Lumpur

Die Flure des kleinen, sauberen Hotels sind mit Astronauten, Planeten, Sternen und schwarzen Löchern bemalt. An den Decken hängen spacige Lampen, eine Rutsche verbindet die Decks dieses Raumschiffes. Mit Karten gelangt man in die unterschiedlichen Schleusen, von dort in abschließbare Kapseln. Joni war so beeindruckt, dass er am Abend sagte “ich will nicht so lange schlafen” nachdem ich zum Einschlafen von unserer bevorstehenden 2-jährigen Reise zum Mars erzählt hatte. Joshi war so aufgekratzt, dass er nur mit großer Mühe eingeschlafen ist.

Vorerst musste der Abenteuerspielplatz Raumschiff aber noch etwas warten. Ganz langweilig mit 2 Beinen und 100 Watt Antrieb, wanderten wir durch Chinatown, zum Central Market und dem kolonialen Viertel. Wir ließen uns treiben und schauten uns das an, was gerade interessant aussah. Die City Gallery beeindruckte uns mit einer Miniaturversion der Stadt und der Vision wie es hier weitergehen soll. Kuala Lumpur boomt! Überall sind neue, schillernde Großprojekte geplant. Das nächste Mega Hochhaus ist bereits im Bau, 118 Stockwerke und 644 Meter sollen es werden und soll damit die Petronas Towers bei Weitem überragen. Daneben entstehen an jeder Ecke, so wie auch schon in Johor Baru, neue Hochhochsiedlungen. Ich frage mich, wer da eigentlich wohnen soll und vor allem wer da sooo unglaublich viel Geld investiert.

Wir tingeln weiter, durch die National Moschee und durch das Islamic Art Museum. Die Ausstellung ist umwerfend. Selbst Joshua war fast nicht mehr aus dem großen, architektonisch interessanten Gebäude herauszukriegen. Die alten islamischen Buchkunstwerke hatte es ihm angetan. Zusammen mit Michael, der Bücher ohnehin liebt, stand er oft minutenlang vor einem Glaskasten mit einem aufgeschlagenem Buch. Die Seiten waren mit kleinen Absätzen arabischer Schrift beschrieben, filigran bemalt und mit Blattgold verziert. Neben der Manuskriptausstellung besuchten wir nur einen Bruchteil der Dauerausstellung mit Modellen von Heiligtümer, alten Waffen, Rüstungen, Textilien, Schalen und Gefäßen. Der voll holzvertäfelte Damaskus Raum gehörte zu meinen Highlights. Als wir uns losreißen konnten war es bereits zu spät für den Vogelpark, deshalb spazierten wir durch den botanischen Garten und die Kids eroberten den riesigen Spielplatz dort. Danach aßen wir in einem kleinen, lokalen, etwas schäbigen, aber zum bersten vollen Restaurant zu Abend. Das authentisches Essen war großartig, allerdings wagten wir uns nicht an den Haferschleim mit Hühnchen, auch wenn dieses Gericht bei den Einheimischen sehr beliebt war.

Während die Jungs auf Marsmission im Reich der Träume gingen, hatten die Männer Ausgang. Die Petronas Towers bei Nacht sind schon auf den Bildern spektakulär, finde ich. Am Morgen danach waren die Zwillingstürme zwar auch sehr beeindruckend, aber die Atmosphäre bei Nacht hat schon was. Auf mich wirkten die beiden Chromgiganten wie zwei riesige Raketen mit Booster und Brücke. Wenn sie abgehoben hätten, wäre ich wenig überrascht gewesen. Im Gegensatz zu den Türmen, merkt man dem Science Discovery Center zumindest am Anfang der Ausstellung an, dass es schon etwas in die Jahre gekommen ist. Allerdings war das den Kids überhaupt nicht wichtig, sie fanden die interaktiven Experimente zu verschiedenen wissenschaftlichen Themen spannend. Nur unter Widerstand brachten wir sie aus dem großen Spielplatz. Es war Zeit für ein bißchen Kultur.

Batu Caves bei Thaipusam

Das Hindhi Fest Thaipusam gedenkt unter anderem dem Kriegsgott Murugan. Es findet bei Vollmond in Januar oder Februar statt, wir hatten es also gerade verpasst. Jedes Jahr pilgern dann tausende Hindis aus KL zu den 13 km nördlich gelegenen, heiligen Höhlen von Batu, die von einer riesigen Statue Murugans bewacht werden. Auch wir wollten dort hin. Noch auf der Autobahn merkten wir, dass in Batu noch einiges los war. Die Abfahrt war gesperrt, auf dem Parkplatz waren unzählige Stände aufgebaut und überall liefen statt Touristen Hindi in traditioneller indischer Kleidung umher. Das Festival war doch noch nicht ganz vorbei.

Wir mischten uns unter die Masse. Die Gläubigen mühten sich ab, Milch in glänzenden Gefäßen auf ihrem Kopf die 272 Stufen zu den Tempeln in den Höhlen zu bringen. Manche hatten sichtlich Mühe die steile Treppe zu bezwingen. Einige hatten die Köpfe glattrasiert. Auch Frauen rasierten ihre langen Haare, als Opfer an die Tempel. Es war ein kunterbuntes Treiben. Zwischen den Menschen befanden sich die noch bunteren, kitschigen Tempel und natürlich der 42 Meter große, goldene Murugan der majestätisch auf alles herabschaut. Die großen Kalksteinhöhlen waren taghell beleuchtet, innen gab es weitere Tempel und Schreine. Ehrlich gesagt erinnerte uns das Innere eher an den Eingang in eine Einkaufsmall als an ein religiöses Heiligtum. Beeindruckt waren wir trotzdem und traten die Rückreise unserer Mission an.

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24.01.2019 - Admiral Marina, Port Dickson, Malaysia

Challenges in the strait of Malacca

Mann über Bord?

Wir blieben uns treu. Trotz aller Bemühungen musste unsere neue Crew erst einmal beweisen, wie ernst sie es mit der Segelei meint. Mit leichtem Wind von hinten segelten wir aus der Johor strait, an den dicken Ankerlegern vorbei, hinaus in die Straße von Malakka. Die Wettervorhersage kündigte leichte nordöstliche Winde an, ideal um im Lee der Peninsula über Nacht nach Malakka zu hüpfen. So die Theorie. Wie ihr Euch denken könnt, sah die Praxis einmal mehr ziemlich anders aus. Es fing damit an, dass der Wind zulegte. Wir refften die Segel, Moya fegte parallel zur Schifffahrtsstrasse nach Nordwesten, soweit kein Problem. Um 22 Uhr, ich war gerade eingeschlafen, weckte mich ein penetrantes Piepsen. Ich wunderte mich, es klang anders als unser AIS Kollisionsalarm, war aber müde genug mich umzudrehen und den Lärm zu ignorieren. Zumindest bis Christian kam.

Wir hatten das Signal eines AIR Mann über Bord Senders empfangen. In der Mitte der stark befahrenden Schifffahrtsstrasse schien etwas mit der Strömung Richtung Süden zu treiben. Die Dicken ignorierten das Notfallsignal geflissentlich und fuhren in großer Zahl ohne Kurs- oder Geschwindigkeitsänderung daran vorbei. Wir waren schockiert und überlegten wie wir uns nun am Besten verhalten sollten. “Im schlimmsten Fall ziehen wir eine tote Person aus dem Wasser” dachte ich. Auch Christian war unsicher, in der Nacht in eine von riesigen Schiffen stark frequentierte Schifffahrtstraße quer zur Fahrtrichtung hinein zu fahren. Das wär auch für uns nicht ungefährlich. Aber Notfall ist Notfall, deshalb war handeln angesagt. Wir packten unser Satelliten Telefon aus, riefen das Maritime Rescue Coordination Center in Bremen an, das rund um die Uhr besetzt ist, und zogen den Rat der Experten dazu. Diese rieten uns, von einer Rettungsaktion abzusehen und verständigten sofort die malaysische Küstenwache. Aufgewühlt beobachteten wir das Seenotsignal auf unserem AIS Schirm und hofften, dass die Küstenwache bald da sein würde, als der Piepser zum zweiten Mal auslöste. Wie konnte das sein? Auf unserer gesamten Reise hatten wir so ein Signal noch nicht einmal gesehen und nun zwei innerhalb von zwei Stunden? War da etwa ein Schiff untergegangen? überlegten wir bis wir den Geschwindigkeitsvektor des zweiten Senders sahen. Mit 20 Knoten bewegte sich das Etwas. Das konnte unmöglich eine im Wasser treibende Person sein. Uns begann zu dämmern, dass das Signal von einem Schiff gesendet wurde.

