Letzte Position:
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Breite:
44° 50.5' N
Länge:
13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15 UTC+2
Wettermeldung:
vom
13.08.2019 11:45 UTC+2
31 °C
Schwache Brise aus Nordwest
25.09.2018 - Luganville, Espiritu Santo, Vanuatu

Besuch in der Millennium Cave, Indiana Jones style

Die Millennium Cave wurde erst im Jahr 2000 entdeckt, daher rührt auch ihr Name. Sie liegt nördlich von Luganville im Dschungel, mitten im Nirgendwo. Mit dem Auto kann man sich ca. 15 km hinein in den Dschungel bringen lassen, bis die Straße endet, von hier gelangt man nur noch zu Fuss zu dem kleinen Fluss der durch die Höhle fließt. Nachdem man die Höhle durchquert hat folgt man dem Flusslauf, erst über Felsen und Geröll, dann schwimmt man im Fluss bis man aus dem Canyon hinausklettert und zurück in die Zivilisation wandert. So etwa lasen wir die Beschreibung in unserem Cruising guide und fanden, dass sich das total gut, aber irgendwie nicht so richtig kindertauglich anhört. Im Netz fanden wir auch keine weiteren Informationen, ob man die Tour mit Kids machen kann, und gingen dann lieber auf Nummer sicher. Das war auch besser so, hieß aber, nur ein Erwachsener konnte mitmachen. Der Capitano ließ mir ganz Gentleman-like den Vortritt, ich bekam also kinderfrei.

Während die Kinder und er den Tag am Pool des Beachfront Hotels verbrachten, vor dem wir vor Anker lagen, ging ich morgens unter schwerem Protest der Kinder von Bord und wurde von einem Taxi am Hotel abgeholt. Am Tour-Office der Millennium Tours traf ich meine Mitstreiter und bekam einen kurzen Überblick über den Tagesablauf, vom Sohn des Landlord höchstpersönlich. Dann ging es über Holperpisten, an alten Flugfeldern vorbei, weiter in den Dschungel. Die „Straße“ wurde immer schmaler, die wassergefüllten Löcher immer tiefer, die Matschpfützen immer größer, bis an einer Steigung das Auto zum stehen kam. Der Reifen war platt. Ich hatte mich schon unterwegs die ganze Zeit gefragt, ob wir wohl ankommen würden, die 4-Rad betriebenen Pickups, die an uns vorbei fuhren, waren eindeutig besser für dieses Terrine geeignet als unser Kleinwagen. Naja, halb so wild, wir waren ja schließlich zum wandern da und weit konnte es nicht mehr sein. Wir liefen also bis zum Dorf, wo die anderen schon mit langen Gesichtern auf uns warteten.

Das Dorf war wie ausgestorben, keiner da, auch der Guide nicht, der uns führen sollte. Der Fahrer telefonierte und wir erfuhren, dass alle im Dorf heute nicht arbeiten würden, gestern nacht sei jemand gestorben. Aha!? „Und jetzt?“ Der Fahrer telefonierte weiter und ging dann in Deckung. Wir warteten erst mal, irgendwann hieß es dann jemand aus dem Nachbardorf komme. 30 Minuten später war immer noch niemand da. Wir bohrten weiter und bekamen zur Antwort der Eigner selbst ist unterwegs aus Luganville. Ich überlegte: Mhm. Die Tour dauert ca. 6 Stunden, jetzt ist es bereits 10:15 Uhr und es dauert mehr als eine Stunde mit dem Auto hierher. Da wird es wohl knapp wenn wir noch bei Tageslicht zurück sein wollen, denn um 17:30 Uhr ist die Sonne weg. Es dauerte noch über eine Stunde bis ein Pickup auftauchte. Drin saßen tatsächlich der rundliche Eigner und eine zweite Person. Sie stiegen aus. Ohne Hallo, hieß es „Go! Follow him!“ Wer „him“ ist haben wir den ganzen Tag nicht erfahren, er guckte so grimmig, dass wir ihn auch besser nicht ansprachen - freiwillig war him sicher nicht da. Auch der Landlord war nicht gesprächig, was wir, hauptsächlich Mädels, locker ausglichen, jetzt da es endlich los ging.

