Letzte Position:
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Breite:
44° 50.5' N
Länge:
13° 50.5' O
Ort:
Veruda Marina, Pula, Kroatien
Datum/Uhrzeit:
13.08.2019
12:15 UTC+2
Wettermeldung:
vom
13.08.2019 11:45 UTC+2
31 °C
Schwache Brise aus Nordwest

Bord Routine bei einer Weltumsegelung mit kleinen Kindern

Passagenplanung

Nicht nur die Tide bestimmt den Tagesablauf, sondern auch die Kinder. Bei unseren Erwachsenentörns sind wir oft tagsüber weite Strecken gefahren. Mit den Jungs haben wir das zunächst auch ausprobiert. Bei kürzeren Strecken ist das auch kein Problem, nur wenn die Kids große Teile des Tages an Bord verbracht hatten war zumindest Joshua unausgeglichen. Wir sind deshalb bei längeren Hüpfern dazu übergegangen erst gegen Mittag zu starten, in die Nacht hinein zu segeln und dann nachts anzulegen, wenn das möglich war. Wenn die Strecke noch weiter war sind wir nach dem Abendessen losgefahren und haben die Kinder unterwegs ins Bett gebracht. Das hatte den Vorteil, dass die beiden sehr schnell einschliefen und wir sie sicher wussten während wir durch die Nacht gesegelt sind. Am nächsten Morgen nach dem Anlegen gehörte der Tag den Kindern. Bei mehrtägigen Passagen hilft diese Strategie natürlich nicht, hier fanden wir einen geregelten Tagesrhythmus hilfreich (Details im letzten Abschnitt dieser Seite).

Bordroutine mit Baby

Rückblickend würde ich sagen, dass es nicht so herausfordernd war, ein Baby an Bord zu haben, wie ich anfangs dachte. Da Jonathan sich mit 3 Monaten noch nicht bewegte, war er glücklich, wenn wir in der Nähe waren. Während des Segelns saß er oft fest angegurtet in seinem MaxiCosy im Cockpit oder schwang in seinem Babybettchen, das wir im Saloon aufgehängt hatten. So sah er uns immer, wir konnten mit ihm Spielen und er war gleichzeitig in Sicherheit.

Zu dieser Zeit verließen wir den Hafen bei schwerem Wetter nicht und segelten meist nur Ein- oder Zweitagesetappen, wenn die Wettervorhersage gut war. Trotzdem segelten wir im Westwindgürtel und wollten nach Western, so dass wir bei der Überquerung des Ärmelkanals und der Biskaya den Wind fast immer auf Moyas Nase hatten. Das Boot war oft geneigt und schaukelte in den Wellen.

Am Anfang war das Stillen unter diesen Bedingungen eine Herausforderung, bis ich herausfand, dass es im Liegen gut funktionierte, wenn ich mich in einer Lee Koje gegen den Rumpf lehnte und Jonathan gegen mich. Auch Windeln wechseln war manchmal schwierig wenn es ruppig war. Eine U-förmige Wickelauflage auf unserem Bett funktionierte am besten, um zu vermeiden das der Kleine durchs Schiff purzelte. Christian musste manchmal einspringen, wenn mir schlecht wurde, er ist weniger anfällig für Seekrankheit.

Mit Baby an Bord haben wir mit Moya hauptsächlich in Häfen oder Marinas gelegen, so dass wir an Land gehen konnten. Ich fühlte mich ein wenig unwohl mit dem Dingi und dem kleinen Baby an Land zu tuckern, bis Jonathan dann sitzen konnte. An Land nahmen wir entweder unseren Kinderwagen mit, um in der Stadt herumzulaufen, oder unseren Bollerwagen, in den beide Jungen passten, wenn Joshua zu müde war, um zu gehen.

Bordroutine mit Kleinkindern

Jetzt nehmen wir nur noch den Schultergurt mit wenn wir wandern gehen und haben Roller und Laufrad für die Stadt. Kürzere Distanzen werden von beiden nun 3 und 5 jährigen Jungs leicht gemeistert.

Da die Kinder es lieben mit dem Dingi zu fahren und wir jetzt die Karibik und den Südpazifik erkunden, haben wir auch unsere Angewohnheit geändert, in Marinas zu gehen und gehen stattdessen die meiste Zeit vor Anker. Für die Jungs ist das jetzt viel schöner, da sie direkt in Wasser springen können, wenn es zu heiß ist oder der Energiepegel zu stark anstiegen ist. Außerdem kann man sich beim Ankern einfach an die schönsten Orte stellen.

Tagesablauf auf Passage

Während unserer Atlantiküberquerung waren wir 19 Tage und Nächte auf See, mit wenig Wind und mäßiger Welle. Bei unserer Pazifiküberquerung sogar 36 Tage ohne Unterbrechung. Die Kinder haben sich schnell an das Leben an Bord gewöhnt. Bei diesen langen Passagen akzeptierten sie Moya als ihr schwimmendes zu Hause, sie lebten nun eben auf dem Wasser und dachten nur wenig an Aktionen an Land. Die Frage "Wann sind wir da?" stellten sie meist nur zu Beginn der Passage. Während der Nacht waren sie sich bewusst, dass einer der Erwachsenen immer wach war. In der Nacht rief Joshua weder nach Mama noch Papa, sondern "wer ist wach?".

Wir haben großes Glück, dass die Jungs auf See nicht krank werden und wir uns auf die tägliche Routine konzentrieren können. Bevor wir den Atlantik überquerten, diskutierten wir immer wieder, ob wir zusätzliche Crew an Bord nehmen sollten, um Unterstützung für die Wachen und Haushaltsaufgaben zu bekommen. Der enge Raum mit wenig Privatsphäre und die Tatsache, dass wir einen Fremden mitnehmen hätten müssen führten dazu, dass wir uns dagegen entschieden und als vierköpfige Familie den Ozean überquerten.

In der Nacht bedeutete das, dass Christian und ich die Wachen in 3 Stunden Schichten machten. Ich ging mit den Kindern ins Bett, sobald die Sonne unterging, begann um elf Uhr mit meiner ersten Wache und um fünf oder sechs Uhr morgens mit meiner zweiten. Am Morgen waren die Kinder bei Sonnenaufgang wach und teilten mit mir die letzte Nachtwache, bevor wir zwischen 8 und 9 Uhr als Familie frühstückten.

Zu dieser Tageszeit spielten wir oft Brettspiele oder lasen Bücher. Während des Tages hatten wir keinen festen Zeitplan für die Wachen. Da wir hauptsächlich mit der Windfahne unterwegs waren, gab es viel Zeit zwischen dem obligatorischen Rundumblick für andere Dinge. Die Zeit verging schnell beim Spielen mit Brettspielen, Lego und Magneten, Malen, Lesen, Tanzen, Backen, Kochen, Windeln waschen, Fischen, Navigieren und Funken. Wenn die See rau war, begannen die Kinder Geschichten auf CD zu hören oder sie schliefen, obwohl sie das an Land oder vor Anker nicht mehr machen. Zum Glück hatten sie nie Angst oder hatten Probleme Schlaf zu finden. Ich hatte immer den Eindruck, dass die Kinder das Leben auf See geniessen.

Mehr Details findet ihr im Logbuch zu den Themen Segeln mit Kindern, Kinder an Bord und Landausflüge mit Kindern.