Christian und Michael konnten sich endlich hinlegen, ich beobachtete weiter und sah wenig später die zugehörigen Navigationslichter des zweiten "Seenotsignals". Auch das Erste bewegte sich nun nicht mehr mit der Strömung, sondern im Zickzack auf die Küste zu. Mir blieb die Spucke weg. Die Ignoranz der Berufsschifffahrt machte nun trauriger Weise Sinn. Die einzige Erklärung die uns einfiel war, dass die Seenotsignale wohl keine Einzelfälle sind, sondern die weniger teuren Mann über Bord Sender von lokalen Booten als AIS Sender missbraucht werden. Das vernichtet mit einem Schlag die eigentliche Funktion der Transponder - sehr ärgerlich!

Finsternis bei Vollmond

Für meinen Geschmack war das schon genügend Abenteuer für eine Nacht, aber sie hatte noch mehr auf Lager. Die Nacht wurde dunkler. Erfahrungsgemäß ist das kein gutes Zeichen. Ich überprüfte auf dem Radar, ob ein Squall auf uns zu zog, sah aber keine Regenechos. Der Wind drehte nach Westen und nahm weiter zu. Starker Wind von über 30 Knoten wehte inzwischen auf Moyas Nase. Übelst kurze, steile Wellen bildeten sich in kürzester Zeit. Dann fing es zu regnen an. So hatte sich Michael wohl seine ersten Tag auf See nicht vorgestellt. Der Arme tat kein Auge zu, bis ich unser blasses neustes Crewmitglied ins Cockpit verfrachtete und ihn mit einem Pflaster gegen die Seekrankheit versorgte. Der von Sumatra heran rollende Squall wütete mehrere Stunden, erst gegen Morgen ließ der Wind und schließlich auch die Wellen nach. Im Gegensatz zu den Kindern, die Alles verschlafen hatten, waren wir Erwachsenen am Morgen ziemlich groggy und froh als wir am Nachmittag den Anker vor Pulau Besar im Wasser versenkten.

Der Strand war zwar nicht weiß und das Wasser nicht blau wie es die Reiseführer versprechen, trotzdem war er jetzt genau das Richtige für uns. Die Kids konnten toben, während wir Kaffee tranken. Italienischer Espresso wäre mir zwar lieber gewesen, aber das zum Großteil aus Zucker bestehende braune Getränk weckte auch so die Lebensgeister. Die Jungs probierten ABC, eine irre Kombination aus Sirup, crushed Ice, Mais, Bohnen und allerlei Undefinierbarem, die uns auf unsere Frage nach Eis verkauft wurde.

Nächtlicher Besuch in Malakka

Der Morgen danach startete laaaaangsam. Wir gingen nochmal zum Strand und machten uns erst spät auf den anderthalb stündigen Törn nach Malakka. Zu Niedrigwasser wollten wir die Marina anlaufen, gaben aber bald auf. Viel weniger Wasser als auf den Seekarten verzeichnet, stand in der Bucht. Der Anker fiel und kurz danach fuhren wir mit dem Dinghi an Land. Die Innenstadt lag weniger als zwei Kilometer vom Hafen entfernt. Ein toller Spaziergang am Nachmittag. Ich weiß nicht genau was ich erwartet hatte, aber ich war positiv überrascht. Die kleine von der Geschichte geprägte Stadt war sauber und schön, mit gepflegter Promenade entlang des Flusses, netten Restaurants und vielen Orten zum Entdecken. Die Chinesen waren vor hunderten von Jahren hierhin gekommen, im Zentrum der Stadt lag das mit roten Laternen geschmückten China town. An jeder Ecke gab es dort einen anderen Buddha Tempel zu entdecken. An die portugiesische Besatzung erinnerte das Fort und der Nachbau des größten Frachtschiffes seiner Zeit, der portugiesischen Flora de la mar. Auch die Holländer hatten der Stadt ihren Stempel aufgeprägt, christliche Kirchen gebaut und das prächtige Stadthuys hinterlassen. Nur von der britischen Herrschaft konnten wir auf die Schnelle keinerlei Hinterlassenschaften erkennen. Leider hatten die Tempel und Museum schon zu, so dass wir nur einen ersten Eindruck sammeln konnten. Trotzdem war es wunderschön in der lauen Nachtluft durch die Stadt zu tingeln und die lokale Küche zu testen. Besonders die blinkenden, mit Stofftieren bestückten Fahrrad Rikschas sind wohl einzigartig - jedenfalls hatten wir etwas Vergleichbares noch nie gesehen.

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21.01.2019 - Puteri Habour Marina, Malaysia

Visiting the first world city Singapur

Neue Welten für Singapur

An der malayischen Küste werden riesige Wohnsiedlungen aus dem Boden gestampft. In Singapur gibt es zu wenig und zu teuren Wohnraum. Alternativen werden also gebraucht. Investoren müssen da nicht lange nachdenken, sondern investieren riesige Geldsummen in Hochhaussiedlungen, Siedlungen mit Einfamilienhäusern und Infrastruktur. Auch Puteri Harbour gehört zu diesen am Reisbrett entworfenen Alternativen. Der Marinakomplex existiert erst seit 10 Jahren, die hübsche Uferpromenade mit den vielen kleinen Restaurants erst seit 5 Jahren. Alles erscheint noch im Glanz des Neuen. Hier wohnt eindeutig nicht der durchschnittliche Malaysier. In den Restaurants vergnügen sich weiße oder chinesisch aussehende Menschen. Nur sie zahlen für ein Bier das Doppelte wie für ein Abendessen. Die Marina selbst ist großzügig angelegt, mit breiten Stegen, die mit Golfautos befahren und 24h am Tag überwacht werden. Die Liegeplätze sind riesig, wir hätten mit Moya quer in der Box anlegen können und hätten unseren Nachbarn immer noch nicht gestört. Trotzdem war die Marina zum großen Teil leer als wir ankamen und füllte sich auch während unseres Aufenthaltes nicht. Ich frage mich warum: Nebensession? oder vielleicht doch zu weit von Singapur entfernt?

Stunden in der Johor strait

Die räumliche Nähe zu Singapur ist da, nur einige hundert Meter ist das andere Ufer entfernt. Es gibt gute Zubringer Busse, die Malaysia über die beiden Brücken mit Singapur verbinden. Trotzdem dauert es, in die Stadt zu gelangen. Wenn die Busse fahren sind sie schnell, allerdings dauert es seine Zeit erst am malayischen Checkpoint auf der Nordseite der Brücke auszusteigen, um die Ausreisestempel in den Pass gedrückt zu bekommen, den Bus über die Brücke zu nehmen und dann auf der Südseite die Einreisestempel Singapurs in langen, schneckenden Schlangen zu erstehen. Ein Hurra auf Schengen, dieses Grenzgetue erscheint so sinnlos. Nach drei verschiedenen Bussen, zweimal Fingerabdruck nehmen und drei ätzenden Stunden, hatten wir es geschafft: wir waren in der Stadt und froh, dass wir ein Hotel für die nächsten beiden Nächte hatten und nicht am gleichen Tag noch einmal auf Odyssee gehen mussten. Die malayische Alternative erschien mir plötzlich viel weniger verlockend.