Über schmale Pfade wanderten wir hinein in den Dschungel, der Boden war aufgeweicht und ziemlich matschig, es ging leicht bergauf. An Wegkreuzungen warteten wir, wie ich bald herausfand nicht auf die anderen, sondern auf den am Ende laufendem Eigner, der ganz offensichtlich der Einzige war, der den Weg kannte - ach herrje! An einem Bach rutschten wir den Hang hinunter bis zu einer aus losen Bambusrohren bestehenden Brücke. Spätestens jetzt war ich froh ohne die Kinder unterwegs zu sein. Danach waren wir dann auch schon bald im Dorf, wo wir Schwimmwesten bekamen und die Ansage nur das Lunchpaket mitzunehmen. Da ich bereits befürchtete, nicht mehr so schnell an meine Sachen zu kommen, nahm ich lieber auch Wasser und meine Unterwasserkamera mit (tatsächlich wäre eine wasserdichter Beutel weit besser gewesen, als die Sachen einzeln herumzutragen). Nach dem kurzen Stopp ging es noch tiefer in den Urwald hinein, es gab keine Anzeichen mehr von menschlicher Behausung, nur noch dichtes grün und zum Glück einige Holzleitern, die an den steilen und besonders schlammigen Stellen für uns Touris installiert worden sind. Sie waren zwar nass und glatt, halfen aber trotzdem. Nach knapp zwei Stunden trekking im Wald, und einer kurzen Mittagspause - stehend im kalten Bachwasser - fiel der Weg steil ab, es ging in einen Canyon hinein. Eine Leiter grenzte jetzt an die nächste. Unten am Bach ging es über und unter riesigen Felsen hindurch, bis wir ganz plötzlich vor dem gigantischen Höhleneingang standen, 50 Meter hoch - wow. Am Eingang der Höhle, dort wo noch Tageslicht hereinfällt, konnten wir die Decke erkennen und die Vögel die hier in den weißen Höhlenwänden nisten. Trotz des kleinen Flusses, der durch die Höhle fließt, war die Luft überraschend trocken. Es gab auch keine Stalagmiten oder Stalaktiten. Wir stiegen hinab in den Fluss und suchten mit Taschenlampen bewaffnet im teilweise hüfttiefen Wasser unseren Weg durch das Dunkel. Nur jeder Zweite hatte eine Lampe und der Guide war bald verschwunden, so dass wir ziemlich auf uns allein gestellt durch die Höhle irrten. Manchmal versank ich tiefer im Wasser als angenommen oder übersah Steine, automatisch kam mir der Gedanke „was, wenn ich hier das Bein breche?“ Plötzlich standen wir dann vor einem Wasserfall, der sich aus der Höhlenwand ergoss. Phänomenal! Nach einer halben Stunde im Dunkel, tauchte ein weißer Spalt auf, der Ausgang.

Von nun an liefen wir im Flussbett, an Stromschnellen stiegen wir die riesigen Felsen hinauf und kletterten wieder hinunter. Seile und in den Stein gehauene Eisen halfen uns. Es machte mir riesig Spaß, aber einige Teilnehmer und auch der Eigner strauchelten ziemlich und waren froh als das Wasser im Canyon tiefer wurde und wir mit der Strömung schwammen und trieben. Kleinere Wasserfälle fanden ihren Weg die fast surreal wirkenden Wände hinab und schließlich ergoß sich aus vielleicht 30 Meter Höhe das Wasser in den Fluss - Dschungel wie aus dem Bilderbuch! Als der Landlord von hinten „Stopp“ rief, ruderten wir an die Seite und machten uns an den steilen Aufstieg zurück zum Dorf. Eine der letzten Leitern war zusammengebrochen, an einer Stelle wo sie bitter nötig gewesen wäre. Die Vorhut kletterte mühevoll, immer wieder abrutschend, nach oben, wo wir uns um den Rest unseres Teams sorgten. Alle waren schon müde und dieses steile Stück hatte es echt in sich. Fast senkrecht ging es nach oben, mit nur wenig Möglichkeiten zum festhalten oder sicheren Halt zu finden. Mit Hilfe eines Seils waren nach einer Stunde alle glücklich oben, auch wenn der Galgenhumor ausgepackt wurde, ob das Seil nicht eher zum Aufhängen bei Aufgabe gedacht war. Nur noch 10 Minuten trennten uns nun vom Dorf, einer Tasse Kaffee und den süßen lokalen Bananen. Kurz vor Sonnenuntergang wollten wir ins Auto steigen. Aber unser Fahrer war weg. Ein anderer lud uns mit in seinem halb leeren Bus ein und erklärte, dass unser Fahrer gedacht hätte wir bleiben über Nacht - naja!?

Auch wenn die Organisation eine Katastrophe war, die Tour war einzigartig und vermutlich nur hier machbar, denn in fast jedem anderen Land wären die Sicherheitsanforderungen deutlich höher. Unter normalen Umständen ist vermutlich auch mehr Hilfe von den Guides zu erwarten. Ich bin froh dabei gewesen zu sein. Für Kinder bis mindestens 14 Jahren ist das Ganze aber ganz sicher nichts.

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