Schwimmen mit den Haien durch den Fakurava Südpass
Auch wenn man im Sand ankert, liegen hier auf den Atollen dazwischen immer wieder Korallenköpfe, an welchen die Kette vorbeikommt. Spätestens bei der nächsten Winddrehung ist dann vorprogrammiert, dass sich die Ankerkette ganz nett um die Korallenköpfe legt und sich dabei unter den Korallen verklemmt. Für die Korallen ist so eine scheuernde Ankerkette natürlich alles andere als gut, und auch für uns wird es äußerst unangenehm, wenn ein bißchen Schwell aufkommt. Moya reißt dann mit ihrem gesamten Gewicht an der viel zu kurzen, unnachgiebig verklemmten Kette, so dass enorme Kräfte auf die am Bug befindlichen Teile herrschen. Wir, die normalerweise Mooring Bojen eher aus dem Weg gehen, waren gestern ganz froh, als eine Boje frei wurde und wir unsere Lady umlegen konnten. Die Bojen hier sehen gut aus mit starken Seilen und waren offensichtlich gut gewartet. Die Dinger sind sonst wie eine Wundertüte, man weiß nie so richtig auf was man sich einlässt. Gut installiert halten sie mehr als unser Anker, aber wer weiß schon bei Festmachen, ob die Boje stabil im Untergrund verankert oder die Seile unter Wasser schon verrottet sind. Zu viele Geschichten über losgerissene, frei driftende Boote poppen da im Kopf auf -manch einer hat so schon sein Schiff verloren. Bevor Moya an den Ball kam, inspizierten wir ihn erst mal. „Alles gut, wir sind ja in Frankreich“ meinte der Capitano. - Ja, und außerdem noch in einem durch die UNESCO klassifizierten Bioreserve, hier müssen die sich mit den Bojen Mühe geben.
Das gesamte Fakurava Atoll ist in Schutzzonen unterteilt, um dieses besondere Ökosystem zu schützen. Hier am Südpass durften wir selbst diese atemberaubende Welt besuchen. Alle 6 Stunden ändern sich die Strömungsverhältnisse im Pass, ein und ausströmendes Wasser wechseln sich ab, unterbrochen durch wenige Minuten Stillwasser. Viele Fische suchen diese Nische, Schwärme von verschiedenster Arten schwimmen in den Strömungen mit dem hohen Nährstoffgehalt. Dazu gehören auch die Zackenbarsche, die eigentlich solitär unterwegs sind, kommen sie jedes Jahr im Juni/Juli zu zig Tausenden in den Fakurava Südpass, um sich bei Vollmond zu paaren. Bis es soweit ist, verweilen sie im Pass und versuchen durch ihre gute Tarnung am Grund zwischen den Korallen zu überleben. Denn nicht nur sie kommen, sondern auch, durch das hohe Nahrungsangebot angelockt, Scharen von Haie. Der Pass ist berühmt für die Wall of sharks, Haie so dicht, dass sie wirken wie eine Wand und entsprechend viele Taucher sind hier unterwegs. Tagsüber ohne Probleme, da die Haie nachts jagen und ohnehin normalerweise vor Menschen Angst haben.
Nachdem der Wind etwas abgeflaut war, schnappten wir Tilly und tuckerten zu Stillwasser in den Pass. Da anschließend der Flutstrom in die Lagune drücken würde, würden wir Schlimmstenfalls in das Atoll hineingespült. Mit den Kindern im Beiboot und der Leine am Arm schwammen Christian und ich an der Wasseroberfläche durch den Pass. Wer hätte gedacht, dass wir mal in durch Haie verpestetes Wasser schwimmen würden? Zumindest mir erschien das noch bis vor Kurzem unvorstellbar. Wir hatten nur wenig Zeit, denn nach 10 Minuten begann schon der Strom einzusetzen und wurde dann immer stärker. Es reichte aber um die großen Tiere 20 Meter weit unter uns am Grund des Passes auf und ab schwimmen zu sehen - zu Dutzenden. Trotzdem gut, dass wir nicht näher dran waren.
Nachdem wir fast bis in die Lagune gespült worden waren, legten wir bei dem kleinen Tauchladen an. Direkt in Passmitte an einer vor der Strömung geschützten Stelle, über einem flachen Riff lagen die Stege. Es war der optimale Ort mit den Kindern zu schnorcheln, in Fischschwärmen zu schwimmen, die vielen bunten Fische zu beobachten und die Blacktip Riffhaie zu bewundern. Joni: „Sind die Haie giftig?“ -Nein - „Kann man die Essen?“ - schön wie einfach so ein Kindergehirn noch funktioniert. Auch Joshua fand sie gut und versuchte ganz aufgeregt hinterher zu schwimmen. Die Bajka Jungs waren auch mit beim Schnorcheln, so dass danach noch ordentlich geräubert wurde. Eine richtige kleine Gang aus vier glücklichen Jungs war da am Start und als es dann auch noch Pfannkuchen für alle gab, waren sie im siebten Himmel - und wir Erwachsenen irgendwie auch.