3 Tage mit Kindern in Singapur

Die Möglichkeiten in der 5 Millionen Metropole sind schier unbegrenzt. Es gibt unzählige Museen, Cafes, Theater, Shopping Malls, Restaurants, selbst das Angebot der Citytouren ist von mir nicht zu überschauen. Dazu kommen noch viele außergewöhnliche Aktivitäten wie den Singapur Flyer, die Night Safari, einen Spaziergang durch den botanischen Garten unter riesigen künstlichen Bäumen, Zoo, Aquarium, Riversafari, Wissenschaftszentrum, Sentosa Island mit den Erlebnisparks und Stränden... Wir waren überfordert. Ich bräuchte Wochen, um mir nur das anzuschauen, was mich interessiert. Anstatt große Pläne zu schmieden, liefen wir einfach los, nach Little India und ließen uns von Indern in traditioneller Kleidung ein bißchen zwischen die Marktstände und indischen Restaurants schieben. Henna tattoos gab es, Obst, Milch, Kitsch und ganz viele Blumenketten als Opfergaben für die bunten hinduistischen Tempel, die so ganz anders aussahen wie in Bali. Anschließend schlenderten wir nach Kampong Glam, das von der großen Sultan Moschee dominiert wird und wo hervorragendes Essen aus dem mittleren Osten angeboten wurde. Es gibt in Singapur ohnehin alle Essensrichtungen, von Fastfood zum Sternekoch über alle Herrenländer. Alles probieren kann man ohnehin nicht, aber doof war, dass wir es nicht schafften den singapurischen Chicken Rice zu testen.

Dann ging es einmal quer durch die Stadt zum Zoo. Das öffentliche Verkehrssystem hat mich schwer beeindruckt. Die MRT, die U-Bahn Singapurs, fährt in eine Richtung meist im Abstand von weniger als fünf Minuten. Sie ist blitzesauber, schnell, modern und schafft riesige Menschenmengen von A nach B. Bereits in der Bahn wird der Aufriss der nächsten Haltestelle mit allen Ausgängen gezeigt. Alles ist auf Effektivität getrimmt, Busfahrer geben kein Rückgeld, an den Fahrscheinautomaten gibt es nur Standardfahrscheine, für alles Spezielle gibt es separate Büros - mit klassischen, nämlich unfreundlichen, erste Welt Mitarbeitern. Mittlerweile denke ich fast da könnte es einen Zusammenhang geben. Auch spannend fand ich die Schilder in der MRT, die auf die Terrorgefahr hinweisen “not if, but when. Be prepared” oder die Werbung für das Militär “to enhance a nations might”. Dass die nicht so richtig locker unterwegs sind, haben wir nicht nur an den Strafen für ungefähr Alles gesehen (Essen auf der Straße!?), sondern auch an den Düsenjägern die über uns Kreise flogen, den Schüssen die wir in Puteri vom Millitarübungsgelände hörten, daran dass die Küstenwache uns bat sofort die nationalen Gewässer zu verlassen, obwohl wir uns nur ein paar wenige Meter außerhalb der Schifffahrtstrasse befanden, und an dem Funk Battle zwischen dem malayischen Bojenleger Polaris und Singapurs Küstenwache, die im immer wieder gleichen OTon darüber stritten, ob der Ankerplatz der Polaris in singapurianischen oder malaysischen Hoheitsgewässern liegt.

Als wir am Zoo ankamen, dachten wir mit einer der nächsten Trams auf Night Safari starten zu können, aber weit gefehlt, da war die Hölle los. Hunderte von Menschen wollten auch Elefanten, Löwen und Tiger bei Nacht sehen. Wir stellten uns geduldig an. Die Kinder waren aufgeregt und waren auch nach der Tour mit dem Zug so fit, dass sie noch alle der vier kleinen Nachtwanderungen zwischen den Gehegen der Tiere mitmachten. Es war ein tolles Erlebnis, hatte aber weniger was von Safari als mehr ein Zoo bei Nacht Feeling. Es war fast Mitternacht als wir uns ein Grab-Taxi suchten und uns nach Hause bringen ließen. Die Kinder fielen wie die Steine ins Bett und schliefen unglaublich bis fast neun Uhr am Morgen.

Der einzige Apple store in Südost Asien befindet sind in Singapur. Dort mussten wir hin, denn Christians Mac Book ist seit Monaten nur noch im halb geschlossenen Zustand zu gebrauchen. Das Kabel zum Display hat einen Wackler. Der Konstruktionsmangel ist bekannt - Apple ist halt auch nicht mehr das was es mal war. Ärgerlich, aber es hilft nichts, Singapur ist unsere einzige Möglichkeit das Ding repariert zu kriegen. Nur doof, dass die eigentlich Termine zwei Wochen im vorhinein verlangen. Aber der Capitano hat mal wieder Glück und überredet Apple uns an der Warteschlange vorbei zu schieben. Am nächsten Tag ging der Rechner wieder.

Dann waren wir auf der Orchard unterwegs, der Einkaufsstraße Singapurs, mit hunderten von Ländern und schillernden Malls in verspiegelten Hochhäusern. Der Apple store war schon beeindruckend groß, wurde aber noch getoppt vom ION, das Gebäude wurde 2009 eröffnet, hier verkauft nur wer Rang und Namen hat: Lagerfeld, Dolce und Gabbana, und wie sie alle heißen... Das ION besitzt auch eine Aussichtsplattform im obersten Stockwerk, wer 20 Dollar in der Mall ausgegeben hat darf hoch - das Problem ist nur etwas zu finden, das so günstig ist. Der Häagen Daz Laden war unsere einzige Chance. Zumindest bis wir begriffen, das jedes Familienmitglied 20 Dollar liegen lassen muss - aber mit Christian diskutieren wollten der Concierge dann noch weniger und drückte ein Auge zu. Von oben hatten wir eine großartige Aussicht über die Stadt und die Singapur strait. Am beeindruckensten war das Marina Bay Sands Hotel mit seinen drei Türmen und dem riesigen querliegenden Infinity Pool auf dem Dach. Das mussten wir uns anschauen, aber zuerst holten wir Michael in Chinatown ab. Er ist unser neues Crewmitglied fur die nächsten Tage.

Chinatown war dann wieder ganz anders. Unglaublich viele Menschen waren dort unter tausenden von Lampingons unterwegs. Das chinesische Neujahrsfest naht und das Viertel ist geschmückt. Schade, dass wir das Fest knapp verpassen, denn dann wird es hier viele Umzüge geben. Wir kämpfen uns zum Buddah Tooth Relict Tempel vor. Es gibt dort Buddah Statuen von riesig bis Mini, hunderte, sehr bunt. Mit Michael spazieren wir dann zu den Quays, genießen die angenehmen nächtlichen Temperaturen und verzetteln uns um ein Haar, denn es gab einfach so viel zu erzählen. Geradeso schaffen wir es noch zu Marina Bay Sands, fast hätten es zu gemacht ohne dass wir einen Blick von oben auf die beleuchtete Stadt erhaschen hätten können. Im Dunkeln mit tausenden von Lichtern waren die künstlich entworfenen Stadtteile sogar noch besser zu sehen als bei Tag. Super Aussicht auf Disneyland im Großformat.

Nach einem weiteren Spaziergang durch das Kolonialviertel und einem Besuch im Civil defence Museum schlossen wir unsere erste Entdeckungstour in Little India ab und begaben uns mit einem weiteren Mann auf den langen Weg zurück zu Moya. Dabei hätte es noch so viel zu entdecken gegeben.

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17.01.2019 - Puteri Habour Marina, Malaysia

Maze of freighter in the Singpore Strait

Chillen am Nongsa Point

Wenn man mal von unserer Bootschrubbaktion absieht, waren wir zwei Tage einfach nur faul. Seit Monaten hatten wir keinen Steg mehr an Moya’s Seite und haben das Schiff nur mit Tilly verlassen, deshalb war es nun schon ganz besonders toll, das Schiff zu Fuß verlassen zu können. Gedanken wie “haben wir auch wirklich Alles” erübrigen sich da, man kann ja einfach flugs zurück an Bord klettern. Wenn das Dingi erstmal an Land steht, überlegt man da schon eher “brauchen wir das jetzt wirklich?”, schließlich heißt es dann nicht nur zurück zum Schiff tuckern, sondern Schuhe aus, aufschließen und das Dingi wassern. Wir waren jedenfalls happy, einen Steg vor unseren Füßen zu haben. Die Jungs konnten gleich morgens losrennen und wir konnten viel besser als von Tilly aus Moya sauber machen. Nach dem Ausflug den Kumai Fluss hinauf hatte sich unsere Dame ein Wellnessprogramm mehr als verdient, denn das kaffeefarbene Wasser des Flusses hatte einen orangefarbenen Schleier auf ihrem Bauch hinterlassen. Der musste weg! Aber er wollte nicht. Ich nehme an, durch das Schürfen in den Minen Borneos wird Eisenoxid alias Rost im Wasser gelöst, das sich dann auf unserem weißen Lack niedergelassenen hat. Mann, haben wir geschrubbt. Joshi und Joni waren auch am Start, aber die beiden Feuerwehr-Möchtegerns haben lieber den Spritzpart übernommen. Nach getaner Arbeit ging es dann an den leeren Hotelpool zum Abkühlen. Was kann man sich Besseres vorstellen? Die Nongsa Point Marina ist relativ neu, sauber, sicher, abseits und total leer. Wir treffen nur ein anderes bewohntes Boot, sieht man von den Crews der dicken Motoryachten ab. Auch im Hotel war keiner. Wir hatten die Anlage fast für uns. Teilen mussten wir nur mit der Crew von Rehua und einer großen Echse, die sich im Hotelpool pudelwohl gefühlt hat. Joni entdeckt das Springen und hüpft in einer nicht mehr enden wollenden Serie immer wieder ins Wasser. Joshi kneift, lässt sich aber zum Tauchen überreden. Endlich darf mal Wasser ins Gesicht.

Ganz klein zwischen den ganz Dicken

Nach unserem faulen Tag in der Marina klarierten wir gestern Morgen aus und begaben uns auf unsere 45 Meilen lange Reise, durch die wohl meist befahrene Schifffahrtsstrasse der Welt. Unser kleiner Bordcomputer hatte Mühe alle mehr als 1500 AIS Signale mit zu tracken. Es waren so viele, dass sie in manchen Bereichen der Straße gar nicht von einander aufzulösen waren. Wir entschieden uns, noch ein bisschen auf der indonesischen Seite dem Hauptfeld aus dem Weg zu gehen und der Küste entlang zu segeln. Das hatte auch den großen Vorteil, dass wir so der Tidenströmung, die anfangs noch gegen uns lief, weitgehend entkamen. Aber irgendwann mussten wir nun mal auf die andere Seite, wir wollten ja schließlich nach Norden. Wir fuhren deshalb parallel zu der dreispurigen Schifffahrtsstrasse und warteten auf einen günstigen Augenblick den Verkehr zu kreuzen. Wie Perlen auf einer Schnur fuhren in der Strasse Tanker, Container Schiffe und Schlepper. Einer Spur Richtung Westen, eine Richtung Osten und dazwischen befand sich die Tiefwasser Route für die ganz Großen. Zwischen den Schiffen flitzten die Schnellfähren und überraschenderweise auch einige lebensmüde Kanufahrer. Wir warteten bis der 330 Meter lange Tanker vorbei war, dann drehten wir nach Norden und arbeiteten uns bis an die Küste Singapurs. Wohl ein wenig zu nah, denn wenig später bekamen wir Besuch von der Coast Guard, die uns höflich auf die singapurianischen Hoheitsgewässer hinwies. Jaja, wir sind ja schon weg! Nur noch der second Link trennte uns von Puteri Habour. Wir bibberten, ob wir wohl unter der Brücke durchkommen würden. Sie hatte an ihrer höchsten Stelle nur 25 Meter Durchfahrtshöhe. Da auf der Seekarte hier jedoch eine Untiefe verzeichnet war, mussten wir weiter am Rand an einer weniger hohen Stelle hindurch. Aber am Ende war alles gut und wir tuckerten zwischen der großen Baustelle, auf der in Singapur Neuland generiert wird, und der neuen malaysischen Hochhaussiedlung nach Puteri Habour, genau richtig zum Sonnenuntergang.

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14.01.2019 - Nongsa Point Marina, Palau Batam, Indonesia

In between Indonesia and Singapore

Schneller als erwartet

Da unsere Indonesien Visa in ein paar Tage auslaufen, haben wir keinen Zwischenstop mehr in Indonesien eingelegt. Um rechtzeitig ausreisen zu können, wollten wir ein bißchen Puffer haben, falls uns der entgegen kommende Wind und die See aufhalten würden. Was nicht so unwahrscheinlich erschien, hatten wir das doch gerade erst in Bawean erlebt. Ein bißchen schade ist es schon, die knapp 700 nm von Kumai auf einen Satz in unserem Kielwasser verschwinden zu sehen, es hätte noch unzählige Möglichkeiten gegeben. Letztendlich haben wir gerade mal 13 der über 18000 Inseln in Indonesien besucht. Eigentlich können wir kaum sagen, wir haben Indonesien besucht. Das Wenige, das wir gesehen haben, hat uns aber super gefallen, so dass wir es hier eigentlich noch Monate aushalten hätten können. Aber wir müssen ja unserem Ruf gerecht werden: “habt ihr eigentlich überhaupt irgendwo angehalten” haben wir schon öfter von anderen Cruisern gehört.

Die letzten beiden Tage ist Moya über die Wellen westwärts gefegt. Mit dem Nordwind war Rauschefahrt angesagt. Überraschend schnell waren wir dann schon heute bei Sonnenaufgang vor der Insel Batam, unserem vorerst letzten Stopp in Indonesien, so dass wir unsere Ausreise nun ganz relaxed angehen lassen können.

In den Fängen Singapurs

Schon vor der Einfahrt in die Riau Inselgruppe haben wir gemerkt, dass die Uhren hier etwas anders ticken als auf den restlichen Inseln. Wir schlängelten uns erst zwischen den großen Tankern und Containerschiffen hindurch, später kamen dann die Fischer dazu und schließlich die Schnellfähren, die in einem Affenzahn an uns vorbei rasten. Nachts blinkte es überall, der Himmel war nicht dunkel, sondern schimmerte. Als wir dann heute Morgen in die Marina abbogen, sahen wir Singapur schon in der Ferne. Auch am Steg war der Einfluss der erste Welt Stadt Singapur nicht zu verfehlen. Die Marina und das angeschlossene Hotel ist tiptop gepflegt. An den Schwimmstegen liegen mehrere dicke Motoryachten, dazwischen ein paar Segler. Drei Mann warteten beim Anlegen auf uns am Steg, um die Seile entgegen zu nehmen. Die Marina genügt allen westlichen Standards, mit Restaurant, Minimarkt, Wäscherei, Bootstankstelle und könnte so auch im Mittelmeer liegen. Auch die Preise sind utopisch für Indonesien, aber hier legen wohl kaum Indonesier an. Selbst der Boat Boy am Steg fragt anstatt nach indonesischen Rupien nach Singapur Dollars. Wir sind nun wohl wirklich zurück in der Zivilisation, mit all ihren An- und Unannehmlichkeiten.

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11.01.2019 - 0°04 N, 108°56 E, South China Sea

Back in the northern hemisphere

Stille am Äquator

... das kennen wir schon von unserer ersten Äquatorüberquerung. Dieses Mal herrschte absolute Flaute und spiegelglatte See. Am Horizont türmen sich weiße Quellwolken und ein kleines Fischerboot zieht eine Schar weißer Vögel hinter sich her. Es ist richtig idyllisch. Getauft sind wir vier ja schon, deshalb bekommt Neptun bei unserer kleinen Äquatorparty nur ein Stückchen Kuchen und einen Schluck 5 Euro Apfelsaft - so viel zahlt man in Indonesien, wenn man Saft und kein Zuckerwasser trinken möchte. Für Neptun gibt es nur das Beste, denn er soll uns auch weiterhin so wohl gesonnen sein. Als der Capitano unseren Tribut zahlte, meinte Joshua “Aber Neptun ist doch am Himmel” - es dauerte kurz bis ich drauf kam, dass er den Planeten meinte. So gab es also neben unserer Feier noch einen Exkurs ins Weltall und zu den alten Griechen.

Nun sind wir also wieder auf der Nordhalbkugel, nach fast genau neun Monaten in der südlichen Hemisphäre. Ich wundere mich schon ziemlich, dass es erst neun Monate und ein paar Tage her ist, dass wir in Panama durch das Tor zum Pazifik und wenig später am 12. April letzten Jahres auf die Südhalbkugel gesegelt sind. So viel ist inzwischen passiert! Vielleicht ist unsere Rückkehr in “heimische Gefilde” am Anfang des Jahres ein guter Zeitpunkt das letzte Jahr Revue passieren zu lassen?

Recap 2018

Ich will es genau wissen und krame mein Notizbuch hervor:

  • Besuchte Länder: 15 (St. Vincent, Grenada, Venezuela, Curaçao, Kolumbien, Panama, Französisch Polynesien, Cook Inseln, Amerikanisch Samoa, Samoa, Tonga, Vanuatu, Papua-Neuguinea, Osttimor, Indonesien außerdem waren wir noch in den Hoheitsgewässern von Fiji und Australien)
  • Besegelte Ozeane und Meere: 3 + 7 (Atlantik, Karibisches Meer, Südpazifik, Korallenmeer, Salomonen See, Arafura Meer, Timor See, Indischer Ozean, Flores See, Java Meer)
  • Besuchte Orte + Inseln: 96 + 78
  • Gesegelte Meilen: 15359 nm (28444 km)
  • Durchschnittliche Geschwindigkeit: 4,9 Knoten
  • Nächte unter Segeln: 120
  • Nächte an Land: 3 im Bett + 5 mit Moya on the hard
  • Ganze Tage unter Segeln: 92
  • Ganze Tage an Land: 156
  • Davon Tage in der Marina am Steg: 16
  • Tage mit Auto: 9 gemietet + 1 mit Fahrer
  • Tage mit Crew an Bord: 33 (Nicole, Werner, Marlene, Kathi, Frank, Stefan, Mats, Adrian, Carli, Frank)
  • Stunden ohne Kinder: geschätzt ca. 24
  • Tage krank: Christian 7, Sabrina 10, Joni 3, Joshi 4
  • Sturmtage (<40kts): 3 auf See, 8 im Hafen
  • Squalls: unzählige, die meisten und heftigsten in Indonesien
  • Stärkster Wind: 60kt in Kolumbien und Indonesien
  • Große Defekte: 0
  • Kleinere Defekte: viele vom defekten Radio über kaputte Ladekabel bis hin zur gebrochenen Segellatte, die tropische Salzwasseratmosphäre ist eine echte Herausforderung für die Technik

Wow, so viele Tage waren wir auf See?! Das kam mir gar nicht so vor. Statistik ist wohl doch nicht alles.

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09.01.2019 - 1°37 S, 109°40 E, South China Sea

Against the Northwest Monsoon towards Singapore

Palmöl statt Wald

Die Palmöl Problematik hat mich nicht mehr losgelassen. Und je mehr ich mich damit beschäftige, desto mehr wird mir bewusst, wie weit das Problem reicht. Schaut Euch mal auf Google Earth Borneo von oben an! Wenn ihr ein bisschen näher ran zoomt, werdet ihr die rechteckigen Muster in unterschiedlichen grünen und brauen Tönen sehen. Das sind die Plantagen der Ölpalmen- und sie sind einfach überall. Selbst in Kumai nördlich des Sekonyer Flusses erstrecken sie sich über viele Kilometer, so dass die Orang-Utans dort nichts mehr zu fressen finden und über den Fluss in den Nationalpark gerettet werden müssen. Sie selbst schwimmen nicht. Kein Wunder, dass sich ihre Population stark verkleinert hat. Aber darüber schweigen in Kumai die Guides und auch vom Palmöl wollen sie nichts wissen. Es ist einfach neben dem Tourismus eine der wenigen Einnahmequellen der Menschen auf Borneo. Deshalb roden sie den Regenwald, verkaufen das Holz und bauen Ölpalmen an. Sie sind trotzdem arm und brauchen die Einnahmen. Natürlich sind die Orang-utans nicht die einzigen Leidtragenden der Regenwald Rodung. In Borneo gibt es viele Arten wie zum Beispiel den Nasenaffen, das vom Aussterben bedrohte Sumatra Nashorn, die Borneo Zwergelefanten und den Großteil der 15000 Pflanzenarten, die nur hier endemisch, also zu Hause sind und natürlich verlieren auch sie alle ihren Lebensraum. Von der verschmutzten Luft, die hier in Indonesien die traumhaft schönen Sonnenuntergänge macht, muss ich vermutlich gar nicht erst angefangen. Die Abholzung hier ist nicht vernachlässigbar, Borneo ist die drittgrößte Insel der Erde, hat die doppelte Größe von Deutschland und ist nach dem Amazonasbecken und dem Kongobecken das drittgrößte Gebiet mit Tiefland Regenwald und somit eine der Lungen unseres Planeten.

Ich kann nur jedem empfehlen einmal her zu kommen und sich den Regenwald und die Orang-utans anzuschauen. So ein Besuch ist nicht nur ein besonderes Erlebnis, sondern hilft auch dem Regenwald und den Orang-utans direkt, denn durch das Geld das wir bringen muss weniger Geld im Öl-Business verdient werden. Der Tanjung Puting Nationalpark ist auch noch einfach zu erkunden, denn Kumai hat einen kleinen Flughafen auf dem Flugzeuge von Bali, einer der Lieblingsinseln von uns Deutschen, landen. Majid und Co. holen die Flugzeug Touristen direkt von dort ab und bringen sie nach dem Dschungelabenteuer auch wieder dort hin, so dass man überhaupt keinen extra Organisationsaufwand hat.

Bevor wir aus Kumai starteten machten wir Moyas Tank wieder voll. In die Kanister kam ausschließlich teurer Diesel ohne “Bioanteil”, nicht das schwarze günstigere Biogemisch mit Palmöl. Auch sonst überlegen wir, wie wir die Palmöl Industrie am besten boykottieren können. Aber diese Aufgabe ist alles andere als einfach und erfordert nicht nur große Opfer, sondern ist in manchen Regionen wie Indonesien vermutlich nicht praktikabel. Man findet kaum Produkte ohne Palmöl alias Speiseöl. Neben den offensichtlichen Kandidaten wie Biodiesel, Schokolade, Cracker, Kekse, Nutella und Chips kann es sogar als Natrium Lauryl Sulfat in Zahnpasta, Shampoo und Cremes vorkommen. Schaut mal auf Eure Kekspackungen, wir fanden keine, die nicht Palmöl beinhaltete. Ein absolutes Boykott werden wir wohl nicht schaffen, aber das Bewusstsein ist definitiv da.

Entlang der Küste Borneos

Der Nordostpassat der Nordhalbkugel wird südlich des Äquators durch die Corioliskraft nach links abgelenkt und wird zum Nordwestmonsun. Deshalb kommt er nur nahe des Äquators auf der Südhalbkugel vor. Hier in Indonesien weht er im europäischen Winter, von November bis März, während der Wind im Sommer aus der entgegen gesetzten Richtung weht. Einige Segler verwenden ihn, um von Thailand und Malaysia nach Australien oder Neuseeland zu segeln, der Großteil segelt aber im Sommer Richtung Norden. Wir sind nun im Winter Richtung Norden, also entgegen der Windrichtung, unterwegs und müssen deshalb kreativ werden. Die meisten von Seglern beschriebenen Ankerbuchten sind nichts für uns, da sie gegen südöstliche Winde geschützt sind. Wir betreten mal wieder Neuland.

Entlang der Inselkette von Nusa-Tenggara verfolgten wir die Strategie uns in Tagesetappen von Bucht zu Bucht zu hangeln, immer gerade dann, wenn der Nordwest gerade eine Pause macht. Zum Glück weht er weniger konstant als sein südöstlicher Bruder. Für die Passage Bali Borneo wollten wir mit halben Wind segeln und haben uns, um einen besseren Windwinkel zu erzielen, hinter der Insel Madura versteckt. Im Prinzip war das die richtige Strategie, trotzdem hat es dann nicht ganz gereicht in Kumai heraus zu kommen, da der Wind anstatt wie vorhergesagt aus West aus Nordwest blies und die starke Strömung uns nach Osten versetzte. Von Kumai aus segeln die meisten Cruiser erst nach Westen und dann nach Norden, um sich die Inseln Belitung, Bangka und die Lingga Inseln anzuschauen. Diese Route würde für uns 600 Meilen Gegenwind bedeuten, deshalb entschieden wir, uns an der weitgehend unbewohnten Küste Borneos nach Norden zu hangeln. Direkt an der Küste reduziert sich die nach Süden gerichtete Strömung und die sonst nördlichen Winde drehen nach Westen. Neben den vor der Küste vor Anker liegenden Frachtschiffen, die mit Holz und Ölfrüchten beladen werden, und den vielen Fischern gibt es hier nur Wildnis. Das Wasser ist braun gefärbt durch Borneos Flüsse, die in den Ozean münden. Die vielen kleinen Inseln sind grün, bewaldet mit unberührtem Regenwald.

Wir arbeiten uns seit Dienstag langsam an der Küste entlang, Henry muss zwar relativ oft ran, manchmal reicht es aber auch zum Segeln. Tatsächlich hatten wir heute sogar Unterstützung von einem Squall, der seitlich an uns vorbei zog und guten Segelwind brachte. An der südwestlichen Ecke Borneos brachte uns unsere Umarmung mit der Küste sogar Strömungseffekte, die die südliche Strömung umkehrten, und uns so mit Extraschub versorgten. Bisher scheint unsere unkonventionelle Route ein guter Weg zu sein, Richtung Norden voran zukommen.

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06.01.2019 - Camp Leakey, Tanjung Puting, Kalimantan, Indonesia

On the Sekonyer River through the jungle

Braunes Gold aus Kumai

Im Morgengrauen erreichten wir die geschützten Gewässer des Kumai Deltas. Das Wasser dort ist an vielen Stellen flach, zu flach für Moya, und unsere Seekarten sind mal wieder viele Meter verschoben und deshalb für die Navigation alles andere als gut geeignet. Erschwerend kam hinzu, dass das Wasser des Kumai Flusses die Farbe von Coca Cola hat. Kurz vor Niedrigwasser alles nicht optimal, trotzdem waren wir nicht im Blindflug unterwegs, denn vor uns war ein Schlepper den Fluss hinauf gefahren. Der Capitano war geistesgegenwärtig genug, seinen AIS-Track aufzuzeichnen, so dass wir nur noch den Wegpunkten folgen mussten.

Auf dem Fluss kamen uns immer wieder mittelgrosse Frachtschiffe und viele viele Schlepper entgegen, die mit Seilen riesige Flöße beladen mit kleineren braunen Gebirgsketten hinter sich her zogen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung, was das ist. Erst nach ein wenig Recherche begriff ich heute, wie traurig diese Flöße eigentlich sind. Die braunen Berge bestehen aus den kleinen Früchten der Ölpalmen, die für die Produktion von Palmöl gebraucht werden. Die größten Herstellernationen von Palmöl sind Malaysia und Indonesien, die in den letzten Jahren ihre Produktivität vervielfachten. Um neues Land für die Ölpalmenplantagen zu generieren, wurde der Regenwald gnadenlos gerodet. Bizarr - wenn man bedenkt, dass neben Rapsöl, Palmöl unserem europäischen Biodiesel beigemischt wird, für „eine bessere Ökobilanz“. Regenwaldrodung mit Ökosiegel also - das ist zum verrückt werden!

Auf dem Sekonyer Fluss zu den Orang-Utans

Neben den bekannten Problemen, die mit dem Verschwinden des tropischen Regenwaldes einhergehen, wird auch der Lebensraum der Orang-Utans verringert, so dass ihre Population seit Jahrzehnten sinkt. Um die „Wald (utan) menschen (orang)“ besser zu verstehen und sie zu schützen, wurde schon 1971 die erste Forschung- und Rehabilitationsstation im späteren Tajung Puting Nationalpark eingerichtet. Mittlerweile gibt es einige dieser Stationen an vielen Orten Borneos. Damit die Tiere überleben, werden sie dort gefüttert, kleine Affen großgezogen und später wieder ausgewildert. Trotzdem gibt es nur noch zwischen 15.000 und 40.000 Borneo Orang-Utans, die Sumatra Art ist vom Aussterben bedroht.

Wegen den Waldmenschen waren wir nach Borneo gekommen. Auch wenn man sie hier zwar in freier Wildbahn, aber großteils nur an den Futterstationen stehen kann, wollten wir uns unsere nahen Verwandten gerne anschauen. Als wir das Hafendorf Kumai erreichten, war unser Anker noch nicht ins Wasser gefallen, als ein kleines Speedboot auf Moya zuhielt. An Bord winkte Majid und führte uns zur besten Ankerstelle. Majid war natürlich nicht nur deshalb zu uns herausgefahren, sondern auch, um Geschäfte mit uns zu machen. In der Regenzeit herrscht auch bei den Organ-Utan Touristen Nebensession, so dass Moya alleine im Fluss vor Anker lag und die meisten von Majids neun Klok Toks, der African Queen style Hausboote, an den Stegen vertäut lagen. Majid hatte Zeit, und trank erst einmal einen Kaffee mit uns, bevor er uns höflich seine Tour Optionen aufzählte. Wir entschieden uns für eine Tour, bei der man drei der Rehabilitation Stationen besucht und eine Nacht an Bord eines Hausboots im Dschungel übernachtet - und wurden nicht enttäuscht.

Schon am nächsten Tag ging es los. Morgens wurden wir direkt mit dem Klok Tok bei Moya abgeholt. An Bord waren neben Majid, der die Tour nur ausnahmsweise zum Spass als Guide machte (normalerweise hat er seine Jungs), der Fahrer, eine Köchin, ein Maschinist und der Kanadier Will, der spontan einen Tag mitfahren wollte. Ein Boat Boy blieb bei Moya, um aufzupassen. Während so eine Tour in vielen anderen Ländern unbezahlbar wäre, können wir uns das in Indonesien leisten, 400€ kostete der Spaß für uns alle zusammen, inklusive Eintrittsgelder, Essen und Trinken. Mit dem an Bord kommen, konnten Christian und ich uns zurück lehnen und relaxen. Die Kinder fanden das Hausboot super, denn an Deck waren zwei große Matratzen ausgebreitet auf denen sie hervorragend herumtoben konnten. Nachts wurden die Matrazen dann mit Fliegennetzen zu Himmelbetten umgebaut, so dass wir auf dem Fluss Mitten im Dschungel übernachten konnten. Mit Anbruch der Dunkelheit wurden die Dschungelgeräusche lauter, wir hörten Zirpen, Rascheln, Rauschen, Quaken und vieles undefinierbare. Morgens wurden wir vom Gebrüll der Nasenaffen geweckt, die neben uns in den Bäumen spielten. Insgesamt sahen wir überraschend viele Tiere unterwegs auf dem Fluss und bei den insgesamt drei kleinen Wanderungen am Tag und einer Nachtwanderung durch dem Dschungel: Taranteln, Gekos, Glühwürmchen, Langnasenaffen, Gibbons, Makaken, Wildschweine, Kingfisher, Riesenameisen, Stabheuschrecken, Schmetterlinge in allen Farben und natürlich auch die Orang-utans.

Treffen mit unserer roten Verwandtschaft

Vom Kumai Fluss bogen wir ab in einen Seitenfluss, den Sekonyer Fluss. Es ist wesentlich schmäler aber genauso kaffeebraun, rechts und links ragen Palmen und andere Bäume ins Wasser. In der Mitte des Flusses kamen uns immer wieder kleinen Pflanzeninseln entgegen. Wir schmunzelten über die blaue Verkehrsschilder an den Flussbiegungen, die dem Flussverlauf mit weißen Linien abbilden. In Indonesien sind Verkehrsschilder absolute Mangelware, noch seltener sind eigentlich nur noch Ampeln. Aber hier, wo man ganz sicher nicht verloren gehen kann, ist der Weg exzellent ausgeschildert. Während das Klok Tok dem Fluss hinauf tuckerte wurden wir bekocht mit indonesischen Köstlichkeiten. Wir machten noch einen kurzen Abstecher in ein Dorf und waren dann um kurz nach 15 Uhr auf dem Weg zur ersten Rehabilitations-Station. Auf Plattformen warteten dort schon aufgeschnittene Ananas darauf, dass die roten Menschenaffen kommen würden und davor noch ungefähr 30 Touristen. Die meisten waren bewaffnet mit riesigen Kameras, anschlagbereit, falls ein roter Zottel zwischen den Bäumen hervorlugt. Die Park Ranger saßen daneben und riefen immer wieder in den Wald hinein, um die Orang-Utans anzulocken. Ich bin mir zwar nicht so sicher, ob das half und denke das Rufen war eher kontraproduktiv.

Nichts regte sich und nach einer halben Stunde schon gaben die ersten auf und wanderten zu ihren Klok Toks zurück. Die Regenzeit ist auch Früchtezeit, deshalb finden die roten Zottel ihr Essen einfach im Wald und haben manchmal keine Lust auf Touris. Nach einer Stunde war immer noch nichts zu sehen. Wir waren mittlerweile mit Will und den netten Österreichern Kathi und Harry allein. Da raschelte es, die Äste bewegten sich und eine Orang-Utan Dame mit Baby kam langsam durch die Bäume geklettert. Wenig später kamen noch weitere insgesamt acht Weibchen, ein Männchen und drei Babies an die Futterstelle. The Show was ours! Es war umwerfend zu sehen mit welcher Kraft sich die Tiere mühelos durch die Bäume schwangen. Eine Hand blieb fast immer am Baum, auch wenn sie auf die Plattformen herunter kamen. Man sah Ihnen an, dass sie gegen ihre Instinkte arbeiteten, wenn sie Früchte vom Boden einsammelten. So schnell wie möglich wollten sie wieder in die sicheren Bäume hinauf. Wenn sie aber auf den Plattformen standen, war unsere Verwandtschaft unverkennbar. Für mich sahen sie aus wie Menschen mit zu langen Armen und roten Zotteln. Auch die Bewegungen waren denen von Menschen ähnlich: wie sie die Früchte aufhoben, mit dem Mund hielten, um beim Klettern die Hände frei zu haben, oder wie das Babyäffchen seiner Mutter das Obst hinhielt. Orang-Utans sind Einzelgänger, das Männchen bleibt nicht beim Weibchen und es gibt auch unter den Weibchen nur wenig Gruppenbildung. Nur die Jungaffen bleiben bei ihren Mütter bis sie sieben Jahre alt sind. Vermutlich kommunizieren sie deshalb wenig. Obwohl zwölf Tiere an der Fütterungsstelle waren, hörte man nichts. Interessant fand ich, dass die Tiere uns meist ihren Rücken zudrehten, als ob sie genervt sind, Zuschauer beim Essen zu haben. Manchmal sahen wir ihre Gesichter trotzdem, das war dann besonders toll, denn die Mimik ähnelt der unseren auch.

Auch heute hatten wir Glück, an beiden Camps sahen wir je zwei Orang-Utans. Diesmal mit mehr Publikum, maschinengewehrähnlichen Fotografiergeräuschen und traurigerweise Biltzlichtgewitter, was die Tiere ganz offensichtlich störte. Auch der Gibbon, der sich einige der Bananen klaute, wurde schnell von den Blitzen vertrieben. Die Lernkurve von einigen Homo Sapiens scheint eindeutig flacher zu verlaufen, als bei unserer roten Verwandtschaft. Der kurze Besuch des Gibbon war trotzdem super, viel schneller und akrobatischer als die Orang-Utans war er unterwegs und ist geradezu durch die Luft gesegelt, so als ob es für ihn keine Schwerkraft gäbe.

Nach einem langen Tag sind wir eben mit vollen Bäuchen wieder bei Moya abgesetzt worden und finden, unser Treffen mit den Orang-Utans war ein großartiges Erlebnis.

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11.01.2019:
Comment from Dody
Oh, dass sie fuer die Birds-Nests jetzt auch kuenstliche Gebaeude schaffen wusste ich nicht! In Thailand - und meines Wissens auch Malaysia - werden (wurden) die in den Hoehlen gesammelt die meist am Meer liegen, ein ziemlich gefaehrliches Unternehmen bei dem es haeufig zu Todesfaellen kommt (naja, kam!).
03.01.2019 - 3°51,8' S / 112°33,2' O, Java Sea, Indian Ocean

2018 ends glamorous, 2019 starts exciting

Fotoshooting wie mit Rock Stars auf Bawean

Trotz des starken Winds in der Ankerbucht und der an ihrer Kette rüttelnden Moya wollten wir unsere Beine zum Jahresende noch einmal in Schwung bringen. Die Jungs brauchten Auslauf und den Capitano packte die Entdeckungslust. Bei Sonnenuntergang balancierten wir in einer Regenpause ins Dingi und waren im Nu mit Rückenwind über die Wellen bis an den Anleger des Dorfes gesurft. Ein Fischer war auch noch dabei sein Boot zu vertäuen. Er sprach kein Englisch, was ihn aber nicht davon abhielt uns beim Anlegen zu helfen, uns danach den besten Ort zu zeigen, wo Tilly nicht von Wind und Wellen unter den Holzsteg gedrückt wurde, und uns dann seinen Roller anzubieten, um ins Dorf zu fahren. Joshua kriegen keine 10 Pferde auf ein Moped und wir wollten ja ohnehin laufen, also ging es per Pedes aus dem Hafengelände. Wir kamen nicht weit, schon nach wenigen Meter, kamen die ersten bekopftuchten Frauen, die gerne ein Selfi mit den Jungs wollten. Bawean ist eine muslimische Insel und offensichtlich wenig touristisch, obwohl die bergig, grüne Insel mit den vorgelagerten Riffen bei besserem Wetter bestimmt wunderschön ist. So waren wir hier die absolute Attraktion.

Fast jeder begrüßte uns mit dickem Grinsen und „Hello Mista“. Immer wieder kamen Roller mit neugierigen Fahrern vorbei, die grade eben schon einmal an uns vorbei getuckert waren. Wir kamen an einer Sylvester Party vorbei, wurden mit einer Mischung aus Englisch und Bahasa Indoneasia begrüßt und nach den obligatorischen Selfies auch gleich eingeladen mit zu feiern. Verlockend, aber wir hatten Hunger und setzten unsere Suche nach etwas Essbarem fort. Auch Indra, ein hübsches 16 jähriges Mädchen, sprach uns an. Englisch ist ihr Lieblingsfach in der Schule und man sah ihr die Aufregung richtig an mit der sie sich mit uns unterhielt und uns später ihr Zuhause und ihre Familie vorstellte. Dann trafen wir Lena, die gerade mit dem Roller unterwegs war. Sie hielt an, fragte, ob wir Hilfe brauchten und ließ dann einfach ihr Gefährt stehen, um uns zum Dorfplatz mit den Essensständen zu begleiten. Lena ist auf Bawean Englischlehrerin, während ihr Mann und ihre drei Kinder auf Java leben. Sie waren gerade zu Besuch und natürlich kamen sie wenig später dazu, um uns Touris zu sehen. Lena organisierte unser Essen, Baskso, gebratener Reis, frittiertes Hähnchen, Eistee und gefüllte Pfannkuchen. Unser Sylvesterdinner kostet umgerechnet unglaubliche 4 Euros. Ich war skeptisch wie unsere Mägen das Essen wohl verkraften würden, aber meine Zweifel waren unbegründet.

Während wir auf den schmalen Holzbänken saßen und aßen, kamen immer wieder neue Menschen, die sich gerne mit uns fotografieren lassen wollten. Manchmal fragten sie, manchmal stellten sie sich einfach dazu und drückten ab. Es muss hunderte von Fotos von diesem Abend auf Handys von unbekannten Menschen von uns geben. Scary! Und warum? Am Ende kam sogar noch der Polizeichef der Insel und begrüßte uns.

Spätestens seit Venezuela bin ich in fast jedem Land aufs Neue tief beeindruckt von der Herzlichkeit und Offenheit der Menschen, auf die wir vor allem abseits der touristischen Zentren trafen, wo die Dollarzeichen noch nicht in den Augen der Leute leuchten. Und jedes Mal frage ich mich wieder warum das Klischee der genauen, gewissenhaften aber auch ernsten, grimmigen und steifen Deutschen halt doch oft ein bißchen stimmt. Wo wird einem denn schon in Zentraleuropa ernsthaftig auf der Straße von Unbekannten Hilfe angeboten, ganz zu Schweigen von einer Einladung zur Neujahrsfeier? Zumindest ich bekam auch schon irritierte Gesichter als Antwort auf ein Lächeln auf der Straße in europäischen Städten. Das ist zum einem wirklich schade, zum anderen schätzen wir aber unsere Erfahrungen dadurch umso mehr.

Der Wind trieb uns zurück an Bord. Gegen den Wind und die Wellen durch die Bucht wurde mit Tilly zum nassen Abenteuer. Obwohl es nicht regnete, waren wir alle bis auf die Unterhose durchnässt als wir wieder an Bord standen. Dann warteten wir auf das neue Jahr, klassisch mit Spielen und Dinner for One. Ein kleines Feuerwerk gab es dann auch, abgeschossen vom über Bord hängenden Besenstiel. Zum Glück hatten wir auch eine Wunderkerze, denn der Wind fegte jede andere Flamme sofort aus.

Bali - Borneo: eine unserer härtesten Passagen

Andere Segler beschreiben diesen Teil ihrer Reise oft mit Leichtwindsegeln und Motorsegel wegen Flaute. Bei uns war das ein klein wenig anders. Anstatt im Sommer mit leichten südöstlichen Winden zu segeln, kämpften wir direkt gegen den Nordwestmonsun, die Wellen und die Strömung. Die entgegen rauschende See war teilweise beträchtlich, so hoch, dass ich auf der Luvseite stehend nicht mehr über die Wellenkämme schauen konnte. Es war nach Kolumbien unsere höchste See, nur dieses Mal von schräg vorne, anstatt von achtern, was das vorankommen schlichtweg ungemütlich machte. Selbst mit unserer starken Maschine kommt man unter diesen Bedingungen nur noch sehr langsam voran - wir versuchten es in den Windpausen zwischen den Gewitterzellen immer wieder. Um vorwärts zu kommen, mussten die Segel raus und der Sturm abgewettert werden.

Die Squalls und Gewitterzellen hier sind so stark wie wir sie bisher noch nirgends erlebt hatten. Aus dem Nichts entstand gestern Nacht eine Monsterzelle mit 15 bis 20 Meilen Durchmesser und über 50 Knoten Wind - fast Orkanstärke! Im Anfangsstadium gingen wir ins dritte Reff und waren einmal mehr froh über die Stärke unseres Riggs und Moya, die anstatt zu stampfen, großteils elegant über die Brecher glitt. Mit über 7 Knoten fegte sie trotz der Wellen Richtung Norden. Natürlich war im Schiff nichts mehr da wo es hin gehörte, alles was nicht niet- und nagelfest war purzelte herum. Bei über 30° Lage fliegen dann auch schon mal die Becher aus den sonst sicheren Halterungen. Auch gestern jagten die Squalls einander. Meist schrammten wir am Rande vorbei. Manchmal mussten wir durch, was von beiden eintraf, wussten wir immer erst hinterher, da die Wolken sich in minutenschnelle bilden und verändern. Die Segel blieben in den Pausen sicherheitshalber gerefft, auch wenn wir dann langsamer voran kamen.

Bei diesen Bedingungen konnten wir trotzdem nicht mehr mit kochendem Wasser hantieren, deshalb gab es Hefezopf und frisches Brot, die ich noch vor der Abfahrt gebacken hatte. Abgespült habe ich nachts um 3 Uhr, weil ich ohnehin wach war und weil es gerade eben ging nach dem letzten Squall. Die Kinder sind natürlich alles andere als begeistert, weil Spielen nur sehr eingeschränkt möglich ist, und seit einen Salzwasserspritzer durchs offene Fenster auch noch unser Radio die Biege gemacht hat und nun selbst Hörbücher out sind. Da muss dann auch mal das iPad helfen, aber das geht eben auch nicht den ganzen Tag. Alle freuen sich also aufs Ankommen.

Heute nacht nutzen wir die Winddrehung nach Norden, um ein bißchen westwärts zu segeln. Wir hatten bei dem NW Wind das NNW gelegene Kumai nicht anhalten können und müssen jetzt zusätzliche 100 Meilen westwärts segeln. Das ging ganz gut, bis zu dem nächsten heftigen Squall, der die Winde wieder komplett durcheinander brachte und uns auf der Stelle hin und her zu fahren ließ, ohne eine Meile voranzukommen. Im Morgengrauen kamen wir heute an der Küste Borneos an. Momentan herrscht im Schutz der Insel weitgehende Ruhe (vermutlich die vor dem Sturm), so dass Henry gerade arbeitet. Bis Morgen früh sollten wir es trotzdem bis in den Kumai Fluss, unserem Ziel, geschafft haben.

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